Donnerstag, 28. November 2019

Überwiegend günstige Verhältnisse - vereinzelte Gleitschneelawinen in den schneereichen Regionen - frischer Triebschnee v.a. im Westen

Überwiegend günstige Verhältnisse

Zahlreiche Schneedeckenuntersuchungen sowie Rückmeldungen unserer Beobachter bestätigen die zunehmende Verbesserung der Lawinensituation. Die Schneedecke ist verbreitet stabil. Schwachschichten findet man nur vereinzelt und dann v.a. oberflächennah, dies in großen Höhen und in unmittelbarer Kammnähe.


Typisches Profil in den schneereichen Regionen Tirols: stabiler Aufbau. Stubaier Alpen, 28.11.2019

Die Lawinengefahr in Tirol ist entsprechend: Im Süden herrscht z.T. noch mäßige, meist jedoch geringe Lawinengefahr.


Hauptgefahr: vereinzelte Gleitschneelawinen

Am meisten aufpassen sollte man weiterhin auf Gleitschneelawinen, die allerdings nur mehr vereinzelt zu beobachten sind. Auch von unseren Beobachtern aus Osttirol bekommen wir Rückmeldungen, dass Gleitschneelawinen fast "eingeschlafen" seien. Dennoch: Wir raten unverändert, sich unterhalb von Rissen in der Schneedecke nicht aufzuhalten. Deren Abgangszeitpunkt ist nicht vorhersehbar.

Beeindruckende Schneeformationen durch Gleitbewegungen. (Foto: 25.11.2019)

Gleitschnee in Warteposition. Defereggental (Foto: 22.11.2019)

Toller Winterstart in den südlicheren Regionen

Bilder sagen bekanntlich mehr als 1000 Worte. Hier ein paar Eindrücke zur aktuellen Situation:

Toller Pulverschnee bei der Abfahrt von der Schöntalspitze in den Stubaier Alpen (Foto: 21.11.2019)

Frühwinterlicher Abfahrtsgenuss in den Tuxer Alpen (Foto: 21.11.2019)

Einsam am Weg zum Großvenediger (Foto: 25.11.2019)

Ausblick

Die Prognosen der ZAMG-Wetterdienststelle versprechen für die Lawinensituation keine wesentliche Änderung.

Anmerkung vom 29.11.2019: Neueste Analysen der ZAMG-Wetterdienststelle zeigen, dass im äußersten Westen des Landes eine Kaltfront lokal bis knapp 50cm Neuschnee bringen könnte (meist werden es um 20cm sein). In den besonders neuschneereichen Regionen muss deshalb vermehrt auf frischen Triebschnee im sehr steilen Gelände geachtet werden.

Zunehmende Setzung und Stabilisierung der Schneedecke. Immer wieder etwas Niederschlag, z.T. etwas Wind. Der Wetterverlauf für die kommenden Tage wird ähnlich sein.

Wichtigste Botschaft derzeit: Genießt den vielen Schnee im Süden!




Donnerstag, 21. November 2019

Gleitschneelawinen bilden die Hauptgefahr

Viel Schnee im Süden

Außergewöhnlich waren die Niederschläge der vergangenen Woche. Entsprechend überdurchschnittlich für die Jahreszeit sind im Süden des Landes die Schneehöhen.

"Winterwunderland" auf der Dolomitenhütte in den Lienzer Dolomiten. (Foto: 18.11.2019) 

In tiefen und mittleren Höhenlagen massiver Regeneinfluss auf die Schneedecke. Stubaier Alpen (Foto: 20.11.2019)

Der schwere Schnee führte zu zahlreichen Baumbrüchen und -würfen. Es handelt sich dabei um eine immer noch zu beachtende Gefahr. Das Bild zeigt einen kürzlich umgestürzten Baum im südlichen Osttirol (Foto: 20.11.2019)

Der Schneefall war von stürmischem Wind begleitet. Stubaier Alpen. (Foto: 18.11.2019)

Die Kombination aus Starkschneefall, stürmischen Verhältnissen und steigenden Temperaturen führte zu zahlreichen Lawinenabgängen. Höhepunkt war am Sonntag, den 17.11.2019. Am Bild Lawinenabgänge über die Galerien der Felbertauernstraße (Foto: 18.11.2019)

Lawinengefahr nimmt ab

Während der vergangenen Tage hat die Lawinengefahr stetig abgenommen. Inzwischen herrscht in den niederschlagsreichen Regionen allgemein mäßige, im Norden des Landes geringe Gefahr.

