Mittwoch, 23. November 2011

Ende Oktober bis Mitte November 2011

Es setzten zwei Phasen mit Südföhn ein (um den 25.10. und den 6.11.), während derer in Südstaulagen etwas Regen fiel, aber aufgrund der überdurchschnittlich hohen Temperaturen keine nennenswerten Schneemengen.

 

Windgraphik aus dem Platzertal. Die beiden Föhnphasen sind gut an den Daten zu erkennen. (Visualisierung: LWD Tirol, Daten: Fa. SNOWCONTROL)

 

Beide Föhnphasen gingen unspektakulär zu Ende und sowohl dazwischen als auch danach (und nördlich des Hauptkamms auch währenddessen) herrschte meist ungetrübter Sonnenschein mit phantastischen Fernsichten auf den Bergen und weit überdurchschnittlichen Temperaturen vor. Sicherlich kramen die Klimatologen bereits in den Archiven, denn es ist fraglich, ob nördlich des Alpenhauptkamms eine so lange niederschlagsfrei Zeit überhaupt schon einmal aufgezeichnet wurde und - es ist kein Ende der „blockierende Omegalage" in Sicht!

 

Verschiedene Modellläufe („Ensemblevorhersagen") vom Dienstag, den 15.11. zeigen ein klares Bild: Es bleibt zu warm (siehe die oberen Linien; die rote zeigt das Klimamittel der Temperatur auf ca. 1500 Meter Seehöhe) und für die nächste Woche ist Niederschlag auszuschließen. Danach wird die Prognose unsicher. (Quelle: www.wetterzentrale.de)

 

Für die Schneedecke bedeutete das warme Wetter zwischen Ende Oktober und Mitte November einen fortschreitenden Abbau. Auf Südhängen ist sie bereits praktisch nicht mehr vorhanden, aber auch auf den Nordseiten sorgt die trockene Luft für ein langsames Verschwinden des Schnees durch Sublimation. Dort kommt außerdem die aufbauende Umwandlung der Schneekristalle langsam in Gang, weil die Schneeoberflächentemperaturen während den Nächten bis deutlich unter -10°C sinken.

 

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Bereich Falkaunsalpe (Kaunertal) Blick Richtung SO zum Gsallkopf (3277m). Nordseitig ist die Schneegrenze bei ungefähr 2000m, südseitig ist es bis deutlich über 3000m hinauf völlig aper. (Foto vom 9.11.2011)

Oktober 2011

Der Altweibersommer mit der Nullgradgrenze jenseits der 4000m blieb bis Anfang Oktober erhalten, sodass Oberflächenreif, der lokal in hochalpinen Schattenlagen bereits beobachtet worden war, wieder abgebaut wurde. Am Wochenende des 8. und 9. Oktober überquerte zuerst eine Kaltfront Tirol und sorgte für extreme Abkühlung um 15-20°C. Danach stellte sich eine feucht-kalte Nordweststaulage ein, die in den Nordalpen Schnee zumindest bis unter 1000m brachte (teilweise fast ein Meter in 48 Stunden!). Auf diesen extremen Temperatursturz folgte in der Nacht auf Montag, den 10. Oktober, eine markante Warmfront, die die Temperaturen um bis zu 15°C anstiegen ließ und die Schneefallgrenze bis auf 3000m anhob. Die Schneedecke wurde durch teils heftigen Regen geschwächt.

 

Auf den schneefreien Untergrund fielen oberhalb von Strengen am Arlberg (siehe Graphik) 80cm Schnee innerhalb von 48 Stunden. Die Temperatur stürzte durch die massive Kaltfront von sommerlichen 18° (auf 1910m Seehöhe!) innerhalb eines Tages unter den Gefrierpunkt. Die darauf folgende Warmfront ließ den Schneefall in Regen übergehen, der die Schneedecke förmlich zersetzte.

 

Die Folge dieser Extreme waren Gleitschneelawinen aus steilen Wiesenhängen und damit zusammenhängende Straßensperren im Westen Tirols.

 

Gleitschneeanrisse südlich der Hornbachkette vom Flugzeug aus gesehen (Aufnahme vom 9.10. 2011).

