Dienstag, 24. April 2018

Lawinenaktivität verlagert sich zusehends in größere Höhen

Die Schneehöhenabnahme während der vergangenen Wochen ist beachtlich, angesichts der warmen Temperaturen jedoch nicht überraschend. Um 50cm betrug die Differenz der Gesamtschneehöhe bei unseren automatischen Wetterstationen seit letzter Woche.

Der Verlauf der Schneehöhe geht bei warmen Temperaturen stetig bergab. Der Taupunkt (die blaue Linie) erreichte z.T. Werte über Null Grad – ein Indiz für eine beschleunigende Durchfeuchtung der Schneedecke.

Interessant erscheint auch ein Blick auf die jahrzehntelangen Aufzeichnungen unserer Beobachter: Überdurchschnittliche Werte im Hochwinter, zum Teil unterdurchschnittliche Schneehöhen im Frühjahr.



Vergleichsbilder zwischen dem sehr schneearmen Winter 2010/11 und dem sehr schneereichen Winter 2017/18.

Früh für diese Jahreszeit, aber ebenso passend in das Gesamtbild: Bis zumindest 2100m findet man inzwischen verbreitet stabilen „Sommerschnee“. Bis etwa 2400m ist dies zusehends auch in besonnten Hängen der Fall.

„Sommerschnee“ (Foto: 23.04.2018)

Vom 23.04. auf den 24.04. zeichneten sich aufgrund zunehmender Luftfeuchtigkeit während des Tages samt Regen ab den Abendstunden bis knapp 3000m hinauf, gefolgt von einer wolkenverhangenen Nacht ungünstige Verhältnisse hinsichtlich der Lawinengefahr ab. Spontane Lawinen wurden vermehrt im Sektor Nord oberhalb etwa 2400m beobachtet. Großteils handelte es sich um Lockerschneelawinen. Dies spricht für den während des Winters überwiegend günstigen Schneedeckenaufbau mit wenigen Schwachschichten. Nur vereinzelt wurde uns auch von Schneebrettlawinen berichtet.

Zahlreiche Lockerschneelawinen aus extrem steilem Gelände im Nordsektor. Bei den eingefärbten Flächen handelt es sich um Lawinenbahnen von Lockerschneelawinen. Die Pfeile zeigen zusätzliche Bereiche an, wo sich Lockerschneelawinen gelöst haben. Seehöhe um 2500m (Foto: 23.04.2018)

Man erkennt an der Lawinenaktivität auch, dass sich diese nun in immer höhere Bereiche verlagert, wobei schattige Hänge naturgemäß verzögert reagieren. (Anfang April waren in etwa ähnliche Höhenbereiche von Lockerschneelawinen-Abgängen betroffen, wie wir es jetzt für schattiges Gelände beobachten).

Wie geht es weiter: Die kommenden Nächte sollen vorerst häufig wieder wolkenarm sein, sodass sich die Schneedecke während der Nacht wieder auskühlen kann, umso besser, je höher man sich aufhält.

Alternativ bietet sich in tieferen Lagen die Möglichkeit an, auf Pisten in den bereits geschlossenen Skigebieten unterwegs zu sein.

Perfekt präparierte Skipiste im Kühtai (bei bereits geschlossenem Skibetrieb) (Foto: 20.04.2018)