Freitag, 28. April 2023

Regen und Wärme schwächen die Schneedecke

Kurz vorweg

Das Aprilwetter hält an. Eine Warmfront bringt von heute, 28.04. auf morgen, 29.04. Regen bis etwa 2700m (Aktualisierung am 28.04. 19:55 Uhr) hinauf. Am meisten davon - bis zu 30mm - sollen nördlich des Inns fallen. In der Höhe weht kräftiger Wind aus West. Am Wochenende soll es auflockern und freundlicher werden, bevor am 01.05. bei leichtem Föhneinfluss im Tagesverlauf neuerlich mit Regen gerechnet werden muss. Regen und Wärme werden während der kommenden Tage das Nassschneeproblem wieder in den Vordergrund rücken.


Niederschlag ist im Anmarsch und wird sich heute, am 28.04. über ganz Tirol ausbreiten.
Niederschlag ist im Anmarsch und wird sich heute, am 28.04. über ganz Tirol ausbreiten.


Regen und Wärme schwächen die Schneedecke

Während dieses Winters wurde die Schneedecke schon mehrmals durchfeuchtet bzw. durchnässt. Dies trifft für steile Sonnenhänge bis in hochalpine Lagen, für Schattenhänge bis etwa 2500m zu. Entscheidend ist das für die Bewertung des vorhergesagten Regens auf die Lawinengefahr. Liegt die Regengrenze, wie vorhergesagt, bei etwa 2300m, sollten v.a. oberflächennahe Schichten (der kürzlich gefallene Neuschnee) geschwächt werden.


Der Neuschnee vom 24.04. und 25.04.2023. Wassereintrag kann diesen (inzwischen vielerorts gesetzten) Schnee wieder schwächen.
Der Neuschnee vom 24.04. und 25.04.2023. Wassereintrag kann diesen (inzwischen vielerorts gesetzten) Schnee wieder schwächen. 



Oberflächennahe Lockerschneelawinen werden mit dem Regen vermehrt zu beobachten sein. (Foto: 25.04.2023)
Oberflächennahe Lockerschneelawinen werden mit dem Regen vermehrt zu beobachten sein. (Foto: 25.04.2023)

Liegt die Regengrenze weiter oben (wie aktuell am 28.04. um 19:55 Uhr), sollte zudem auf eine erhöhte Störanfälligkeit der Schattenhänge geachtet werden. Dabei spielen einerseits die Regenintensität, aber auch die nächtliche Ausstrahlung der Schneedecke vom 27.04. auf den 28.04. eine Rolle. Dort, wo die Nacht länger klar war, ist der Wassereintrag aufgrund eines über Nacht gebildeten dünnen Harschdeckels verzögert.


Anfangs noch klare Nacht...
Anfangs noch klare Nacht...


In den Morgenstunden bedeckt.
In den Morgenstunden bedeckt.

V.a. in Schattenhängen sind bei entsprechender Durchnässung spontane Schneebrettlawinen nicht auszuschließen. Brüche in oberflächennahen Schwachschichten (Bildung seit Ende März) können in Folge zu tieferliegenden Brüchen innerhalb der Schneedecke führen.


Kurzer Rückblick auf die vergangene Woche

Die Woche stand wiederum im Zeichen des Aprils. Nach sehr warmen Tagen am vergangenen Wochenende (22.04./23.04.) folgte eine kühlere Phase. Inzwischen ist die Temperatur wieder gestiegen. Eine Warmfront bringt nun Regen.


Hohe Luftfeuchtigkeit und warme Temperaturen am 23.04. - Golzentipp - Südliches Osttirol
Hohe Luftfeuchtigkeit und warme Temperaturen am 23.04. - Golzentipp - Südliches Osttirol


Wetterverschlechterung am 23.04.2023


Schneefall in der Weißkugelgruppe (Foto: 25.04.2023)
Schneefall in der Weißkugelgruppe (Foto: 25.04.2023)


Recht gute Bedingungen in der Silvretta (Foto: 27.04.2023)
Recht gute Bedingungen in der Silvretta (Foto: 27.04.2023)


Wochenrückblick: Anfangs warm, dann mit Schneefall kälter werdend, die Schneedecke stabilisierend, dann wieder wechselhaftes, wärmer werdendes Aprilwetter. In der Höhe recht windig. Die Schneeoberfläche kühlte in der vergangenen Nacht etwas aus.
Wochenrückblick: Anfangs warm, dann mit Schneefall kälter werdend, die Schneedecke stabilisierend, dann wieder wechselhaftes, wärmer werdendes Aprilwetter. In der Höhe recht windig. Die Schneeoberfläche kühlte in der vergangenen Nacht etwas aus. 


