Freitag, 24. Februar 2012

Zunehmend frühlingshafte Bedingungen mit tageszeitlichem Anstieg der Lawinengefahr!


Anhand der Wetterstation Schlickeralm erkennt man eindeutig: Es wird frühlingshaft! Dies bedeutet, dass die Schneedecke durch Temperatur und Strahlung in tiefen und mittleren Lagen sowie allgemein in besonnten Hängen feucht bzw. nass wird. Dadurch verliert diese an Festigkeit. Nassschneerutsche und -lawinen sind die Folge.
 
Nicht nur der lockere Neuschnee vom 19.02. auf den 20.02. wird zunehmend feucht... Die Temperatur steigt kontinuierlich, die Strahlung ist intensiv!
 
Wohl eine der letzten idyllischen Hochwinterfotos dieser Saison...
 
Der Hochwinter wird langsam von frühlingshaften Verhältnissen abgelöst (Außerfern am 21.02.2012)
 
Nasse Lockerschneelawinen aus extrem steilen, besonnten Gelände gewinnen an Bedeutung.
 
Nasse Lockerschneelawinen (Lannerskreuz, Tuxer Alpen) am 21.02.2012
 
Auch Gleitschneelawinen werden vermehrt zu beobachten sein. Denn je feuchter die Schneedecke, desto wahrscheinlicher gleiten diese Lawinen auf steilen Grashängen ab. Durch die zum Teil überdurchschnittlichen Schneehöhen können Gleitschneelawinen auch mittleres bis großes Ausmaß erreichen.
Viele Gleitschneemäuler vergrößern sich nun durch die zunehmende Durchfeuchtung. Abgänge werden dadurch wahrscheinlicher. (Nordkette,. Westliche Nordalpen am 24.02.2012)
 
Spontane Schneebrettlawinen durch Strahlungseinfluss im Bereich der bekannten Schwachschicht sah man vergangene Woche häufig. Nun verlagert sich dieses Problem zusehends (bei diffusem Strahlungseinfluss) in schattiges Steilgelände sowie in hohe, besonnte Lagen.
 
Spontane Schneebretter vom 22.02.2012 (Oberbergtal, Nördliche Stubaier Alpen)
 
Unsere Stabilitätsuntersuchungen zeigen: Die Schwachschicht von der langen Kälteperiode verbindet sich von Tag zu Tag besser mit dem darüber gelagerten Altschneepaket. Allerdings verliert die Schneedecke nun durch die Durchfeuchtung an Festigkeit. Dies gilt es während der kommenden Tage unbedingt zu berücksichtigen! Je bedeckter der Himmel während der Nacht, desto weniger kann die Schneedecke ausstrahlen, desto feuchter ist diese bereits während der Morgenstunden und desto ungünstiger sind die Verhältnisse. In höheren Lagen schaut es diesbezüglich besser aus.

Weitere Lawinenabgänge, einer davon tödlich...

Die Liste der offiziell gemeldeten Lawinenabgänge setzte sich am 20.02. fort. Am 21.02. handelte es sich meist noch um trockene Lawinen im sehr steilen Gelände. Ab dem 22.02. machten sich dann die steigenden Temperaturen und die intensive Strahlung zunehmend bemerkbar - Nassschneelawinen gewannen ab dann an Bedeutung: 21.02.: Kreuzjochbahn (Nördliche Stubaier Alpen), Seefelder Spitze, Madlscharte (Westliche Nordaplen), Spitzlahn, Tarntaler Köpfe, Obere Nurpensalm, Schöberspitzen (Tuxer Alpen), Prägrater Törl (Osttiroler Tauern); 22.02.: Gasteig, Pitztaler Landesstraße L16; 23.02.: Igelskopf (Westl. Nordalpen); 24.02.: Venter Straße L240 (Südliche Ötztaler Alpen), Rodelbahn Wettersteinhütte (Westliche Nordalpen)
 
Als Schwachschicht diente die kantige Schicht (teilweise mit Oberflächenreif versetzt), welche sich während der langen Kälteperiode gebildet hatte. Bei den Nassschneelawinen war es teilweise auch (zumindest primär) der Neuschnee, der vom 19.02. auf den 20.02. gefallen ist und sich als Lockerschneelawine löste.
 
