Donnerstag, 31. Dezember 2015

Unverändert geringe Lawinengefahr bei unterdurchschnittlichen Schneehöhen. Der Dezember endet laut ZAMG auf den Bergen als wärmster Dezember der Messgeschichte.

Am Ende des Jahres 2015 herrscht weiterhin geringe Lawinengefahr. Die Schneehöhen sind für die Jahreszeit deutlich unterdurchschnittlich. In tiefen und mittleren Höhenlagen aller Expositionen sowie in sehr steilen besonnten Hängen bis in hohe Lagen hinauf ist es meist aper.
 
Dennoch: Man findet Schnee zum Skifahren. Einerseits trifft dies für die  Kunstschneepisten zu, die teilweise bis in die Täler reichen.
 
„Wandern wie im Sommer und Skifahren wie im Winter!?!“ Kitzbüheler Alpen (Foto: 26.12.2015)
 
Andererseits wird man v.a. in hohen Lagen und hier insbesondere in den Regionen entlang des Alpenhauptkammes sowie im äußersten Westen Nordtirols fündig.
 
Winterlicher Eindruck in den Südlichen Ötztaler Alpen, Bereich Weißseespitze (Foto: 28.12.2015)
 
Blick vom Rosskogel in Richtung Innsbruck und Inntal (Foto: 29.12.2015)
 
Einsame Spuren in der Venedigergruppe (Foto: 25.12.2015)
 
Die Schneedecke ist derzeit spannungsarm.
In schattigen Bereichen findet man vielfach zumindest oberflächennah kantige, lockere Kristalle, an der Schneeoberfläche nicht selten windbeeinflusste Schichten, welche in größeren Höhen häufig tragfähig sind.
Sonnseitig hingegen ähneln die Verhältnisse dort, wo Schnee liegt, dem Frühjahr. Firn im Tagesverlauf, eine harte Schneeoberfläche aufgrund der nächtlichen Ausstrahlung bis in die Vormittagsstunden hinein. Einzig hochalpin überwiegen sonnseitig nicht tragfähige Schmelzharschdeckel, unter denen sich meist recht ausgeprägte, lockere Schichten aus kantigen Kristallen gebildet haben.
 
Bei Stabilitätsuntersuchungen kann man derzeit kaum Brüche initiieren. Wenn dies der Fall ist, dann brechen Schichten sehr unregelmäßig, was als gutes Zeichen zu werten ist. (Weißseespitze, Südliche Ötztaler Alpen). Foto: 28.12.2015
 
Schneeoberfläche auf ca. 3400m südwestseitig, 40 Grad. Man erkennt eine dünne Schmelzkruste, darunter eine Schicht aus lockeren Kristallen. (Foto: 28.12.2015)
 
Hochalpin ist die Schneeoberfläche häufig vom Wind geprägt. Südliche Ötzaler Alpen (Foto: 28.12.2015)
 
„Stau“ an der Zuckerhütl-Nordwand in den Südlichen Stubaier Alpen (Foto: 28.12.2015)
 
Geringe Gefahr heißt nicht, dass gar nichts passieren kann. Allerdings findet man derzeit nur ganz wenige Gefahrenstellen, an denen Lawinenauslösungen denkbar sind. Am ehesten trifft dies für extrem steiles, schattiges Gelände zu, wo ältere, meist harte und kleinräumige Triebschneepakete typischerweise durch große Belastung gestört werden können. Aufgrund des lange anhaltenden Schönwetters haben sich unterhalb solcher harten Schichten teilweise Schwimmschneenester gebildet, die als mögliche Gleitfläche dienen können.
 
Ein Schneebrett unterhalb der Warenkarscharte in den Südlichen Stubaier Alpen (Foto: 27.12.2015)
 
Der Dezember 2015 endet laut Thomas Wostal von der ZAMG folgendermaßen: „Sonnigster und viertwärmster Dezember der Messgeschichte. Auf den Bergen sogar neuer Temperaturrekord. Trockenster Dezember seit 1865. In vielen Gemeinden Feuerwerkverbot wegen der Gefahr von Waldbränden.“
 
Für das neue Jahr 2016 bescheinigt die ZAMG Bewegung im Wetterverlauf. Anfangs sind die Niederschlagsmengen zwar noch so bescheiden, dass sich an der günstigen Lawinensituation nichts ändert. Allerdings darf man gespannt den weiteren Wetterverlauf verfolgen. Zumindest am Sonntag soll im Westen des Landes erstmals wieder merkbarer Neuschnee dazukommen. Danach bleibt es wechselhaft.
 