Hauptproblem Gleitschnee

Am meisten aufpassen muss man unverändert auf Gleitschneerutsche und -lawinen auf steilen, glatten Flächen. Vornehmlich handelt es sich dabei um Wiesenhänge. Aber auch unterhalb von Hausdächern besteht eine latente Gefahr von abgleitendem Schnee.

Während der vergangenen Tage sind in den neuschneereichen Regionen Tirols zahlreiche Gleitschneelawinen abgegangen. Glocknergebiet (Foto: 21.11.2019)

Abgleitender Schnee auf Dächern kann Personen gefährden. Südliches Osttirol (Foto: 20.11.2019)

Schneegleiten samt Verformung des Schnees. Obertilliach (Foto: 20.11.2019)
Der Höhepunkt der Gleitschneelawinenaktivität ist vorbei. Dennoch, zumindest dort, wo sich Risse in der Schnneedecke aufgetan haben, kann Schnee weiterhin als Lawine abgleiten. Wir raten deshalb, sich möglichst nicht unterhalb von Rissen in der Schneedecke aufzuhalten. Vorsicht auch bei Touren in engen Talbereichen, die von Grasflächen (mitunter oberhalb der Waldgrenze und somit nicht einsehbar) flankiert sind.

Überwiegend recht stabiler Schneedeckenaufbau, Vorsicht v.a. schattig, kammnah, große Höhe

Unser Bild über den Schneedeckenaufbau im Land wird durch Geländeerkundungen und sehr gute Rückmeldungen unserer Beobachter immer schärfer. Schneedeckenuntersuchungen zeigen folgendes Bild:

Die Schneedecke hat sich während der vergangenen Tage zunehmend gesetzt und stabilisiert.

Schneedeckenuntersuchung auf 2100m, NW im nördlichen Osttirol. Kompakte Schneedecke ohne Schwachschichten. (Foto: 21.11.2019)
Schwachschichten innerhalb der Schneedecke sind inzwischen nur mehr in großen Höhen (beginnend von etwa 2400m aufwärts) zu beachten. Hier gilt es wieder zwischen oberflächennahen und bodennahen Schwachschichten zu unterscheiden.

Oberflächennah handelt es sich um überwehten Pulverschnee. Durch den in der Höhe wieder stärker werdenden Wind werden diese Gefahrenbereiche etwas häufiger. Vorsicht v.a. in sehr steilen, schattigen und kammnahen Hängen.

Schneeprofil unterhalb des Hohen Bösring am Karnischen Kamm. Überwehter Pulverschnee als mögliche Schwachschicht. Hier auf 2310m konnte nur ein Teilbruch erzeugt werden, was positiv zu werten ist. Die Störanfälligkeit nimmt allerdings mit der Höhe zu.

In Bodennähe findet man v.a. im vergletscherten Gelände mögliche Schwachschichten. Diese sollten jedoch inzwischen vom Wintersportler praktisch nicht mehr zu stören sein.

Im hochalpinen, vergletscherten Gelände wurden entlang des Alpenhauptkammes von den Ötztaler Alpen ostwärts immer wieder große Schneebrettabgänge beobachtet. Einige von diesen gingen spontan ab, wie jene am Bild am Aperen Pfaff in den Stubaier Alpen, einige wurden durch Sprengungen ausgelöst. (Foto: 20.11.2019)

Entscheidend für die Gleitschneeaktivität ist die am Boden bis zumindest 2500m hinauf häufig feuchte Schneedecke. In tiefen und mittleren Lagen ist diese meist sogar isotherm (also durchgängig bei 0 Grad Celsius).

Der rote Strich zeigt den Temperaturverlauf innerhalb der Schneedecke: isotherm. Standort: Kals, 1530m, SO, 30 Grad

Ausblick

Die prognostizierten, warmen Temperaturen und damit einhergehenden Schmelzprozesse können die Aktivität von Gleitschneelawinen kurzfristig wieder etwas erhöhen.

In der Höhe werden sich durch den zunehmenden, z.T. starken SW-Wind für den ausgebildeten Wintersporter gut erkennbare und nur kurzfristig zu störende Triebschneepakete bilden.

