Samstag, 21. November 2020

Kleinräumige Triebschneepakete im Hochgebirge - Absturzgefahr auf harten Schneefeldern

Vorab das Wichtigste: Kräftiger Wind bildet in großen Höhen meist kleinräumige, teilweise störanfällige Triebschneepakete - Vorsicht v.a. in steilen Schattenhängen

Eine Kaltfront brachte vom 19.11. auf den 20.11.2020 oberhalb etwa 1000m meist 10cm-20cm Neuschnee, lokal auch etwas mehr.


Neuschnee vom 19.11. auf den 20.11.2020

In den Hauptniederschlagsgebieten entlang des Alpenhauptkammes weht zudem zum Teil recht kräftiger Wind, sodass der Neuschnee verfrachtet wird.

Beachtenswert ist der seit Einzug der Kaltfront kräftige Wind aus nördlichen Richtungen. Die Station Eselrücken befindet sich in den Osttiroler Tauern.Bildunterschrift hinzufügen

Frische Triebschneepakete stellen v.a. in schattigen Steilhängen ein Problem dar. Dies hat mit der Beschaffenheit oberflächennaher Schichten vor den letzten Schneefällen zu tun. Häufig findet man dort nämlich eine Abfolge von dünnen weichen Schichten und härteren Krusten.


Profil vom 18.11.2020, N, 2530m, 35°, Pirchkogel in den Stubaier Alpen. Die oberste bereits aufgebaute Schicht stammt von den Schneefällen vom 16.11.2020. Die Kruste darunter bildete sich am 03. und 04.11. während kurzen Regens bzw. nachfolgend feuchter Luft aus. Während der langen Schönwetterperiode ab 05.11. konnte sich unter der dünnen Kruste eine weitere lockere Schicht aus kantigen Kristallen samt Schwimmschnee bilden. Bei Überlagerung mit entsprechend Triebschnee bilden diese oberflächennahe Schichten relevante Schwachschichten.

In kammnahen Nordhängen konnte man überdies während der langen November-Schönwetterperiode den Nigg-Effekt beobachten: In einem teils 50-100 Höhenmeter dicken Band bildete sich Oberflächenreif. Dort, wo der Wind zu Beginn der letzten Niederschläge nicht so durchgegriffen hat (und dadurch diese Schwachschicht zerstört hat), ist auch hier Vorsicht geboten.

Oberflächenreifbildung durch den Nigg-Effekt: Zwieselbacher Rosskogel, Stubaier Alpen (Foto: 15.11.2020)

In besonnten Hängen hingegen war die Schneeoberfläche meist hart und stabil. Dort ist derzeit einzig lockerer, überwehter frischer Pulverschnee als mögliche Schwachschicht für die frisch gebildeten Triebschneepakete - und dies nur in größeren Höhen und sehr kurzfristig (also heute am 21.11.2020) vorstellbar. Zudem werden mit der Sonneneinstrahlung einige kleine Lockerschneelawinen zu beobachten sein.

Stabile Schneedecke in besonnten Hängen am 18.11.2020 auf ca. 2700m (Zillertaler Alpen)

Gefahr durch überschneite Eisgallen

Eine für Wanderer / Wintersportler in schneebedeckten Gebieten nicht zu unterschätzende Gefahr geht derzeit auch von überschneiten und dadurch nicht sichtbaren Eisgallen aus. Bei abschüssigem Gelände besteht hier Absturzgefahr.

Eisgalle im Wildlahnertal (Foto: 18.11.2020)


Kurzer Wetterrückblick seit dem letzten Blogeintrag von Ende Oktober

Der Oktober endete in Summe ja als ein zu feuchter, kühler und zu trüber Monat mit viel Neuschnee auf den Bergen um den Nationalfeiertag. Nachfolgend bescherte uns der November v.a. mildes und meist sonniges Wetter mit kurzen Störungen (03.11/04.11.  / 12.11. / 16.11.2020).

Die schwarzen Kreise markieren Kaltfronten, Anfang November etablierte sich dann eine stabile Hochdruckphase. Danach immer wieder windig.

Beginn der Schönwetterperiode im November. Nebel und feuchte Luftmassen ziehen ab. Damals bildete sich aufgrund hochreichender, oberflächennaher Durchfeuchtung ein meist tragfähiger Harschdeckel, der in Folge immer dünner wurde.

Den nächsten Blogeintrag gibts bei einer gravierenden Änderung der Situation!