Mittwoch, 31. Dezember 2014

Die ersten bekannt gewordenen Lawinenabgänge mit Personenbeteiligung…

Gerade wurden wir von unserem Beobachter Florian Maas aus Nauders angerufen. Zwei Variantenfahrer hatten viel Glück, als sie im SW-exponierten, sehr steilen Gelände heute am 31.12. in deren Skigebiet ein Schneebrett auslösten. (Nachtrag: Peter Raich aus Sölden informierte uns von einem Lawinenabgang im Variantenbereich des Gaislachkogels in Sölden am 30.12. - ähnliches Muster wie in Nauders: 2 Variantenfahrer, Exposition SW; frischer Triebschnee, guter Ausgang). Diese Lawinenabgänge werden während der kommenden Tage wohl nicht die einzigen Vorfälle bleiben...
Deshalb nochmals auf diesem Weg: Bitte seid während der kommenden Tage besonders zurückhaltend! Kalter, lockerer Pulver, der von frischem Triebschnee überlagert wurde, ist immer besonders leicht auszulösen. Gute bis sehr gute Sprengerfolge gestern und heute Vormittag bestätigen dies. Weitere Infos zur aktuellen Situation in den vorigen zwei Blogeinträgen.
 
Vorsicht: Schneebrettlawinen lassen sich zumindest heute und morgen am Neujahrstag relativ leicht auslösen!
 

Beachtliche Neuschneemengen in einigen Teilen Tirols! Kurzfristig oberhalb der Waldgrenze zum Teil heikle Lawinensituation

Die Prognosen der ZAMG-Wetterdienststelle haben perfekt gepasst. In Summe schneite es während der vergangenen Tage im Norden des Landes um die 100cm, dies bei meist starkem bis stürmischem Wind. Hier als Zusatz zum letzten Blogeintrag ein paar Impressionen.
 
 
Gestern machten wir uns am späten Nachmittag noch auf den Weg zum wohl neuschneereichsten Platz Tirols, der Nordkette oberhalb Innsbrucks.
 
Schneeräumung auf der Seegrube (Foto: 30.12.2014)
 
Am Hafelekar stürmisch bei bereits beachtlichem Neuschnee. (Foto: 30.12.2014)
 
Osttirol bekam deutlich weniger Neuschnee ab. Prägend war dort allerdings auch der kräftige Wind aus nördlichen Richtungen. (Foto: 29.12.2014)
 

Dienstag, 30. Dezember 2014

Heiß ersehnter Winterstart in vielen Teilen Tirols! Vorsicht: Mit Neuschnee, Wind und steigenden Temperaturen zeichnet sich während der kommenden Tage eine für den Wintersportler heikle Lawinensituation ab!

Rechtzeitig zu den Feiertagen hat der Winter in weiten Teilen Tirols Einzug gehalten. Benachteiligt ist derzeit v.a. das südliche Osttirol.
 
 
Am meisten schneite es seit der vergangenen Woche im Arlberggebiet und Außerfern sowie in Teilen der Westlichen Nordalpen. Hier die Spitzenreiter…
 
Wetterstation Seegrube, Westliche Nordalpen: Markant waren diese Woche Neuschneefall, sinkende Temperaturen und starker Wind aus Nord, der kurzfristig auf Süd drehte.
 
Neuschneereich: auch das Arlberggebiet am Beispiel der Wetterstation Ulmerhütte
 
Für morgen, den 31.12., werden seitens der ZAMG-Wetterdienststelle weitere Schneefälle vorhergesagt. Am meisten soll es im Nordtiroler Unterland sowie den Osttiroler Tauern schneien. Mancherorts könnte an der 50cm-Grenze gekratzt werden…
 
 
Somit gehören Bilder, wie unteres Webcambild vom 24.12. in den Kitzbüheler Alpen, ab nun der Vergangenheit an…
 
Blick vom Pendling Richtung Kufstein und Kaisergebirge am 24.12.2014 (Foto: foto-webcam.eu)
 
Skitourenfreaks kamen mit kurzen Ausnahmen Ende Oktober, Anfang November bisher eigentlich nur in den Südlichen Ötztaler und Stubaier Alpen sowie in hohen Lagen der Osttiroler Tauern und Teilen Zentralosttirols auf ihre Rechnung, wo für die Jahreszeit überdurchschnittlich viel Schnee liegt. Dennoch beobachtete man auch anderswo so manchen unerschütterlichen Skitourengeher.
 
