Freitag, 26. November 2021

Es wird verbreitet winterlich - Lawinengefahr steigt - Start des täglichen EUREGIO-Lawinenreports ab 01.12.2021!

Nach einem "goldenen" Herbst folgt der Winterauftakt

Die Meteorologen sind sich einig: Das Wetter stellt sich nun längerfristig um. Rechtzeitig zum meteorologischen Winterbeginn wird es in ganz Tirol bei winterlichen Temperaturen weiß sein. Anfangs wird es im Süden bzw. Südosten des Landes mehr schneien, dann soll sich der Niederschlag Richtung Norden bzw. Nordwesten verlagern. 


48-Stunden Neuschneeprognose vom 26.11.2021. Am meisten Schnee wird von den südlichen Stubaier Alpen (süd)ostwärts fallen.
48-Stunden Neuschneeprognose vom 26.11.2021. Am meisten Schnee wird von den südlichen Stubaier Alpen (süd)ostwärts fallen.


Mit Neuschnee gebietsweise Anstieg der Lawinengefahr - besondere Vorsicht in Schattenhängen!

In den niederschlagsreicheren Gebieten Tirols muss während der kommenden Tage mit einem sogar deutlichen Anstieg der Lawinengefahr für den Wintersportler gerechnet werden. Dies betrifft v.a. Bereiche, wo aktuell bereits eine geschlossene Schneedecke vorhanden ist. Schauen wir uns dazu die Wetterentwicklung während des Novembers samt damit zusammenhängender Prozesse innerhalb der Schneedecke näher an. So können Problemzonen besser herausgefiltert werden.

November 2021: Drei markantere Niederschläge - sonst sonnig und trocken

Während des Novembers 2021 (Stand: 26.11.) schneite es dreimal intensiver, und zwar vom 01.11. auf den 02.11., vom 03.11. auf den 04.11 sowie vom 13.11. auf den 14.11. Dazwischen dominierte ruhiges, schönes Herbstwetter.


Wetter im November anhand der Wetterstation am Pitztaler Gletscher: Schönwetter dominierte. Drei markantere Niederschlagsereignisse
Wetter im November anhand der Wetterstation am Pitztaler Gletscher: Schönwetter dominierte. Drei markantere Niederschlagsereignisse

Der Schwerpunkt der letzten intensiveren Niederschläge (13.11. auf den 14.11.) lag in den Ötztaler-, Stubaier-, Tuxer- und Zillertaler Alpen.


Niederschlagsverteilung 13.11. auf 14.11.2021. Hotspot mit 40cm Neuschnee lag damals in der Axamer Lizum in den Stubaier Alpen.
Niederschlagsverteilung 13.11. auf 14.11.2021. Hotspot mit 40cm Neuschnee lag damals in der Axamer Lizum in den Stubaier Alpen.


Schönwetter förderte Bildung von Schwachschichten

So angenehm die niederschlagsfreie Zeit im November war, so sorgenvoll verfolgen  wir Lawinenprognostiker solche Wetterentwicklungen. Denn während längerer Schönwetterperioden mit sternenklarem Himmel strahlt die Schneedecke aus und kühlt dadurch deutlich ab. Aufgrund großer Temperaturgegensätze bei einer tendenziell eher geringmächtigen Schneedecke werden Schneekristalle größer und lockerer. (aufbauende Umwandlung). Aktuell finden wir deshalb speziell in oberflächennahen Schichten vermehrt lockere, kantige Kristalle bzw. zum Teil auch Oberflächenreif - beides mögliche Schwachschichten für die kommenden Schneefälle. Die ganze Angelegenheit muss jedoch noch etwas differenzierter betrachtet werden. Wichtig erscheint gerade zu Saisonbeginn immer auch ein Blick auf die aktuelle Schneeverteilung, denn noch nicht überall lag ja bereits Schnee. Oder aber, dieser ist bereits wieder abgeschmolzen.

Schneeverteilung im Land

Webcam-Bilder erleichtern unsere Arbeit enorm. So bekommen wir ein noch umfassenderes Bild der Schneeverteilung im Land: 


Blick Richtung Großglockner: In sehr steilen Sonnenhängen ist es bereits wieder bis in hohe Lagen aper.
Blick Richtung Großglockner: In sehr steilen Sonnenhängen ist es bereits wieder bis in hohe Lagen aper.