Vom Team des LWD wünschen wir auf diesem Weg nur das Allerbeste für das kommende Jahr, endlich etwas Schnee und möglichst keine Bekanntschaft mit Lawinen!

Mittwoch, 23. Dezember 2015

Weiterhin dürftige Schneelage – geringe Lawinengefahr

Das stabile Hochdruckwetter mit überdurchschnittlichen Temperaturen setzt der ohnedies bereits geringmächtigen Schneedecke weiter zu. Es gibt unverändert nur wenige Bereiche, wo Skitourengehen Spaß macht. Dies trifft derzeit am ehesten für  hochalpine Regionen entlang des Alpenhauptkammes zu.
 
Unterdurchschnittliche Schneehöhen in Tirol
 
Nach den Schneefällen vom 17.12., als kurzfristig kleine Lockerschneerutsche und Triebschneeansammlungen zu beachten waren, findet man inzwischen kaum mehr Gefahrenstellen, an denen Lawinenauslösungen denkbar sind. Am ehesten ist dies oberhalb etwa 2800m in extrem steilen, schattigen Rinnen denkbar, wo harte, alte Triebschneepakete auf einem lockeren Fundament gestört werden könnten.
 
Um den 17.12. schaute es in hohen Lagen kurzfristig winterlich aus. Rosskogel (Foto: 17.12.2015)
 
Die Hauptgefahr geht derzeit jedoch eindeutig von einer möglichen Verletzungsgefahr durch Steine aus, die entweder von Schnee überdeckt sind oder aber aus der Schneedecke herausragen.
 
Aufstiegsspur zum Rietzer Grießkogel in den Nördlichen Stubaier Alpen (Foto: 22.12.2015)
 
Im vergletscherten Gelände überwiegt hingegen die Spaltensturzgefahr gegenüber einer möglichen Lawinengefahr.
 
Osttiroler Tauern (Foto: 14.12.2015)
 
Mitunter heißt es derzeit, länger Ski zu tragen, bis man beim begehrten Schnee angelangt ist…
 
Aufstieg Richtung Gaislachkogel in den Südlichen Ötztaler Alpen (Foto: 19.12.2015)
 
Unterwegs in den Osttiroler Tauern (Foto: 20.12.2015)
 
Während man in tiefen Lagen weiterhin ausschließlich auf künstlichen Schnee angewiesen ist, findet man in den Gletscherskigebieten auch genügend Naturschnee.
 
Hintertuxer Gletscher (Foto: 13.12.2015)
 
Die Bedingungen ändern sich vorerst nicht. Wir warten weiterhin auf den heiß ersehnten Schneefall. Ab dann starten wir auch mit der täglichen Berichterstattung zur Schnee- und Lawinensituation.
 

Dienstag, 8. Dezember 2015

Kurze Infos zur aktuellen Situation

Es gibt derzeit nur wenige Bereiche in Tirol, in denen man (halbwegs) vernünftig auf Skitour unterwegs sein kann. Dazu zählt der äußerste Westen Nordtirols sowie hochalpine Bereiche. Darunter versteht man Höhenlagen oberhalb etwa 3000m. Die Schneedecke ist dort stark vom Wind geprägt, weshalb es skifahrerisch meist kein Hochgenuss ist. Im vergletscherten Gelände geht die Hauptgefahr derzeit von einer möglichen Spaltensturzgefahr aus.
 
Im hochalpinen Gelände sollte v.a. auf die Spaltensturzgefahr geachtet werden.
 
Dennoch, auch eine mögliche Lawinengefahr ist nicht ganz außer Acht zu lassen. Die Anfang Dezember gebildeten, harten und kurzfristig auf einer lockeren Neuschneeschicht abgelagerten, recht spröden Schneebretter dürften sich zwar inzwischen in den meisten Fällen gut stabilisiert haben.
 
Unterhalb einer harten Schneeoberfläche fand man am 02.12. noch eine dünne, lockere leicht aufbauend umgewandelte Neuschneeschicht. Eine Störung dieser Schicht dürfte inzwischen eher unwahrscheinlich sein.
 