Skitourengeher im Kühtai, Nördliche Stubaier Alpen (Foto: 21.12.2014)
 
Mit den Skier unterwegs Richtung Brechhorn in den Kitzbüheler Alpen (Foto: 27.12.2014)
 
Im Wildlahnertal, Schmirn - Zillertaler Alpen (Foto: 29.12.2014)
 
Wie immer entscheidend für die Lawinengefahr ist der Schneedeckenaufbau:
 
Wichtig ist, zu unterscheiden, ob vor den kürzlichen Schneefällen bereits eine Schneedecke vorhanden war oder nicht.
 
Unterhalb etwa 2100m war es vielerorts aper bzw. konnte eine nur unzusammenhängende Schneedecke beobachtet werden.
Darüber hat sich zumindest schattseitig (mit den bereits oben erwähnten schneereichen Ausnahmen) eine meist unterdurchschnittlich mächtige, anfangs häufig unregelmäßig verteilte Schneedecke halten können.
 
Somit erwarten wir unterhalb etwa 2100m während der kommenden Tage zwei Probleme:
Problem 1: frischer, störanfälliger Triebschnee. Triebschnee ist derzeit aufgrund der kalten Temperaturen sehr spröde und bricht an der Grenzfläche zum darunter befindlichen lockeren Pulverschnee. Verschärfend wird der am Neujahrstag vorhergesagte Temperaturanstieg sein. Die Schneedecke wird dadurch kurzfristig noch störanfälliger. Wir rechnen dann durchwegs auch mit spontanen kleinen, vereinzelt mittelgroßen Lawinenabgängen aus extrem steilem, windabgewandten, meist kammnahen Gelände.
 
Rissbildungen zeigen bereits derzeit, dass frischer Triebschnee mitunter leicht zu stören ist, am ehesten ist dies dort der Fall, wo lockerer Pulverschnee von Triebschnee überlagert wurde. (Foto: 29.12.2014)
 
Problem 2: Auf steilen Wiesenhängen wird man in den neuschneereichen Regionen vermehrt Gleitschneelawinen beobachten können.
 
Oberhalb etwa 2100m haben wir es zusätzlich mit einem weiteren Problem zu tun. Dies liegt v.a. im schattigen Steilgelände innerhalb der Altschneedecke, in der man derzeit zum Teil sehr kritische Schwachschichten findet.
 
Deutlich zu erkennen ist die Schichtabfolge von drei Krusten und unmittelbar darunter befindlichem lockeren, aufbauend umgewandelten Schnee.
 
Hier zur Verdeutlichung das zum Foto passende Profil:
 
Schneeprofil Wildlahnertal, Zillertaler Alpen am 29.12.2014: Unterhalb einer dünnen Eislamelle konnte im Bereich von lockeren, kantigen Kristallen sehr leicht ein Bruch initiiert werden, der sich sehr gut ausbreitete: leider ein schlechtes Vorzeichen für darüber abgelagertem Neuschnee.
 
Das Problem findet sich in ganz Tirol. Hier ein fast identes Profil aus den Osttiroler Tauern.
 
Die Testergebnisse sprechen für eine leichte Bruchfortpflanzung und somit erhöhte Störanfälligkeit.
 
Am leichtesten bricht die Schneedecke unterhalb einer oberflächennahen Eiskruste bzw. Eislamelle, die sich vom 18.12. auf den 19.12. gebildet hat. Diese   Eislamelle sollte bis maximal 2600m hinauf zu beobachten sein. Deshalb gilt auch unsere Empfehlung für die kommende Zeit: Steiles schattiges Gelände in einem Höhenbereich zwischen etwa 2200m und 2600m sollte mit äußerster Vorsicht beurteilt werden, speziell dort, wo nun vermehrt Neuschnee bzw. Triebschnee abgelagert wird.
 