Wechten als drohende Gefahr, auch als mögliche große Zusatzbelastung auf die Schneedecke. Silvretta. (Foto: 27.04.2023)
Wechten als drohende Gefahr, auch als mögliche, große Zusatzbelastung auf die Schneedecke. Silvretta. (Foto: 27.04.2023)


Auch wenn die Spaltenüberdeckung im April besser wurde bleiben Spalten eine nicht zu unterschätzende Gefahr (Foto: 25.04.2023)
Auch wenn die Spaltenüberdeckung im April besser wurde, bleiben Spalten eine nicht zu unterschätzende Gefahr (Foto: 25.04.2023)


Gute Tourenplanung und Zeiteinteilung...

...beide helfen, ein der Situation angepasstes Tourenziel auszuwählen. Wer nicht allzu hoch hinauf kommt, der findet aktuell v.a. in den bereits geschlossenen Skigebieten auf den Pisten meist recht gute Verhältnisse.

In großen Höhen trifft man auf Gefahrenstellen vermehrt in sehr steilen Schattenhängen in oberflächennahen Schwachschichten (Altschneeproblem aufgrund kalt auf warm seit Ende März). Besonders davon betroffen scheint ein Höhenband zwischen etwa 2600m und 3000m zu sein. Hochalpin, also oberhalb etwa 3000m sind davon vereinzelt auch Sonnenhänge betroffen.

Nach Schneefällen sollte kurzfristig auf Lockerschneelawinen im extrem steilen Gelände, hochalpin, v.a. kammnah auf frischen Triebschnee geachtet werden.


24h-Neuschneeprognose. Bis zumindest mittlere Lagen hinauf fällt Regen (der hier natürlich nicht aufscheint.)
24h-Neuschneeprognose. Bis zumindest mittlere Lagen hinauf fällt Regen (der hier natürlich nicht aufscheint.)

Freitag, 21. April 2023

Sehr wechselhaftes Aprilwetter führt zu einer kurzfristig sich ändernden Lawinengefahr!

Kurz vorweg

Der April macht seinem Namen gerade alle Ehre und macht wettermäßig, was er will. Das wirkt sich kurzfristig auch deutlich auf die Lawinengefahr aus. Mit der zu erwartenden massiven Erwärmung am morgigen Samstag, 22.04., wird die Lawinengefahr im Tagesverlauf ansteigen. Es ist dann auch mit vermehrter spontaner Lawinenaktivität zu rechnen. Eine gute Tourenplanung und Zurückhaltung sind entscheidend!


Nach Schneefällen zunehmende Durchfeuchtung und Schwächung der Schneedecke

Nach dem ausgeprägten Frühjahrszyklus Ende März und der anschließend kühlen Wetterphase richten wir unseren Fokus neuerlich auf die Durchfeuchtung bzw. Durchnässung der Schneedecke. Aktuelle  Schneedeckenuntersuchungen zeigen, dass die Temperaturreserven innerhalb der Schneedecke nun auch in Schattenhängen unterhalb etwa 2700m nahezu aufgebraucht sind. D.h. die Schneetemperatur beträgt bereits 0°C oder liegt nahe dran. Warme Temperaturen, hohe Luftfeuchtigkeit (Quellwolkenbildung im Tagesverlauf) und (diffuse) Sonneneinstrahlung führen nun zu einer raschen Durchnässung der Schneedecke. Eindringendes Wasser schwächt die Schneedecke. Es steigt dann sowohl die Auslösewahrscheinlichkeit von Schneebrettlawinen durch WintersportlerInnen, als auch die Wahrscheinlichkeit spontaner Lawinen (Schneebrett-, Lockerschnee- und Gleitschneelawinen) an.


Die rote Linie zeigt die Schneetemperatur an. Diese lag am 19.04. auf 2650m in einem 28° steilen NO-Hang bereits nahe bei 0°C bzw. erreichte bereits 0°C. Mögliche Schwachschichten für Schneebrettlawinen finden sich im Nahbereich der Ende März gebildeten Schmelzkruste bzw. in bodennahen, lockeren Schichten.
Die rote Linie zeigt die Schneetemperatur an. Diese lag am 19.04. auf 2650m in einem 28° steilen NO-Hang bereits nahe bei 0°C bzw. erreichte bereits 0°C. Mögliche Schwachschichten für Schneebrettlawinen finden sich im Nahbereich der Ende März gebildeten Schmelzkruste bzw. in bodennahen, lockeren Schichten.


