Dienstag, 19. Dezember 2017

Mögliche Schwachschichten auch im besonnten Gelände beachten

Zusätzlich zu dem in vorigen Blogeinträgen bereits erwähnten, gebietsweisen Altschneeproblem im schattigen Gelände kristallisiert sich ein mögliches Altschneeproblem im besonnten Gelände heraus. Dies zeigen unsere Schneedeckenuntersuchungen, aber auch Lawinenereignisse (zum Teil mit Personenbeteiligung).
Betroffen ist derzeit am ehesten ein Höhenbereich zwischen etwa 2200m und 2600m. Dort hat sich während der langen kalten Witterung während des Novembers unterhalb einer Schmelzkruste eine Schwachschicht aus kantigen Kristallen gebildet. Im sehr steilen Gelände lässt sich diese Schwachschicht mitunter bereits durch geringe Belastung stören.
Schwachschicht unterhalb einer dünnen Schmelzkruste; Hohes Tor, Osttiroler Tauern; 2500m, Ost; 33 Grad
In größeren Höhen beobachteten wir beginnend von 2800m während des Novembers eine ähnliche Entwicklung. Aufgrund der meist beachtlichen Schneeauflage, aber auch aufgrund des massiven Föhnsturms um den 11.12. gehen wir dort von einer geringeren Störanfälligkeit aus. Dies trifft auch für die besonders schneereichen Regionen Tirols, speziell im Norden des Landes zu.
Das Problem konnten wir über ganz Tirol verteilt beobachten. Rückmeldungen (zusätzlich zu unteren Fotos) u.a. auch aus den Nördlichen Stubaier Alpen und den Tuxer Alpen.
Hier eine kurze Auswahl von Lawinenabgängen, die auf dieser Schwachschicht abgegangen sind.
Lawinenabgang oberhalb des Skigebietes Fiss, ca. 2500m; Süd (Foto: 13.12.2017)
Lawinenabgang Speikboden (Osttiroler Tauern). Man erkennt die Aufstiegsspur. (Foto: 18.12.2017)
Lawinenabgang Speikboden (Osttiroler Tauern). Man erkennt die Ausfahrtsspur. (Foto: 18.12.2017)
Zahlreiche Schneebrettanrisse in Osttirol (Foto: 16.12.2017)
Lawinenabgang Osttiroler Tauern (Foto: 16.12.2017)
Sonst noch berichtenswert:
Gleitschneelawinen haben sich in den schneereichen Regionen bei entsprechend steiler Sturzbahn vereinzelt zu Staublawinen entwickelt und können beängstigend groß werden. Schattseitig lässt sich die Schneedecke am ehesten dort stören, wo vor dem Föhnsturm um den 11.12. die Schneeoberfläche eher windberuhigt war und darüber nun gebundener Schnee lagert. Für die Jahreszeit haben sich bereits recht ausgeprägte Wechten gebildet. Eisfallkletterer sollten die Lawinengefahr nicht außer Acht lassen. Es liegt für die Jahreszeit inzwischen verbreitet überdurchschnittlich viel Schnee.
Gleitschneelawinen werden uns heuer noch länger begleiten. Kitzbüheler Alpen (Foto: 18.12.2017)
Schattseitig: Schneebrettlawine unterhalb des Venet. (Foto: 15.12.2017)
„Winterwonderland“ in den Nordalpen (Foto: 17.12.2017)