In Summe herrschen unter Beachtung des Gleitschneeproblems überwiegend recht günstige Verhältnisse für den Wintersportler.

Sonntag, 17. November 2019

Intensive Niederschläge samt starkem Wind und steigenden Temperaturen führen zum Höhepunkt der spontanen Lawinenaktivität

Im Süden große Lawinengefahr

Die laut ZAMG-Wetterdienststelle "extreme" Wetterlage führt auch zu einer außergewöhnlichen Lawinensituation mit allgemein großer Lawinengefahr in den südlichen Landesteilen.


Gefahrenkarte des Lawinenreports für den 17.11.2019

Die Kombination aus Starkschneefällen samt Sturm in der Höhe sowie den steigenden Temperaturen samt zunehmendem Regen bis zumindest mittlere Lagen hinauf haben die Schneedecke inzwischen massiv geschwächt.

3 Neuschneestaffeln seit 12.11.2019. Entscheidend für die kritische Lawinensituation sind derzeit die anhaltenden Niederschläge, die steigenden Temperaturen (Schneeoberflächentemperatur erreicht auf dem Messfeld bald 0 Grad) und der starke Wind. Station im Defereggental

Erhöhte spontane Lawinenaktivität

Spontane Lawinenabgänge sind die Folge. Bekannt sind uns derzeit erste größere Abgänge im nördlichen Osttirol im Deferggen- und Virgental (im Bereich von vorsorglich erfolgten Sperren) sowie im Stubaital. Ebenso berichteten uns die Südtiroler und Trentiner Kollegen über erste, z.T. sehr große Nassschneelawinen.

Lawinenabgang Zillergrund (Foto: 17.11.2019)

Diese große Schneebrettlawine am Rettenbachferner wurde gestern am 16.11. gesprengt.

Während des Nachmittags erwarten wir mit den unverändert intensiven Niederschlägen weitere spontane, z.T. auch sehr große Lawinenabgänge, dies v.a. aus höher gelegenen Einzugsgebieten. Zusätzlich besteht auf steilen Wiesenhängen, insbesondere in den regenbeeinflussten Gebieten eine große Gefahr von Gleitschneelawinen. Durch das in die Schneedecke eindringende Wasser wird die Reibung am Boden vermindert. Dies erhöht deren Abgangsbereitschaft.

Bereits wähnrend der vergangenen Tage ein großes Thema: Gleitschneelawinen auf steilen Wiesenhängen. Eine erhöhte Gefahr bleibt während der kommenden Tage aufrecht. Sillian (Foto: 16.11.2019)
Höhepunkt der Niederschläge derzeit - wie von der ZAMG-Wetterdienststelle prognostiziert - das südliche Osttirol:

Der sehr steile Verlauf der Niederschlagskurve zeugt von sehr intensiven Niederschlägen. Südliches Osttirol.

Wie geht es weiter

Den Höhepunkt der spontanen Lawinenaktivität werden wir mit dem heutigen Tag, den 17.11. überschritten haben. Aufgrund des in der Höhe immer noch starken Windes über Verfrachtungsstärke und der dadurch bedingten Zusatzbelastung auf die Schneedecke sowie der erhöhten Gefahr von Gleitschneelawinen wird die Gefahr morgen am 18.11. in den Hauptniederschlagsgebieten allerdings (gerade) immer noch als groß beurteilt werden müssen.

Weiterhin starker Wind auf den Bergen

Gleitschneelawinen bilden dabei die Hauptgefahr. Schneebrettlawinen aus hohen Einzugsgebieten sollten nur mehr in besonders windbeeinflussten Bereichen spontan abgehen.

Prognose für Dienstag, dem 19.11., mit neuerlichen Niederschlägen aufgrund der unsicheren Niederschlagsprognose noch unsicher.

Im Norden des Landes mit viel weniger Niederschlag bessere Verhältnisse.


Donnerstag, 14. November 2019

Kritische Lawinensituation mit spontanen Lawinen in den niederschlagsreichen Regionen – Start der täglichen Prognose morgen am 15.11. 17:00 Uhr für den 16.11.2019


Heute am 14.11. nutzten wir gemeinsam mit unseren Beobachtern das Schönwetterfenster, um unser Bild des Schneedeckenaufbaus weiter zu schärfen. Zeitgleich führten Lawinenkommissionen in den neuschneereichen Regionen erste Erkundungsflüge durch.

