Allein schon die Tatsache, dass bei bestem Wetter seit dem 14.02. keine Meldungen über Lawinenabgänge mit Personenbeteiligung sowohl bei uns als auch bei der Leitstelle Tirol eingegangen sind, zeigt, dass sich die Lawinensituation entspannt haben muss.
Dies wird zusätzlich durch unsere Stabilitätsuntersuchungen, aber auch durch die vielen Rückmeldungen unserer Beobachter sowie von engagierten Wintersportlern untermauert.
In besonnten, sehr steilen Hängen hat sich die Schneedecke aufgrund der intensiven Strahlung und der teilweise doch schon recht warmen Temperaturen (trotz der meist sehr trockenen Luft) zumindest bis etwa 2800m zumindest oberflächig sehr gut verfestigt. Dies hat mit dem Wechsel aus tageszeitlicher Durchfeuchtung und nächtlicher Ausstrahlung der Schneedecke zu tun. Bei klarem Himmel strahlt die Schneedecke nämlich (ähnlich einem Ofen) viel Wärme ab, kühlt dadurch aus und gefriert an der Oberfläche. Das Ergebnis sind mehr oder weniger tragfähige Harschdeckel.
Dementsprechend konnte und kann man im sehr steilen besonnten Gelände bis zumindest 2500m immer wieder auch guten Firn antreffen.
Abfahrt vom Seejoch in den Nördlichen Stubaier Alpen bei bestem Firn (Foto: 17.02.2015)
Firn auch in Osttirol, wie hier bei der Abfahrt vom Platinger Habach (Foto: 18.02.2015)
Zusätzlich beobachtet man, dass sich die während des Winters so ausgeprägten lockeren, kantigen Schichten, die zwischen Krusten eingelagert waren, doch zunehmend auch im schattigen Gelände verbinden. Zwar sind diese Schichten weiterhin gut zu erkennen, jedoch zeigen Stabilitätsuntersuchungen, dass sich Risse kaum mehr fortpflanzen.
Ein typisches Bild bei Stabilitätsuntersuchungen: Am Bild erkennt man einen Schneeblock, bei dem sämtliche seitlichen Verbindungen getrennt wurden. Auf der linken Seite des Blocks wurde der Block durch Schläge auf ein Schaufelblatt belastet. Bei einem kräftigeren Schlag brach zwar ein Block bei einer Schicht aus kantigen Kristallen, jedoch pflanzte sich der Bruch nicht mehr seitlich nach rechts aus. Dies ist positiv zu sehen und weist auf die zunehmende Verbindung der kantigen Kristallen hin.
Einzig an schneearmen Stellen findet man immer wieder noch Nester aus Schwimmschnee. Meist haben sich in diesen Bereichen darüber gelagerte Schichten jedoch derart aufbauend umgewandelt, dass Spannungen für die Auslösung von Schneebrettern meist fehlen. Dennoch, wenn man Schneebrettlawinen auslösen kann, dann derzeit wohl am ehesten noch an solchen Stellen, wo älterer, etwas mächtigerer Triebschnee auf Schwimmschnee lagert.
Was die Schneequalität anlangt, so hat sich neben dem angesprochenen Firn, der Pulver deutlich zurückgezogen. Meist ist die Schneedecke schattseitig und in größeren Höhen inzwischen vom Wind geprägt.
Die Schneequalität hat vielerorts abgenommen. Unterwegs in der Silvretta (Foto: 18.02.2015)
Am Weg zur Kuhscheibe in den Nördlichen Stubaier Alpen erkennt man auch gut den Windeinfluss (Foto: 17.02.2015)
Wichtig zu erwähnen ist auch noch, dass sich stellenweise Oberflächenreif gebildet hat. Meist ist dieser nicht allzu ausgeprägt, was auch mit der trockenen Luft zu tun hat. Vermehrt anzutreffen ist dieser derzeit in Kammnähe (Nigg-Effekt): Wärmere Luft steigt südseitig auf, streicht über die kalte Schneeoberfläche schattseitig in Kammnähe. Dort lagert sich die Feuchtigkeit in Form von Oberflächenreif ab.
Nigg-Effekt auf der Nockspitze (Foto: 17.02.2015)
Leichter Nigg-Effekt auch im Verwall (Foto: 19.02.2015)
Was gibt es sonst noch zu berichten:
Es werden zunehmend auch sehr steile Touren unternommen, wie hier am Hochgall in Osttirol (Foto: 16.02.2015)
In tiefen und mittleren Höhenlagen meist unterdurchschnittliche Schneehöhe. Vorsicht vor Steinen
Höher gelegene Hütten haben bereits offen bzw. sperren gerade auf. Zurzeit findet man dort durchwegs gute Tourenbedingungen, wie hier z.B. auf der Jamtalhütte in der Silvretta (Foto: 19.02.2015)