Eine Kaltfront bringt Schnee!
Nach einem anfangs warmen, dann wechselhaften November schneit es gerade in weiten Teilen Tirols bis in tiefe Lagen. Der Schneefall wird heute am 22.11. am kräftigsten ausfallen und morgen überall abklingen. Laut ZAMG-Wetterdienststelle liegen die Hauptniederschlagsgebiete in den Tuxer- und Zillertaler Alpen sowie dem nördlichen und südlichen Osttirol. Dort soll es in der Höhe um 40cm schneien, in den südlichen Ötztaler und Stubaier Alpen bis 30cm, sonst meist um 20cm.
48h-Neuschneeprognose. Die Hauptniederschlagsgebiete liegen im (Süd-)Osten des Landes |
Der Wind hat von südlichen Richtungen auf W-NW gedreht und ist meist mäßig, nimmt aber während der kommenden Tage in der Höhe deutlich zu. Die Hauptwindrichtung bleibt W-NW.
Windprognose für Mittwoch, 23.11. 20:00 Uhr |
Erhebliche Lawinengefahr in der Höhe
Die Kombination aus Schnee, Wind und dem aktuellen Schneedeckenaufbau führt zu einem deutlichen Anstieg der Lawinengefahr. In der Höhe - dort wo sich eine zusammenhängende Schneedecke halten konnte - muss von erheblicher Lawinengefahr ausgegangen werden. Am vergleichsweise ungünstigsten sind die Bedingungen in den neuschneereichen Regionen. Die Gefahr nimmt mit zunehmender Seehöhe zu. Schattenhänge sind tendenziell gefährdeter. Sonnenhänge sind v.a. in Kammnähe sowie allgemein in hochalpinem Gelände kritisch zu beurteilen.
Ein Blick zurück: Wechselhaftes Wetter mit wiederkehrenden Niederschlägen, teilweise auch in Form von Regen. |
Die Schneedecke
Die Schneedecke ist ein Abbild des Wettergeschehens. Entsprechend findet man dort eine Abfolge von Krusten und weicheren Schichten. Letztere sind häufig aus lockeren, kantigen Kristallen, teilweise sogar aus Schwimmschnee aufgebaut. Sie stellen eine ernst zu nehmende Schwachschicht für das nun darüber gelagerte, vom Wind beeinflusste Schneepaket dar. Die Belastung eines Wintersportlers kann ausreichen, um die Schwachschicht zu stören und Schneebretter auszulösen.
Schneeprofil in der Gurgler Gruppe vom 19.11.2022. 3065m, NW, 34° Mögliche Schwachschichten befinden sich in Oberflächennähe |
Schneeprofil in der Weißkugelgruppe vom 21.11.2022. 3050m, SO, 33°. In großen Höhen findet man auch im besonnten Gelände zumindest eine mögliche Schwachschicht für Schneebrettlawinen. |
Sehr hilfreich für die Abschätzung, ob vor diesen Schneefällen bereits eine zusammenhängende Schneedecke vorhanden war, sind Bilder von Webkameras. Hier eine kleine Auswahl, wie die Schneelage so war. Mehr Info u.a. auf foto-webcam.eu.
Blick ins Tuxertal, einem der bisher schneereichsten Gebiete Tirols. Foto vom 15.11.2022 |
Hochalpines Gelände von 2800m aufwärts in der Weißkugelgruppe |
Nördliches Osttirol. Südhänge waren bis in große Höhen aper. |
In den Lienzer Dolomiten und am Karnischen Kamm lag vor den Schneefällen schattseitig bereits Schnee. Unseren Infos nach ist dieser oberflächig verkrustet, darunter häufig locker. |
Appell
Häufig findet man in der Höhe zumindest eine bösartige Schwachschicht, darüber nun vermehrt ein gut gebundenes (Neu-)Schneepaket, somit die "idealen" Voraussetzungen für ein Schneebrett. Aufgrund der nicht allzu mächtigen Überdeckung der Schwachschicht lässt sich diese aktuell recht leicht von Wintersportlern stören. Deshalb: Seid im Gebirge bitte überlegt und zurückhaltend unterwegs!
Übrigens wird man kurzfristig in den neuschneereichen Regionen auf Wiesenhängen vermehrt Gleitschneerutsche beobachten können. Zudem werden Lockerschneelawinen aus extrem steilem Gelände abgehen.