Unterhalb der Tarntaler Köpfe kam am 21.02. ein einheimischer Tourengeher im sehr steilen, schattigen Gelände ums Leben. Als Gleitfläche diente der kantige, lockere Schnee der langen Kälteperiode, der von Triebschnee überlagert wurde. Offensichtlich wusste der Tourengeher sehr genau über die an schneearmen Stellen vorhandenen Eisplatten Bescheid, welche sich dort im Herbst gebildet hatten. Er trug nämlich Steigeisen, als er den letzten Abschnitt zum Gipfel bewältigen wollte. Als Alleingänger hatte er leider keine Aussicht auf rasche Kameradenrettung und konnte nur mehr tot geborgen werden.
 
Die Aufstiegsspur des verunglückten Tourengehers im teilweise  extrem steilen Gelände(Foto vom 22.02.2012)
 
Im Bereich des Prägrater Törls löste sich auf 2300m ein Schneebrett, als eine neunköpfige Gruppe eine kurze Rastpause am Hangfuß einlegte und gerade einige Personen wieder losgegangen sind. Drei Personen wurden verschüttet, eine total. Letztere konnte nach 10 Minuten geborgen werden und am selben Tag die Klinik verlassen.
 
Der Hubschrauber im Landeanflug, Prägrater Törl (Osttiroler Tauern) am 21.02.2012
 
Nach einer langen Querung lösten zwei Skitourengeher wiederum im sehr steilen Gelände ein Schneebrett unterhalb der Mandlscharte aus. Eine Person verletzte sich am Knie.
 
 
 
Man erkennt die von rechts nach links verlaufende, lange Querung und den Lawinenanriss bei der Mandlscharte (Westliche Nordalpen) am 21.02.2012
 
Sie Situation im Waldgrenzbereich bessert sich nun zwar zusehends, dennoch gibt es hie und da noch hotspots, der, wie in diesem Fall, durch ein Tier, gestört wurde.
 
Schafleger (Nördliche Stubaier Alpen) am 21.02.2012

Dienstag, 21. Februar 2012

Langsame Besserung der Situation

Wir sind ständig im Gelände unterwegs und bekommen zudem auch wertvolle Rückmeldungen von unseren Beobachtern und Wintersportlern. Ein großes Dankeschön dafür! Unsere letzten Schneedeckenuntersuchungen belegen, dass sich die Situation langsam bessert. Dennoch: Die während der Kälteperiode gebildete Schwachschicht ist weiterhin sehr ausgeprägt und somit zumindest im steileren Gelände weiterhin zu stören!
 
Lassen wir die letzten Tage nochmals kurz Revue passieren und werfen dabei primär einen Blick in die Schneedecke.
 
Der sprichwörtliche Wolf im Schafspelz lauerte während der vergangenen Tage in einer ausgeprägten Schwachschicht, die von so unschuldig ausschauendem Schnee überlagert wurde. (18.02.2012)
 
Ständige Wegbegleiter waren Rissbildungen und ausgeprägte Setzungsgeräusche Ein Beobachter meldete uns, dass dadurch sogar „Bäume wackelten". (Anmerkung: vermutlich war es Jungwuchs).
 
Risse und Setzungsgeräusche am Weg zum Pflacher Älpele (Außerfern) am 18.02.2012.
 
Risse und Setzungsgeräusche im Bereich von Lawinenverbauungen (Hochimst am 17.02.2012).
 
Risse und Setzungsgeräusche auch unterhalb des Simmering (Westliche Nordalpen) am 18.02.2012.
 
Dort, wo es steiler wurde, lösten sich in Folge Lawinen, wie schon erwähnt vermehrt auch im
Waldbereich.
 