Schneedeckenuntersuchungen bilden die Basis für eine gute Gefahreneinschätzung. (Foto: 14.11.2019)


Wir haben es derzeit mit zwei ernst zu nehmenden Problemen zu tun, die sich ab morgen, Freitag, den 15.11., aufgrund des massiven Südstaus mit zwei außergewöhnlichen Niederschlagsstaffeln weiter verschärfen werden. 



Einerseits handelt es sich um ein sehr ausgeprägtes Gleitschneeproblem, bei dem der kürzlich gefallene Schnee auf steilen, glatten Flächen abgleitet. So wurden uns während der vergangenen Tage zahlreiche Gleitschneelawinen gemeldet, die u.a. auch für umfangreiche Straßensperren in Osttirol verantwortlich waren bzw. weiterhin sind. Abgleitender Schnee kann aber auch auf steilen Hausdächern eine nicht zu unterschätzende Gefahr darstellen. Die Gefahr von Gleitschneelawinen wird durch die zunehmende Schneelast sowie den vermehrten Feuchtigkeitseintrag in die Schneedecke ansteigen. Wir möchten deshalb an alle Personen appellieren, diese Gefahr sehr ernst zu nehmen, Sperren unbedingt zu befolgen und sich unterhalb von Gleitschneerissen nicht aufzuhalten!

Gleitschneerisse und Gleitschneelawinen im Defereggental. (Foto: 14.11.2019)

Gleitschneelawine gefährdet Straße im Defereggental (Foto: 14.11.2019)

Eine weitere Gefahr ergibt sich durch ein ausgeprägtes Neu- und Triebschneeproblem, v.a. oberhalb der Waldgrenze. Schon heute am 14.11. legte der Wind – entsprechend der Prognose der ZAMG-Wetterdienststelle – an Stärke deutlich zu. Auf den Bergen konnten z.T. umfangreiche Schneefahnen beobachtet werden. Es entstanden frische, z.T. sehr störanfällige Triebschneepakete. Nun erwarten uns in zwei Staffeln wieder sehr intensive Niederschläge: Morgen am Freitag, den 15.11. sollen in den Regionen entlang des Alpenhauptkammes vom Ventertal ostwärts inkl. Osttirol zwischen 50cm und 100cm dazukommen, am Sonntag nochmals ähnliche Mengen samt steigender Schneefallgrenze. Die Gefahr von spontanen, z.T. auch großen bis sehr großen Schneebrettlawinen steigt stetig an, dies vermehrt in windabgewandten, sehr steilen Hängen. Die Lawinengefahr in den neuschneereichen Regionen entspricht morgen am 14.11. großer Gefahr, also Gefahrenstufe 4!

Schneeverfrachtung durch zunehmenden Windeinfluss entlang des Alpenhauptkammes. Hochgurgl  (Foto: 14.11.2019)

Spontane Schneebrettlawine. Frischer Triebschnee auf lockerem, kalten Pulverschnee. Hochgurgl  (Foto: 14.11.2019)

Ähnliche Situation wie bei oberem Foto in den Stubaier Alpen (Foto: 14.11.2019) 

Ab morgen, dem 15.11.2019, starten wir um 17:00 Uhr mit unseren täglichen Prognosen der Lawinengefahr für den Folgetag. Zusätzlich informieren wir Sie zumindest einmal pro Woche, jeweils am Donnerstag, in diesem Blog über die aktuelle Schnee- und Lawinensituation.

Mittwoch, 13. November 2019

Zum Teil tief winterliche Verhältnisse in Tirol. Lawinengefahr beachten!


Die seitens der ZAMG-Wetterdienststelle prognostizierten Niederschläge sind eingetreten. In den Regionen entlang des Alpenhauptkammes von den Südlichen Ötztaler Alpen ostwärts sowie in Osttirol sind häufig zwischen 50 und 80cm Neuschnee gefallen. Im südlichen Osttirol waren es meist um 100cm.

Am meisten Niederschlag ist bisher im südlichen Osttirol gefallen.

Einhergehend mit den Schneefällen ist die Lawinengefahr angestiegen. Die Hauptgefahr ergibt sich in den neuschneereichen Gebieten derzeit durch abgleitenden Schnee auf steilen, glatten Flächen. Meist handelt es sich um steile Wiesenhänge.

