Freitag, 27. April 2012

Zahlreiche Lawinenabgänge...


Die für die Jahreszeit überdurchschnittlichen Temperaturen sowie die intensive Sonneneinstrahlung wirken sich, wie angekündigt, auf die Lawinengefahr aus.
 
Hier ein paar Bilder der vergangenen zwei Tage, die auf die wichtigsten Gefährdungsbereiche hinweisen.
 
An eher schneearmen, schattigen, sehr steilen Hängen typischerweise zwischen etwa 2300m und 2600m können sich Schneebretter auf einer bodennahen Schwimmschneeschicht lösen; Südliche Ötztaler Alpen (Foto: 26.04.2012)
 
Hochalpin lösten sich durch die enorme Zusatzbelastung des durch den Föhnsturm verfrachteten Schnees im sehr steilen, kammnahen, schattigen Gelände einige größere Schneebrettlawinen. Rotmoostal, Südliche Ötztaler Alpen (Foto: 26.04.2012)
 
Spontane Schneebretter auf einer dünnen kantigen Schicht auf Schmelzharsch (sh. Unfalllawine Mutsattel) in einem Höhenbereich zwischen etwa 2300m und 2600m in besonnten Hängen, Südliche Ötztaler Alpen (Foto: 26.04.2012)
 
Die Hauptzahl der Lawinenabgänge betrifft nasse Lockerschneelawinen aus extrem steilem, derzeit v.a. noch besonnten Gelände. Vereinzelt dürften wohl auch einige Gleitschneelawinen abgegangen sein.
 
Eine Lockerschneelawine während des Abgangs. (Foto: 26.04.2012)
 
Nasse, frische Lockerschneelawinen auf der Nordkette; unterhalb von Rissen können Gleitschneelawinen abgehen, Westliche Nordalpen (Foto:.27.04.2012)

Tödlicher Lawinenunfall unterhalb des Mutsattels, Rotmoostal, Ötztaler Alpen

Am 26.04.2012 fuhren zwei Skitourengeher zur Bergstation der Hohen Mut Bahn. Von dort gingen sie taleinwärts bis zum Mutsattel, wo sie ins Rotmoostal fahren und anschließend zum Eiskögele aufsteigen wollten. Als beide in den 35° steilen W-Hang querten lösten sie eine Schneebrettlawine aus. Beide Personen wurden erfasst. Eine Person wurde nur oberflächig verschüttet und blieb unverletzt. Die zweite Person wurde total verschüttet. Da sie keine Notfallausrüstung bei sich hatten musste eine planmäßige Suche gestartet werden. Nach 1,5 Stunden Verschüttungszeit konnte die Person durch einen Lawinenhund geortet werden. Sie war ca. 1m tief verschüttet und bereits verstorben.
 
Die Unfalllawine: Die Personen gingen entlang des Rückens und lösten bei der Hangquerung das Schneebrett aus. Die getötete Person wurde im unteren Drittel im Bereich einer Engstelle verschüttet (Foto: 26.04.2012)
 
Die Spur der Betroffenen führt in den Lawinenhang. Der Lawinenhund fand die Person (Foto: 26.04.2012)
 
Während der Suche lösten sich spontane Lawinen; im Hintergrund erkennt man über dem Talboden eine Staubwolke von einem gerade (von rechts) abgehenden Schneebrett; rechts ebenso frische, nasse Lockerschneelawinen (Foto: 26.04.2012)
 
Zufällig war ich bei diesem Einsatz unmittelbar vor Ort und führte nach der Suche mit Norbert Brunner, dem einheimischen Hundeführer, dessen Hund den Verschütteten gefunden hat, die Erhebungen durch. Das Schneeprofil zeigt eine dünne kantige Schicht auf einem Harschdeckel, darüber lagen meist zwischen 30-50cm frischer Triebschnee.
 
 
Als Schwachschicht diente eine dünne, kantige Schicht, die durch das Gefahrenmuster „kalt auf warm" erklärt werden kann.

Donnerstag, 26. April 2012

Frischer Triebschnee und markanten tageszeitlichen Anstieg beachten!


