Donnerstag, 18. März 2021

Kürzlicher Triebschnee bildet die Hauptgefahr - dieser ist zum Teil überschneit und dadurch schwierig zu erkennen!

Oberflächennahen Triebschnee beachten


Oberhalb etwa 2000m herrscht aktuell (19.03.) erhebliche Lawinengefahr. Dies hat mit den kürzlich gebildeten Triebschneeansammlungen zu tun. Diese können im sehr steilen Gelände mitunter durch geringe Belastung gestört werden. Betroffen sind alle Expositionen. Erschwert wird die Gefahrenbeurteilung teilweise durch eine Pulverschneeauflage, da die letzten Schneefälle bei vergleichsweise weniger Wind gefallen sind. Erschwert kann die Einschätzung während der kommenden Tage auch durch kurzfristig schlechte Sichtverhältnisse sein.


Bezeichnend für die vergangenen Tage in weiten Teilen Nordtirols sowie im nördlichen Osttirol: Schneefall, Wind und schlechte Sicht. Mieminger Gebirge (Foto: 17.03.2021)


Aprilhaftes Wetter - sowohl positiv als auch negativ für die Lawinengefahr


Gerade beobachten wir auch ein interessantes Zusammenspiel aus unbeständigem Wetter mit teils kräftigen Schnee- bzw. Graupelschauern sowie Aufhellungen samt intensivem (diffusem) Strahlungseinfluss. Letzterer wirkt sich sowohl positiv als auch gebietsweise negativ auf die Lawinengefahr aus. Positiv ist der Einfluss v.a. in mittleren Höhenlagen sowie in den etwas neuschneeärmeren Regionen. Dort verbinden sich mögliche Schwachschichten innerhalb des Neuschneepakets rasch miteinander. In den neuschneereicheren Regionen sowie in größeren Höhen kann Strahlungseinfluss jedoch kurzfristig zu einer besseren Bindung oberflächennaher Schichten und dadurch zu einer erhöhten Auslösebereitschaft von Schneebrettlawinen führen. 


Aprilwetter im März: Im Vordergrund schneit es, im Hintergrund kommt die Sonne zum Vorschein. Der Strahlungseinfluss ist trotz der für die Jahreszeit zu tiefen Temperaturen intensiv. Inntal (Foto: 18.03.2021)



Einer der "hot spots" des Neuschneezuwachses in Tirol: Die Seegrube oberhalb von Innsbruck. Inzwischen "übertrifft" der Setzungsprozess der Schneedecke den Neuschneezuwachs.


Kürzliche Schneedeckenuntersuchungen 


Wie schon im vergangenen Blogeintrag erwähnt, konzentrieren wir uns aktuell auf oberflächennahe Schwachschichten. Am heimtückischsten sind dünne Schichten aus kantigen Kristallen angrenzend an dünnen Schmelzkrusten, die sich während der kürzlichen, wechselhaften Witterungsperiode gebildet haben. (vergleiche dazu auch unsere Grafik zum "Krusten-Sandwich". 


Schneedeckenuntersuchung in den Tuxer Alpen. Im Hintergrund eine fernausgelöste Schneebrettlawine vom 17.03.2021 (Foto: 18.03.2021)



Profil, welches beim oben angezeigten Lawinenanriss aufgenommen wurde. "Krustensandwich" Ost, 2140m, 40°


Spontane Schneebrettlawinen - vermutlich im Bereich dieser Schichten - konnten während der vergangenen Tage im Sektor O-S-W v.a. in einem Höhenbereich zwischen etwa 2500m und 2800m beobachten werden.


Kurzfristig zu beachten sind zudem noch lockere, von Triebschnee überlagerte Neuschneeschichten v.a. noch in größeren Höhen, vermehrt in schattigen Hängen. Darunter fallen u.a. auch dickere Graupelschichten.

Graupel war ein häufiger Begleiter der kürzlichen Schneefälle (Foto; 18.03.2021)



Filzige Kristalle als Schwachschicht zwischen dünnen Krusten. Kürzlich waren diese vermehrt noch für Setzungsgeräusche verantwortlich, inzwischen v.a. noch oberhalb etwa 2500m zu beachten. 2350m, Nord; Ötztaler Alpen


Südliches Osttirol günstiger


In Zentralosttirol sowie im südlichen Osttirol gabs vergleichsweise wenig Niederschlag. Hier sind v.a. kleinräumige, vergleichsweise zu den nördlicheren Regionen deutlich besser zu erkennende Triebschneepakete zu beachten.


Unterwegs am Bergerkogel in Zentralosttirol. Weniger Neuschnee, geringmächtigere Triebschneepakete. (Foto:; 16.03.2021)


Pulverschnee


Ganz klar lockt der viele Neuschnee zum "powdern".  Ein, auch strahlungsbedingt eher kurzfristiges Vergnügen. Dazu muss es nicht immer sehr steil sein...


Pulververgnügen in den Tuxer Alpen (Foto: 18.03.2021)