Donnerstag, 30. April 2020

Wechselhaftes Aprilende mit erhöhter Aktivität von Lockerschneelawinen in größeren Höhen

Ende April fängt das Aprilwetter an

Die außergewöhnlich lang anhaltende, sehr niederschlagsarme Schönwetterperiode hat am vergangenen Wochenende (ab dem 25.04.) ein Ende genommen. Seitdem herrscht wechselhaftes Aprilwetter mit dem - von vielen Personen - heiß ersehnten Niederschlag.

Vergangene Woche: Ein Wechsel aus Sonne, Wolken und Niederschlag; Grießkogelgruppe (Foto: 27.04.2020)

Niederschlag vom 28.04. auf den 29.04.2020. Am meisten gab es davon im Nordwesten des Landes

Wechselhafter Wettercharakter: Immer wieder Niederschlag. Abkühlung bringt kurzfristig Schnee bis in mittlere Höhenlagen. Station Hahnenkamm im Außerfern

Ähnliche Situation im nördlichen Osttirol
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Auswirkungen auf die Schneedecke

Die Schneeschmelze schreitet weiter voran, wird allerdings aktuell durch die kühlen Luftmassen gebremst. Somit gibts derzeit in tiefen und mittleren Höhenlagen meist keinen Schnee.

Unten kein Schnee, darüber je nach Exposition wenig bis ausreichend Schnee (Foto: 23.04.2020) 

Darüber findet man ab etwa 1700m aufwärts etwas Neuschnee, der mit zunehmender Seehöhe laut Aussagen eines ambitionierten Skitourengehers aus Osttirol zu "Murmeltierkniehohenzwischenhochpulver" anwächst. Dieser Pulver wurde allerdings inzwischen wieder zerstört, also durch diffusen Strahlungseinfluss feucht. Unter dem Neuschnee findet sich zumindest unterhalb etwa 2500m häufig stabiler Sommerfirn.

Stabiler "Sommerfirn" in den Stubaier Alpen (Foto: 23.04.2020)

Persistente Schwachschichten vom Hochwinter innerhalb der Schneedecke dürften nur mehr in wenigen Ausnahmefällen störanfällig sein. Am ehesten könnte dies (ferndiagnostisch) an schneearmen Stellen im schattigen, sehr steilen Gelände zwischen etwa 2500m und 2800m vorstellbar sein. Insbesondere in einem Höhenbereich um 2700m zeigen Schneedeckensimulationen eine erstmals tiefergreifende Durchfeuchtung der Schneedecke in schattigen Lagen. Hochalpin, also oberhalb von 3000m kann (wiederum nur sehr kurzfristig) frischer Pulverschnee eine mögliche Schwachschicht bilden. Dies ist v.a. dort denkbar, wo mehr Schnee unter wenig Windeinfluss gefallen ist und anschließend Strahlungseinfluss die oberste Schneeschicht bindet und somit "brettig" werden lässt.

Hauptgefahr Lockerschneelawinen

Neuschnee reagiert um diese Jahreszeit sehr rasch auf Wärme- und Strahlungseinfluss. Dies bedingt, dass nach Neuschneefällen immer innerhalb sehr kurzer Zeit im extrem steilen Gelände mit zahlreichen feuchten bzw. nassen Lockerschneelawinen zu rechnen ist. So wurde dies auch heute am 30.04. bei "Saunabedingungen" im Gelände beobachtet. Schneebrettlawinen und Gleitschneelawinen hingegen stellen inzwischen die Ausnahme dar. Kleine Schneebrettlawinen wurden sehr vereinzelt als Folge von Lockerschneelawinen ausgelöst. Gleitschneelawinen dürften die meisten schon abgegangen sein. Dennoch, vereinzelt sind diese auf glattem Untergrund (meist handelt es sich um Grashänge) in großen Höhen nicht auszuschließen

Die Pfeile zeigen einige, der heute am 30.04. auf der Nordkette oberhalb von Innsbruck abgegangenen Lockerschneelawinen.