Bedrohung von Straßen durch abgleitenden Schnee auf steilen Wiesenhängen. Sillian (Foto: 13.11.2019).

Vorsorglich wurden bereits einige Straßen gesperrt. Bei einer kleinen Gleitschneelawine, die heute am 13.11. auf die Straße ins Obernbergtal abging, wurde niemand verschüttet. 



Vorsicht ist aber auch unter steilen Hausdächern angebracht, wo der Schnee abgleiten und Personen gefährden kann.

Tief winterlich unterhalb des Zettersfeldes bei Lienz in Osttirol (Foto: 13.11.2019)
Viel Neuschnee auch im hinteren Zillertal (Foto: 13.11.2019)

Über der Waldgrenze ist zudem – wiederum in den neuschneereichen Regionen – auf frische Triebschneepakete im sehr steilen Gelände zu achten. Die Anzahl und Größe der Triebschneeansammlungen wird mit dem vorhergesagten, an Stärke zunehmenden Wind ansteigen. Das Triebschneeproblem ist v.a. vom Wintersportler zu beachten, der morgen, am 14.11. die kurze Wetterbesserung für Freizeitaktivität nützen möchte.

Neben einer möglichen Lawinengefahr gibt es weitere Probleme in Form von Stromausfällen sowie umstürzenden Bäumen.

Schwerer Schnee sowie umstürzende Bäume belasten bzw. beschädigten so manche Stromleitungen. Sillian. (Foto: 13.11.2019)

Schneelast auf Bäumen im Südlichen Osttirol (Foto: 13.11.2019)

Wie geht es weiter: Nach der morgigen Wetterberuhigung am 13.11. wird der Wind von Nord auf Süd drehen und während der Nachtstunden vom Donnerstag auf Freitag, den 14.11., Sturmstärke erreichen. Neuerlich wird es intensiv mit ähnlichen Schwerpunkten schneien. Ähnliches gilt für Sonntag, den 17.11., mit einer dritten Niederschlagsstaffel samt unveränderter Südströmung. Die Lawinengefahr steigt weiter an. Das Gleitschneeproblem verschärft sich. Ebenso werden spontane Schneebrettlawinen immer wahrscheinlicher.  

Morgen am 14.11. erfolgt eine neuerliche Aktualisierung des Blogs.

Dienstag, 12. November 2019

Ergiebiger Neuschnee in den nächsten Tagen: Anstieg der Lawinengefahr.

Viel Neuschnee, v.a. in Osttirol und entlang des Alpenhauptkamms lassen die Schneehöhen nochmals anwachsen. Folglich wird auch die Lawinengefahr in diesen Gebieten ansteigen. Nördlich des Inns liegt vergleichsweise wenig Schnee, auch die Niederschläge fallen geringer aus.

Überblick der Schneehöhen in Tirol. Nördlich des Inns liegen in hohen Lagen verbreitet 20 cm. Am Alpenhauptkamm und südlich davon sind es verbreitet 50 cm, in hochalpinen Lagen auch deutlich mehr.

Winterliche Verhältnisse am Leppleskofel im Defereggental. Die letzten Niederschlagsereignisse haben oberhalb von 1000m zu einer zusammenhängenden Schneedecke geführt. (Foto: 10.11.2019

Neuschnee bis zum Wochenende
Von Süden her hat es seit Montagnachmittag zum Schneien begonnen. Heute, Dienstag, bleibt es trüb mit anhaltendem leichten Schneefall im Norden bis mäßigem Schneefall am Alpenhauptkamm und in Osttirol.

Im südlichen Osttirol waren die Niederschläge bisher am ergiebigsten. Dies wird weiterhin das niederschlagsreichste Gebiet bleiben.