Ein nicht alltägliches Bild (Schlosskopf, Außerfern) am 17.02.2012
 
Besser war und ist die Situation in hochalpinen Regionen, dort wo ständig massiv der Wind im Spiel war. Dort konnte sich bereits während der Kälteperiode keine so zusammenhängende, aufbauend umgewandelte Altschneedecke bilden.
 
Viel Wind im hochalpinen Gelände, Großglockner (Osttiroler Tauern) am 18.02.2012
 
Schneeprofile ähneln sich in ganz Tirol: Bedeutsam ist dabei die ausgeprägte Schwachschicht von der Kälteperiode. In besonnten Hängen findet man häufig zwei dünne Harschdeckel, die von kantigen, lockeren Kristallen, vielfach mit Oberflächenreif durchsetzt, umlagert sind. Stabilitätsuntersuchungen am 20.02. belegen, dass die anfangs extrem schwache Verbindung der Schichten untereinander langsam besser wird, sie aber dennoch weiterhin zu Zurückhaltung mahnt.
 
Extrem schlechter Schneedeckenaufbau im besonnten Gelände am 17.02.2012 (Hochimst)
 
Extrem schlechter Schneedeckenaufbau auch im schattigen Gelände am 17.02.2012 in Hochimst
 
Die Schneedecke kann inzwischen zumindest in tieferen Lagen sowie in besonnten Hängen etwas mehr belastet werden. Dies bezeugen Stabilitätstests wie z.B. der Kompressionstest, bei dem es beim folgenden Profil vom 20.2. immerhin erst beim 11. Schlag zum Bruch kam (CT 11 im Unterschied zu CT 0 (Bruch beim Sägen!) bei den Profilen vom 17.2. (siehe oben)). Schattseitig bleibt die Schneedecke weiterhin trügerisch und störanfällig!
 
Langsame Besserung, allerdings immer noch störanfällig, Hochleitenalm am 20.02.2012. Der Neuschnee stammt von der Nacht von 19. auf 20.2., die Schmelzkruste darunter vom Strahlungseinfluss am 19.2.

Die bisher lawinenaktivste Periode dieses Winters liegt hinter uns!

Die beim letzten Blog bereits stattliche Liste an offiziell gemeldeten Lawinenereignissen muss bis zum 20.02. um weitere 16 (!) ergänzt werden, wobei zum Glück eine abnehmende Tendenz feststellbar ist…:
18.02.: Scharkopf (Arlberg); Stablalpe (Außerfern); Kleegrube (Zillertaler Alpen), Gedrechter, Hirzer, Schafleitenalm, Wanglspitze (Tuxer Alpen); Stubaier Wildspitze (Südliche Stubaier Alpen); Sonnwendjoch (Östliche Nordalpen); Stanglhöhe, Wildseeloder, Söll-Brandstadllift (Kitzbüheler Alpen); Glanderspitze (Samnaun)
19.02.: Kreuzjoch (Nördliche Stubaier Alpen)
20.02.: Roßkopfhütte (Kitzbüheler Alpen), Lareinfernerspitze (Silvretta);
Bei drei Lawinenereignissen wurden Personen zum Teil schwer verletzt.
Wildseeloder (Kitzbüheler Alpen) während des Einsatzes am 18.02.2012
In den meisten Fällen gingen diese jedoch gut aus. Zahllose Lawinen lösten sich dabei im lichten Waldbereich bzw. im Waldgrenzbereich.
Am Schafleiten-Hochleger (Tuxer Alpen) wurde eine Person von einem Schneebrett durch die Eingangstür gedrückt. Am Schafleiten-Niederleger (Bild) wurden Autos verschüttet (20.02.2012)
Überall lauerten Fallen. Defensives Verhalten war angesagt.
Lawinen am Weg zur Lampsenspitze (Nördliche Stubaier Alpen) am 18.02.2012
Typisch für die heikle Lawinensituation waren auch spontane Lawinenabgänge in besonnten Steilhängen ab dem 16.02.. Lawinen nahmen dabei mitunter beachtliches Ausmaß an.
Trotz massiver Warnungen begab sich eine 9-köpfige Gruppe auf die Tour Richtung Weißeneggscharte. Sie entkam nur durch Riesenglück diesem Staublawinenabgang! (Osttiroler Tauern am 18.02.)
Es donnerte in weiten Teilen Tirols…
Lawinenabgang im Oberbergtal (Nördliche Stubaier Alpen) am 18.02.2012
Thulnkogel (Zentralosttirol) am 18.02.2012
Gleitschneelawinen sind angesichts der zahlreichen Schneebrettlawinen in den Hintergrund geraten, jedoch weiterhin ein Thema…
Gleitschneelawine unterhalb des Mannkopfs (Arlberg) am 18.02.2012