Fast alle Lawinenablagerungen stammen von Lockerschneelawinen, Als Folge von Lockerschneelawinen wurden kleine Schneebretter ausgelöst (Ellipsen). Mögliches Gefahrenpotential gibts auch von Wechten(brüchen)

Es folgen weitere Niederschläge: Hauptgefahr bleiben Lockerschneelawinen

So schauen die Prognosen für die kommenden Tage aus: Es bleibt kühl. Auf den Bergen fällt Schnee - am meisten ganz im Westen und in den Regionen entlang des Alpenhauptkammes. Aufgrund der recht stabilen Altschneedecke werden Lockerschneelawinen weiterhin die Hauptgefahr darstellen.

Neuschnee- und Windprognose für die Region der Zentralen Stubaier Alpen

Prognostizierter Neuschnee für die kommenden Tage

Ein riesengroßes Dankeschön...

...möchten wir an dieser Stelle all jenen Personen sagen, die uns während der vergangenen Wintersaison wiederum mit so zahlreichen und wertvollen Informationen versorgt haben!

Weitere Blogeinträge wird es situationsangepasst bei gravierender Änderung der Schnee- und Lawinensituation in Tirols Bergen geben



Donnerstag, 23. April 2020

Nach kurzfristig erhöhter Lawinenaktivität neuerlich meist geringe Gefahr mit leichtem tageszeitlichen Gang

Weiterhin sehr trocken, sonnig und warm

Auswertungen der ZAMG-Wetterdienststelle zeigen, dass der bisherige meteorologische Frühling zu einem der wärmsten und trockensten der Messgeschichte zählt. "In Innsbruck brachte der Frühling 2020 bisher 27 Millimeter Niederschlag (72 Prozent weniger als im Durchschnitt). Trockener war es hier seit dem Messbeginn im Jahr 1877 nur drei Mal: in den Jahren 1879 (12 Millimeter), 1946 (24 Millimeter) und 1976 (24 Millimeter)."

Passend dazu auch das Wetter der vergangenen Woche: Meist war es sonnig, Niederschlag fiel - wenn überhaupt - nur im einstelligen mm-Bereich, und dies am ehesten am Sonntag, den 19.04. sowie am Montag, den 20.04.

Sehr überschaubare Niederschlagsmengen in Tirol vom 19.04. auf den 20.04.

Die Station Inzinger Alm in den Stubaier Alpen ist inzwischen aper. Die kleinen blauen Ausbuchtungen in der oberen Grafik zeigen den Niederschlag der vergangenen Woche an.

Auswirkungen auf die Schneedecke

Die Schneedecke wird auch in höheren Lagen immer feuchter

Bleiben wir vorerst beim Niederschlag: Selbst wenn dieser gering ausfiel, so war die Luftfeuchtigkeit an den Niederschlagstagen absolut gesehen recht hoch. Die Schneedecke "sog" damals die Feuchtigkeit in der Luft quasi wie ein Schwamm auf und wurde rasch entsprechend feucht bzw. nass. Man erkennt das sehr gut an jenen automatischen Wetterstationen, bei denen einerseits noch Schnee liegt, andererseits diese mit Sensoren zur Messung der Oberflächentemperatur sowie der Lufttemperatur und Luftfeuchte ausgestattet sind.

Bedeutsam ist v.a. die Durchfeuchtung der Schneedecke, die man am flachen Verlauf der Schneeoberflächentemperatur bei Werten nahe der 0°C erkennt. Ein zusätzliches, wichtiges Maß ist der Taupunkt, der zeitweise sogar die 0°C-Grenze überstieg.

Bedeutsam war die zunehmende Durchfeuchtung vergangene Woche v.a. in Nordhängen in hohen Lagen, wo die Schneedecke tiefergreifend durchfeuchtet bzw. durchnässt und dadurch geschwächt wurde.

Die Schneemächtigkeit nimmt ab

Der Schnee wurde auch diese Woche weniger, einerseits durch Schmelzprozesse, anderseits durch Sublimation (direkter Übergang von festem in gasförmigen Zustand). Ersteres war v.a. zwischen dem 18.04. und 21.04. der Fall (als die Luft feucht war), zweiteres v.a. am 17.04. und 22.04. (als die Luft sehr trocken war).

Der Schnee wurde nicht nur weniger, teilweise "kratzen" wir auch am Minimum von längeren Messreihen.