 

Murenabgänge im Bereich des Matreier Tauernhauses (1500m) infolge des markanten Temperaturanstiegs und des starken Regens. (Foto vom 10.10.2011)

 

Der starke Wind aus Nordwest sorgte für Wechtenbildungen und Triebschneeansammlungen in Kammlagen. Für Schneebrettlawinen fehlte jedoch in den meisten Fällen die Altschneeoberfläche und damit eine Schwachschicht. Aufgrund des starken Temperaturanstiegs und der folgenden milden und sonnigen Tage bildete sich in tieferen Lagen eine dünne Schmelzharschkruste auf der Schneeoberfläche.

In der Nacht auf 20.10. erreichte eine Kaltfront den Norden Tirols, brachte aber nur wenig Niederschlag - wenn auch Schnee teilweise bis in die Tallagen. Ein Adriatief sorgte jedoch für recht ergiebige Schneefälle in Osttirol. Lockerschneelawinen wurden beobachtet.

 

Erste Skitouren sind in Osttirol möglich – hier im Arvental. (Foto vom 22.10.2011)

Zweite Septemberhälfte 2011

Nach einer wechselhaften aber spätsommerlich warmen Periode überquerte am 18. September eine mächtige Kaltfront Tirol.

 

 

Am Brenner (1370m) beginnt es in der Nacht von 17. auf 18.9.2011 zu regnen, untertags dann sehr intensiv. Nach dem Kaltfrontdurchgang (Abkühlung um ca. 10°C) fallen ca. 40cm Schnee. (Graphik: LWD Tirol, Daten: ZAMG. Das Foto stammt vom 19.9.2011.)

 

Im Westen des Landes kam es bereits am Abend zu Schneekettenpflichten auf Passstraßen bzw. zu Sperrungen. Die Kaltfront hatte die Alpen bis zum Abend des 19. September bereits überquert und die Täler mit Kaltluft gefüllt. Infolge kam es zu anhaltenden Aufgleitniederschlägen, insbesondere weil milde, feuchte Luft durch ein Randtief über Norditalien an die Alpen geschaufelt wurde.

Aufgrund der starken Niederschläge und wegen der bereits kalten Talatmosphären sank die Schneefallgrenze lokal bis unter 600m! Noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen hat es so früh im Jahr in Innsbruck geschneit und der letzte September-Schneefall in der Landeshauptstadt liegt auch schon 75 Jahre zurück.

 

Erster September-Schneefall in Innsbruck, auf 560 Metern Seehöhe, seit den 1930ern! (Foto des Innsbrucker Doms vom 19.9.2011)

 

Im ganzen Land mussten Straßen und Bahnlinien gesperrt werden. Es kam zu Behinderungen und Stromausfällen durch umgestürzte Bäume, die der Schneelast nicht standhielten. In den darauffolgenden Tagen wurden etliche Abgänge von Gleitschnee- und Lockerschneelawinen gemeldet, die vielfach Hüttenzustiege gefährdeten und teilweise auch (Forst-)Straßen erreichten.

 

Lawine, die eine Forststraße bei Prägraten verschüttet (Foto vom 19.9.2011).

 

Allerdings setzte sich bald wieder sonniges und warmes Wetter durch und die Ausaperung schritt sehr schnell voran.

 

Am Rauchberg (2480m) und am Sinnesjoch (2273m) war es drei Tage nach dem Schneefall bereits wieder völlig trocken (Foto vom 22.9.2011).

Zweite August- und erste Septemberhälfte 2011

Die zweite Augusthälfte war geprägt von einigen Hitzetagen mit bis zu 35°C in Innsbruck. Diese Periode wurde in der Nacht von 26. auf 27.8. durch eine kräftige Kaltfront beendet.

 

Martin Busch Hütte (2500m, Ötztaler Alpen) am 27.8.2011.

 

Die Schneefallgrenze sank stellenweise auf 1500m. Einige Passstraßen mussten gesperrt werden, die Niederschlagsmengen waren aber gering. Am 28.08. war es bereits wieder wärmer und der Augustschnee „überlebte" die warme erste Septemberhälfte nur in sehr hohen Schattenlagen.