Die Kitzbüheler Alpen bekamen in Summe am wenigsten Niederschlag (Neuschnee) ab. Es gibt kaum  mehr eine zusammenhängende Schneedecke.
Die Kitzbüheler Alpen bekamen in Summe am wenigsten Niederschlag (Neuschnee) ab. Es gibt kaum  mehr eine zusammenhängende Schneedecke.


Sehr gut zu erkennen: Schneeverteilung um diese Jahreszeit ist stark expositions- und höhenabhängig. [Ausnahme Kunstschnee :-)]
Arlbergregion: Sehr gut zu erkennen: Schneeverteilung um diese Jahreszeit ist stark expositions- und höhenabhängig. [Ausnahme Kunstschnee :-)]


Eindrucksvoll: Schattig winterlich und genügend Schnee zum Skifahren, sonnseitig großteils aper. Kalkkögelgruppe (Foto: 24.11.2021)
Eindrucksvoll: Schattig winterlich und genügend Schnee zum Skifahren, sonnseitig großteils aper. Kalkkögelgruppe (Foto: 24.11.2021)


Intensive Schneedeckenuntersuchungen

Bereits im Frühwinter ist es essentiell, die Entwicklung der Schneedecke sehr gut zu verfolgen. Wir waren mehrmals mit einigen unserer Beobachter im Gelände, hatten aber auch die Möglichkeit, mit Unterstützung des Landeshubschraubers gezielt Schneedeckenuntersuchungen durchzuführen.

Unterwegs mit dem Landeshubschrauber zur systematischen Schneedeckenuntersuchung an neuralgischen Stellen (Foto: 23.11.2021)
Unterwegs mit dem Landeshubschrauber zur systematischen Schneedeckenuntersuchung an neuralgischen Stellen (Foto: 23.11.2021)

Unsere Untersuchungen zeigen ein mehrschichtiges Bild der Situation: 


Szenario 1: Schattseitig mit bereits vorhandener, geschlossener Schneedecke

Die Schneedecke ist an der Oberfläche aufbauend umgewandelt, also locker und stellt deshalb eine ideale Schwachschicht für darüber gelagerten gebundenen Schnee dar. In der Schneedecke sind zumindest bis etwa 2700m immer wieder auch dünne Krusten eingelagert. In den neuschneereicheren Gebieten (insbesondere mit Windeinfluss) können sich rasch sehr störanfällige Triebschneepakete bilden. Es reicht im Steilgelände die Zusatzbelastung eines einzelnen Wintersportlers aus, um ein Schneebrett auszulösen. Hinter windbeeinflussten, steilen Geländekanten ist zudem mit kleinen bis mittelgroßen spontanen Schneebrettlawinen zu rechnen.


Schneeprofil in der Axamer Lizum in den Stubaier Alpen vom 25.11.2021. Nord, 1980m, 30°: Problematisch für die kommenden Schneefälle sind oberflächennahe, lockere Schichten.
Schneeprofil in der Axamer Lizum in den Stubaier Alpen vom 25.11.2021. Nord, 1980m, 30°: Problematisch für die kommenden Schneefälle sind oberflächennahe, lockere Schichten.


Szenario 2: Besonnte Hänge mit einer bereits vorhandenen, geschlossenen Schneedecke

Hier spielt insbesondere auch die Höhenlage und Steilheit eine entscheidende Rolle. Dort wo es sehr steil ist, findet man oberflächennah häufig sehr harte, mitunter auch dickere Schmelzkrusten. Obwohl darunter zum Teil auch mögliche Schwachschichten eingelagert sind, ist eine Störung der Altschneedecke eher unwahrscheinlich. Hingegen in höheren Lagen bzw. in Sektoren, die nur wenig Sonne erhalten, findet man entsprechend dünnere Schmelzkrusten, darunter dann häufig ausgeprägte lockere Kristalle (kantige Formen) - eine durchaus ungünstige Voraussetzung für die kommenden Schneefälle.


Schneeprofil in der Nähe des Steinernen Lamms in den Nördlichen Zillertaler Alpen vom 23.11.2021. Süd, 2675m, 34°. Kantige Schwachschicht aufgrund Gefahrenmuster 4 (gm.4: kalt auf warm), darüber jedoch ein massiver Harschdeckel. Zudem nur kleinräumig zusammenhängende Schneedecke. Geringes Gefahrenpotential für kommende Schneefälle.
Schneeprofil in der Nähe des Steinernen Lamms in den Nördlichen Zillertaler Alpen vom 23.11.2021. Süd, 2675m, 34°. Kantige Schwachschicht aufgrund Gefahrenmuster 4 (gm.4: kalt auf warm), darüber jedoch ein massiver Harschdeckel. Zudem nur kleinräumig zusammenhängende Schneedecke. Geringes Gefahrenpotential für kommende Schneefälle.