Regenanalyse vom 18.12.2014 18:00 Uhr: Die roten Umrandungen zeigen Bereiche mit einer Regengrenze von etwa 2300m an (Quelle: Institut für Meteorologie und Geodynamik in Innsbruck)
 
Regenanalyse vom 19.12.2014 00:00 Uhr: Die roten Umrandungen zeigen Bereiche mit einer Regengrenze von etwa 2300m an (Quelle: Institut für Meteorologie und Geodynamik in Innsbruck)
 
Unterhalb der am Bild ersichtlichen Regenkruste konnte sich während der kalten Tage eine ausgeprägte Schwachschicht bilden. Zentralosttirol (Foto: 20.12.2014)
 
Oberhalb etwa 2800m, vereinzelt auch darunter, wissen wir auch in südlichen Expositionen von der Existenz von kantigen Kristallen unterhalb von dünnen Schmelzkrusten. Wir gehen dort inzwischen eher von großer Belastung aus, die notwendig ist, um im sehr steilen Gelände Schneebrettlawinen auszulösen.
 
Wie schon erwähnt, muss natürlich auch oberhalb etwa 2100m auf frischen Triebschnee geachtet werden. Gleitschneelawinen werden hingegen mit zunehmender Seehöhe immer seltener.
 
Unser Fazit: Frischen Triebschnee im sehr steilen Gelände möglichst ausweichen sowie steile Schattenhängen zwischen etwa 2200m und 2600m in neuschneereicheren Gebieten möglichst meiden.
 
Somit bleibt uns noch, euch allen einen guten Rutsch und ein unfallfreies Jahr 2015 in den winterlichen Bergen zu wünschen!

Dienstag, 23. Dezember 2014

Vorweihnachtliche Eindrücke der Situation…

Neuerdings haben wir uns heute einen Lawinenabgang vom gestrigen 22.12. näher angeschaut. Eine Person löste bei der Abfahrt unterhalb des Kreuzjochkogels in den Nördlichen Stubaier Alpen ein Schneebrett aus, wurde aber nicht verschüttet und blieb unverletzt. Hier das Video des Wintersportlers:



Interessant dabei: Beim Aufstieg wählte der Skitourengeher dieselbe Mulde, blieb aber im flacheren Teil. Erst bei der Abfahrt, als er in den steileren Bereich auswich, löste sich die Lawine. Als Schwachschicht diente eine oberflächennahe, ausgeprägte Schicht aus kantigen Kristallen. Darunter war das Fundament stabil (Seehöhe ca. 2430m, Exposition O; 30-35°). Profile wie gehabt in der Rubrik „Schneeprofile" auf unserer Homepage.

Lawinenabgang Kreuzjochkogel vom 22.12. (Foto: 23.12.2014)

Auch heute am 23.12. wurde uns ein Lawinenabgang im Nahbereich, und zwar am Vorderen Grieskogel gemeldet. Eine Person löste bei der Abfahrt ein Schneebrett aus, fuhr aber davon, ohne etwas zu melden. Immer wieder auch für Einsatzmannschaften ärgerlich!

Lawinenabgang Vorderer Grieskogel in den Nördlichen Stubaier Alpen am 23.12. (Foto: 23.12.2014)

Vorderer Grieskogel mit Umrissen der Lawine vom 23.12. (Foto: 21.12.). Die erhöhte Störanfälligkeit in diesen Höhen- und Expositionsbereichen wäre nicht unbekannt und zudem durch recht frische Lawinen auch offensichtlich gewesen.Die Unfalllawine vom 20.12. am Hinteren Grieskogel liegt übrigens unmittelbar nördlich.

Aber es gibt nicht nur Lawinenabgänge. Hier noch ein paar Eindrücke der vergangenen Tage.

In tiefen und mittleren Lagen fehlt leider der Schnee. Darüber ist es vielerorts zumindest halbwegs winterlich. Überdurchschnittlich viel Schnee liegt in einigen Regionen entlang des Alpenhauptkammes in großen Höhen; sh. frühere Blogeinträge (Foto: 23.12.)

Kurzfristig passten die Temperaturen für Beschneiungen (Foto: 21.12.2014)

Manchmal ist es besser, auf Wegen zu bleiben (Foto: 23.12.)

Unregelmäßige Schneeverteilung (Foto: 23.12.2014)

Zumindest unterhalb etwa 2300m (vereinzelt unterhalb etwa 2600m) hat sich oberflächennah eine dünne Eiskruste gebildet. Diese stammt von der Warmfront, die vom 18.12. auf den 19.12. über Tirol zog.