In der Nacht auf Mittwoch, den 13.11.2019, intensivieren sich die Niederschläge. Der Schwerpunkt liegt weiterhin am Alpenhauptkamm und in Osttirol. Die Niederschlagsmengen fallen regional recht unterschiedlich aus und liegen im Bereich von 30 bis 80 cm Neuschnee. Die meisten Niederschläge sind derzeit für die Zillertaler Alpen und die Lienzer Dolomiten prognostiziert. Der Wind bläst aus nördlichen Richtungen, Richtung Alpenhauptkamm auch stark. Der Donnerstag wird laut ZAMG dann ein trockener und in Nordtirol föhniger Tag mit einem Wechselspiel aus Sonne und Wolken.  Der lebhafte Südföhn wird abends stark bis stürmisch. In Osttirol kann sich die Sonne nur selten gegen die hochnebelartigen Restwolken durchsetzen. 
Am Freitag gibt es wieder Neuschnee dank eines kräftigen Südstaus. Aus der Nacht heraus bläst in Nordtirol abseits des Alpenhauptkammes stürmischer Südföhn und im Süden ist es trüb. Es schneit ergiebig vom Brenner bis Osttirol und bis ins Lienzer Becken hinunter.

48-h Prognose des Neuschnees für die Europaregion. In den Zillertaler Alpen und Lienzer Dolomiten können lokal bis zu 80 cm Neuschnee fallen.

Multimodell-Prognose Neuschnee für einen Punkt in den Lienzer Dolomiten. Hohe Wahrscheinlichkeit für 50 cm Neuschnee in den nächsten Stunden. Weitere Niederschläge für Freitag und Sonntag sind prognostiziert.

Lawinengefahr, Schneedecke und Beobachtungen aus dem Gelände
Derzeit haben wir noch sehr wenige Informationen aus dem Gelände bzw. nur geringen Einblick in den Aufbau der Schneedecke in den unterschiedlichen Gebieten.
Mit dem Neu- und Triebschnee wird die Gefahr von Lawinen am Mittwoch kurzfristig ansteigen. Lawinen können stellenweise durch einzelne Wintersportler ausgelöst werden und in den besonders neuschneereichen Regionen groß werden. Touren erfordern Erfahrung in der Beurteilung der Lawinengefahr. Dies betrifft v.a. Gebiete, in denen vor den Niederschlägen eine zusammenhängende Schneedecke vorhanden war.
An sehr steilen Grashängen wurden in den letzten Tagen immer wieder  kleine und mittlere Gleitschneelawinen beobachtet. Die Aktivität von Gleitschneelawinen wird mit zunehmender Schneemächtigkeit ansteigen.

Gleitschneelawinen sind bereits jetzt auf steilen Wiesenhängen häufig zu beobachten. Anzahl und Größe nehmen während der nächsten Tage in den neuschneereichen Regionen zu.

Die wenigen, uns derzeit verfügbaren Schneeprofile zeigen folgende Charakteristik: Schattseitig haben wir oberhalb von 2500m an der Basis der Profile meist Schmelzharschkrusten und kantig aufgebaute Schichten, die sich abwechseln. Darüber liegt der Schnee von Anfang November. Stabilitätstests zeigen häufiger Brüche in oberflächennahen Schichten aus den letzten Niederschlagsperioden. Brüche pflanzen sich kaum fort. Zu beachten ist allerdings der frische, in größeren Höhen häufig lockere Neuschnee, der nun von mächtigen Schneepaketen überlagert werden wird. Kurzfristig stellt dieser Neuschnee eine mögliche Schwachschicht für Schneebrettlawinen dar. 
Für den Bereich der Zillertaler Alpen und nördlichsten Teilen Osttirols  gehen wird derzeit v.a. im vergletscherten Gebiet davon aus, dass Brüche auch in tiefere Schichten durchreißen können. Lawinen können dann gefährlich groß werden.

Die wenigen Schneedeckenuntersuchungen zeigen v.a. Brüche in oberflächennahen Schichten (Foto: 12.11.2019)

Schneeprofil vom 12.11.2019 aus den Zillertaler Alpen. Der weiche Neuschnee an der Oberfläche kann die Schwachschicht für weitere Schneefälle bilden. Bei großer Auflast ist auch ein Bruch in Bodennähe möglich. 

Ausblick
Eine alte Bauernregel besagt: Schneit es vor Martini über den Inn ist der Winter hin. Sollte sich diese als richtig erweisen, hätten wir es genau über Martini geschafft. Die Prognosen bestätigen dies: Für Freitag, den 15.11. und von Sonntag, den 17.11. auf Montag, den 18.11. werden weitere, teils ergiebige Neuschneefälle für den Alpenhauptkamm und Osttirol prognostiziert. Die genaue Intensität lässt sich aber derzeit noch nicht abschätzen. Die Lawinensituation in den neuschneereichen Regionen bleibt vorerst angespannt.