Schneeprofil in der Axamer Lizum in den Stubaier Alpen vom 25.11.2021. Südost, 2090m, 36°. Ausgeprägte Schwachschicht unterhalb eines dünnen Schmelzharschdeckels. Allerdings auch hier: Schneedecke in dieser Höhenlage nur kleinräumig zusammenhängend.
Schneeprofil in der Axamer Lizum in den Stubaier Alpen vom 25.11.2021. Südost, 2090m, 36°. Ausgeprägte Schwachschicht unterhalb eines dünnen Schmelzharschdeckels. Allerdings auch hier: Schneedecke in dieser Höhenlage nur kleinräumig zusammenhängend.


Hier ein Bild, passend zu obigem Profil. Vermehrt wird man hier auf ca. 2300m im Sektor OSO bis O eine dünne Schmelzkruste an der Oberfläche, darunter kantige Kristalle finden.
Hier ein Bild, passend zu obigem Profil. Vermehrt wird man hier auf ca. 2300m im Sektor OSO bis O eine dünne Schmelzkruste an der Oberfläche, darunter kantige Kristalle finden.


Szenario 3: Hochalpin bodennahe Schwachschicht

Nach den Schneefällen Anfang November offenbarte sich das von uns angedeutete Altschneeoproblem mit einer bodennahen Schwachschicht in Form von zum Teil großflächigen Schneebrettlawinen im hochalpinen Gelände, ausschließlich auf Gletschern.


Großflächige Schneebrettlawinen beim Schalfkogel in den Ötztaler Alpen (Foto: 06.11.2021)
Großflächige Schneebrettlawinen beim Schalfkogel in den Ötztaler Alpen (Foto: 06.11.2021)


Drei spontane und eine durch Fernauslösung ausgelöste Schneebrettlawinen am Linken Fernerkogel (Foto: 09.11.2021)
Drei spontane und eine durch Fernauslösung ausgelöste Schneebrettlawinen am Linken Fernerkogel (Foto: 09.11.2021)


Bodennahe Schwachschicht vom Frühwinter. Untergrund Gletschereis. Daunferner, Stubaier Alpen. Nordost, 3060m, 40°.
Bodennahe Schwachschicht vom Frühwinter. Untergrund Gletschereis. Daunferner, Stubaier Alpen. Nordost, 3060m, 40°. 

Inzwischen gehen wir davon aus, dass diese Schwachschichten nur mehr durch große Belastung, insbesondere an Übergängen von wenig zu viel Schnee im sehr steilen Gelände ausgelöst werden können. Die prognostizierten Neuschneefälle sollten für spontane Lawinen, die in bodennahen Schwachschichten brechen tendenziell nicht ausreichen.


Hier ein Bild einer bodennahen Schwachschicht am Tiefenbachferner in den Ötztaler Alpen (Foto: 09.11.2021)
Hier ein Bild einer bodennahen Schwachschicht am Tiefenbachferner in den Ötztaler Alpen (Foto: 09.11.2021)


Szenario 4: Apere Bereiche - Auf steilen Wiesenhängen vermehrte Gleitschneeaktivität

Dort, wo es aktuell aper ist kann Schnee auf glatten Wiesenhängen bzw. Felsplatten abgleiten. Dies wird dort umso mehr der Fall sein, wo es intensiver schneit. Doch auch bei geringeren Mengen können bereits vermehrt Rutsche abgehen.


Hier ein Bild vom Stubaital vom 17.11.2021. Der kurz zuvor gefallene Neuschnee rutschte auf sehr steilen Grashängen ab. Zum Teil lösten sich auch kleine feuchte Lockerschneelawinen - ein auch nach den kommenden Schneefälle wohl gehäuft zu beobachtendes Bild.
Hier ein Bild vom Stubaital vom 17.11.2021. Der kurz zuvor gefallene Neuschnee rutschte auf sehr steilen Grashängen ab. Zum Teil lösten sich auch kleine feuchte Lockerschneelawinen - ein auch nach den kommenden Schneefälle wohl gehäuft zu beobachtendes Bild.