Zum Vergleich: Schneehöhe am Furkajoch (im Bregenzerwald) am 08.03.2020 ...

...und hier am heutigen 23.04...

Interessant auch eine Zusammenstellung von foto-webcam.eu dieser Station, welche Vergleichswerte der vergangenen Winter zeigt:

Sehr unterschiedliche Ausaperung während der verganenen Winter...

...auch das passt zur fortschreitenden Ausaperung (Foto: 22.04.2020)

"Sommerfirn"

Das bereits oftmalige Gefrieren und Auftauen der Schneedecke führte inzwischen auch zur Umwandlung des Schnees in Richtung eines stabilen "Sommerfirns". Dies betrifft v.a. mittlere Lagen aller Expositionen (sofern dort überhaupt noch Schnee liegt) und vermehrt besonnte Hänge in etwas höheren Lagen.

Kurzfristig erhöhte Lawinenaktivität am 19.04. und 20.04.

Die bereits erwähnte zunehmende Durchfeuchtung der Schneedecke während der Tage mit etwas Regen und wolkenverhangener Nächte führte in Folge zu einer erhöhten Lawinenaktivität. Bezeichnenderweise beobachtete man fast ausschließlich Lockerschnee- und Gleitschneelawinen. Sehr vereinzelt waren es meist nur kleine Schneebrettlawinen.

Lockerschneelawinen am Nederkogel im Ötztal: Aufnahme am 20.04. 16:30 Uhr

Weitere Lockerschneelawinen am Nederkogel im Ötztal: Aufnahme am 20.04. 2 Stunden später, also um 18:30 Uhr

Ablagerungen von Lockerschneelawinen im Zemmgrund (Foto: 22.04.2020)

Ähnliches Bild in den Kalkkögeln (Foto: 21.04.2020)

Wie geht es weiter?


Die Luft wurde nach den feuchteren Tagen wieder viel trockener. Die Lawinengefahr unterliegt deshalb neuerlich nur einem leichten tageszeitlichen Gang. Mit der Labilisierung der Luftmassen und vermehrtem Wolkenaufzug wird die Luft während der kommenden Tage gebietsweise feuchter, die Situation dort etwas ungünstiger.

Gefahrenstufenkarte für den 24.04.2020




Donnerstag, 16. April 2020

Fortschreitende Ausaperung - unverändert tageszeitlicher Gang der Lawinengefahr

Kurzer Wetterrückblick

Die seit einem Monat anhaltende Schönwetterphase wurde während der Nachstunden vom Ostermontag auf den Osterdienstag (13.04. auf 14.04.) kurzfristig unterbrochen. Eine Kaltfront ließ die Luft spürbar abkühlen und brachte in weiten Teilen Tirols vom Waldgrenzbereich aufwärts einige wenige cm Neuschnee. Rasch setzte sich am 14.04. wieder die Sonne durch. Auffallend war, dass die Luftmasse dabei neuerlich sehr trocken wurde.

Tirol wurde in der Höhe etwas "angezuckert"

Fortschreitende Ausaperung der Schneedecke

Der Jahreszeit entsprechend beobachtete man bei den Wetterstationen eine Abnahme der Gesamtschneehöhe, die bei Stationen in mittleren Höhenlagen zum Teil auch markant ausgefallen ist.

Sukzessive Abnahme der Schneehöhe bei der Wetterstation Lichtenberg im Außerfern. Gut zu erkennen ist auch der kurze Kaltfrontdurchgang in der Nacht vom 13.04 auf den 14.04.

Auch anhand Webcam-Bildern lässt sich das Ausaperungsmuster gut verfolgen.

10.04.

16.04.2020: Deutliche Zunahme der Grasflächen im Vergleich zum 10.04.2020

Wenige Lawinenbeobachtungen

Ähnlich, wie während der vergangenen Wochen sind uns nur sehr wenige Lawinenabgänge bekannt. Kleine Lockerschneerutsche waren es nach der Kaltfront; ein Schneebrett, NW, 2500m im Bereich des Aifners im Tiroler Oberland. (Nachträglicher Zusatz: Die Auslösung erfolgte durch einen Wintersportler im 40° geneigten Gelände an einer schneearmen Stellen während der Abfahrt. Die Schneeoberfläche war zu diesem Zeitpunkt tragfähig gefroren. Die Person wurde von der Lawine nicht erfasst.) Aus dem Außerfern wurde uns von Wechtenbrüchen berichtet. 