Als Ergänzung zum letzten Blogeintrag hier ein paar aktuelle Eindrücke der Situation:
 
Große Schneefahnen im ganzen Land (hier in Osttirol) deuten auf große Verfrachtungen hin. Am Bild ein spontanes Schneebrett, das die Störanfälligkeit der Schneedecke beweist. (Foto: 25.04.2012)
 
...ein ähnliches Bild aus der Silvretta...
 
Schneefahnen samt spontanem Brett in der Silvretta (Foto: 25.04.2012)
 
Triebschneeansammlungen lassen sich zumindest oberhalb etwa 2300m leicht durch geringe Zusatzbelastung stören; Silvretta (Foto: 25.04.2012)
 
Unterhalb des Daunjochs in den Stubaier Alpen löste gestern ein Wintersportler kammnah ein Schneebrett aus, blieb jedoch unverletzt. Ansonsten wurde uns von einigen spontanen Lawinen im hochalpinen Gelände (also oberhalb von 3000m) berichtet, wo Lawinen vereinzelt auch in tieferen Schichten brachen (u.a. in den Südlichen Ötztaler Alpen). Ebenso gab es sehr gute Sprengerfolge am Kaunertaler Gletscher, wo Lawinen bis zum Eis brachen.
 
Aus besonnten, extrem steilen Hängen wurden zudem zahlreiche Lockerschneelawinen beobachtet...
 
Silvretta (Foto: 25.04.2012)
 
Der Wind weht weiterhin stark aus südlicher Richtung...
 
 
Die Temperaturprognosen bestätigen weiterhin einen markanten Anstieg.
 
 
Es bleibt spannend. Eine gute Nachricht: Die Prognosen zeigen nun, dass die Luft am Wochenende deutlich trockener werden sollte, als bisher angenommen. Die Durchnässung und der Stabilitätsverlust können dadurch deutlich verlangsamt werden. Wir werden sehen...
 

Dienstag, 24. April 2012

Eine lawinenaktive Zeit steht bevor...

Nach dem seit Anfang April pünktlich eingesetztem, entsprechend wechselhaftem Aprilwetter bleibt es während der kommenden Tage niederschlagsfrei. Die Lufttemperatur steigt markant an und erreicht Werte deutlich über dem Durchschnitt. Es wird somit frühsommerlich warm, in tiefen Lagen für die Jahreszeit richtiggehend heiß. Dies wird nicht ohne Auswirkungen auf die Lawinengefahr bleiben...
 
Die oberen Linien zeigen den vorhergesagten Temperaturverlauf auf ca. 1500m dar (rote Linie = Mittelwert). Die unteren Linien weisen auf niederschlagsfreies Wetter während der kommenden Tage hin.
 
Am 25.04. erwarten wir zahlreiche, meist noch eher harmlose Lockerschneelawinen aus extrem steilem, v.a. besonnten Gelände, die in den neuschneereichen Regionen entlang des Alpenhauptkammes teilweise mittlere Größe erreichen können. Ein Durchreißen in tiefere Schneeschichten ist am 25.04. noch nicht zu erwarten. Vereinzelt können sich am 25.04. im kammnahen, besonnten Gelände auch kleine spontane Schneebrettlawinen lösen. Schuld daran hat der durch Windeinfluss gebundene, gerade erst entstandene Triebschnee.
 
 
 
Spannend wird es dann vermutlich ab Donnerstag, spätestens ab Freitag, wenn es von Tag zu Tag wärmer und die Temperaturreserven innerhalb der Schneedecke immer geringer werden. Dies bedeutet, dass die Schneedecke dann auch in größeren Höhen zunehmend nass wird und deutlich an Festigkeit einbüßt. Wir erwarten dann v.a. oberhalb etwa 2100m spontane, nasse Lockerschneelawinen, die sich in der Sturzbahn deutlich verbreitern, vermehrt die nasse Altschneedecke mitreißen und dann mitunter auch größer werden können.
 
Spontane Schneebrettlawinen sind u.a. an eher schneearmen Stellen im schattigen, sehr steilen Gelände zwischen etwa 2300m und 2500m vermehrt in den Regionen entlang des Alpenhauptkammes zu erwarten. Als Gleitfläche wird bodennaher Schwimmschnee dienen. In der selben Exposition und Höhenlage können Schneebrettlawinen auch auf einer dünnen kantigen Schicht auf Schmelzharsch abgehen. Dies sollte nicht vor Freitag der Fall sein.
 