Die Schneequalität nimmt ab. (Foto: 23.12.2014)

Unser Tipp für die Weihnachtsfeiertage: Man muss nicht immer sehr steil unterwegs sein, um Spaß zu haben. Derzeit erfordert der Schneedeckenaufbau vielerorts (trotz der Schneearmut) etwas Zurückhaltung.

Somit bleibt uns noch auf diesem Wege allen frohe Weihnachten und Festtage zu wünschen! Wir melden uns via Blog während der Feiertage nur bei außergewöhnlichen Ereignissen.

Montag, 22. Dezember 2014

(Lawinenunfall-)Analysen…

Leider zeigt sich, dass die Schneedecke vielerorts zunehmend störanfälliger wird. Dies hängt unmittelbar mit der vermehrten aufbauenden Umwandlung der Schneedecke bei den über längere Zeiträume bereits unterdurchschnittlichen Schneehöhen zusammen.

Man findet somit leider immer öfters lockere, kantige Zwischenschichten innerhalb der Schneedecke (meist eingeschlossen zwischen bzw. angrenzend an Schmelzharsch- bzw. Windkrusten).

Zusätzlich führte der zum Teil stürmische Wind der vergangenen Tage zu umfangreichen Verfrachtungen, welche die Spannungen innerhalb der Schneedecke erhöhten.

 

Unsere gestern am 21.12. durchgeführte Unfallanalyse am Hinteren Grieskogel in den Nördlichen Stubaier Alpen bestätigte die vermutete Schwachschicht aus kantigen Kristallen als unmittelbare Unfallursache. Zwei in der Abfahrt befindliche Personen dürften das Schneebrett via Bruchfortpflanzung ausgelöst haben. Eine im Aufstieg befindliche Person wurde von diesem Schneebrett erfasst, wobei ein am Rucksack aufgeschnalltes Snowboard als zusätzlicher Anker gedient haben dürfte. Dies dürfte mitverantwortlich für die große Verschüttungstiefe von 2m gewesen sein. Die Person wurde nach ca. 30 minütiger Verschüttungszeit (bei perfekter Kameradenhilfe) unter Reanimationsmaßnahmen ins Spital geflogen.

 

Die Unfalllawine vom 20.12. unterhalb des Hinteren Grieskogels (Hintergrund: Pirchkogel) in den Nördlichen Stubaier Alpen. Die Verschüttungsstelle ist am Foto nicht ersichtlich. (Foto: 21.12.2014)

 

Blick vom Anrissbereich (bereits von Neu- und Triebschnee überlagert) Richtung Verschüttungsstelle (kleiner roter Kreis).

 

Blick von der Verschüttungsstelle Richtung Anrissbereich (Foto: 21.12.2014)

 

Eines der gemeinsam mit unserem Beobachter Lukas Ruetz aufgenommenen Profile. Man erkennt gut die Gleitfläche. Der Bruch konnte recht leicht initiiert werden. (Foto: 21.12.)

 

Und hier das weitere Profil, welches im Anrissbereich aufgenommen wurde. Profile finden sich übrigens auf unserer Homepage hier.

 

Das Profil zeigt sehr gut die markante Schwachschicht aus kantigen, lockeren Kristallen

 

Im Nahbereich dieser Lawine beobachteten wir gestern einen weiteren Lawinenabgang, wo nichts passierte.

 

Lawinenauslösung bei der Abfahrt vom Vorderen Grieskogel in den Nördlichen Stubaier Alpen (Foto: 21.12.2014)

 

Bei einigen Schneebrettauslösungen vom Wochenende hat aber primär auch die Schichtgrenze zwischen lockerem Pulverschnee und frischem Triebschnee als Schwachschicht gedient, wie z.B. beim Lawinenabgang am Linken Fernerkogel oder im Königstal. Bei ersterem wurden drei Personen verschüttet, die sich selbst befreien konnten, bei letzterem wurden niemand erfasst.

 

Lawinenabgang am 21.12. unterhalb des Linken Fernerkogels (Foto:22.12.)

 

Lawinenabgang am 21.12. im Königstal (Foto:21.12.)