Vereinzelte Schneebrettlawinen zukünftig v.a. schattig oberhalb etwa 2500m möglich

Informationen über die Schneedeckenbeschaffenheit im Gelände sind weiterhin sehr rar. Fest steht jedoch, dass die Durchfeuchtung der Schneedecke in höheren, schattigen Lagen (v.a. aufgrund der neuerlich recht trockenen Luftmasse) relativ langsam voranschreitet. Dennoch, wir gehen derzeit davon aus, dass die Altschneedecke in Schattenhängen in Höhenbereiche bis etwa 2500m hinauf zumindest angefeuchtet wurde. Bei fortschreitender Durchnässung, welche um diese Jahreszeit - abhängig vom jeweiligen Wettergeschehen - recht rasch erfolgen kann (hohe Luftfeuchtigkeit, Hangwolken, warme Temperaturen, (diffuse) Sonneneinstrahlung) rechnen wir schattig von etwa 2500m aufwärts mit vereinzelten Schneebrettlawinen. Diese sollten eher kleinräumig zu beoachten sein. Als Schwachschicht kommt v.a. aufbauend umgewandelter Schnee vom Jänner in Frage.

Die Schneeoberflächentemperatur ist um diese Jahreszeit ein wichtiges Indiz für die Durchfeuchtung bzw. Verfestigung der Schneedecke. Über Nacht bildeten sich bei dieser Station regelmäßig Harschdeckel, die zumindest am 14.04. und 15.04. mit hoher Wahrscheinlichkeit bei dieser Station tragfähig waren.

Weiterhin meist tageszeitlicher Gang der Lawinengefahr

Aufgrund der aktuellen Wetterprognose wird sich vorerst nicht viel ändern: Wir gehen weiterhin meist von einem mehr oder weniger ausgeprägten tageszeitlichen Gang der Lawinengefahr aus.

Donnerstag, 9. April 2020

Leichter tageszeitlicher Gang der Lawinengefahr

Keine Spur von Aprilwetter

...ganz im Gegenteil: Der April zeigte sich bisher nur von seiner besten Seite: überdurchschnittlich warm, sonnig und trocken. Die überaus niederschlagsarme Periode hält somit weiter an und soll nur Anfang kommender Woche von einer (eher schwachen) Kaltfront unterbrochen werden. Danach schaut es laut aktuellen Prognosen der ZAMG-Wetterdienststelle neuerlich nach Hochdruckeinfluss aus.

Der Frühling hält Einzug. Innsbruck (Foto: 05.04.2020)

Schönwetter mit einem nur langsamen Rückgang der Schneehöhe. (Mehr Sublimation als Schmelzen). Dies hatte mit der um den 05.04. meist recht trockenen Luftmasse zu tun. Danach erkennt man allerdings einen steten Anstieg der Luftfeuchtigkeit. Auch der Tagesgang der Schneeoberflächentemperatur wird zunehmend flacher, d.h. die nächtliche Ausstrahlung und Verfestigung der Schneedecker geringer.

Die Schneedecke: überwiegend stabil


An Sonnenhängen bildete sich während sternenklarer Nächte meist ein tragfähiger Harschdeckel aus, der während des Tages - abhängig von der Höhenlage - häufig nur oberflächig etwas aufweichte. An Schattenhängen blieb der Schnee trotz der warmen Temperaturen in großen Höhen zumindest großteils der Woche noch pulvrig. Bei etwas Windeinfluss bildeten sich in Sonnenhängen mitunter schöne Firnspiegel (also dünne, glänzende Schmelzkrusten an der Schneeoberfläche) aus.

Firnspiegel am Roßkogel in den Stubaier Alpen (Foto: 05.04.2020)

Kaum Lawinen beobachtet

Die Lawinenaktivität hielt sich sehr in Grenzen. Ganz vereinzelt konnten kleine Gleitschneerutsche beobachtet werden. Am 08.04 und 09.04. lösten sich schattig in Höhenbereichen zwischen etwa 2500m und 2800m mitunter kleine Lockerschneelawinen. Dies hatte primär mit dem Anstieg der Luftfeuchtigkeit, aber auch mit den warmen Temperaturen zu tun. Der bis dato noch lockere Schnee wurde oberflächig feucht und leicht geschwächt. Entsprechend war die Lawinengefahr während der Woche überwiegend gering, bei einem nur leichten tageszeitlichen Anstieg auf mäßig.

