Die vergangene Woche stand sowohl im Zeichen von traumhaftem Pulverschnee bei günstigen Verhältnissen, als auch im Zeichen einer kurzfristig heiklen Lawinensituation für den Wintersportler. Dies war der Fall, als vom Dienstag, 10.03. auf Mittwoch, 11.03. eine Warmfront über Tirol zog und zu zahlreichen spontanen Lawinenabgängen führte. Spontane Lawinen konnten auch noch am Vormittag des 11.03. beobachtet werden, als (diffuser) Strahlungseinfluss die Schneedecke noch schwächte. Mit dem anschließenden Einfließen trockener Luftmassen samt sternenklarem Himmel von Mittwoch, 11.03. auf Donnerstag 12.03. besserte sich die Situation markant. Der Donnerstag stand dann im Zeichen klassischer Frühjahrsverhältnisse mit einem tageszeitlichen Gang der Lawinengefahr.
Nun folgen bis 14.03. zwei schwache Kaltfronten. Lawinentechnisch ist vorerst v.a. auf mögliche Gleitschneelawinen auf steilen Wiesenhängen sowie auf Lockerschneelawinen zu achten. Ganz vereinzelt gibt es noch kürzlich gebildete Triebschneepakete, die gestört werden können, dies v.a. schattseitig oberhalb etwa 2800m. Zusätzlich bilden sich mit den erwähnten Fronten kleine, frische Triebschneepakete. Etwas Vorsicht am ehesten in großen Höhen im kammnahen Gelände in den westlichen (vergleichsweise niederschlagsreicheren) Regionen Nordtirols.
Impressionen der vergangenen Woche
Ein Traumtag mit sehr hoher SkitourengeherInnen-Frequenz in ganz Tirol - Sonntag, der 08.03.2020. Defereggental |
Pulver gab es in Ost- wie in Nordtirol. Hier Abfahrt vom
Kleinen Kaserer in den Tuxer Alpen (Foto: 08.03.2020)
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Es wurde vielfach sehr steiles Gelände begangen bzw.
befahren. Rosskogel, Stubaier Alpen (Foto: 08.03.2020)
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Lawinenabgänge gab es angesichts der zahllosen Wintersportler, die im freien Gelände unterwegs waren, nur wenige. Die Lawinen waren meist klein. Mitunter bestand die Gefahr, mitgerissen zu werden. Dies passierte einem Kletterer im Wilden Kaiser, der verletzt wurde.
Lawinenabgang Mädelegabel im Außerfern. (Hier wurde - wohl
äußerst kurzfristig gebildeter - Oberflächenreif als Schwachschicht
festgestellt). (Foto: 08.03.2020)
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Lawinenabgang Goinger Törl (Foto: 08.03.2020) Nicht ganz
klar ist die dortige Schwachschicht. Ev. lokales und kurzfristig relevantes
gm.4 (kalt auf warm?) kammnah, schattseitig
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Im Nahbereich der oberen Lawine am Kleinen Törl. Gering
mächtiges Schneebrett kammnah (Foto: 08.03.2020)
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Die Warmfront vom 10.03. auf den 11.03.
Siehe dazu auch den Blogeintrag vom 10.03.
Die Warmfront führte auch deshalb zu so einem markanten Anstieg der Lawinengefahr bzw. zu einer (recht) hohen spontanen Lawinenaktivität, weil es zu Beginn der Front anfangs noch schneite und der Schnee dann sukzessive bis etwa 2400m in Regen überging. Somit war flächig eine perfekte Schwachschicht in Form von vergleichsweise kälterem Pulverschnee bzw. filzigen Kristallen gegeben. Das Brett bildete sich durch den Wärmeeintrag, aber auch durch Wind in größeren Höhen.
Niederschlag bereits am 09.03., dann mit Warmfront am 10.03.
- von Schnee in Regen übergehend
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Regengrenzen in Tirol am Ende der Warmfront
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Im Steilgelände konnten während des Niederschlags relativ
rasch gering mächtige Anrisse provoziert werden. Dies zeugt von hoher
Störanfälligkeit. (Foto: 10.03.2020)
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Im Westen des Landes war der Niederschlag intensiver als erwartet. Dort wurde deshalb auch der Lawinenreport aktualisiert und für den 11.03. kurzfristig große Gefahr ausgegeben. Große Gefahr ("Skitouren-Groß") wäre nachträglich auch in angrenzenden Regionen gerechtfertigt gewesen, dort wo es vergleichsweise mehr schneite. Gegen Osten mit abnehmender Niederschlagsmenge wurden die Lawinen immer kleiner. Generell handelte es sich bei fast allen Lawinenabgängen - wie vorhergesagt - um oberflächige Schneebrettlawinen bzw. Lockerschneelawinen.
Lawinenabgänge in der Silvretta (Foto: 11.03.2020)
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...einige davon erreichten auch Hüttenzustiege (Foto:
11.03.2020)
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Lawinenabgänge im Sellraintal (Foto: 11.03.2020)
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Lawinenablagerung im Zillertal (Foto: 11.03.2020)
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Kleine Lockerschneelawinen in den Tuxer Alpen (Foto:
11.03.2020)
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Sprengerfolge waren meist (sehr) gut. Ötztal (Foto:
11.03.2020)
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Ebenso eine durch Sprengung ausgelöste Lawine im Pitztal
(Foto: 11.03.2020)
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Mit Wetterbesserung rasche Stabilisierung
Wenn lockerer Pulverschnee eine Schwachschicht bildet, dann gibt es den großen Vorteil gegenüber persistenter Schwachschichten, dass sich der Pulverschnee mit dem darüber gelagerten Triebschnee recht rasch verbindet. Dies ist umso eher der Fall, je intensiver die Strahlung bzw. höher die Temperatur ist. Beides ist derzeit gegeben. Deshalb stabilisierte sich die Schneedecke sehr rasch. Die Lawinengefahr ging entsprechend zurück, stieg allerdings im Tagesverlauf heute am 12.03. aufgrund der Strahlung und der relativ hohen Temperaturen wieder an. In die Schneedecke eindringendes Wasser schwächt diese zur Zeit oberflächennah.
Eindrucksvolle Darstellung von Wasserstauzonen mittels Bildbearbeitung von Lukas Ruetz (Foto: 11.03.2020) |
Ein derzeit recht typisches Profil im besonnten Steilgelände. Abfolge von Krusten. Isotherme Schneedecke. Keine Bruchfortpflanzung. |
Das Frühjahr kommt - Tageszeitlichen Gang der Lawinengefahr beachten
Laut ZAMG-Wetterdienststelle folgt nach den kurzen, schwachen Kaltfronten ab Sonntag 15.03. eine anhaltend warme Schönwetterphase. Für den Wintersportler bedeutet dies: Wer früh unterwegs ist, wird doppelt belohnt: Die Lawinenverhältnisse sind günstiger als später während des Tages, zudem gibts bei guter Planung super Firn!
Die Lawinengefahr wird somit recht gut einschätzbar sein. Achten sollte man u.a. auch auf die teilweise recht großen Wechten in größeren Höhen.