Donnerstag, 13. April 2023

Erhebliche Lawinengefahr durch teils beachtlichen Neuschnee

Kurz vorweg

Eine Kaltfront bringt einiges an Schnee bis in mittlere Lagen. In der Höhe wird es dadurch zumindest kurzfristig tief winterlich. Gleichzeitig ist die Lawinengefahr inzwischen vielerorts auf erheblich angestiegen. Wir rechnen mit einer erhöhten Auslösewahrscheinlichkeit von Schneebrettlawinen durch WintersportlerInnen, aber auch mit vermehrten spontanen Lawinenabgängen.


Neuschnee und Wind lassen die Lawinengefahr ansteigen

Aktuell (am 13.04.2023) schneit es gerade in weiten Teilen Tirols. Bisher sind gebietsweise bereits bis etwa 40cm dazugekommen, v.a. ganz im Westen und Osten Nordtirols, aber auch im nördlichsten sowie im südlichen Osttirol.



Die Karte von Hydro Online zeigt den aufsummierten 48h-Niederschlag (Stichzeitpunkt: 13.04.2023 - 16:00 Uhr)



48h Neuschneeprognose 13.04.-14.04.2023
48h Neuschneeprognose 13.04.-14.04.2023


Niederschlags- und Windprognose für eine der niederschlagsreichsten Regionen. Der Wind legt morgen am Freitag, 14.04. zu.
Niederschlags- und Windprognose für eine der niederschlagsreichsten Regionen. Der Wind legt morgen am Freitag, 14.04. zu.


Schneebrettlawinen, Lockerschneelawinen und Gleitschneelawinen

Viel Neuschnee im späten Frühjahr bedeutet immer, dass man spätestens ab den ersten Aufhellungen (bzw. bei diffusem Strahlungseinfluss) mit vermehrter Lawinenaktivität rechnen muss. Primär handelt es sich dabei um Lockerschneelawinen aus extrem steilem Gelände. In den besonders niederschlagsreichen Regionen können diese mitunter auch mittelgroß werden. Weiters ist auch mit einer erhöhten Auslösebereitschaft von Schneebrettlawinen zu rechnen. Schneebrettlawinen können aktuell durch mehrere Einflussfaktoren entstehen:
  • Der morgen am Freitag, 14.04. stärker werdende Wind verfrachtet den Neuschnee und bildet frische Triebschneepakete. Die Anzahl und Störanfälligkeit des frischen Triebschnees nimmt mit zunehmender Seehöhe zu.
  • In windschwachen, niederschlagsreichen Gebieten kann oberflächennaher, lockerer Schnee durch (diffusen) Strahlungseinfluss gebunden werden. Dadurch bildet sich ein (oberflächennahes) Brett. Der darunter befindliche, noch lockere und kältere Neuschnee bildet die für das Schneebrett notwendige (kurzfristig aktive) Schwachschicht.
  • In den besonders neuschneereichen Regionen können Schneebrettlawinen vereinzelt v.a. im Mittelbau der Schneedecke brechen. Dies vermehrt oberhalb etwa 2600m. (Schwachschicht durch kalt auf warm ab 24.03. - sh. Blog). In weiterer Folge sind Brüche bis in bodennahe Schichten nicht auszuschließen.

Das Archivbild vom 06.04.2023 zeigt einen großen Lawinenabgang in einem extrem steilen O-NO-Hang auf etwa 3000m in der Region Kühtai-Geigenkamm. Vereinzelt sind in den besonders neuschneereichen ähnliche, spontane Lawinenabgänge vorstellbar.
Das Archivbild vom 06.04.2023 zeigt einen großen Lawinenabgang in einem extrem steilen O-NO-Hang auf etwa 3000m in der Region Kühtai-Geigenkamm. Vereinzelt sind in den besonders neuschneereichen ähnliche, spontane Lawinenabgänge vorstellbar.


Zusätzlich wird man - wiederum in den besonders neuschneereichen Regionen - Gleitschneerutsche bzw. Gleitschneelawinen beobachten können. Das ist v.a. auf zuvor bereits schneefreien, steilen Wiesenflächen möglich.


Kurzfristig eher heikel - relativ rasche Besserung der Situation in Sicht, dann unsichere Entwicklung...

Wir gehen von einer, für WintersportlerInnen kurzfristig eher heiklen Lawinensituation aus. Im südlichen Osttirol, also dort, wo sich das Wetter rascher bessern wird, gilt auch die Beobachtung, dass am ersten Schönwettertag bzw. -fenster das Risiko im freien Gelände deutlich erhöht ist. Charakteristisch für diese Jahreszeit ist allerdings auch, dass sich die Schneedecke oberflächennah relativ rasch stabilisieren wird. Aufgrund des aprilhaften Wettercharakters können weitere Prognosen der Situation nur zeitnah erfolgen.