Blick auf die Nordkette bei Innsbruck. "Träge" Schneedecke mit einzelnen Gleitschneemäulern und kleinen Rutschen aus felsdurchsetztem Gelände (Foto: 05.04.2020)

Vergleichsfoto am 09.04. Trotz der Anfeuchtung der Luft (vermehrt im 3000m-Niveau) konnten keine neuen Lawinen beobachtet werden.

Kleine Lockerschneelawinen schattseitig in der Grießkogelgruppe (Foto: 09.04.2020)

Vorerst keine wesentliche Änderung in Sicht

Für die weitere Entwicklung der Lawinengefahr scheint derzeit v.a. eine fortschreitende Durchfeuchtung bzw. Durchnässung der Schneedecker in Schattenhängen, insbesondere oberhalb etwa 2500m bedeutsam zu sein. Aufgrund der aktuellen Wettervorhersage ist damit jedoch in absehbarer Zeit noch nicht zu rechnen.

Sonst noch berichtenswert

Die Trockenheit führt nicht nur zu einem verlangsamten Abschmelzen der Schneedecke in der Höhe, sondern auch zu einer erhöhten (Wald)Brandgefahr.

Ein rasches Eingreifen der Feuerwehr konnte Schlimmeres im Halltal verhindern. (Foto: 08.04.2020). Aufnahmestandort: Mils

Betrachtet man Bäche bzw. Flüsse, so hat es den Anschein, dass diese eher wenig Wasser führen würden. Ein Blick auf langjährige Messreichen zeigt jedoch, dass sich der Wasserspiegel grob im Bereich des für diese Jahreszeit typischen Wertes befindet.

Durchfluss des Inn bei Innsbruck

Wasserstand Inn (Foto: 09.04.2020)

FROHE OSTERN!

Samstag, 4. April 2020

Appell wegen Corona-Krise

Aufgrund der derzeitigen Corona-Krise möchten wir neuerlich appellieren: Bitte keine Ski- und Bergtouren unternehmen – jeder Unfall ist eine unnötige Belastung für das Rettungs- und Gesundheitssystem!

Alle Infos und Verordnungen findet Ihr hier:

Informationsangebot des Landes Tirol zur Corona-Krise

Zudem möchten wir ebenso neuerlich darauf hinweisen, dass sowohl der Lawinenreport als auch der Blog des Landes Tirol weiterhin regelmäßig veröffentlicht werden.

Donnerstag, 2. April 2020

Nach kalten Tagen wird es nun zunehmend frühlingshaft

Rückblick: Etwas Schnee auf den Bergen - kalt - Hälfte der Woche sonnig

Die vergangene Woche stand im Zeichen einer kalten NO-Strömung. Diese brachte Schnee auf den Bergen und Frost in tiefen Lagen. Die ZAMG-Wetterdienststelle verzeichnete am 01.04. sogar einige  Kälterekorde für den April, dies v.a. in den östlichen Bundesländern.

Interessant war u.a. die Niederschlagsverteilung: Die Schwerpunkte lagen im südlichen Osttirol, aber auch im nordöstlichen Eck der Nördlichen Stubaier Alpen.

24-Stunden-Niederschlag vom 29.03. auf den 30.03.2020 in Tirol

Ensprechend ist die Verteilung der Neuschneesumme

Niederschlag zwischen dem 29.03. und 31.03.. Am meisten schneite es im Süden, wie hier exemplarisch bei der Station Thurntaler bei Sillian. Der Niederschlag fiel auf den Bergen häufig in Form von sehr lockerem Pulverschnee (Wildschnee). Meist unterdurchschnittliche Temperaturen mit steigender Tendenz gegen das Wochenende hin.