CONCLUSIO

Demnächst nimmt die Zahl an Gefahrenstellen für Lawinenabgänge rasch zu. Wintersportler, die sich im freien Gelände bewegen, sollten über Erfahrung in der Lawinenbeurteilung verfügen, aber auch entsprechend zurückhaltend sein. Vorsicht weiterhin vor möglichem Steinkontakt und der daraus resultierenden Verletzungsgefahr.


In niederschlagsreichen bzw. vermehrt windbeeinflussten Gebieten sollte auch im Pistennahbereich auf eine mögliche Lawinengefahr geachtet werden. Hier ein Bild eines Lawinenabgangs am Stubaier Gletscher  vom 15.11. aufgrund eines frischen Triebschneeproblems. (Foto: 17.11.2021)
In niederschlagsreichen bzw. vermehrt windbeeinflussten Gebieten sollte auch im Pistennahbereich auf eine mögliche Lawinengefahr geachtet werden. Hier ein Bild eines Lawinenabgangs am Stubaier Gletscher  vom 15.11. aufgrund eines frischen Triebschneeproblems. (Foto: 17.11.2021)


Steine bzw. Felsen, eine im Frühwinter nicht zu unterschätzende Sturz- und Verletzungsgefahr (Foto: 17.11.2021)
Steine bzw. Felsen, eine im Frühwinter nicht zu unterschätzende Sturz- und Verletzungsgefahr (Foto: 17.11.2021)


START DER TÄGLICHEN EUREGIO-LAWINENREPORTE ab 01.12.2021

Hier nochmals der Hinweis: Wir starten gemeinsam mit den Südtiroler und Trentiner Kollegen mit der täglichen Ausgabe unseres gemeinsamen EUREGIO-Lawinenreports am 30.11.2021. Um 17:00 Uhr erscheint dann der Bericht für den 01.12.2021. Wir freuen uns auf den kommenden Winter!

Freitag, 5. November 2021

Vorsicht: Hochalpin bereits Altschneeproblem mit Potential für Schneebrettlawinen! Zudem kann Schnee auf Grashängen abgleiten.

Vorab: Wintersportler können hochalpin Schneebrettlawinen auslösen! Problembereiche findet man von etwa 2800m aufwärts


Bis zu einem Meter Neuschnee

Der Wintereinbruch auf Tirols Bergen, der in zwei Staffeln, nämlich vom 01.11. auf den 02.11. sowie vom 03.11. auf den 04.11. gebietsweise bis zu 100cm Neuschnee brachte, führte zu einem für den Wintersportler beachtenswerten Anstieg der Lawinengefahr!


24h-Neuschnee der ersten Niederschlagsstaffel (01.11. auf den 02.11.2021)
24h-Neuschnee der ersten Niederschlagsstaffel (01.11. auf den 02.11.2021)

24h-Neuschnee der zweiten Niederschlagsstaffel (03.11. auf den 04.11.2021)
24h-Neuschnee der zweiten Niederschlagsstaffel (03.11. auf den 04.11.2021)

Gebietsweise schwache Altschneedecke

In hochalpinen Regionen, das betrifft v.a. die Regionen entlang des Alpenhauptkammes, kam dieser Neuschnee nämlich mancherorts bereits auf eine schwache Altschneedecke zu liegen. Schwachschichten befinden sich unmittelbar in Bodennähe und sind häufig zwischen dünnen Krusten eingelagert. ("Krusten-Sandwich). Problembereiche befinden sich unserem aktuellen Wissensstand von etwa 2800m aufwärts. Anfangs betrifft dies schattiges Steilgelände. Mit zunehmender Seehöhe sind dann auch weitere Expositionen, insbesondere der Sektor SW über N bis SO betroffen. (Anmerkung vom 05.11. 09:25Uhr: Inzwischen ist uns aus vergletschertem Gelände bekannt, dass auch der reine Südsektor davon betroffen sein kann.) Dies hat mit dem im Frühwinter gefallenen Schnee zu tun, der dort liegen geblieben ist und sich insbesondere auch während der Schönwetterperiode im Oktober aufbauend umgewandelt hat.