Zusätzlich wird man wieder vermehrt Gleitschneelawinen auf steilen Wiesenhängen insbesondere dort, wo sich bereits Risse in der Schneedecke gebildet haben, beobachten können.
 
Fraglich ist noch, ob die Schneedecke am Wochenende durch die vorhergesagte, hohe und mittelhohe Bewölkung und die folglich diffuse Strahlung hochalpin (also oberhalb etwa 3000m) derart geschwächt wird, dass vereinzelt auch bodennaher Schwimmschnee vom Frühwinter als Gleitfläche für zum Teil auch größere Schneebrettlawinen dienen kann? Da sollten Schneedeckenuntersuchungen, die wir im Laufe der Woche durchführen werden, Klarheit verschaffen.
 
Als Vorteil muss angeführt werden, dass der Schneedeckenaufbau außer dem erwähnten bodennahen Schwimmschnee sowie einer eher oberflächennahen, dünnen kantigen Schicht in Summe als recht stabil mit wenig Schwachschichten charakterisiert werden kann. Einen Kollaps der Schneedecke auf großen Flächen an zahlreichen Stellen wird es somit nicht geben. Vorstellbar ist allerdings, dass das in die Schneedecke eindringende Schmelzwasser an bestehenden Schmelzharschkrusten abfließen und dort aufgrund der verminderten Reibung zu einem Abgleiten der darüber gelagerten Schneeschichten führen kann.
 
Für den Wintersportler gilt auf alle Fälle: Je höher und früher man unterwegs ist, desto besser! Zu bedenken ist auch immer die sichere Rückzugsmöglichkeit ins Tal bzw. zur Hütte! Sicherheitsverantwortliche werden gegen Ende des Winters mancherorts nochmals gefordert sein und die Situation besonders sorgfältig beobachten.

Am Wochenende lösten einige Wintersportler Lawinen aus. Das Hauptproblem bildeten frische, kammnahe Triebschneepakete sowie Lockerschneelawinen

Das wechselhafte Aprilwetter mit Schneefall, Wind und kurzen Schönwetterfenstern führte v.a. dazu, dass sich im Hochgebirge frische, zum Teil störanfällige Triebschneepakete bildeten.
 
Immer wieder zum Teil auch beachtliche Neuschneesummen im Hochgebirge...
 
Am Wochenende störten einige Wintersportler solche Triebschneeansammlungen im sehr steilen bis extrem steilen kammnahen Gelände. Am Wannig in den Westlichen Nordalpen wurden dadurch zwei Skitourengeher unbestimmten Grades verletzt.
 
Schönwetter am Samstag lockte viele Skitourengeher ins Freie. Hier am Weg zum Wannig, wo ca. 2 Stunden später kurz unterhalb des Grates ein Schneebrett ausgelöst wurde. (Foto: 21.04.2012 ca. 09:45 Uhr)
 
Hier ein Foto nach dem Lawinenabgang. Die Lawine wurde kurz unterhalb des Grates ausgelöst (auf dem Foto nicht einsehbar). Der Bruch pflanzte sich über den Rücken fort, sodass die Lawine schlussendlich aus drei Ästen bestand. Die Personenansammlung (mit den Verletzten) zeigt den linkesten Ast. (Foto: 21.04.2012)
 
Am 23.04. war ich gemeinsam mit einem Alpinpolizisten vor Ort, um die näheren Umstände zu erkundschaften. Das Gelände ist im oberen Bereich extrem steil, also stellenweise über 40°, im Auslösebereich 42°, kammnah samt frischem Triebschnee. Die Normalroute, die vor dem Lawinenabgang bereits völlig verspurt war, führt in Aufstiegsrichtung gesehen rechts.
 
Die normale, häufig begangene Aufstiegsroute. Ca. 1 Stunde später wurde die Lawine in dem in Aufstiegsrichtung gesehenen linken, schattigen, am Foto noch unverspurten Hang ausgelöst. (Foto: 21.04.2012 vor dem Lawinenabgang)
 
Zum Auslösezeitpunkt befanden sich mehrere Personen unmittelbar hintereinander kurz unterhalb des am unteren Bild befindlichen Rückens, wo die Lawine ausgelöst wurde.
 