Freitag, 17. Februar 2012

Zahlreiche Lawineneinsätze und spontane Lawinenabgänge sprechen eine deutliche Sprache!

Der 16.02. und 17.02. waren - nicht unerwartet - sehr ereignisreich. Am 16.02. wurden in Summe 14 offizielle Lawinenereignisse gemeldet: Stanglalm, Bärenbadkogel (Kitzbüheler Alpen); Fimbatal, Schwarze Piste 20, Gampen (Silvretta); Neuhüttenlift-Kaltenbach, Spieljoch, Hochsinnalm (Tuxer Alpen); Skiroute 3, Steißbachtal, Grubigstein, St.Christoph (Arlberg-Außerfern); Hochgurgl (Südliche Ötztaler Alpen); Pürglesgungge (Zentralosttirol). Am 17.02. waren es immerhin noch 6 offizielle Meldungen: Maut, Kaltenbach (Tuxer Alpen); Füssener Jöchl, Hahnenkammbahn (Arlberg-Außerfern); Kreuzjoch-Schlick (Nördliche Stubaier Alpen); Unterschnappalm, Grasingalm (Kitzbüheler Alpen)
 
Beim Lawinenunfall in der Nähe des Neuhüttenliftes in Kaltenbach verdankt eine Person ihr Leben einem jungen Lawinenhund, der sie nach ca. 1 Stunde Verschüttungszeit praktisch unverletzt auffand. In Hochgurgl wurde ein junger Einheimischer durch Zufall gefunden: Vom nahe gelegenen Hubschrauberstützpunkt sah man einen frischen Lawinenanriss, weshalb man systematisch mit der Sondierung des Lawinenkegels begann und schlussendlich auf den Verschütteten stieß. Dieser musste in kritischem Zustand in die Innsbrucker Klinik geflogen werden.
 
Die Verschüttungsstelle befindet sich auf der gesperrten Timmelsjochstraße, Südliche Ötztaler Alpen (16.02.2012)
 
Nähere Details zu den Unfällen am 17.02. sind derzeit gerade noch nicht verfügbar. Sollte Gravierenderes passiert sein, wird demnächst im Blog darüber berichtet.
 
Ansonsten waren viel Glück und rasche Kameradenrettung mitverantwortlich, dass nicht mehr Personen zu Schaden gekommen sind.
 
Suchmannschaften im Bereich des Hotels  St. Christoph (Arlberg) am 16.02.2012
 
Im Rahmen eines Erhebungsfluges mit dem Hubschrauber des Innenministeriums konnte am 16.02. ein guter Überblick über die Lawinensituation gewonnen werden. Auffallend waren viele spontane Lawinen. Meist waren diese klein bis mittelgroß mit häufig geringer Masse, jedoch zum Teil größeren Auslauflängen. Unterhalb der Waldgrenze sowie im Waldgrenzbereich waren mehr Lawinen zu beobachten als in größeren Höhen.
 
Besonders kritisch ist es derzeit auch im lichten Wald sowie im Waldgrenzbereich!!! Gaistal, Westliche Nordalpenl (16.02.2012)
 
Eine der Lawinenauslösungen mit Personenbeteiligung im Waldbereich, Hochsinnalm 16.02.2012 (Tuxer Alpen)
 
Viele spontane Lawinen im Waldgrenzbereich, Fernpass (16.02.2012)
 
Einige dieser Lawinen sind vermehrt am 16.02., vereinzelt auch am 17.02. ab den Mittagsstunden durch die Sonneneinstrahlung spontan abgegangen.
 
