Laut ZAMG-Wetterdienststelle lag der April 2018 um 4,6 Grad über dem Mittel und zählte damit zum zweit wärmsten April der 251-jährigen Messgeschichte. Dies wirkte sich einerseits auf einen rapiden Schneehöhenschwund, andererseits in einer überdurchschnittlich raschen Umwandlung des Schnees zu stabilem Sommerfirn aus.
Je nach Tourenziel ist zum Teil längeres Skitragen angesagt. Stubaital (Foto: 27.04.2018)
Stabiler Sommerfirn im Südlichen Osttirol (Foto: 29.04.2018)
Sommerfirn samt Saharastaub bei der Abfahrt von der Weißkugel in den Südlichen Ötztaler Alpen (Foto: 28.04.2018)
Derzeit liegt die Höhengrenze für Sommerfirn im schattigen Gelände bei etwa 2500m, im besonnten Gelände reicht diese bis über die 3000m-Grenze hinauf.
Dadurch hat auch die Anzahl an Gefahrenstellen weiter abgenommen, die in Summe nur mehr vereinzelt anzutreffen sind.
Dazu zählen:
1) Gleitschneelawinen…
…auf Wiesenhängen oder Felsplatten (auch dort, wo die Schneedecke aus stabilem Sommerfirn besteht).
Frischer Gleitschneerutsch am Stripsenkopf in den Kitzbüheler Alpen (Foto: 29.04.2018)
Frischer Gleitschneerutsch in der Silvretta (Foto: 28.04.2018)
2) Nasse Lockerschneelawinen…
… im extrem steilen Gelände, insbesondere nach Neuschneefällen.
3) Schneebrettlawinen:
Szenario 1:
Am wahrscheinlichsten sind kleinräumige, kammnahe Triebschneepakete im hochalpinen, kammnahen, sehr steilen Gelände unmittelbar nach Neuschneefällen samt Windeinfluss bei kühleren Temperaturen.
Dieses Szenario wurde am 01.05. drei Skitourengeher knapp unterhalb des ca. 3500m hohen Großen Möselers in den Zillertaler Alpen zum Verhängnis. Als sie mit Steigeisen über die extrem steile NW-Wand aufsteigen wollten, löste sich im obersten Bereich ein kleines Schneebrett. Das Schneebrett war ca. 30m breit bei einer Anrissmächtigkeit zwischen 10 und 30cm. Alle Personen wurden in Folge über den Eisbruch in die Tiefe gerissen und blieben unverschüttet, jedoch verletzt (eine Person schwer) am Furtschaglkees liegen. Maßgeblich für den Unfall waren die Niederschläge vom 29.04. auf den 30.04. in Kombination mit dem Südföhneinfluss. Interessant in diesem Zusammenhang ist die Rückmeldung unseres Beobachters und Bergführers Stefan Wierer, der uns am 01.05. westlich des Unfallgebietes von einer großflächig eisverkrusteten Schneeoberfläche (samt darauf befindlichem Triebschnee) berichtet hat. Es ist fraglich, ob diese Eiskruste im Unfallgebiet in diesem Höhenbereich noch anzutreffen war. Angenommen, dies sei der Fall gewesen, müsste als Voraussetzung für das Schneebrett zwischen Eiskruste und Triebschnee eine Schwachschicht vorhanden gewesen sein. Diese ist uns nicht bekannt, da wir nicht vor Ort waren. Am wahrscheinlichsten sind Graupel, eventuell auch lockerer, überwehter Neuschnee.
Lawinenunfall Großer Möseler am 01.05.2018 in den Zillertaler Alpen. Eingezeichnet ist die ungefähre Aufstiegsspur samt dem Schneebrett. Die Personen wurden über den Eisbruch mitgerissen und blieben im flacheren Gelände darunter zu liegen. (Foto: 01.05.2018)
Bei der Wetterstation Schlegeis wurden vom 29.04. auf den 30.04. knapp über 10mm Niederschlag gemessen. Dies entspricht in großen Höhen um 10cm Neuschnee. Beachtenswert ist der aus südlicher Richtung wehende Wind.
Am Weg zum Hohen Riffler in den Zillertaler Alpen. Markant ist die großflächig, eisverkrustete Schneeoberfläche (Foto: 01.05.2018)
Am Stubaier Gletscher wurde am 29.04. Schneeregen bis 3000m hinauf beobachtet.
Szenario 2:
Insbesondere im sehr steilen, schattigen Gelände oberhalb etwa 2500m, dort wo die Schneedecke den Winter über schneearm war, sind kleinräumige Schneebrettauslösungen denkbar. Meist sollte es dazu großer Zusatzbelastung bedürfen.
Szenario 3:
Eine unmittelbar oberhalb des Gletschereises befindliche Schwachschicht könnte bei massiver Durchnässung noch aktiviert werden. Dies scheint jedoch unwahrscheinlich zu sein. (Die letzte uns bekannte Aktivierung war in den Südlichen Ötztaler Alpen während der Starkschneefälle um den 22.01.2018 im schattigen, sehr steilen Gelände unterhalb der Großen Geige).
Wechten- und Seracbrüche…
…ähnlich wie Gleitschneelawinen vom Abgangszeitpunkt praktisch nicht vorhersehbar. Deren Zusatzbelastung kann vereinzelt als Auslöser für Lawinen dienen.
Das Frühjahr ist nicht mehr aufzuhalten! Südliche Ötztaler Alpen (Foto: 28.04.2018)