Mit dem heutigen Tag haben wir mit der täglichen Berichterstattung für die Wintersaison 2014-2015 begonnen. Viele Puzzleteile für ein möglichst gesamthaftes Bild wurden bereits in zum Teil mühevoller Arbeit zusammengetragen. Umfassende selbständige Geländearbeit sowie Rückmeldungen von unseren Beobachtern, von Lawinenkommissionsmitgliedern und Wintersportlern helfen uns, dieses Bild weiter zu vervollständigen.
Derzeit kristallisiert sich gerade ein Problembereich v.a. in schattigen, sehr steilen Hängen in den schneearmen Regionen Tirols zwischen etwa 2200m und zumindest 2600m hinauf heraus (vom Arlberg bekamen wir gerade die Meldung, dass bei ihnen auch noch die Valluga, also 2800m betroffen sei).
Die Schneedecke besteht dort aus einem Mix aus Krusten und kantigen Kristallen.
Ein typisches Schneeprofil im schattigen Gelände an einer schneearmen Stelle in der Silvretta am 18.12. Weitere Profile mit ähnlichem Aufbau finden sich u.a. auch hier.
Stabilitätstests weisen dort meist auf eine erhöhte Störanfälligkeit hin.
Das zu obigem Profil passende Foto: In diesem Fall erfolgte ein vollständiger Bruch unter einem Windharschdeckel auf kantigen Kristallen, Silvretta, 18.12.2014
Aus den Tuxer Alpen wurde uns u.a. auch von vermehrten Setzungsgeräuschen und
Rissbildungen berichtet, die auf solch einen Aufbau zurückzuführen sind.
Bei den Krusten handelt es sich einerseits um Regenkrusten vom 25.10/26.10. (Regengrenze bis etwa 2400m hinauf), vom 05.11. (Regengrenzen zwischen etwa 2400m und 2800) sowie teilweise um eine Eislamelle vom 25.11. aber auch um Windkrusten.
Die Karte zeigt die Niederschlagsverteilung und potentielle Schneefallgrenze vom Mittwoch, den 5.11.2014, 12 UTC vor dem Eindringen einer Kaltfront. (grün: Regen; violett: Schnee;
Mit dem Eindringen der Warmfront vom 18.12. auf den 19.12. mit Regen bis meist 2200m (vereinzelt bis zu 2500m) wurde die Schneedecke während der Nachtstunden kurzfristig noch störanfälliger.
Eindringen der Warmfront. Blick von der Lampsenspitze in den Nördlichen Stubaier Alpen Richtung Süden. (Foto: 18.12.)
Das Foto wurde am 18.12. nachmittags bei Regen in der Silvretta aufgenommen
Als sich nach Mitternacht die Front langsam verzog und der Himmel aufklarte, konnte sich die Schneedecke wiederum leicht verfestigen.
Zu warmes, wechselhaftes Wetter zwischen dem 16. und 19.12.2014
Meist sind die Schneehöhen in den betroffenen Regionen zu unterdurchschnittlich, dass größere Gefahr droht. Allerdings wurden wir heute aus dem Arlberggebiet eines besseren belehrt, als dort von beachtlichen Sprengerfolgen mit überraschenden Lawinengrößen berichtet wurde. Es handelte sich bei näherer Betrachtung auch um eines der niederschlagsreichsten Orte innerhalb Tirols.
Zum Teil gute Sprengerfolge am Arlberg (Foto: 19.12.2014)
Zum Teil gute Sprengerfolge am Arlberg (Foto: 19.12.2014)
In sonnenbeschienenen Hängen sowie in den schneereichen Gebieten der Südlichen Ötztaler und Stubaier Alpen sowie in Osttirol oberhalb etwa 2300m konnten wir bisher meist nur gut verfestigte Altschneedecken beobachten.
Stabilitätsuntersuchung unterhalb des Daunjochs zeigte im hochalpinen, besonnten Gelände einen guten Schneedeckenaufbau (Foto: 12.12.2014)
Wie geht es voraussichtlich weiter: Nach kurzem Störungseinfluss mit Eindringen kalter Luftmassen wird sich die Schneedecke zusehends stabilisieren. Ab Sonntag nachmittags sprechen die Meteorologen von Schönwetter mit stark steigenden Temperaturen, was die Festigkeit der Schneedecke, dort wo sie vorhanden ist, gut bekommen wird.
Mit nur kurzen Ausnahmen dominieren leider immer noch zu warme Luftmassen…