Winterlich im Nahbereich von Lienz (Foto: 30.03.2020)

In Summe überwog bei kalten Temperaturen dennoch der sonnige Wettercharakter bei zum Teil recht trockener Luftmasse. Frühlingsstimmung kam allerdings erst ab dem 02.04. mit den steigenden Temperaturen auf.

Lockerschneelawinen, schattseitig vereinzelt auch Schneebrettlawinen

Der Neuschnee war meist sehr locker. Aufgrund der bereits intensiven Sonnenstrahlung während dieser Jahreszeit sind Lockerschneelawinen aus extrem steilem Gelände die logische Folge.

Ablagerung einer Lockerschneelawine im Defereggental. Das Foto wurde von einer Drohne aufgenommen. (Foto: 31.03.2020)
Neben Lockerschneelawinen sind uns auch vereinzelte Schneebrettlawinen aus schattigem Gelände oberhalb von 2000m bekannt. Als wahrscheinlichste Ursache sehen wir eine dünne, aufbauend umgewandelte Schwachschicht an. Diese lagert auf einer Harschkruste und ist selbst vom letzten Neuschnee überlagert. Dort, wo Wind im Spiel war, bildete sich das für Schneebretter notwendige "Brett". Kurzfristig hatte wohl auch der Wildschnee (immer dann wenn von frischem Triebschnee überlagert) Potential für mögliche Schneebrettlawinen.

Ein vom Tal aus fotografiertes, spontan abgegangenes Schneebrett im Schustertal im südlichen Osttirol (Foto: 31.03.2020)

Die größte Ablagerung in Bildmitte stammt von einem Schneebrett, die kleinen Ablagerungen von Lockerschneelawinen. Nördliche Stubaier Alpen (Foto: 01.04.2020)

Unterdurchschnittliche Schneehöhen

Nach einer in Summe niederschlagsarmen Periode hat die Gesamtschneehöhe inzwischen weiter abgenommen. In höheren Lagen befindet sich diese im langjährigen Vergleich unterhalb der für diese Jahreszeit typischen Mittelwerte. In tiefen und mittleren Lagen hingegen ist die Schneehöhe (sofern überhaupt noch Schnee liegt) deutlich unterdurchschnittlich.


Schneehöhendarstellung unserer Beobachterstation im Kühtai: Magenta: Aktuelle Werte. Dicke graue Linie: Mittelwert. obere bzw. untere Begrenzung zeigen die bisherigen Maximal- bzw. Minimalwerte; Aktuell: Etwas unterdurchschnittliche Schneehöhe

Deutlich unterdurchschnittliche Schneehöhe bei der tiefer liegenden Beobachterstation in Boden im Lechtal

Vorschau. Zunehmend frühlingshafte Verhältnisse mit einem Tagesgang

Wie schon öfters angeführt, stellt die nächtliche Ausstrahlung im Frühjahr ein wichtiges Kriterium für die Stabilität der Schneedecke in den Morgen- bzw. frühen Vormittagsstunden des Folgetages dar. Webcam-Bilder können hier aufschlussreiche Informationen liefern. 

Sternenklare Nacht über Kals am Großglockner. Eine vom Vortag aufgeweichte Schneedecke wird gut abstrahlen. Die Schneeoberfläche wird verharscht sein. Mitunter bildet sich sogar ein tragfähiger Harschdeckel

Im Norden des Landes gibt es zeitgleich etwas mehr Wolken. Die nächtliche Abstrahlung ist vergleichsweise reduziert.

Laut ZAMG-Wetterdienststelle werden die kommenden Tage zunehmend frühlingshaft mit tendenziell steigenden Temperaturen.

Die Lawinengefahr wird entsprechend einen (meist leichten) Tagesgang aufweisen. Die Gefahr wird häufig gering bzw. mäßig sein. Lawinen werden vorerst nur selten zu beobachten sein. Vorstellbar sind einzelne feuchte bzw. nasse Lockerschnee- und Gleitschneelawinen. Schattseitig sollten spontan vorerst keine Lawinen mehr abgehen. Eine künstliche Auslösung ist an sehr wenigen Stellen aktuell nur durch Wechtenbrüche oder Steinschlag/Felsbruch denkbar.

Der Verlockung widerstehen

Passend zur aktuellen Situation u.a. folgender Artikel auf ORF-Tirol: