Auch am 30.04. meldete die Leitstelle Tirol einige Lawinenereignisse, bei denen Wintersportler beteiligt waren (Roßkogel, Wildspitze, Oberstkogel, Wiesejaggl, Eiskögele). Bei fast allen Lawinenabgängen dürfte unverändert die oberflächennahe, kantige Schwachschicht im Bereich von Schmelzkrusten eine wesentliche Rolle gespielt haben.
Lawinenauslösung unterhalb der Wildspitze in den Südlichen Ötztaler Alpen. Unserer Information wurde eine Person an der Schulter verletzt. (Foto: 30.04.2017)
Lawinenauslösung Oberstkogel in den Nördlichen Stubaier Alpen. Pfeil kennzeichnet die Aufstiegsspur. Links davon wurde jene Lawine eingezeichnet, die am 22.04. von Wintersportlern ausgelöst wurde. Der kleine Kreis zeigt den Profilstandort des unten dargestellten Schneeprofils. Im Vordergrund ein Rutsch. Man erkennt die Schmelzkruste. Darüber diente mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eine kantige Schicht als Schwachschicht für das darüber befindliche, gebundene Schneepaket. (Foto: 30.04.2017)
Beim Profilstandort benötigte man bereits große Belastung, um die kantige Schwachschicht auf der Schmelzkruste zu stören. Vieles spricht dafür, dass die die Schwachschicht im Bereich der oben dargestellten Lawinenauslösung ausgeprägter und somit störanfälliger war.
Hochwinterstimmung am 29.04. in den Kalkkögeln
Gegensätze: Im Tal sattes Grün, am Berg (kurzfristig) Winterstimmung (Foto: 30.04.2017)
Ein kurzer Ausblick:
Heute am 01.05. zieht eine Kaltfront über Tirol, die zwischen 20 und 30cm Schnee bringen soll. Danach bleibt das Wetter unbeständig. Um den 09.05. zeichnet sich nach derzeitigen Informationen ein weiterer Kaltlufteinbruch ab.
Zu beachten ist, dass nach Neuschneefällen die Schneedecke aufgrund von Temperatur- und Strahlungseinfluss rasch durchfeuchtet werden kann. Es ist dann immer mit einer erhöhten Lawinenaktivität zu rechnen ist. Dies betrifft anfangs v.a. Lockerschneelawinen aus extrem steilen Einzugsgebieten.
Lockerschneelawinen nach Neuschneefällen. (Foto: 29.04.2017)
Nach einer stürmischen Periode steigt durch den erwähnten Strahlungs- und Temperatureinfluss auch die Auslösewahrscheinlichkeit von oberflächennahen Schneebrettern. (Aufgrund von zunehmender Schauertätigkeit kann im Frühjahr gehäuft auch Graupel als mögliche Schwachschicht eingelagert sein.) Bei fortschreitender Durchnässung sind dann auch tieferliegende Schwachschichten, u.a. auch die bodennahe Schwachschicht vom Frühwinter betroffen.
Dieses große Schneebrett unterhalb der Schönachschneid in den Zillertaler Alpen löste sich während des vergangenen, intensiven Schneefalls. Bei massiver Durchnässung bodennaher Schwachschichten (was in dieser Höhenlage noch dauern wird), ist vereinzelt mit weiteren, ähnlichen Lawinenabgängen zu rechnen.
Noch ein Tipp für das Frühjahr: Je trockener und kühler die Luft, je klarer die Nacht, desto günstiger sind die Verhältnisse am Vormittag. Bei bedeckter Nacht, warmen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit muss man hingegen von einer feuchten Schneedecke und ungünstigen Verhältnissen ausgehen. Überdies erscheint eine gute Zeiteinteilung immer wichtig!
Der Blog wird bis auf Weiteres, insbesondere bei gravierenden Änderung der Lawinensituation, aktualisiert.