Schneedeckenuntersuchungen der vergangenen Tage zeigen uns derzeit unterschiedliche Entwicklungen:
Das Hauptproblem lässt sich langsam etwas eingrenzen und besteht unverändert in einer möglichen Störung bodennaher Schwachschichten vornehmlich im schattigen Gelände oberhalb von rund 2600 m. Dies bestätigen neben dem Lawinenunfall im Ferwalltal auch teils große beobachtete Spontanauslösungen, Rückmeldungen über massive Setzungsgeräusche sowie aufgenommene Schneeprofile.
Im Gegensatz dazu sind Beobachtungen und Profile aus Lagen unterhalb von rund 2600 m sowie auch aus dem hochalpinen Südsektor als günstig zu bewerten.
Dieses Schneeprofil am Pitztaler Gletscher zeigt das gebietsweise sehr schwache Fundament der Schneedecke: kantige Formen und Becherkristalle bis zu 5 mm Durchmesser beidseitig der hier am 25.10. entstandenen Eislamelle (diese ist meist jedoch eher als Schmelzkruste zu sehen). Der Block (hauptsächlich durch Wind beeinflusster, harter, rundkörniger Schnee) brach beim ECT hier schon beim fünften Schlag, was als „schwach“ einzustufen ist.
Schneeprofil aus dem Sellraintal. Auch hier stellt eine dünne, aufbauend umgewandelte Schicht oberhalb der Schmelzkruste in Bodennähe die problematische Schwachschicht dar.
Große spontane Auslösungen wurden vornehmlich in hochalpinen Lagen der Zentralalpen (unter anderem am Hochfirst, am Aperen Freiger sowie am Habicht) dokumentiert – allesamt in einer Höhenlage zwischen 3000 und 3300 m in schattigem Steilgelände. Hier hat die starke Föhnperiode während der letzten Woche die Schneedecke einerseits durch massive Umlagerungen als auch durch Veränderung der Umgebungsbedingungen beeinflusst.
Große Spontanlawine am Mischbachferner auf der Nordseite des Habichts in den Südlichen Stubaier Alpen (Foto vom 28.11.)
Lawinenauslösung der anderen Art: Am Daunferner (Südliche Stubaier Alpen, Foto vom 29.11.) löste ein kleiner Felssturz ein Schneebrett aus.
Schneeprofil vom Pitztaler Gletscher – Brunnenkogel. Im Südsektor ist die Schneedecke auch hochalpin häufig stabil aufgebaut.
Schneeprofil aus den Tuxer Alpen. In mittleren Lagen besteht zumindest derzeit auch im schattigen Gelände wenig Grund zur Sorge.
Die Möglichkeiten für Skitouren sind derzeit vielerorts aber ohnehin stark eingeschränkt. In tiefen und mittleren Lagen liegt wenig bis kein Schnee. Darüber sind sowohl Felsen als auch Gletscher und deren Spalten meist nur bedingt eingeschneit. Dort, wo Schnee liegt, ist die Schneeoberfläche markant geprägt durch den starken Windeinfluss des Föhnsturmes beziehungsweise unterhalb von etwa 2600 m oft auch hart beziehungsweise vereist durch Wärme und Regen. Etwas besseren Schnee findet man am ehesten in Osttirol, wo der Wind während Südföhnperioden naturgemäß deutlich weniger Einfluss hat.
Ein Bild aus den Lechtaler Alpen, bezeichnend auch für die anderen Regionen der Nordalpen. Die Schneedecke setzt sich hier aus runden Formen beziehungsweise Schmelzformen zusammen, Schwachschichten werden derzeit noch nicht beobachtet. Für den weiteren Winterverlauf werden die Prozesse im Bereich der Schmelzkrusten aber im Auge zu behalten sein.
Durch Winderosion freigelegte Skispuren im Bereich der Wildspitze (Südliche Ötztaler Alpen). Die Abfahrtsfreuden halten sich wohl eher in Grenzen.
Wenig windbeeinflusste und gebietsweise noch pulvrige Schneeoberfläche in Osttirol (Foto vom 30.11., Lasörlinggruppe). Eingezeichnet sind Gleitschneelawinen auf einem steilen, grasigen Rücken.