Die von der Normalroute abweichende Aufstiegsspur samt Lawinenanriss, beide durch Neuschnee vom Sonntag, den 22.04. etwas überschneit  (Foto: 23.04.2012)
 
Man erkennt einen Teil des Lawinenanrisses. Die Lawine wurde im obersten Bereich ausgelöst.  (Foto: 23.04.2012)
 
Blick vom obersten Lawinenanriss in Richtung Aufstiegsspur und Kar. (Foto: 23.04.2012)
 
Als Gleitfläche der Lawine diente eine wenig ausgeprägte, dünne kantige Schicht auf einem dünnen Schmelzharschdeckel. (Gefahrenmuster: „kalt auf warm"). Die Schicht ist aufgrund großer Temperaturunterschiede zwischen einer vormals feuchten Altschneeoberfläche und dem darüber gelagerten, sehr kalten Neuschnee entstanden. Stabilitätstests zeigten einen glatten Bruch, allerdings auch die Notwendigkeit großer Zusatzbelastung. Die Auslösung erklärt sich aufgrund der bisherigen Ungestörtheit der Schneedecke (abseits der normalen Aufstiegsroute) sowie der großen Zusatzbelastung im extrem steilen Gelände.
 
Schneeprofil beim Lawinenanriss
 
Als weitere Gleitflächen für Schneebrettlawinen kommen und kamen v.a. die Grenzfläche zwischen kaltem, lockeren Neuschnee und Triebschnee sowie vereinzelt kammnaher Oberflächenreif im schattigen Steilgelände (Nigg-Effekt) in Frage.
 
Ein spontanes Schneebrett im kammnahen, sehr steilen Gelände beim Zwieselbacher Rosskogel, Nördliche Stubaier Alpen; Gleitfläche ungewiss, vermutlich jedoch Oberflächenreif (Foto: 21.04.2012)
 
Ansonsten beobachtete man einige Lockerschneelawinen (teilweise auch mit längeren Auslaufbereichen).
 
Von einem Wintersportler ausgelöste Lockerschneelawine unterhalb der Schöntalspitze in den Nördlichen Stubaier Alpen (Foto: 21.04.2012)
 
Unterhalb des Glungezers in den Tuxer Alpen wurde ein Erkundungsflug des C1 in die Wege geleitet, weil nicht sicher war, ob eine abfahrende Person durch die von ihm ausgelöste Lockerschneelawine verschüttet wurde.
 
Die Lockerschneelawine unterhalb des Glungezers mit der Ausfahrtsspur des Skitourengehers (Foto: 21.04.2012)
 
Meist überwiegte jedoch nicht die Gefahr, sondern der Spaß...
 
Pulvertraum unterhalb der Torspitze in den Tuxer Alpen (Foto: 21.04.2012)

Mittwoch, 18. April 2012

Lockerschneelawinen; hochalpin kammnaher Triebschnee sowie Nigg-Effekt


Kurz zusammengefasst: Das Wetter ist derzeit eindeutig schlechter als die Lawinensituation, allerdings auch nicht immer so schlecht, dass man nicht unterwegs sein könnte... Ein Prachttag war u.a. der 17.04., als sich nach Neuschneefall und Kälteeinbruch die Sonne zeigte. Bis zu 40cm Pulver (meist waren es um 10cm) auf einer häufig harten Unterlage ließen so manches Skifahrerherz höher schlagen.
 
Abfahrt vom Wilden Freiger in den Südlichen Stubaier Alpen (Foto: 17.04.2012)
 
Die Lawinengefahr beschränkt sich derzeit v.a. noch auf hochalpine, vermehrt kammnahe Triebschneeansammlungen, die im sehr steilen Gelände gestört werden können. Je frischer diese sind, desto leichter können diese von Wintersportlern ausgelöst werden. Ansonsten wurden am 17.04. mit der Sonneneinstrahlung und Tageserwärmung zahlreiche, allerdings meist harmlose trockene Lockerschneelawinen beobachtet.
 
Metzen in den Tuxer Alpen (Foto: 17.04.2012)
 
In tiefen und mittleren Lagen bzw. in sehr steilen, besonnten Hängen konnte man ab den Mittagsstunden dann auch noch nassen Lockerschneelawinen auslösen.
 