Schneeprofil im Nahbereich des Wurmkogels in den südlichen Ötztaler Alpen. Man erkennt im Bereich des Handschuhs eine bodennahe, lockere Schicht. Darüber lagert Neuschnee, der außer in Oberflächennähe gut gebunden ist (Wind ließ gegen Ende des Schneefalls deutlich nach.)  (Foto: 04.11.2021)
Schneeprofil im Nahbereich des Wurmkogels in den südlichen Ötztaler Alpen. Man erkennt im Bereich des Handschuhs eine bodennahe, lockere Schicht. Darüber lagert Neuschnee, der außer in Oberflächennähe gut gebunden ist (Wind ließ gegen Ende des Schneefalls deutlich nach.)  (Foto: 04.11.2021)


Hier das zu oberem Foto dazugehörige Schneeprofil: Schwache Schichten zwischen dünnen Krusten in Bodennähe, darüber das "Brett", dann lockerer, vom Wind unbeeinflusster Neuschnee.  Nord, 2800m



Lockere, aufbauend umgewandelte Schneekristalle wurden u.a. auch am Hintertuxer Gletscher in Bodennähe in großen Höhen gefunden. (Foto: 21.10.2021) 


Vorsicht! Schneebrettlawinen

Bereits Anfang Oktober, nach ergiebigeren Neuschneefällen, wurden die ersten Schneebrettlawinen der Saison beobachtet. Dies war im Bereich der Wildspitze in den Ötztaler Alpen der Fall.

Spontane, gering mächtige Schneebrettlawinen. Wildspitze (Foto: 09.10.2021)
Spontane, gering mächtige Schneebrettlawinen. 3200m, Nord Wildspitze (Foto: 09.10.2021)


Spontanes, kammnahes Schneebrett Großglockner. 3550m OSO (Foto: 02.11.2021)
Spontanes, kammnahes Schneebrett Großglockner. 3550m, OSO (Foto: 02.11.2021)


Ein durch Fernauslösung oberhalb des Gletschereises abgegangenes Schneebrett am Rettenbachferner in den Ötztaler Alpen (Foto: 04.11.2021)
Ein durch Fernauslösung oberhalb des Gletschereises abgegangenes Schneebrett am Rettenbachferner in den Ötztaler Alpen. 2900m, Nord (Foto: 04.11.2021)


Etwas heimtückisch: Die Schneeoberfläche ist oftmals locker. 

Da gegen Ende der vergangenen Niederschläge der Wind eingeschlafen ist, findet man aktuell in großen Höhen tendenziell eher eine wenig vom Wind beeinflusste Schneeoberfläche. Dies kann den Eindruck erwecken, dass der gesamte Neuschnee locker sei, was aber, wie schon kurz angedeutet, nicht der Fall ist! Dies erkennt man sehr gut auch an folgender Wetterstationsgrafik vom Stubaier Geltscher.

Zum Teil stürmischer Wind am 03.11. der in Folge deutlich nachgelassen hat.
Zum Teil stürmischer Wind am 03.11. der in Folge deutlich nachgelassen hat.


Schlussfolgerung: Zurückhaltung und Erfahrung abseits des gesicherten Skiraums

Wintersportler, die sich in großen Höhen abseits des gesicherten Skiraums aufhalten, sollten über Erfahrung in der Beurteilung der Lawinengefahr verfügen und zurückhaltend unterwegs sein. Neben der Verschüttungsgefahr ist gerade auch während des Frühwinters immer auch auf eine mögliche Verletzungsgefahr durch herausragende Steine zu achten. 


Zudem Vorsicht im Bereich von Wiesenhängen - Gleitschneerutsche und -lawinen möglich

Typisch für den Frühwinter, nach ergiebigeren Schneefällen, sind Gleitschneelawinen auf Grashängen, sowie Lockerschneelawinen aus extrem steilem Gelände. Diese Lawinen konnte man während der vergangenen Tage vielerorts beobachten. Dies wird auch noch während der kommenden Tage mit abnehmender Tendenz der Fall sein. Insbesondere unterhalb von steilen Grashängen in schneereichen Gebieten also auch darauf achten. Hier ein paar Fotos...

Gleitschneerutsche und -lawinen im Defereggental (Foto: 02.11.2021)
Gleitschneerutsche und -lawinen im Defereggental (Foto: 02.11.2021)


Gleitschneerutsche auf einem Damm in der Axamer Lizum (Foto: 04.11.2021)
Gleitschneerutsche auf einem Damm in der Axamer Lizum (Foto: 04.11.2021)


Lockerschneelawine in der Schlick (Nördliche Stubaier Alpen) (Foto: 03.11.2021)