Dennoch kommt inzwischen vermehrt die aufbauende Umwandlung unterhalb dieser Krusten zum Tragen. Einige Rückmeldungen über Setzungsgeräusche im hochalpinen Gelände sind ein Indiz dafür. Ebenso wurde uns über einen glücklich verlaufenden Lawinenabgang im Bereich der Vorderen Karlesspitze im Nahbereich des Kaunertaler Gletscherskigebietes berichtet. Als Schwachschicht dienten laut Schilderungen kantige, lockere Kristalle.
 
Lawinenabgang während des Aufstiegs Richtung Vordere Karlesspitze. Die Lawine wurde knapp unterhalb des Grates ausgelöst. (Foto: 04.12.2015)



Oberflächennah beobachtet man derzeit zudem ganz im Westen des Landes sehr kleinräumige, zudem gering mächtige und überdies leicht zu erkennende Triebschneepakete im schattigen Gelände. Interessant dabei ist wiederum die rasche aufbauende Umwandlung des geringen Neuschneezuwachses vom 04.12. auf den 05.12.2015.
 
Ein dünner „Flaum“ von Neuschnee lagerte sich vom 04.12. auf den 05.12. ab.
 
Höhe Störanfälligkeit, jedoch zu kleinräumig und zu wenig ausgeprägt, als dass es eine ernst zu nehmende Gefahr darstellen würde: Kürzlich gebildeter Triebschnee oberhalb von kürzlich gefallenem und leicht aufbauend umgewandeltem Neuschnee. Arlberg, Muggengrat, (05.12.2015)
 
Im Westen beobachtet man auch Gleitschneerisse bzw. –lawinen. Oft ist die Schneehöhe zu gering, dennoch findet man vereinzelte Gefahrenbereiche.
 
Am Schluss noch eine Besonderheit der derzeitigen Situation. Im Westen herrschen teilweise von der Schneedeckenbeschaffenheit Frühjahrsverhältnisse mit Firn (Sulzschnee) im besonnten Steilgelände, während im schattigen Gelände mitunter noch Pulverschnee anzutreffen ist.
 
Harte Schneeoberfläche in besonnten Hängen, teilweise Pulver im schattigen Gelände. Im Hintergrund Gleitschneerisse. Arlberg, Zürser Täli, (Foto: 05.12.2015)
 
Übrigens: Wer Interesse an Schneeprofilen hat: Die findet man hier:
 

Samstag, 5. Dezember 2015

Rückblick November und Anfang Dezember 2015

Hochdruckeinfluss mit ruhigem und für die Jahreszeit sehr mildem Herbstwetter dominierte das Wettergeschehen in der ersten Monatshälfte.
 
Schönes Herbstwetter im hinteren Ötztal (Foto: 30.11.2015)
 
Ein ähnliches Bild aus den Nördlichen Stubaier Alpen (Blick Richtung Zischgeles) am 14.11.2015
 
Zwei kleine Störungen um den 14.11. und 17.11. brachten nur geringe Niederschlagsmengen mit Regen bis teilweise 2500 m hinauf. Nach Störungsdurchgang setzte sich dann wieder das sonnige und milde Wetter fort.
 
Der Schnee vom Oktober schmolz bis zum 20.11. dahin. Im Norden des Landes blieben in großen Höhen schattseitig Schneereste, meist bestehend aus harten Schmelzkrusten übrig (Westliche Nordalpen).
 
Einschneidend war dann eine ab dem 20.11. herannahende Kaltfront. Anfangs regnete es dabei noch bis ca. 2400m hinauf. In der Nacht vom 20.11. auf den 21.11. sorgte jedoch der Zustrom von polarer Kaltluft für ein Absinken der Schneefallgrenze bis teilweise in die Tallagen.
 
Temperaturkarte der ZAMG vom 20.11.2015 zeigt noch die vorherrschende warme Luftmasse…
 
Ein ganz anderes Bild am Folgetag, dem 21.11. mit dem Eindringen polarer Kaltluft
 
Besonders im Westen des Landes kamen mit bis zu 50cm Neuschnee in höheren Lagen beachtliche Neuschneesummen zusammen, während es im Osten des Landes meist zwischen 5 und 10cm waren. Zusätzlich wehte in der Höhe kurzfristig stürmischer Wind.
 
