Freitag, 31. Dezember 2021

Silvester-Update zur Lawinensituation - Allmählicher Rückgang der Lawinengefahr

Warmfront führte zu hoher Lawinenaktivität


Kurzanalyse zur Warmfront

Die von der ZAMG vorhergesagte Warmfront vom 29.12. auf den 30.12. brachte in Nordtirol und im nördlichen Osttirol meist zwischen 15mm und 50mm Niederschlag. Der Schwerpunkt des Niederschlages lag dabei im Westen und Nordwesten des Landes. Etwas länger als erwartet schneite es anfangs noch, bis dann die Schneefallgrenze rapide stieg. Meist regnete es zwischen etwa 2300m-2500m hinauf. Kurzfristig lag die Höhengrenze auch darüber, so z.B. im Arlberggebiet, wo dies bis etwa 2800m hinauf der Fall war.


Niederschlagsverteilung in Tirol vom 29.12. auf den 30.12. Weniger Niederschlag als ursprünglich erwartet fiel v.a. im zentralen Teil Nordtirols sowie im nördlichen Osttirol.
Niederschlagsverteilung in Tirol vom 29.12. auf den 30.12. Weniger Niederschlag als ursprünglich erwartet fiel v.a. im zentralen Teil Nordtirols sowie im nördlichen Osttirol.


Begleitet war die Warmfront von stürmischem Wind auf den Bergen. Nun ist es für die Jahreszeit viel zu warm.


Station Erfurter Hütte im Rofan. Die Schneehöhe nahm aufgrund des Regeneinflusses vom 29.12. auf den 30.12. etwas ab. Der Wind war stürmisch. Nun ist es für die Jahreszeit extrem mild. Die Luft ist recht trocken. Die nasse Schneeoberfläche konnte während einer klaren Nacht etwas abkühlen.
Station Erfurter Hütte im Rofan. Die Schneehöhe nahm aufgrund des Regeneinflusses vom 29.12. auf den 30.12. etwas ab. Der Wind war stürmisch. Nun ist es für die Jahreszeit extrem mild. Die Luft ist recht trocken. Die nasse Schneeoberfläche konnte während einer klaren Nacht etwas abkühlen. 


Als Folge der Warmfront bildete sich vom 30.12. auf den 31.12. bodennaher, dichter Nebel.


Nebel über dem Inntal von der Nordkette aus gesehen.
Nebel über dem Inntal von der Nordkette aus gesehen.


Kurzfristig hohe Lawinenaktivität

Die höchste Lawinenaktivität ergab sich aufgrund von nassen, kleinen bis mittelgroßen Lockerschneelawinen. Dann folgten Gleitschneelawinen. Dann - v.a. in größeren Höhen - Schneebrettlawinen. Letztere konnten u.a. auch durch Sprengungen ausgelöst werden. Gute Sprengerfolge mit großen Lawinenabgängen gabs v.a. in den Skigebieten im Westen des Landes.


Die Pfeile zeigen auf Lockerschneelawinen aus extrem steilem Gelände, die während des Regens von selbst abgegangen sind. Kalkkögel. Nördliche Stubaier Alpen (Foto: 30.12.2021)
Die Pfeile zeigen auf Lockerschneelawinen aus extrem steilem Gelände, die während des Regens von selbst abgegangen sind. Kalkkögel. Nördliche Stubaier Alpen (Foto: 30.12.2021)


Völlig ausgeräumt - die Pimigspitze im Außerfern. Lockerschnee- und Gleitschneerutsche bzw. -lawinen. (Foto: 30.12.2021)
Völlig ausgeräumt - die Pimigspitze im Außerfern. Lockerschnee- und Gleitschneerutsche bzw. -lawinen. (Foto: 30.12.2021)


Schneebrettlawinen mittlerer Größe aufgrund von Lawinensprengungen in der Wilden Grube im Gletscherskigebiet Stubaier Gletscher (Foto: 30.12.2021)
Schneebrettlawinen mittlerer Größe aufgrund von Lawinensprengungen in der Wilden Grube im Gletscherskigebiet Stubaier Gletscher (Foto: 30.12.2021)



Lockerschnee- und Gleitschneelawinen unterhalb der Dawinspitze in den Östl. Lechtaler Alpen (Foto: 31.12.2021)
Lockerschnee- und Gleitschneelawinen unterhalb der Dawinspitze in den Östl. Lechtaler Alpen (Foto: 31.12.2021)


Eingekreist ist eine große spontane Schneebrettlawine, die auf einer am Gletschereis befindlichen Schwachschicht abgegangen ist. Weißkugel.
Eingekreist ist eine große spontane Schneebrettlawine, die auf einer am Gletschereis befindlichen Schwachschicht abgegangen ist. Weißkugel.


Nun frühjahrsähnliche Verhältnisse mit schlechter Schneequalität

Die Verhältnisse erinnern etwas an das Frühjahr: Eine in tiefen und mittleren Höhenlagen nasse Schneedecke, in höheren Lagen eine durch nächtliche Ausstrahlung vom 30.12. auf den 31.12 mit einem brüchigen Harschdeckel versehene Schneeoberfläche. Die Schneequalität ist entsprechend schlecht. Am besten zum Skifahren gehts aktuell tatsächlich auf den Pisten bzw. im sehr viel befahrenen Tourengelände.


Regenrinnen an der Schneeoberfläche. Obergurgl (Foto: 30.12.2021)
Regenrinnen an der Schneeoberfläche. Obergurgl (Foto: 30.12.2021)


"Gatsch" / Schneematsch auf 1600m (Foto: 30.12.2021)
"Gatsch" / Schneematsch auf 1600m (Foto: 30.12.2021)

Der Unterschied zum Frühjahr liegt allerdings in der zu dieser Jahreszeit nicht allzu intensiven Strahlung. Zudem dämpft aktuell recht trockenen Luft eine fortschreitende tageszeitliche Durchnässung. Deshalb, und auch wegen der bereits hohen Lawinenaktivität, erwarten wir trotz der sehr warmen Temperaturen nur mehr ganz vereinzelt feuchte Rutsche (am ehesten Gleitschnee) aus sehr steilem, besonnten Gelände.


Weitere Entwicklung

Aktuell schaut alles nach einem weiteren Rückgang der Lawinengefahr bei einer vorerst gleichbleibend schlechten Schneequalität aus. Gefahrenbereiche, wo Schneebrettlawinen ausgelöst werden können, gibts v.a. noch oberhalb etwa 2300m, vermehrt in sehr steilen Schattenhängen bzw. in Kammlagen in großen Höhen. Auszulösen ist dann v.a. der kürzlich entstandene Triebschnee. Ganz vereinzelt sind Auslösungen von Schneebrettlawinen auch im extrem steilen Gelände an schneearmen Stellen durch große Belastung in tieferen Schichten denkbar, dies ebenso zumindest oberhalb etwa 2300m, vermehrt im Sektor NW über N bis NO. Günstiger sind die Verhältnisse weiterhin ganz im Osten sowie im südlichen Osttirol.

Vorerst bleibt es noch warm. Anfang des Jahres wird es dann wieder feuchter. Ab Mittwoch soll es dann wieder (einmal) bis in tiefe Lagen schneien. 

Wir wünschen euch allen einen guten Rutsch sowie ein freudvolles und gesundes, rundes Jahr 2022!