Donnerstag, 4. Dezember 2014

Während der kommenden Tage vor allem auf kammnahen, kleinräumigen Triebschnee in größeren Höhen entlang des Alpenhauptkammes sowie in Osttirol achten

Der wärmste November seit Beginn der Messungen liegt hinter uns, was sich auch auf die Schneeverteilung im Land entsprechend ausgewirkt hat. Diese ist recht unterschiedlich. Im Norden des Landes findet man zusammenhängende Schneefelder am ehesten noch in schattigen Bereichen oberhalb der Waldgrenze.
 
Blick Richtung Hochimst, Muttekopf – Region Arlberg-Außerfern (Foto: 04.12.2014)
 
In den Regionen entlang des Alpenhauptkammes von den Südlichen Ötztaler und Stubaier Alpen bis zu den Osttiroler Tauern samt Zentralosttirol herrschen hingegen oberhalb etwa 2000m bereits recht winterliche Verhältnisse vor.
 
Pitztal (Foto: 04.12.2014)
 
Hinterer Seelenkogel – Südliche Ötztaler und Stubaier Alpen. Man erkennt u.a. das Wolkenmeer südlich des Alpenhauptkammes (Foto: 29.11.2014).
 
In Osttirol liegt inzwischen bis in Tallagen eine dünne Schneedecke, oberhalb der Waldgrenze liegt zumindest schattseitig vielerorts schon ausreichend Schnee für Wintersportaktivitäten, wobei die Schneemächtigkeit mit der Seehöhe oberhalb etwa 2400m häufig sprunghaft zunimmt.
 
Neuschnee bis ins Tal in Osttirol, St. Veit im Defereggen - Zentralosttirol (Foto: 04.12.2014)
 
Unterwegs Richtung Großen Leppleskogel – Zentralosttirol (Foto: 02.12.2014)
 
In den Osttiroler Dolomiten (Foto: 04.12.2014)
 
Anhand unserer automatischen Wetterstationen erkennt man sehr gut den Wetterverlauf der vergangenen Woche, wobei das Wetter zweigeteilt war: Im Süden bewölkter und niederschlagsreicher als im Norden.
 
Wetterstation Compedal in Osttirol: Anfangs erkennt man noch die letzten überdurchschnittlich warmen Novembertage; dann langsamer Temperaturrückgang mit Neuschnee; Südströmung bei mäßigem Wind
 
 
Wetterstation Pitztaler Gletscher in den Südlichen Ötztaler und Stubaier Alpen: Anfangs in großen Höhen starke Südströmung; frühlingshafter Sonntag, der 30.11.; dann wechselhafte Tage mit wenig Niederschlag und langsam sinkenden Temperaturen
 
 
Am meisten schneite es in Osttirol…
 
Neuerlich waren wir im Gelände und haben uns die Schneedecke angeschaut. Mögliche Problembereiche findet man derzeit nur in oberflächennahen Schichten:
 
Einerseits meldeten uns unsere Beobachter Peter Raich und Patrick Gufler unabhängig voneinander aus den Südlichen Ötztaler Alpen im hochalpinen kammnahen, schattigen Gelände Oberflächenreif, der inzwischen leicht eingeschneit wurde. (Nigg-Effekt!). Nachtrag vom 05.12.: Zumindest kleinräumig wurde auch im südlichen Osttirol am 30.11. Oberflächenreif beobachtet.
 
Selbst konnten wir heute am 04.12. die im vergangenen Blog erwähnte am 25.11. gebildete Eislamelle am Geigenkamm (Südliche Ötztaler Alpen) auf 2700m finden, in deren Bereich aufbauende Umwandlungsprozesse stattgefunden haben. Weiters hat sich hinter Geländekanten in hohen Lagen mitunter kleinräumig frischer Triebschnee abgelagert, der auf lockerem Pulverschnee mitunter störanfällig sein kann. In Summe fehlt aber auf diesen möglichen Schwachstellen häufig eine entsprechend mächtige Schneeauflage, um Spannungen aufzubauen.
 
Schneedeckenuntersuchungen als Basis für unserer Gefahreneinschätzungen. Knapp oberhalb unseres Standortes ließ sich frischer Triebschnee in Form von Schollen auslösen; Geigenkamm – Südliche Ötztaler Alpen (Foto: 04.12.2014)
Osttirol…
 
Schauen wir uns die Prognose für die kommenden Tage an, so wird es nur zu einer geringfügigen Zunahme der Gefährdung kommen. Bis Montag soll es nämlich meist nur um 10cm Schnee schneien.
 
Neuschneeprognose der ZAMG für die kommenden Tage
 
Der Wind sollte eher schwach sein, erst am Montag, den 08.12. mehr zulegen.
 
Das bedeutet in Summe: Während der kommenden Tage heißt es vor allem dort aufzupassen, wo stärkerer Wind zu Verfrachtungen führt. Im sehr steilen Gelände lassen sich dort mitunter kleinere Schneebrettlawinen auslösen. Vermehrt gefährdet ist v.a. hochalpines, kammnahes, schattiges Gelände u.a. auch wegen möglicher Einlagerungen von Oberflächenreif. Mit etwas Erfahrung in der Lawinenbeurteilung können frisch eingewehte Bereiche allerdings bei entsprechenden Sichtverhältnissen sehr gut erkannt werden.