Spontane Lawine durch Sonneneinstrahlung im Kaunertal (Südliche Ötztaler Alpen) am 16.02.2012
 
...weitere spontane Lawine aufgrund Sonneneinstrahlung (16.02.2012)
 
Typisch für die sehr labile Schneedecke sind auch zahlreiche spontane kleine Lawinen bzw. Rutsche, u.a. auch innerhalb von Lawinenverbauungen.
 
Auch innerhalb von Verbauungen ist es derzeit nicht sicher... Silvretta Skiarena (16.02.2012)
 
Weiterhin vielfach Setzungsgeräusche und Rissbildungen, vermehrt wiederum in tiefen und mittleren Höhenlagen!
 
Risse als akutes Warnsignal, Obergaisberg (Kitzbüheler Alpen) am 16.02.2012
 
In vielen Teilen Tirols sieht man  zahlreiche, von Variantenfahrern ausgelöste Lawinen
 
Ebenso waren Lawinensprengungen vielerorts ausgesprochen erfolgreich.
 
Zur Sicherung der Straße wurden Lawinenstriche sehr erfolgreich gesprengt, Obergurgl, Südliche Ötztaler Alpen (16.02.2012)
 
Vorsicht: Auch kleine Hangböschungen können mitunter zur Falle werden.
 
Heimtückisch:  Böschungen (insbesondere auch für spielende Kinder!)
 
Auch in Osttirol ist es nicht viel besser, wobei die Anzahl der Gefahrenstellen von Norden Richtung Süden abnimmt. Dennoch sollte dort aufgrund des starken Windeinflusses frischen Triebschneeansammlungen im Steilgelände ebenso ausgewichen werden.
 
Stürmischer Wind in Toblach (16.02.2012)
 
Eine von Wintersportlern ausgelöste Lawine beim Hohen Haus, Zentralosttirol (17.02.2012)

Lawinenabgang auf Skipiste in Ischgl

Am 15.02. verstarb ein Skifahrer auf einer offenen Skipiste im Skigebiet Silvretta Skiarena. Der Unfall gleicht jenem im Sulztal vom 07.02., als eine Person auf einem offenen Wanderweg ums Leben kam. Auch hier in Ischgl handelte es sich um einen Rutsch, der sich kammnah aufgrund von Windverfrachtung spontan löste und entlang der Sturzbahn genügend lockeren, kalten Schnee mitriss, um zu einer Lawine zu werden, die schlussendlich eine Person erfasste, total verschüttete und tötete.

 

Lawine auf der roten Piste 7a unterhalb der Velilleckbahn. Im Hintergrund sieht man Ischgl (Foto vom 16.02.2012)

 

Zum Unfallzeitpunkt gab es nur wenige cm Neuschnee. Einzig der Wind in der Höhe legte zu.

 

Der Lawinenabgang ereignete sich am 15.02.2012 um 11:55 Uhr, als es nur wenige cm geschneit hat.

Donnerstag, 16. Februar 2012

Durchwegs sehr heikle Lawinensituation!

Der vorhergesagte Neuschneezuwachs samt stürmischem Wind ist eingetreten, die Lawinengefahr entsprechend auf groß angestiegen. Leider gab es auch zahlreiche spontane Lawinenabgänge, einen davon am 15.02. gegen Mittag im Skigebiet der Silvretta Skiarena leider mit tödlichem Ausgang (mehr dazu demnächst im Blog).

 

Beachtlicher Neuschneezuwachs in Tirol...

 

Zudem wehte stürmischer Wind auf den Bergen. Ein typisches Bild der Wetterentwicklung während der vergangenen 3 Tage für Nordtirol sowie das nördliche Osttirol zeigt eine aktuelle Wetterstationsgrafik.