Nasser Rutsch im Waldgrenzbereich unterhalb der Vorderen Karlesspitze in den Nördlichen Stubaier Alpen (Foto: 17.04.2012)
 
Teilweise konnte am 17.04. auch die Bildung von Oberflächenreif im kammnahen, schattigen Gelände beobachtet werden (Nigg-Effekt). Dieser Oberflächenreif kann sich zu einer heimtückischen, kleinräumige Gleitfläche für darüber gelagerten Neuschnee entwickeln. Kleine spontane Schneebretter im kammnahen, steilen Gelände sind nach den vorhergesagten Neuschneezuwächsen mitunter ein Hinweis auf dieses Phänomen.
 
Im Vordergrund erkennt man Oberflächenreif, der sich frisch gebildet hat (Vordere Karlesspitze, Foto: 17.04.2012)
 
Hier noch das dazupassende Schneeprofil...
 
 
Und hier noch eines, das die fortschreitende Durchfeuchtung der Schneedecke und den meist in Summe immer noch stabilen Aufbau zeigt...
 

Samstag, 14. April 2012

Nachtrag zum tödlichen Lawinenunfall unterhalb des Grabkogels im hinteren Pitztal

Am 13.04. waren zwei Alpinpolizisten vor Ort und haben folgenden Sachverhalt festgestellt: Es handelte sich um eine kleine Lawine (Rutsch) mit einer Anrissmächtigkeit von 15cm. Die Neigung beträgt gut 45 Grad. Der Schnee war nur leicht gebunden, was auf einen nicht allzu massiven Windeinfluss hindeutete. Das Hauptproblem bestand leider im ungünstigen Wartepunkt des tödlich Verunglückten.


Zur Veranschaulichung der Windverlauf am nahe gelegenen Hinteren Brunnenkogel. Einige Stunden vor dem Unfall wurde der Wind stärker und wehte aus SO.




Hier noch Fotos, die Ende März aufgenommen wurden und den Einfahrtsbereich sowie den Unfallhang zeigen.




Freitag, 13. April 2012

Tödlicher Lawinenunfall unterhalb des Grabkogels im hinteren Pitztal

Zwei Skilehrer stapften am 12.04. gegen 16:00 Uhr von der Bergstation des Pitzexpress zum Grat zwischen Mittags- und Grabkogel. Von dort wollten sie den felsdurchsetzten Nordhang abfahren. Der erste Skilehrer fuhr vom Grat in den Hang ein und wartete etwas unterhalb auf seinen Kollegen. Als dieser in den Hang einfuhr, löste er ein Schneebrett aus, von dem der wartende Kollege erfasst und anschließend 300 Höhenmeter über felsiges Gelände mitgerissen wurde. Er konnte vor dem Absturz noch seinen ABS-Rucksack auslösen, starb jedoch an tödlichen Verletzungen. Jener Skilehrer, der die Lawine auslöste, konnte noch rechtzeitig aus dem Gefahrenbereich ausfahren.
 
Die Ursache ist klar: Es handelte sich mit allergrößter Wahrscheinlichkeit (Ein Lokalaugenschein konnte am 12.04. von uns nicht mehr durchgeführt werden und macht während der kommenden Tage aufgrund der schlechten Sicht keinen Sinn.) um eine frische Triebschneeansammlung, die an der Grenzfläche zum lockeren Neuschnee durch die Belastung des Wintersportlers im extrem steilen Gelände gestört wurde.
 
Das Bild wurde Mitte März aufgenommen. Eingezeichnet ist am rechten oberen Bildrand die ungefähre Lage der Schneebrettlawine samt Absturzrichtung des Skilehrers. (Foto: 12.04.2012)

Unverändert bilden kammnahe Triebschneeansammlungen in großen Höhen die Hauptgefahr für Wintersportler


Vom 11.04. auf den 12.04. schneite es in Tirol meist zwischen 10 und 20cm, lokal um 30cm.




