Stürmischer und auf den Bergen auch oft orkanartiger Südföhn ist derzeit das alles beherrschende Element. Wie bereits im Blogeintrag am Freitag (18.11.) beschrieben, war dieser von Donnerstag (17.11.) bis Samstag Früh (19.11.) aktiv. Im Laufe des Samstags drückte von Nordwesten eine Kaltfront herein und brachte Niederschläge mit sich, die bis zum Nachmittag ganz Tirol erfassten. Die Front verwellte aufgrund einer Teiltiefbildung über Oberitalien leicht und bewegte sich immer langsamer Richtung Südosten, sodass es gebietsweise für einige Stunden recht kräftig regnete beziehungsweise schneite. Die Schneefallgrenze sank dabei von zunächst 1500 m auf rund 900 m, aufgrund der Niederschlagsintensität mancherorts (wie etwa im mittleren Unterinntal) kurzzeitig auch bis ins Tal. Der Wind im Gebirge spielte während des Niederschlags kaum mehr eine Rolle.
Neuschnee der letzten 72 h. Dieser stammt meist aus der Kaltfront, nur direkt am Alpenhauptkamm sowie südlich davon ist auch Neuschnee aus dem Südstau während vorangegangenen der Südföhnperiode dabei.
Meist brachte die Kaltfront oberhalb von 1500 m zwischen 15 und 25 cm Neuschnee, nur von der Silvretta / Ötztaler Alpen bis zur Zugspitze deutlich weniger. Im Bereich des Stubaier und Zillertaler Hauptkammes kamen mit dem Südstau vor der Front bis zu 50 cm und lokal vermutlich auch etwas mehr zusammen.
Das Winterintermezzo und die Ruhe hinter dem Frontdurchgang dauerten allerdings kaum länger als eine Stunde an, da das nächste Atlantiktief schnell an Einfluss gewann: Die Strömung drehte zurück auf Südwest und damit setzte unmittelbar erneut Südföhn ein. Dieser legte rasch an Stärke zu und brachte bereits in den frühen Morgenstunden des Sonntags wieder Orkanböen mit sich.
Exepmlarischer Verlauf am Patscherkofel: starker Südföhn bis Samstag Früh, dann Abflauen des Windes. Mit der Kaltfront: Winddrehung auf Nord, Temperaturrückgang von -1 auf -7 Grad und Niederschlag. Unmittelbar nach Frontdruchgang in den Abendstunden Winddrehung auf Süd, rasche Erhöhung der Windgeschwindigkeit und Temperaturanstieg. Bereits in der zweiten Nachthälfte Böen um 140 km /, der Sturm setzt sich bis auf Weiteres fort.
Mit dem erneuten Föhnsturm wurde der Neuschnee der Kaltfront zumindest in tiefen und mittleren Lagen rasch zu Schneematsch und wieder vernichtet. Aber auch in höheren Lagen herrschen aufgrund des Sturmes äußerst ungünstige Tourenbedingungen:
Föhnsturm im Arlberggebiet (Foto: 20.11.2016)
Föhnstimmung mit ausgeprägten Schneefahnen im Tuxertal
Die Vorhersagen gehen von einer föhnigen Woche aus: der Föhn erreicht von Montag auf Dienstag (22.11.) seinen Höhepunkt. Dann lässt er zwar in seiner Intensität nach, bleibt aber bis voraussichtlich Freitag in meist lebhafter bis kräftiger Form erhalten.
Für die Schneedecke bedeutet das in Nordtirol unterhalb von etwa 2000 m (Hauptkamm etwas tiefer, Nordalpen etwas höher) abgesehen von windgeschützten Tälern oder Mulden wohl vielfach das Aus. In höheren Lagen werden große Mengen an Schnee verfrachtet und die Schneedecke großflächig umgelagert. Es bilden sich teils mächtige, in großen Höhen störanfällige Triebschneepakete. Im Bereich des Alpenhauptkammes sowie in Osttirol schneit es zudem zeitweise. Von den südöstlichsten Ötztalern bis in die südlichsten Stubaier Alpen sowie in den südwestlichsten Zillertaler Alpen kommt im Bereich der Föhnmauer durchaus auch nennenswerter Neuschnee zusammen. Die genauen Neuschneemengen sind aber aufgrund des Sturmes nicht oder nur sehr schwer messbar.
Zum Abschluss noch ein beeindruckendes Bild – selten, aber doch besteht die Gefahr von Kunstschneelawinen:
Kunstschneehügel, der als Gleitschneelawine auf einem steilen Wiesenhang bei Saalbach abgeglitten ist (Foto: 20.11.2016)