Repräsentativ für den Westen des Landes sind die Daten der Wetterstation Hahnenkamm in Reutte, wo beachtliche Neuschneesummen zusammenkamen. Der rasche Wechsel von Regen zu Schneefall machte auch einigen Windsensoren in Tirol zu schaffen, die kurzfristig durch Eisbehang ausfielen.
 
Blick auf die Nordkette (Westliche Nordalpen) nach den Schneefällen (Foto: 23.11.2015)
 
Eine verschneite Landschaft in den Tuxer Alpen (Foto: 23.11.2015)
 
Die Kaltluft kam den Liftgebieten wie gerufen, weil ab dann der Betrieb von Schneekanonen überall möglich war. Dies spiegelte sich auch im Landesstromverbrauch wieder, welcher laut TIWAG am 24.11. mit 23,63 GWh einen historischen Tageshöchstwert erreichte. Zurückzuführen war dieser neben der großen Kälte v.a. auch auf den flächendeckenden Einsatz von Schneekanonen.
 
Schneekanonen im Einsatz; Südliche Stubaier Alpen (Foto: 28.11.2015)
 
Die kalte Luft förderte aber auch die Bildung von Oberflächenreif (vermehrt in Kaltluftseen in Talbereichen).


Oberflächenreif im Pitztal (Foto: 24.11.2015)
 
Zusätzlich machte sich bei Schneedeckenuntersuchungen auch die Bildung von kantigen Kristallen unterhalb von dünnen Schmelzkrusten vermehrt schattseitig oberhalb etwa 2600m bemerkbar.
 
Bei Schneedeckenuntersuchungen zeigten sich bereits dünne, mitunter heikle Schwachschichten. Unterhalb des Pitztaler Jöchls in den Südlichen Stubaier Alpen (Foto: 25.11.2015)
 
Bis Ende des Monats befand sich Tirol dann in einer WNW Strömung mit Störungseinflüssen, während es in Ost- und Südtirol sonniger und niederschlagsärmer war.
 
Das Arlberggebiet war Ende des Monats niederschlagsmäßig begünstigt. Für Skitouren benötigte man jedoch auch dort häufig noch „Steinski“. Im Hintergrund Gleitschneemäuler. (Foto: 27.11.2015)
 
Bei einem Lawinenabgang am Pfaffenferner diente der vorhin noch lockere, bereits oberflächig auch etwas aufbauend umgewandelte Neuschnee als Schwachschicht für darüber gelagerten (im Auslösebereich harten) Triebschnee.


Ab dem 30.11 setzte sich dann zunehmend milde Atlantikluft durch, die mäßig feuchte Luftmassen nach Tirol brachte. Im Westen des Landes regnete es dabei kurzfristig bis ca. 2300m (lokal auch höher). Die südlichen und östlichen Landesteile blieben hingegen wieder weiterhin eher trocken.
 
Ein Bild vom Karnischen Kamm am 29.11.2015. Zu wenig Schnee zum Skitourengehen.
 
Weiterhin findet man in Tirol selten eine zusammenhängende Schneedecke, die gut für Skitouren wäre. Dies ist am ehesten in hochalpinen, vergletscherten Bereichen der Fall, wo allerdings auf die Spaltensturzgefahr zu achten ist.
 
Einzig ganz im Westen des Landes, so z.B. in Teilen des Arlberggebiets hat sich teilweise bereits durch Strahlungsnächte (bis zum 05.12.) eine harte Schneeoberfläche gebildet, die tagsüber auffirnt.
 
Allgemein gilt derzeit, dass die Schneedecke sehr unregelmäßig verteilt und vom Wind stark beeinflusst ist. Aufzupassen ist v.a. auf harte Triebschneepakete in großen Höhen, die teilweise im Bereich von dünnen, kantigen Schichten, welche sich wiederum im Nahbereich dünner Krusten gebildet haben, zu stören sind. Hingegen sollte Triebschnee auf vormals lockerem Pulverschnee kaum mehr auszulösen sein. Gefahrenbereiche findet man dabei v.a. in großen Höhen.
 
Die Gefahr geht derzeit am ehesten von harten Triebschneepaketen in großen Höhen in sehr steilem Gelände aus. Stubaier Gletscher (Foto: 02.12.2015)
 
Der November und Anfang Dezember im Überblick. Deutlich zu sehen ist auch die letzthin stürmische Periode.