Bei dem gestern, am 20.04. aufgenommenen Profil auf 2120m in einem 35° steilen Nordhang in den Nördlichen Zillertaler Alpen ist die Schneedecke durchgehend isotherm.
Bei dem gestern, am 20.04. aufgenommenen Profil auf 2120m in einem 35° steilen Nordhang in den Nördlichen Zillertaler Alpen ist die Schneedecke durchgehend isotherm.



Die zunehmende Durchfeuchtung der Schneedecke erkennt man beispielhaft auch sehr gut an der Grafik der Wetterstation Mosesgipfel in den Östlichen Deferegger Alpen. In der zweiten Grafik von oben wird die Schneeoberflächentemperatur (graue Linie) von Tag zu Tag flacher. Auch nähert sich der Taupunkt (blaue Linie) der 0°-Linie. Aktuell ist es vor Ort bewölkt. Die Luftfeuchtigkeit beträgt 100%. Die Erwärmung und zunehmende Schmelze macht sich parallel auch bei der Abnahme der Schneehöhe bemerkbar.
Die zunehmende Durchfeuchtung der Schneedecke erkennt man beispielhaft auch sehr gut an der Grafik der Wetterstation Mosesgipfel in den Östlichen Deferegger Alpen. In der zweiten Grafik von oben wird die Schneeoberflächentemperatur (graue Linie) von Tag zu Tag flacher. Auch nähert sich der Taupunkt (blaue Linie) der 0°-Linie. Aktuell ist es vor Ort bewölkt. Die Luftfeuchtigkeit beträgt 100%. Die Erwärmung und zunehmende Schmelze macht sich parallel auch bei der Abnahme der Schneehöhe bemerkbar.


Erhöhte Lawinenaktivität - kurzfristig große Lawinenabgänge möglich

Wie schon erwähnt, rechnen wir aktuell mit einer erhöhten Lawinenaktivität. In den neuschneereicheren Regionen, welche sich grenznah zu Südtirol im Bereich des Alpenhauptkammes befinden, wird man bereits heute am 21.04. mit zahlreichen Lockerschneelawinen rechnen müssen. Durch die Zusatzbelastung von Lockerschneelawinen können in Folge wiederum Schneebrettlawinen im Bereich von langlebigen Schwachschichten (im Mittelteil der Schneedecke, aber auch in Bodennähe) ausgelöst werden. Lawinen können dadurch auch groß werden.


48h Neuschneeprognose vom 20.04.2023
48h Neuschneeprognose vom 20.04.2023



24h-Niederschlagsverteilung (Stand: 21.04.2023 07:20 Uhr)
24h-Niederschlagsverteilung (Stand: 21.04.2023 07:20 Uhr)


Impressionen der vergangenen Woche


Blick vom Hochstein oberhalb von Lienz ins Lienzer Becken (Foto: 14.04.2023)
Blick vom Hochstein oberhalb von Lienz ins Lienzer Becken (Foto: 14.04.2023)


Schneebrettauslösung von Wintersportlern im Bereich des Flimjochs, Grenzgebiet Samnaungruppe / Schweiz; Nord 2700m 35° (Foto: 18.04.2023)
Schneebrettauslösung von Wintersportlern im Bereich des Flimjochs, Grenzgebiet Samnaungruppe / Schweiz; Nord 2700m 35° (Foto: 18.04.2023) 



Graupel - ein in letzter Zeit häufiger Begleiter von Schneefällen (Foto: 19.04.2023)
Graupel - ein in letzter Zeit häufiger Begleiter von Schneefällen (Foto: 19.04.2023)



Am Bild erkennt man rechts seitlich der Personen kürzlich abgegangene Lockerschneelawinen. Gurgler Gruppe (Foto: 19.04.2023)


Wie gehts weiter?

Am Sonntag, 23.04. bringt eine Kaltfront neuerlich Niederschlag. Das Wetter bleibt unbeständig. Die Prognosen sind unsicher. Niederschläge werden immer wieder schauerartig sein. D.h. wir haben wiederum erhöhtes Potential von Graupeleinlagerungen im Neuschnee. Dort, wo es intensiver schneit, kann Graupel deshalb kurzfristig auch eine mögliche Schwachschicht für Schneebrettlawinen bilden. Die Situation bedarf einer besonders gründlichen Tourenplanung. Neben der häufig schlechten Schneequalität sollte man sich im freien Gelände über das erhöhte Lawinenrisiko bewusst sein. Einzig in sehr großen Höhen, dort wo die Wärme weniger wirkt, sind die Verhältnisse tendenziell etwas besser. 

