In großen Höhen: Kleinräumige Triebschneepakete, Lockerschneelawinen und Gleitschneerutsche auf Wiesenhängen beachten
Kühle zweite Septemberhälfte bringt Schnee in großen Höhen
Nach einer sommerlichen und zu warmen ersten Septemberhälfte, war die zweite Septemberhälfte trüb, regnerisch und kühl. Dabei fiel in großen Höhen unter durchwegs kräftigem Windeinfluss häufig Schnee, teilweise in Form von Graupelkörnern.
Die zweite Septemberhälfte erinnerte etwas an den April. Wechselhaft, kühl. Hier ein Blick über Innsbruck Richtung Nordkette (Foto: 27.09.2022) |
Aktuell liegen wir in einer Nordwestströmung. Die Schneefallgrenze ist deutlich gestiegen und hat sich zwischen etwa 2600m und 2700m eingependelt. Entsprechend nimmt die Schneehöhe darunter ab, darüber zu.
Erste Septemberhälfte warm, zweite kalt samt Neuschneezuwachs. Kräftiger Wind während der Niederschlagsereignisse. Pitztaler Gletscher |
In großen Höhen liegt ausreichend Schnee für den Saisonstart der Gletscherskigebiete. |
72h-Neuschneedifferenz. Im Nordwesten witterungsbedingte Schneehöhenabnahme. |
Morgen am 03.10.2022 lässt die Nordwestströmung bei sinkenden Temperaturen nach. Es fällt dann nur mehr wenig Schnee. Danach setzt sich Hochdruckwetter mit steigenden Temperaturen und viel Sonnenschein durch.
Kurzfristig sind meist kleine Lawinen ein Thema...
In großen Höhen, dort wo es während der vergangenen Tage mehr geschneit hat, sollte man kurzfristig auf eine mögliche Lawinengefahr achten. Vorstellbar sind aktuell v.a. kleine Triebschneepakete im kammnahen, windabgewandten, sehr steilen, hochalpinen Gelände. Vorsicht insbesondere auf eine mögliche Mitreiß- und Absturzgefahr. Sobald nach den Neuschneefällen die Sonne zum Vorschein kommt und die Temperaturen steigen, wird man zudem zahlreiche Lockerschneerutsche beobachten können. In den wenigen hochgelegenen Bereichen mit steilen Wiesenhängen und entsprechend Neuschnee kann zudem die Schneedecke auf dem glatten Untergrund abgleiten. Wie gesagt, es handelt sich um ein kurzfristiges Problem. Sonne und warme Temperaturen werden rasch zu einer Stabilisierung (bzw. auch zunehmendem Abschmelzen) der Schneedecke führen.
Erhöhte Spaltensturzgefahr!
Die Gletscher hatten (wieder einmal) ein schwieriges Jahr hinter sich. Nach einem schneearmen Winter mit viel Saharastaub und einem extrem warmen Sommer waren auch die Schmelzraten außergewöhnlich. So schmolz beispielsweise auf der Pasterze unterhalb des Großglockners zwei- bis viermal so viel Eis dahin, wie im Durchschnitt der vergangenen Jahre. Die Eisdicke nahm dabei laut ZAMG selbst schon oberhalb 3000m um -3,7, ab, weiter unten noch viel mehr (!).
Massive Massenverluste auf der Pasterze... |
Zahlreiche offene bzw. wenig überdeckte Gletscherspalten... (11.08.2022) |
Nun sind einige der Gletscherspalten überschneit bzw. überweht! Dies bedingt eine z.T. große Spaltensturzgefahr! (Foto: 28.09.2022) |
Klar, dass dadurch viele Spalten frei gelegt wurden bzw. diese mitunter eine nur mehr geringe Altschneeüberdeckung haben. Mit dem - wie schon erwähnt - unter meist starkem Windeinfluss gefallenen Septemberschnee konnten sich mancherorts dünne, gefährliche Schneebrücken bilden. Diese halten NICHT dem Gewicht von Wintersportlern stand!
Speziell aufgrund des zu erwartenden, erhöhten Personenaufkommens im Bereich der Gletscherskigebiete möchten wir eindringlich auf dieses Problem hinweisen. Außerhalb des gesicherten Gebietes sollte man im vergletscherten Gelände nur mit entsprechender Erfahrung und Ausrüstung unterwegs sein.
Der nächste Blogeintrag erfolgt, wenn es die Schnee- und Lawinensituation in Tirols Bergen wieder erforderlich macht. Inzwischen wünscht das Team des LWD Tirol einen angenehmen Herbst!