Donnerstag, 12. Dezember 2013

Vorsicht vor frischem Triebschnee, speziell in schattigen, sehr steilen Hängen

Die relativ lange Kältephase zwischen dem 24.11. und 27.11.2013 hat sich zumindest in schattigen Lagen ungünstig auf die Schneedecke ausgewirkt. Dort, wo vor dem Eindringen der Kaltfront am 06.12. nur wenig Wind wehte, fand man eine aus kantigen Kristallen aufgebaute, lockere Altschneeoberfläche. Inzwischen haben sich durch starken bis stürmischen Wind sowie Neuschnee neue Gefahrenstellen in Form von frischen Triebschneepaketen gebildet. Am leichtesten lassen sich diese im Sektor WNW über N bis ONO überall dort stören, wo die Altschneeoberfläche vor dem Einschneien aus den erwähnten kantigen Kristallen bestanden hat. Durch die Temperaturinversion Anfang dieser Woche konnte sich in Kaltluftseen teilweise auch Oberflächenreif halten, der ebenso als ideale Gleitfläche für frischen Triebschnee dient. Vermehrt trifft man Triebschneepakete derzeit im Norden und Osten Nordtirols, weil es dort mit bis zu 20cm  am meisten geschneit hat.
 
Die Schneeoberfläche war vor der am 05.12. nachts eindringenden Front in schattigen, bisher windberuhigten Lagen häufig locker und  aufbauend umgewandelt. (Kitzbüheler Alpen, 01.12.2013)
Mancherorts hat sich auch Oberflächenreif gebildet, der ab Anfang Dezember durch die warmen Temperaturen in mittleren Höhenlagen meist zerstört wurde. Vermehrt anzutreffen ist dieser aufgrund der kürzlich beobachteten Temperaturinversion noch in typischen Kaltluftseen. Hier ein Bild vom Rofan, am 27.11.2013, als es noch sehr kalt war.
 
In höheren Lagen war die Schneedecke vor Eindringen der Kaltfront bereits massiv vom Wind beeinflusst, in besonnten Hängen fand man bis weit hinauf einen dünnen Harschdeckel, der sich während der warmen Tage Anfang der Woche gebildet hat. In diesen Bereichen ist der frische Triebschnee meist recht gut mit der Altschneeoberfläche verbunden. Dennoch sollten in hohen und hochalpinen Regionen frisch eingewehte Bereiche im kammnahen, sehr steilen Gelände aller Expositionen möglichst gemieden werden.
 
Eine stark vom Wind beeinflusste Schneedecke am 27.11.2013 in den Nördlichen Stubaier Alpen
 
 
 
Spitzenwert der Böen am 06.12.2013 in Tirol bei der Station Lampsenspitze in den Nördlichen Stubaier Alpen mit 160 km/h
 
Schattseitig findet man zudem in der Schneedecke in einem Höhenbereich zwischen meist etwa 2000m und 2500m (lokal wie z.B. in den Südlichen Ötztaler Alpen bis zu 3000m) dünne Regenkrusten vom 23.10. und 06.11., in dessen Bereich sich kantige Kristalle gebildet haben. Vereinzelt ist dort im sehr steilen, schattigen Gelände eine Auslösung von Schneebrettlawinen insbesondere durch große Zusatzbelastung denkbar.