Dienstag, 28. Januar 2020

Mit Neuschnee und Wind markanter Anstieg der Lawinengefahr

Nach einer längeren Schönwetterphase, kommt es nun zu einer Wetterumstellung, welche uns seit längerer Zeit wieder nennenswerten Niederschlag bringen wird. Neuschnee und Wind führen zu einem sehr raschen und zudem markanten Anstieg der Lawinengefahr! In den neuschneereicheren Regionen wird die Gefahrenstufe 4 - groß erreicht. Besonders gefährdet werden Tourengeher und Variantenfahrerinnen sein. Exponierte Verkehrswege werden hingegen kaum oder nur vereinzelt betroffen sein.

Im Grenzbereich zu Vorarlberg und in den nördlichen Staugebieten ist bis zum Mittwoch, 29.01.2020 mit 50-70 cm Neuschnee zu rechnen

Wetterlage
Nach einer langen Schönwetterphase, die nur von einer schwachen Störung vom 18.01.-19.01.2020, unterbrochen wurde, kommt es nun zu einer Wetterumstellung, die uns seit längerer Zeit wieder einmal nennenswerten Niederschlag bringen wird. Von Westen her kommend überquert uns heute, 28.01.2020, eine Kaltfront, welche uns im Laufe des Tages und vor allem in der Nacht auf Mittwoch, 29.01.2020, einiges an Neuschnee bringen wird. Der Schneefall wird außerdem von starkem bis stürmisch-böigem Nordwestwind begleitet.  Verbreitet ist mit Windböen um 80 km/h zu rechnen, im Bereich der Allgäuer Alpen bis zum Karwendel sogar mit Spitzen über 100km/h. Diese Kaltfront leitet eine wechselhafte und unbeständige Wetterphase ein. Für die Westwetterlage typisch, bleibt es über das Niederschlagsereignis hinaus sehr wechselhaft.

Im Bereich der Allgäuer Alpen bis zum Karwendel ist mit Windböen über 100km/h zu rechnen

Schneedecke
Der Neuschnee kommt verbreitet auf einer aufbauend umgewandelten Schneedecke, welche sich in der Schönwetterperiode und in den daraus folgenden Strahlungsnächten bilden konnte, zu liegen. Diese aus kantigen Kristallen bestehende Schneeoberfläche bildet, wenn sie von gebundenem Schnee überdeckt wird, eine ungünstige Basis. In schattigen und windberuhigten Hängen konnte auch vermehrt Oberflächenreif beobachtet werden. Mit der lockeren Altschneedecke und dem Neuschnee sind somit die Zutaten für ein besonders unfallträchtiges Gefahrenmuster gegeben > gm.5 Schnee nach langer Kälteperiode.


Wie hier in der Axamer Lizum ist die Schneedecke in ganz Tirol verbreitet bis zum Boden aufbauend umgewandelt.


Harte Spurarbeit in den nördlichen Stubaier Alpen durch die bis zum Boden lockere Schneedecke.

Lockere, aufbauend umgewandelte Schneeoberfläche in Zentralosttirol

An schattigen und windgeschützten Hängen konnte vermehrt Oberflächenreif beobachtet werden.

Der frische Triebschnee lässt sich sehr leicht durch geringe Zusatzbelastung stören und in Gebieten mit mehr Niederschlag muss auch vermehrt mit spontanen Lawinen gerechnet werden. Die Lawinengefahr erreicht zumindest die Stufe 3 - erheblich, in neuschneereicheren Gebieten auch die Stufe 4 - groß. Die Lawinengefahrenstufe bezieht sich hauptsächlich auf den Wintersportler und wird als „Skifahrer-Groß“ bezeichnet. Dies bedeutet, dass zwar kaum sehr große Lawinen zu erwarten sind, dafür aber sehr viele mittlere und auch große Lawinen spontan abgehen können. Zudem können Lawinen an vielen Stellen sehr leicht durch geringe Zusatzbelastung ausgelöst werden. Bei einem solchen Skifahrer-Groß sind Wintersportler abseits geöffneter Pisten akut gefährdet. Exponierte Verkehrswege dagegen sind kaum oder nur vereinzelt betroffen.

Touren- und Variantenfahrten erfordern sehr viel Erfahrung in der Lawinenbeurteilung und große Zurückhaltung (Neuschneeproblem).