 

Was sich leider seit diesem Wochenende immer mehr bestätigt sind zunehmend Lawinenabgänge in besonnten Hängen oberhalb etwa 2800m. Dort bildeten sich während der Warmwetterperioden immer wieder Harschkrusten, die über längere Zeit gut untereinander verbunden waren. Aufbauende Umwandlung führte inzwischen auch dort zu einem Festigkeitsverlust. Vermehrte Lawinenauslösungen in schneeärmeren Bereichen sind leider die Folge.

 

Selbstauslösung im südausgerichteten extrem steilen Gelände unterhalb des Rostizkogels in den Südlichen Ötztaler Alpen (Foto: 21.12.2014)

 

Lawinenabgang Daunjoch in den Südlichen Stubaier Alpen (Foto: 20.12.2014)

 

Lawinenabgang Stubaier Wildspitze: Personen konnten sich selbst befreien (Foto: 20.12.2014)

 

Heute wurde auch bekannt, dass ein Tourengeher unterhalb des Kreuzjochkogels in den Nördlichen Stubaier Alpen ebenso im besonnten Gelände ein Schneebrett auslöste. Es passierte nichts.

 

Was bleibt ist unser Rat zu erhöhter Zurückhaltung im sehr steilen Gelände. Problembereiche konzentrieren sich grob auf schattseitige, sehr steile Hänge in den schneearmen Regionen in Höhenbereichen zwischen etwa 2300m und zumindest 2600m hinauf sowie in besonnten Steilhängen vorerst vermehrt oberhalb etwa 2800m. Kürzlich gebildeter Triebschnee dürfte inzwischen nur mehr oberhalb etwa 3000m an der Schichtgrenze zum darunter befindlichen lockeren Pulverschnee auszulösen sein. Warme Temperaturen begünstigen hier zumindest den Stabilisierungsprozess, während die ausgeprägten Schwachschichten aus kantigen Kristallen erhalten bleiben.

 

Sonntag, 21. Dezember 2014

Weitere Lawinenabgänge in Tirol...

Heute am 21.12. wurden uns von der Leitstelle Tirol in Summe 5 Lawinenabgänge mit Personenbeteiligung gemeldet: Weißseespitze im Kaunertal; Linker Fernerkogel, Königstal und Rostizjoch in den Südlichen Ötztaler Alpen sowie Figerhorn in den Osttiroler Tauern. Bei sämtlichen Lawinenabgängen war unserem Informationsstand zufolge frischer Triebschnee das Problem. Während der kommenden Tage wird sich der Triebschnee rasch verfestigen.

Was bleibt ist die erhöhte Störanfälligkeit der Schneedecke im schattigen Steilgelände insbesondere in einem Höhenbereich zwischen etwa 2300m und 2600m in den schneeärmeren Regionen. Wie unsere heute am 21.12. durchgeführten Lawinenunfallerhebung unterhalb des Hinteren Grießkogels in den Stubaier Alpen ergeben hat, findet man dort lockere, kantige Kristalle, die  zwischen dünnen Krusten eingebettet sind. Stabilitätstests bestätigen eine erhöhte Störanfälligkeit samt Tendenz zur Bruchfortpflanzung. Die Lawine war übrigens ca 250m breit und 400m lang bei einer Anrissmächtigkeit von durchschnittlich ca. 30cm. Nähere Details samt Fotos und Profilen folgen morgen am 22.12.

Samstag, 20. Dezember 2014

Lawinenunfall Ht. Grießkogel

Am Weg Richtung Pirchkogel in den Nördlichen Stubaier Alpen wurde heute ein Skitourengeher von einem Schneebrett erfasst und lebensbedrohlich verletzt. Wir werden morgen am 21.12. Erhebungen durchführen. Vieles spricht für die im letzten Blogeintrag besprochenen Schwachschichten im Altschnee.

Freitag, 19. Dezember 2014

Start in die Wintersaison - Vorsicht v.a. im sehr steilen schattigen Gelände oberhalb etwa 2200m

Mit dem heutigen Tag haben wir mit der täglichen Berichterstattung für die Wintersaison 2014-2015 begonnen. Viele Puzzleteile für ein möglichst gesamthaftes Bild wurden bereits in zum Teil mühevoller Arbeit zusammengetragen. Umfassende selbständige Geländearbeit sowie Rückmeldungen von unseren Beobachtern, von Lawinenkommissionsmitgliedern und Wintersportlern helfen uns, dieses Bild weiter zu vervollständigen.
 