Der Wind wehte unterschiedlich stark - meist über Verfrachtungsstärke - aus Nordwest, am 12.04. nachmittags dann vermehrt wieder aus Süd. Dies bedeutet, dass Triebschneeansammlungen derzeit aufgrund der ständig drehenden Windrichtung in allen Hangrichtungen anzutreffen sind. Allerdings führte das Schönwetter am 12.04. zu einer guten Setzung und Stabilisierung der Schneedecke in tiefen  und mittleren Lagen sowie in steilen, besonnten Hängen. Triebschneeansammlungen sind deshalb derzeit v.a. noch in sehr steilen, kammnahen Schattenhängen oberhalb etwa 2400m, oberhalb etwa 2800m dann vermehrt auch in den übrigen Expositionen zu stören. Mit zunehmender Seehöhe nehmen deren Verbreitung und Störanfälligkeit zu.


Schneeverfrachtung unterhalb der Hohen Geige in den Südlichen Ötztaler Alpen (Foto: 12.04.2012)


Kurzfristig ein Thema waren am 12.04. die angekündigten Lockerschneelawinen aus extrem steilem Gelände, die während der kommenden trüben Tage nicht mehr auftreten sollten.


Lockerschneelawine im Wilden Kaiser (Foto: 12.04.2012)

...und hier die dazugehörige Ablagerung... (Foto: 12.04.2012)


In windberuhigten Hängen höherer Lagen gab es und gibt es immer noch tollen Pulverschnee!


Abfahrt von der Hohen Geige (Foto: 12.04.2012)

Mittwoch, 11. April 2012

Kammnahe Triebschneeansammlungen in großen Höhen beachten!

Während der vergangenen Tage lösten Wintersportler vermehrt in hochalpinen Regionen im kammnahen, sehr steilen Gelände meist kleine Schneebrettlawinen aus. Die Ursache war klar: Kräftiger Wind bildete eher, kleinräumige und nicht allzu mächtige Triebschneeansammlungen, die auf kaltem, lockeren Schnee zumindest kurzfristig recht leicht zu stören waren.
 
Derzeit in größeren Höhen unübersehbar: Der Windeinfluss der vergangenen Tage... (Foto: 10.04.2012)
 
Der Wind als Baumeister der Lawinen; Südliche Stubaier Alpen (Foto: 10.04.2012)
Noch weht in der Höhe kräftiger Südwind. Der Wind wird schwächer und auf West- bis Nordwest drehen.
 
Sämtliche Lawinenereignisse sind gut ausgegangen. Wir waren gestern Zeuge eines solchen (von uns erwarteten) Lawinenabgangs...
 
Ein Wintersportler löste um 09:45 Uhr unterhalb der Daunscharte das am folgenden Bild rechts abgebildete Schneebrett aus. Um 11:00 Uhr stapften zwei Wintersportler links davon in anfangs gleichen, dann unterschiedlichen Spuren Richtung Daunscharte (rote Linien). Einer kam unbeschadet zum Grat, der andere löste bei der Hangquerung ein Schneebrett aus, wurde mitgerissen, blieb aber unverletzt und stieg anschließend entlang der Gleitfläche zu seinem Kameraden auf. In diesem Fall wäre es am vernünftigsten gewesen, wenn die Wintersportler entlang der Gleitfläche der rechten Lawine zum Grat aufgestiegen wären...
 
Lawinenauslösungen unterhalb der Daunscharte, Südliche Stubaier Alpen am 10.04.2012
 
Weitere Impressionen der letzten Tage...
 
5 einheimische Wintersportler lösten im extrem steilen Gelände ein kleines Schneebrett aus Fernau (Südliche Stubaier Alpen) (Foto: 10.04.2012)
 
Ein kleines, durch Sprengung initiiertes Schneebrett (blau) sowie frische Lockerschneelawinen (grün) in der Schlick, (Foto: 10.04.2012)
 
Am 10.04. beobachtete man am Nachmittag im extrem steilen, besonnten Gelände feuchte, eher kleine Lockerschneelawinen.
 
Lockerschneelawine bei der Rotgrubenspitze (Nördliche Stubaier Alpen) (Foto: 10.04.2012)
 
Die Zusatzbelastung der Lockerschneelawinen reichte im kammnahen Gelände vereinzelt für den Abgang von Schneebrettlawinen aus...
 
...wie hier unmittelbar in den Südlichen Stubaier Alpen zu sehen...(Foto: 10.04.2012)