 

Viel Neuschnee, stürmischer Wind und kontinuierlich steigende Temperaturen (Wetterstation Am Adamsberg, Paznaun)

 

Die Schneedecke steht verbreitet massiv unter Spannung. Lawinen können heute durch Strahlungseinfluss spontan, ansonsten sehr leicht durch geringe Belastung, auch an kleinen Hängen, ausgelöst werden.

 

Ein vom Autor am 15.02. mittags ausgelöstes Schneebrett auf der Seegrube (Westliche Nordalpen) durch Betreten des Hanges im Randbereich zeigt, wie leicht Lawinen derzeit ausgelöst werden können!

 

Bezeichnend ist auch ein Bild, das wir aus dem Zillertal zugeschickt bekommen haben. Oberflächenreif  und kantige Kristalle dienen auch in tiefen Lagen als ideale Gleitfläche für Schneebrettlawinen. Somit derzeit bitte in allen Höhenlagen und Expositionen extrem vorsichtig und zurückhaltend im freien Skigelände sein!!!

 

Dachlawinevom 16.02.2012  auf 15° geneigtem Dach (Finkenberg, Zillertaler Alpen)

Mittwoch, 15. Februar 2012

Weitere Eindrücke zur schlecht aufgebauten Altschneeoberfläche und Kurzinfos zur Wetterentwicklung...

Wir haben inzwischen weitere Schneeprofile und Fotos bekommen bzw. ausgearbeitet, die sich mit den Aussagen des gestrigen Blogs decken. Dennoch möchten wir euch diese Infos nicht vorenthalten...

 

Schönster Oberflächenreif in vielen Landesteilen, hier am Wiedersberger Horn in den Kitzbüheler Alpen am 12.02.2012,  wird sich ab dem 15.02. zu einer sehr kritischen Schwachschicht entwickeln.

 

Unser Beobachter vom Stubaier Gletscher hat uns in den Morgenstunden des 15.02. von den ersten spontanen Lawinen auf solch einer Oberflächenreifschicht aufgrund der bereits eingesetzten Schneeverfrachtungen berichtet. Die dafür verantwortliche Windzunahme erkennt man bereits an unseren Wetterstationsdaten.

 

Der Wind aus NW wird weiter  zunehmen...

 

Zur Zeit (15.02. 09:00) fängt es z.B. in Innsbruck zaghaft zu schneien an. Laut ZAMG-Wetterdienststelle werden sich die Schneefälle intensivieren. In Nordtirol sowie in den Osttiroler Tauern sollen es bis morgen in der Früh verbreitet zwischen 30 und 50cm werden. Der Schnee fällt in allen Landesteilen auf eine sehr ungünstig aufgebaute Altschneeoberfläche. Hier noch einige zusätzliche Profile...

 

Profil vom Rofan, Östliche Nordalpen (11.02.2012)

 

Profil Streiteck, Kitzbüheler Alpen, 12.02.2012

 

Profil Matreier Grube, Nördliche Stubaier Alpen, 13.02.2012

 

Auch in besonnten Hängen findet sich im Bereich von oberflächennahen, dünnen Harschdeckeln, meist sehr lockerer, aufbauend umgewandelter und somit störanfälliger Schnee...

 

Großer Härte- und Korngrößenunterschied im Bereich von dünnen Harschdeckeln im besonnten Steilgelände verspricht nichts Gutes für mächtigere Schneeauflagen.

 

 

Die Lawinengefahr steigt nun markant an...

 

Österreichische Gefahrenstufenkarte auf www.lawinen.at vom 15.02.2012

 

Somit nochmals der Appell an alle Wintersportler, während der kommenden Tage besonders zurückhaltend bei der Befahrung bzw. Begehung von Steilhängen im freien Skigelände zu sein. Das vorherrschende Gefahrenmuster „Schnee nach langer Kälteperiode" ist statistisch gesehen für die meisten tödlichen Lawinenunfälle verantwortlich.