Derzeit kristallisiert sich gerade ein Problembereich v.a. in schattigen, sehr steilen Hängen in den schneearmen Regionen Tirols zwischen etwa 2200m und zumindest 2600m hinauf heraus (vom Arlberg bekamen wir gerade die Meldung, dass bei ihnen auch noch die Valluga, also 2800m betroffen sei).
 
Die Schneedecke besteht dort aus einem Mix aus Krusten und kantigen Kristallen.
 
Ein typisches Schneeprofil im schattigen Gelände an einer schneearmen Stelle in der Silvretta am 18.12. Weitere Profile mit ähnlichem Aufbau finden sich u.a. auch hier.
 
Stabilitätstests weisen dort meist auf eine erhöhte Störanfälligkeit hin.
 
Das zu obigem Profil passende Foto: In diesem Fall erfolgte ein vollständiger Bruch unter einem Windharschdeckel auf kantigen Kristallen, Silvretta, 18.12.2014
 
Aus den Tuxer Alpen wurde uns u.a. auch von vermehrten Setzungsgeräuschen und
Rissbildungen berichtet, die auf solch einen Aufbau zurückzuführen sind.
 
Bei den Krusten handelt es sich einerseits um Regenkrusten vom 25.10/26.10. (Regengrenze bis etwa 2400m hinauf), vom 05.11. (Regengrenzen zwischen etwa 2400m und 2800) sowie teilweise um eine Eislamelle vom 25.11. aber auch um Windkrusten.
 
Die Karte zeigt die Niederschlagsverteilung und potentielle Schneefallgrenze vom Mittwoch, den 5.11.2014, 12 UTC vor dem Eindringen einer Kaltfront. (grün: Regen; violett: Schnee;
 
Mit dem Eindringen der Warmfront vom 18.12. auf den 19.12. mit Regen bis meist 2200m (vereinzelt bis zu 2500m) wurde die Schneedecke während der Nachtstunden  kurzfristig noch störanfälliger.
 
Eindringen der Warmfront. Blick von der Lampsenspitze in den Nördlichen Stubaier Alpen Richtung Süden. (Foto: 18.12.)
 
Das Foto wurde am 18.12. nachmittags bei Regen in der Silvretta aufgenommen
 
Als sich nach Mitternacht die Front langsam verzog und der Himmel aufklarte, konnte sich die Schneedecke wiederum leicht verfestigen.
 
Zu warmes, wechselhaftes Wetter zwischen dem 16. und 19.12.2014
 
Meist sind die Schneehöhen in den betroffenen Regionen zu unterdurchschnittlich, dass größere Gefahr droht. Allerdings wurden wir heute aus dem Arlberggebiet eines besseren belehrt, als dort von beachtlichen Sprengerfolgen mit überraschenden Lawinengrößen berichtet wurde. Es handelte sich bei näherer Betrachtung auch um eines der niederschlagsreichsten Orte innerhalb Tirols.
 
Zum Teil gute Sprengerfolge am Arlberg (Foto: 19.12.2014)
 
Zum Teil gute Sprengerfolge am Arlberg (Foto: 19.12.2014)
 
In sonnenbeschienenen Hängen sowie in den schneereichen Gebieten der Südlichen Ötztaler und Stubaier Alpen sowie in Osttirol oberhalb etwa 2300m konnten wir bisher meist nur gut verfestigte Altschneedecken beobachten.
 
Stabilitätsuntersuchung unterhalb des Daunjochs zeigte im hochalpinen, besonnten Gelände einen guten Schneedeckenaufbau (Foto: 12.12.2014)
 
Wie geht es voraussichtlich weiter: Nach kurzem Störungseinfluss mit Eindringen kalter Luftmassen wird sich die Schneedecke zusehends stabilisieren. Ab Sonntag nachmittags sprechen die Meteorologen von Schönwetter mit stark steigenden Temperaturen, was die Festigkeit der Schneedecke, dort wo sie vorhanden ist, gut bekommen wird.
 
Mit nur kurzen Ausnahmen dominieren leider immer noch zu warme Luftmassen…