Donnerstag, 13. April 2023

Erhebliche Lawinengefahr durch teils beachtlichen Neuschnee

Kurz vorweg

Eine Kaltfront bringt einiges an Schnee bis in mittlere Lagen. In der Höhe wird es dadurch zumindest kurzfristig tief winterlich. Gleichzeitig ist die Lawinengefahr inzwischen vielerorts auf erheblich angestiegen. Wir rechnen mit einer erhöhten Auslösewahrscheinlichkeit von Schneebrettlawinen durch WintersportlerInnen, aber auch mit vermehrten spontanen Lawinenabgängen.


Neuschnee und Wind lassen die Lawinengefahr ansteigen

Aktuell (am 13.04.2023) schneit es gerade in weiten Teilen Tirols. Bisher sind gebietsweise bereits bis etwa 40cm dazugekommen, v.a. ganz im Westen und Osten Nordtirols, aber auch im nördlichsten sowie im südlichen Osttirol.



Die Karte von Hydro Online zeigt den aufsummierten 48h-Niederschlag (Stichzeitpunkt: 13.04.2023 - 16:00 Uhr)



48h Neuschneeprognose 13.04.-14.04.2023
48h Neuschneeprognose 13.04.-14.04.2023


Niederschlags- und Windprognose für eine der niederschlagsreichsten Regionen. Der Wind legt morgen am Freitag, 14.04. zu.
Niederschlags- und Windprognose für eine der niederschlagsreichsten Regionen. Der Wind legt morgen am Freitag, 14.04. zu.


Schneebrettlawinen, Lockerschneelawinen und Gleitschneelawinen

Viel Neuschnee im späten Frühjahr bedeutet immer, dass man spätestens ab den ersten Aufhellungen (bzw. bei diffusem Strahlungseinfluss) mit vermehrter Lawinenaktivität rechnen muss. Primär handelt es sich dabei um Lockerschneelawinen aus extrem steilem Gelände. In den besonders niederschlagsreichen Regionen können diese mitunter auch mittelgroß werden. Weiters ist auch mit einer erhöhten Auslösebereitschaft von Schneebrettlawinen zu rechnen. Schneebrettlawinen können aktuell durch mehrere Einflussfaktoren entstehen:
  • Der morgen am Freitag, 14.04. stärker werdende Wind verfrachtet den Neuschnee und bildet frische Triebschneepakete. Die Anzahl und Störanfälligkeit des frischen Triebschnees nimmt mit zunehmender Seehöhe zu.
  • In windschwachen, niederschlagsreichen Gebieten kann oberflächennaher, lockerer Schnee durch (diffusen) Strahlungseinfluss gebunden werden. Dadurch bildet sich ein (oberflächennahes) Brett. Der darunter befindliche, noch lockere und kältere Neuschnee bildet die für das Schneebrett notwendige (kurzfristig aktive) Schwachschicht.
  • In den besonders neuschneereichen Regionen können Schneebrettlawinen vereinzelt v.a. im Mittelbau der Schneedecke brechen. Dies vermehrt oberhalb etwa 2600m. (Schwachschicht durch kalt auf warm ab 24.03. - sh. Blog). In weiterer Folge sind Brüche bis in bodennahe Schichten nicht auszuschließen.

Das Archivbild vom 06.04.2023 zeigt einen großen Lawinenabgang in einem extrem steilen O-NO-Hang auf etwa 3000m in der Region Kühtai-Geigenkamm. Vereinzelt sind in den besonders neuschneereichen ähnliche, spontane Lawinenabgänge vorstellbar.
Das Archivbild vom 06.04.2023 zeigt einen großen Lawinenabgang in einem extrem steilen O-NO-Hang auf etwa 3000m in der Region Kühtai-Geigenkamm. Vereinzelt sind in den besonders neuschneereichen ähnliche, spontane Lawinenabgänge vorstellbar.


Zusätzlich wird man - wiederum in den besonders neuschneereichen Regionen - Gleitschneerutsche bzw. Gleitschneelawinen beobachten können. Das ist v.a. auf zuvor bereits schneefreien, steilen Wiesenflächen möglich.


Kurzfristig eher heikel - relativ rasche Besserung der Situation in Sicht, dann unsichere Entwicklung...

