Samstag, 5. November 2022

Im hochalpinen Gelände auf frische Triebschneepakete achten - zudem Lockerschnee- und Gleitschneerutsche

Kaltfront brachte Schnee, am meisten in den Nördlichen Zillertaler Alpen

Während der vergangenen 24 Stunden fiel in ganz Tirol Niederschlag, oberhalb etwa 1200m in Form von Schnee. Das Niederschlagsmaximum wurde in den Nördlichen Zillertaler Alpen mit lokal bis zu 40mm gemessen. Verbreitet waren es 10-20mm. Dies entspricht in etwa 10-20cm Neuschnee. In der Höhe wehte zum Teil kräftiger Wind, anfangs aus dem Südsektor, dann aus dem Nordsektor.


Neuschneezuwachs der Kaltfront vom 04.11.2022
Neuschneezuwachs der Kaltfront vom 04.11.2022


Ein ähnliches Bild zeigt die Karte der 24h-Niederschlagssumme (04.11. auf 05.11. 08:00 Uhr) von Hydro Online.
Ein ähnliches Bild zeigt die Karte der 24h-Niederschlagssumme (04.11. auf 05.11. 08:00 Uhr) von Hydro Online.


Nördliche Zillertaler Alpen vor Eintreffen der Kaltfront
Nördliche Zillertaler Alpen vor Eintreffen der Kaltfront



Nördliche Zillertaler Alpen nach Eintreffen der Kaltfront - wohl nur ein kurzer winterlicher Eindruck
Nördliche Zillertaler Alpen nach Eintreffen der Kaltfront - wohl nur ein kurzer winterlicher Eindruck...


Auswirkungen des Schneefalls auf die Lawinengefahr

Eine mögliche Lawinengefahr ist vermehrt in den neuschneereichen Regionen zu beachten. Die Hauptgefahr geht von frischen Triebschneepaketen im schattigen, sehr steilen Gelände, und zwar von etwa 2800m aufwärts, aus. Der Triebschnee lagert dort mitunter auf einer während des Oktobers entstandenen oberflächennahen Schwachschicht aus kantigen Kristallen. Aktuell ist von kleinen bis mittelgroßen Schneebrettlawinen auszugehen. Diese können vereinzelt durch die Belastung von Wintersportlern ausgelöst werden. Vermehrt ist dies wohl im unmittelbaren Kammbereich sowie hinter steilen Geländekanten möglich. Aufgrund der Wetterprognose, die von einer Wetterbesserung und steigenden Temperaturen ausgeht, kann von einer raschen Setzung des Neuschnees und einer raschen Abnahme dieser Gefahr ausgegangen werden.

Zudem wird man an diesem Wochenende vermehrt kleine Lockerschneerutsche aus extrem steilem Gelände sowie kleine Gleitschneerutsche auf steilen Wiesenhängen beobachten können.


Rückblick


Wetter

Laut ZAMG haben wir auf den Bergen gerade den wärmsten Oktober der Messgeschichte erlebt. Die Messreihe geht auf das Jahr 1853 zurück.



Der Oktober 2022 war außergewöhnlich warm...
Der Oktober 2022 war außergewöhnlich warm...


Rückschau bis Anfang Oktober: Ein sonniger, außergewöhnlich warmer und eher niederschlagsarmer Oktober liegt hinter uns. Niederschlag fiel oftmals bis in großen Höhen in Form von Regen. Aktuell erkennt man den Temperaturrückgang aufgrund der Kaltfront samt Schneefall und Winddrehung.
Rückschau bis Anfang Oktober: Ein sonniger, außergewöhnlich warmer und eher niederschlagsarmer Oktober liegt hinter uns. Niederschlag fiel oftmals bis in großen Höhen in Form von Regen. Aktuell erkennt man den Temperaturrückgang aufgrund der Kaltfront samt Schneefall und Winddrehung.


Schneedecke

Vor Eintreffen der Kaltfront vom 04.11. fand man schattig eine mehr oder weniger zusammenhängende Schneedecke meist von etwa 2800m aufwärts, südseitig nur im hochalpinen, vergletscherten Gelände. Aktuell wissen wir wenig über den Zustand dieser Altschneedecke, gehen aber davon aus, dass sich häufig an deren Schneeoberfläche eine Harschkruste ausgebildet hat. Im besonnten hochalpinen Gelände wird es sich um eine tragfähige Schicht handeln, im schattigen Gelände wird diese brüchig sein. Im schattigen Gelände erwarten wir unterhalb dieser oberflächigen Kruste eine während des Oktobers ausgebildete lockere Schicht aus kantigen Kristallen. Diese Schicht sehen wir derzeit als einzige, mitunter bedeutsame Schwachschicht für Schneebrettlawinen an.


Schneeprofil vom 16.10.2022, 3170m, NO, 20° am Daunferner in den Zentralen Stubaier Alpen. Der Pfeil zeigt auf eine mögliche Schwachschicht unterhalb einer dünnen Kruste. (c) Lukas Ruetz
Schneeprofil vom 16.10.2022, 3170m, NO, 20° am Daunferner in den Zentralen Stubaier Alpen. Der Pfeil zeigt auf eine mögliche Schwachschicht unterhalb einer dünnen Kruste. (c) Lukas Ruetz



Blick vom Kaunertaler Gletscher Richtung Süden. Ausgangssituation vom 03.11.. Eine mehr oder weniger zusammenhängende Schneedecke gibt es nur in großen Höhen, vermehrt im schattigen Gelände.
Blick vom Kaunertaler Gletscher Richtung Süden. Ausgangssituation vom 03.11.. Eine mehr oder weniger zusammenhängende Schneedecke gibt es nur in großen Höhen, vermehrt im schattigen Gelände.


Der nächste Blogeintrag wird wieder bei einer markanten Änderung der Schnee- und Lawinensituation publiziert werden.