Kurz vorweg
Die Osterferien waren bis jetzt für die Jahreszeit viel zu kühl. (Ostern war kälter, als Weihnachten). Dafür konnte sich der während dieser Woche gefallene Schnee erstaunlich lange als guter Pulverschnee halten. Das durch gm.4 (kalt auf warm) hervorgerufene, oberflächennahe Altschneeproblem scheint aktuell v.a. oberhalb etwa 2600m bedeutsam zu sein. Gefahrenstellen sind eher selten. Vermehrt betroffen sind extrem steile Hänge im Sektor N-NO-O.
Mehrheitlich günstige Lawinensituation
Rückmeldungen von WintersportlerInnen, Schneedeckenuntersuchungen und Informationen über Lawinenabgänge zeichnen aktuell eine mehrheitlich günstige Lawinensituation.
Die vergangene Woche stand vielerorts im Zeichen guten Pulverschnees. Karnische Alpen (Foto: 06.04.2023) |
Ähnliches Bild mit gutem Pulverschnee in den Sellrainer Bergen (Foto: 06.04.2023) |
Oberflächennahe Schwachschichten vermehrt im Sektor N-NO-O zwischen etwa 2700m-3100m
Zwar konnten wir das während des letzten Blogeintrags erwähnte Gefahrenmuster (kalt auf warm) vielerorts beobachten, allerdings zeigen Stabilitätsuntersuchungen meist unvollständige Brüche in der ausgebildeten Schwachschicht. Passend dazu, dass die meisten, während der vergangenen Woche mit gm.4 in Zusammenhang stehenden Lawinenabgänge erst im extrem steilen Gelände ausgelöst werden konnten. Auffallend war die Häufung von Lawinenabgängen im Sektor N-NO-O in einem Höhenband zwischen etwa 2700m-3100m (Wasserkar-Weikugelgruppe / Müncher Abfahrt-Weißkugelgruppe / Zirmkogel-Gurgler Gruppe / Wildgratscharte-Alpeiner Berge / Stöcklengrube-Alpeiner Berge / Federbettkees-Zentrale Zillertaler Alpen / Kleiner Happ-Venedigergruppe / Wagenstein-Östliche Deferegger Alpen).
Überschaubares Triebschneeproblem
Der Anfang dieser Woche bei tiefen Temperaturen gefallene Neuschnee wurde (auch wieder v.a. Anfang der Woche) in großen Höhen verfrachtet. Kommt Triebschnee auf kaltem, lockeren Neuschnee zu liegen (teilweise beobachteten wir sogar Wildschnee), ist von einer erhöhten Auslösewahrscheinlichkeit von Schneebrettlawinen auszugehen. Mit etwas Erfahrung sind solche Gefahrenstellen gut erkennbar und können entsprechend leicht gemieden werden. Gefahrenbereiche findet man aktuell (07.04.2023) v.a. in sehr steilen, kammnahen, schattigen Hängen.
Kammnaher Triebschnee in den Allgäuer Alpen (Foto: 04.04.2023) |
Vorsicht vor Wechten
Jetzt im Frühjahr haben sich die Wechten richtig gut ausgebildet. Beachtet eine mögliche Absturzgefahr. Zudem kann durch die Zusatzbelastung einer gebrochenen Wechte auch eine Lawine ausgelöst werden.
Wechten im Gratbereich als mögliche alpine Gefahr (Foto: 06.04.2023) |
Lawinenabgang aufgrund eines Wechtenbruchs beim Gufelseejoch (Foto: 04.04.2023) |
Passend zu den alpinen Gefahren aktuell natürlich auch die auf den Gletschern erhöhte Spaltensturzgefahr aufgrund des schneearmen Winter.
Kurzer Rückblick auf die vergangene Woche
Einen schnellen Überblick über das Wettergeschehen lässt sich über die Wochengrafik einer automatischen Wetterstation erlangen.
Neuschnee von Anfang der Woche (02.04.-03.04.) Am meisten schneite es im Osten Nordtirols sowie im nördlichen Osttirol |
Eine großteils kalte Woche... Eis an einem Pistenfahrzeug am Stubaier Gletscher. (Foto: 04.04.2023) |
Wie gehts weiter?
Etwas aprilhaft mit etwas Neuschnee während der kommenden Osterfeiertage. An der Lawinensituation wird sich vorerst nichts Wesentliches ändern.
48h Neuschneeprognose ab heute, Karfreitag, 07.04.2023 |
Bis Ostersonntag immer wieder etwas Niederschlag. Relativ windschwach. Unterkühlt. |
FROHE OSTERN!
Wir wünschen euch frohe Ostern und eine erlebnisreiche und v.a. sichere Zeit im freien Gelände!
Team des Lawinenwarndienstes des Landes Tirol