Wir gehen von einer, für WintersportlerInnen kurzfristig eher heiklen Lawinensituation aus. Im südlichen Osttirol, also dort, wo sich das Wetter rascher bessern wird, gilt auch die Beobachtung, dass am ersten Schönwettertag bzw. -fenster das Risiko im freien Gelände deutlich erhöht ist. Charakteristisch für diese Jahreszeit ist allerdings auch, dass sich die Schneedecke oberflächennah relativ rasch stabilisieren wird. Aufgrund des aprilhaften Wettercharakters können weitere Prognosen der Situation nur zeitnah erfolgen.

Freitag, 7. April 2023

Mehrheitlich günstige Lawinensituation - Oberflächennahes Altschneeproblem v.a. im extrem steilen Gelände oberhalb etwa 2600m

Kurz vorweg

Die Osterferien waren bis jetzt für die Jahreszeit viel zu kühl. (Ostern war kälter, als Weihnachten). Dafür konnte sich der während dieser Woche gefallene Schnee erstaunlich lange als guter Pulverschnee halten. Das durch gm.4 (kalt auf warm) hervorgerufene, oberflächennahe Altschneeproblem scheint aktuell v.a. oberhalb etwa 2600m bedeutsam zu sein. Gefahrenstellen sind eher selten. Vermehrt betroffen sind extrem steile Hänge im Sektor N-NO-O.


Mehrheitlich günstige Lawinensituation

Rückmeldungen von WintersportlerInnen, Schneedeckenuntersuchungen und Informationen über Lawinenabgänge zeichnen aktuell eine mehrheitlich günstige Lawinensituation.


Die vergangene Woche stand vielerorts im Zeichen guten Pulverschnees. Karnische Alpen (Foto: 06.04.2023)
Die vergangene Woche stand vielerorts im Zeichen guten Pulverschnees. Karnische Alpen (Foto: 06.04.2023) 


Ähnliches Bild mit gutem Pulverschnee in den Sellrainer Bergen (Foto: 06.04.2023)
Ähnliches Bild mit gutem Pulverschnee in den Sellrainer Bergen (Foto: 06.04.2023)



Oberflächennahe Schwachschichten vermehrt im Sektor N-NO-O zwischen etwa 2700m-3100m

Zwar konnten wir das während des letzten Blogeintrags erwähnte Gefahrenmuster (kalt auf warm) vielerorts beobachten, allerdings zeigen Stabilitätsuntersuchungen meist unvollständige Brüche in der ausgebildeten Schwachschicht. Passend dazu, dass die meisten, während der vergangenen Woche mit gm.4 in Zusammenhang stehenden Lawinenabgänge erst im extrem steilen Gelände ausgelöst werden konnten. Auffallend war die Häufung von Lawinenabgängen im Sektor N-NO-O in einem Höhenband zwischen etwa 2700m-3100m (Wasserkar-Weikugelgruppe / Müncher Abfahrt-Weißkugelgruppe / Zirmkogel-Gurgler Gruppe / Wildgratscharte-Alpeiner Berge /  Stöcklengrube-Alpeiner Berge / Federbettkees-Zentrale Zillertaler Alpen / Kleiner Happ-Venedigergruppe / Wagenstein-Östliche Deferegger Alpen).


Typisches Bild eines Schneeprofils: Zuoberst: Schneeauflage ab 25.03. Die glatte Fläche darunter zeigt eine unvollständige Bruchfläche einer dünnen kantigen Schicht auf einem (in diesem Fall gut ausgeprägten) Schmelzharschdeckel. Darunter erkennt man gefrorene Wasserkanäle vom Warmwetter vor dem 25.03.2023
Typisches Bild eines Schneeprofils: Zuoberst: Schneeauflage ab 25.03. Die glatte Fläche darunter zeigt eine unvollständige Bruchfläche einer dünnen kantigen Schicht auf einem (in diesem Fall gut ausgeprägten) Schmelzharschdeckel. Darunter erkennt man gefrorene Wasserkanäle vom Warmwetter vor dem 25.03.2023



Überschaubares Triebschneeproblem

Der Anfang dieser Woche bei tiefen Temperaturen gefallene Neuschnee wurde (auch wieder v.a. Anfang der Woche) in großen Höhen verfrachtet. Kommt Triebschnee auf kaltem, lockeren Neuschnee zu liegen (teilweise beobachteten wir sogar Wildschnee), ist von einer erhöhten Auslösewahrscheinlichkeit von Schneebrettlawinen auszugehen. Mit etwas Erfahrung sind solche Gefahrenstellen gut erkennbar und können entsprechend leicht gemieden werden. Gefahrenbereiche findet man aktuell (07.04.2023) v.a. in sehr steilen, kammnahen, schattigen Hängen.


