Freitag, 16. Dezember 2016

Impressionen der vergangenen Zeit – weiterhin kaum Schnee in Sicht – aufbauende Umwandlung der Schneedecke

Seit inzwischen mehr als zwei Wochen dominiert ein kräftiges Hochdruckgebiet das Wettergeschehen in Tirol. Dieses wurde am 12.12.2016 nur kurz von einer schwachen Kaltfront unterbrochen. Am meisten Schnee fiel dabei im Unterland mit bis zu 20cm.


Auffallend war neben diesem Schneefall auch kräftiger Windeinfluss Anfang Dezember, der zu großen Schneeumlagerungen in der Höhe führte.

Wetterstation Kals in Osttirol: Weitgehend Hochdruckeinfluss mit durchwegs trockener, teils kalter, teils warmer Luftmasse. Gut erkennbar der kräftige Windeinfluss Anfang Dezember sowie Nordföhn mit Kaltfront am 12.12.

Bild von den Osttiroler Tauern (Foto vom 29.11.2016)

Fast gleicher Bildausschnitt wie oben nach der Windperiode von Anfang Dezember (Foto: 06.12.2016)

Stark windgeprägte Schneeoberfläche in großen Höhen (Foto: 10.12.2016)

Die Schneemächtigkeit ist für die Jahreszeit unterdurchschnittlich, die Tourenmöglichkeiten weiterhin stark eingeschränkt.

Blick vom Glockturm in den Südlichen Ötztaler Alpen in Richtung Norden (Foto: 15.12.2016)

Ähnliches Bild in Osttirol: Blick Richtung Großvenediger (Foto: 11.12.2016)

„Steinslalom" in den Südlichen Stubaier Alpen (Foto: 05.12.2016)

Immer wieder ist auch Skitragen angesagt (Foto: 09.12.2016)

Die Skigebiete sind für die Weihnachtsferien gerüstet. (Foto: 07.12.2016)

Unsere Schneedeckenuntersuchungen zeigen verbreitet eine Abfolge von unterschiedlich mächtigen Krusten und lockeren Schichten. Die lockeren Schichten bestehen aus kantigen Kristallen, immer häufiger mischt sich Schwimmschnee dazu. Was noch auffällt: Dort, wo vor zwei Wochen die Schmelzkruste von Mitte November getragen hat, bricht man inzwischen häufig durch – ein weiteres Indiz der zunehmenden aufbauenden Umwandlung der Schneedecke. Das Problem der aufbauenden Umwandlung besteht inzwischen in allen Expositionen.

Schneedeckenuntersuchung im Bereich des Mischbachferners in den Südlichen Stubaier Alpen. Die Oberfläche ist massiv vom Wind geprägt, darunter findet man eine Abfolge von Krusten und lockeren Schichten (Foto: 05.12.2016)

Hier das zu oberem Bild gehörende Profil. Die Schmelzkrusten stammen vom Wärmeeinfluss im September sowie von Regenereignissen am 14.10., 25.10. und 16.11. und gefrierendem Nebel bei Südföhn.

Auch in besonnten Hängen fällt die aufbauende Umwandlung auf. Die oberste Schmelzkruste bildete sich aufgrund warmer Temperaturen zwischen dem 08.12. und 11.12.2016. Die darunter befindliche Kruste bildete sich während des Regens am 16.11. Beim Betreten dieser Schneedecke bricht man bis zum Boden durch.

Egal, in welchen Höhenlagen man unterwegs ist: Fast überall stößt man auf eine Abfolge von Krusten und aufbauend umgewandelten Kristallen. (Foto: 16.12.2016)

Schattseitig in Höhenlagen bis etwa 2300m hinauf, vermehrt in Talkesseln und in Bachnähe, beobachtet man die Bildung von Oberflächenreif.

Eindrucksvoll: die Größe der Kristalle!

Was die Lawinengefahr betrifft, so wurden uns seit Anfang Dezember keinerlei Lawinenabgänge gemeldet. Auch Setzungsgeräusche werden so gut wie nicht mehr wahrgenommen.

Bei den Stabilitätstests gibt es unterschiedliche Ergebnisse: Häufig fehlt über den Schwachschichten eine genügend mächtige gebundene Schneeschicht (das Schneebrett). Die Schneedecke ist in solchen Fällen spannungsarm. Es gibt dort derzeit kein Lawinenproblem.

Anders ist es in höheren Lagen, wo meist eine vom Wind beeinflusste, harte Schneeoberfläche mögliche Schwachschichten überlagert. Unsere Tests zeigen nach Trennen der (harten und häufig auch eher mächtigen) Schichten meist deren leichtes Abgleiten. Allerdings muss auch bedacht werden, dass das Gewicht eines Wintersportlers häufig nicht ausreicht, um diese Schichten zu stören. Je steiler das Gelände desto eher ist dies der Fall, v.a. dort, wo Übergänge von schneearm zu schneereich vorkommen. Weiters gehen wir davon aus, dass die Sprödigkeit dieser harten Schichten während der vergangenen Zeit deutlich abgenommen hat. Bis auf Weiteres ändert sich an dieser Situation wenig. Einzig die zunehmend aufbauende Umwandlung macht solche Schichten dünner und kleinräumig mitunter störanfälliger.

Sehr leicht zu erkennen und einzuschätzen hingegen sind frische Triebschneepakete, die derzeit nur in sehr geringem Maß vorhanden sind.

Lagert sich Triebschnee auf der aufbauend umgewandelten Schneedecke ab, ist dieser sehr störanfällig (Foto: 12.12.2016)

Kein Einzelfall mehr: Kunstschnee-Lawinen

Alpinisten, die Alternativprogramm zu Skitouren suchen findet dieses u.a. beim Eisklettern.

Eiskletterer in den Südlichen Stubaier Alpen in Aktion (Foto: 09.12.2016)

Wie schaut die weitere Entwicklung aus: An dem stabilen Hochdrucksystem ändert sich vorläufig nichts. Am Montag, den 19.12. könnte eine schwache Front zu unergiebigem Schneefall führen, der sich de facto nicht auf die Gesamtsituation auswirken wird. Die Schneedecke wird weiter aufbauend umgewandelt, die Voraussetzungen für nachfolgende, intensivere Neuschneezuwächse dadurch weiter verschlechtert.