Donnerstag, 13. Dezember 2018

Frische Triebschneepakete bilden die Hauptgefahr. Gebietsweise Altschneeproblem beachten!

Lawinenabgänge während der vergangenen Tage weisen zumindest gebietsweise auf eine störanfällige Schneedecke hin. Aktuell sind im Wesentlichen zwei Gefahrenmomente zu beachten:

- Frischer Triebschnee
- Gebietsweise eine störanfällige Altschneedecke

Frischer Triebschnee ist immer dann besonders leicht zu stören, wenn lockerer Neuschnee bei kalten Temperaturen verfrachtet wird. Beides trifft derzeit zu: Es ist sehr kalt. In den Föhnschneisen wehte heute am 13.12. zum Teil starker Wind. Es reicht dann häufig geringe Belastung im Steilgelände aus, um diese Triebschneepakete zu stören. (Pulverschnee bzw. filzige Kristalle bilden dann die Schwachschicht. Letztere wird sich während der kommenden Tage wieder langsam mit den Triebschneepaketen verbinden.)

Besonders entlang des Alpenhauptkammes konnte man heute große Schneeverfrachtungen beobachten. Zillertaler Alpen (Foto: 13.02.2018)


Lawinenunfall unterhalb der Spannagelabfahrt im Skigebiet Hintertuxer Gletscher vom 13.12.2018. Der Hang befindet sich auf 2500m in einem sehr steilen Nordhang. Starker Wind verfrachtete unmittelbar vor dem Lawinenabgang viel Schnee in diesen Hang. Schneedeckenuntersuchungen, die heute am 13.12. durchgeführt wurden, zeigen, dass der frische Triebschnee leicht zu stören war. Die primäre Schwachschicht war überwehter Pulverschnee. (Sekundär dürften auch die im folgenden beschriebenen kantigen Schwachschichten zumindest stellenweise gebrochen sein.) Die Lawine ist ca. 100m lang und 200m breit.

Der Polizeihubschrauber transportiert nach dem Lawinenunfall die Hundeführer ins Tal (Foto: 13.12.2018)

Tiefer in der Schneedecke liegende Schwachschichten scheinen derzeit v.a. in den Regionen entlang des Alpenhauptkammes zwischen etwa 2300m und 2900m insbesondere in Schattenhängen ein Thema zu sein. Im Nahbereich von (Regen-)Krusten findet man dort meist kantige, lockere Kristalle. Diese Schwachschichten sind in der Regel nicht über große Flächen zusammenhängend vorhanden.

Kleine, überwehte, spontane Schneebretter in den Stubaier Alpen auf etwa 2400m Höhe (in Bildmitte) weisen auf eine erhöhte Störanfälligkeit der Schneedecke hin. (Foto: 12.12.2018)

Unterhalb des Pfaffenbichls löste sich ein Schneebrett, als sich Personen in der Abfahrt befanden. Der Anriss befand sich auf 2300m in einem extrem steilen Nordhang. Die Anissmächtigkeit variierte zwischen etwa 20cm und 160cm. Ausgelöst wurden Triebschneepakete vom Wochenende auf kantigen Schwachschichten.

Lawinenunfall vom 12.12.2018 unterhalb des Pfaffenbichls (Foto: 13.12.2018)

Blick vom oberen Bereich des Lawinenanrisses in Richtung Lawinenablagerung. Pfaffenbichl (Foto: 13.12.2018)

Profile zu den oberen Lawinen findet man - wie gewohnt - hier.

Ebenfalls auf kantigen Kristallen löste sich dieses Triebschneebrett im freien Skiraum des Skigebietes Silvretta Skiarena in Ischgl, als eine Person dort abfuhr. Seehöhe: 2300m, West, sehr steil (Foto: 12.12.2018)

Es gibt auch Positives zu berichten: 

Abseits des Alpenhauptkammes haben sich ältere Triebschneepakete allgemein gut verbunden. Dort liegt das Hauptproblem derzeit in meist kleinen, frischen Triebschneeablagerungen, dies häufig im kammnahen, schattigen Gelände.

Überwiegend gute Bedingungen am Arlberg (Foto: 13.12.2018)

Dort, wo es besonders viel geschneit hat beobachten wir zudem vermehrt Gleitschneeabgänge. Diese Lawinen sind meist klein, manchmal auch mittelgroß. 

Zahlreiche Gleitschneeabgänge im Lechtal (Foto: 13.12.2018)

Gleitschneerisse weisen auf eine mögliche Gefahr hin. Wir empfehlen, sich nicht unterhalb solcher Risse aufzuhalten. (Foto: 12.12.2018)

Ausblick für das Wochenende: 

Der heute am 13.12. so starke Wind lässt noch in der Nacht nach. Es sollten sich kaum mehr frische Triebschneepakete bilden. Allerdings werden die heute am 13.12. entstandenen Triebschneepakete aufgrund der niedrigen Temperaturen noch einige Tage störanfällig bleiben. Das gebietsweise Altschneeproblem zwischen etwa 2300m und 2900m in den oben erwähnten Gebieten scheint das vergleichsweise größte Problem zu sein. Wetteränderung am Sonntag, den 16.12.. 
(Was wir noch im Auge behalten: Gefahrenmuster 4 (kalt auf warm) speziell in Sonnenhängen abseits der besonders schneereichen Regionen.)