Kammnaher Triebschnee in den Allgäuer Alpen (Foto: 04.04.2023)
Kammnaher Triebschnee in den Allgäuer Alpen (Foto: 04.04.2023)


Vorsicht vor Wechten

Jetzt im Frühjahr haben sich die Wechten richtig gut ausgebildet. Beachtet eine mögliche Absturzgefahr. Zudem kann durch die Zusatzbelastung einer gebrochenen Wechte auch eine Lawine ausgelöst werden.


Wechten im Gratbereich als mögliche alpine Gefahr (Foto: 06.04.2023)
Wechten im Gratbereich als mögliche alpine Gefahr (Foto: 06.04.2023)


Lawinenabgang aufgrund eines Wechtenbruchs beim Gufelseejoch (Foto: 04.04.2023)
Lawinenabgang aufgrund eines Wechtenbruchs beim Gufelseejoch (Foto: 04.04.2023)


Passend zu den alpinen Gefahren aktuell natürlich auch die auf den Gletschern erhöhte Spaltensturzgefahr aufgrund des schneearmen Winter.


Kurzer Rückblick auf die vergangene Woche

Einen schnellen Überblick über das Wettergeschehen lässt sich über die Wochengrafik einer automatischen Wetterstation erlangen.


Ende des Monats hatten wir es kurzfristig noch warm. Die Schneeoberfläche wurde neuerdings feucht. Danach etwas Schneefall mit anfangs viel Wind. Dann gings mit den Temperaturen abwärts. Das Wetter besserte sich zusehends.
Ende des Monats hatten wir es kurzfristig noch warm. Die Schneeoberfläche wurde neuerdings feucht. Danach etwas Schneefall mit anfangs viel Wind. Dann gings mit den Temperaturen abwärts. Das Wetter besserte sich zusehends.



Neuschnee von Anfang der Woche (02.04.-03.04.) Am meisten schneite es im Osten Nordtirols sowie im nördlichen Osttirol
Neuschnee von Anfang der Woche (02.04.-03.04.) Am meisten schneite es im Osten Nordtirols sowie im nördlichen Osttirol


Eine großteils kalte Woche... Eis an einem Pistenfahrzeug am Stubaier Gletscher. (Foto: 04.04.2023)
Eine großteils kalte Woche... Eis an einem Pistenfahrzeug am Stubaier Gletscher. (Foto: 04.04.2023)


Immer wieder zu beobachten: Knapp unterhalb der Schneeoberfläche bildete sich aufgrund der kalten Temperaturen, des sehr lockeren Pulverschnees, der trockenen Luft und der intensiven Sonneneinstrahlung eine dünne feuchte Schicht, die anschließend zu einem dünnen Harschdeckel gefrierte. (Radiation recrystallisation nennt man diesen Prozess, der zu einer möglichen Schwachschicht für kommende Schneefälle führen kann. Schaut aktuell aber aufgrund der Wetterprognosen nicht nach einem auf uns zukommenden Problem aus.
Immer wieder zu beobachten: Knapp unterhalb der Schneeoberfläche bildete sich aufgrund der kalten Temperaturen, des sehr lockeren Pulverschnees, der trockenen Luft und der intensiven Sonneneinstrahlung eine dünne feuchte Schicht, die anschließend zu einem dünnen Harschdeckel gefrierte. ("Radiation recrystallisation" nennt man diesen Prozess, der zu einer möglichen Schwachschicht für kommende Schneefälle führen kann. Schaut aktuell aber aufgrund der Wetterprognosen nicht nach einem auf uns zukommenden Problem aus.


Wie gehts weiter?


Etwas aprilhaft mit etwas Neuschnee während der kommenden Osterfeiertage. An der Lawinensituation wird sich vorerst nichts Wesentliches ändern.


48h Neuschneeprognose ab heute, Karfreitag, 07.04.2023
48h Neuschneeprognose ab heute, Karfreitag, 07.04.2023


Bis Ostersonntag immer wieder etwas Niederschlag. Relativ windschwach. Unterkühlt.
Bis Ostersonntag immer wieder etwas Niederschlag. Relativ windschwach. Unterkühlt.


FROHE OSTERN!

Wir wünschen euch frohe Ostern und eine erlebnisreiche und v.a. sichere Zeit im freien Gelände!
Team des Lawinenwarndienstes des Landes Tirol