Ein Tiefdruckkomplex bringt Tirol derzeit markanten Neuschneezuwachs mit einer um 2000m schwankenden Schneefallgrenze. Begleitet werden die Niederschläge von auflebendem Wind aus nördlicher Richtung. In hochalpinen Lagen gilt es damit kurzfristig, auf kammnahen, frischen Triebschnee zu achten und diesem auszuweichen.
Durch die intensive, meist diffuse Strahlung erwarten wir in weiterer Folge aus extrem steilen Hängen zahlreiche feuchte Lockerschneelawinen. Hier ist besonders auch auf eine mögliche Mitreiß- und Absturzgefahr zu achten. Die Schneedecke wird sich rasch stabilisieren.
Während der vergangenen 24 Stunden regnete bzw. schneite es vor allem in der nördlichen Hälfte Tirols intensiv.
Auf den höheren Bergen gab es bereits markanten Neuschneezuwachs.
Noch ein kurzer Rückblick auf die erste Mai-Hälfte:
Die Schneedecke zog sich bei anhaltend milden Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit stetig zurück. Die Schneegrenze liegt inzwischen schattseitig im gesamten Land oberhalb der Waldgrenze, sonnseitig etwa 500m höher – bei einer teils für die Jahreszeit unterdurchschnittlichen Mächtigkeit.
Die Schneedecke beginnt inzwischen schattseitig oberhalb der Waldgrenze. Silvretta-Samnaun. Foto: 08.05.2018
Brüche in der Altschneedecke wurden nur mehr sehr vereinzelt beobachtet. Sie besteht inzwischen zumeist aus Sommerfirn mit seiner charakteristisch buckligen Struktur. Schneebrettlawinen, für die durch einen Bruch in einer Schwachschicht ausgelöst werden, sind bei Sommerfirn nicht mehr zu erwarten. Gleitschneelawinen treten bei Sommerfirn jedoch genau so auf.
Stabiler Sommerfirn mit seiner charakteristischen Oberflächenstruktur im Jamtal, Silvretta-Samnaun. Foto: 09.05.2018
Hochalpin findet man noch genug Schnee für Skitouren. Jamtal, Silvretta-Samnaun. Foto: 08.05.2018
Bei guter Zeiteinteilung konnte man vor allem in hoch gelegenen Schattenhängen noch guten Firn fahren.
Perfekte Firnbedingungen bei entsprechend zeitiger Abfahrt von der Liebener Spitze im hinteren Ötztal. Foto: 06.05.2018
Daneben sind Schneefelder durch Lawinenablagerungen bis deutlich unter 2000m noch häufig anzutreffen.
Lawinenablagerungen mit viel mitgerissenem Material findet man heuer besonders häufig. Abfahrt vom Zwieselbacher Rosskogel, Nördliche Stubaier Alpen. Foto: 11.05.2018
Ausblick für den Sommer:
Schneebrettlawinen:
Brüche in bodennahen Schwachschichten sind bei massiver Durchnässung der Schneedecke noch im hochalpinen, vergletscherten, extrem steilen Gelände denkbar, allerdings unwahrscheinlich.
Bei Neuschneefällen während kalter Temperaturen unter Windeinfluss gilt es vor allem auch im Sommer kurzfristig auf kammnahen, frischen Triebschnee im hochalpinen Gelände zu achten.
Lockerschneelawinen:
Stellen ebenfalls vor allem nach Neuschnee im extremen Steilgelände eine Gefahrenquelle dar.
Gleitschneelawinen:
Erwarten wir vereinzelt noch auf schneebedeckten Grashängen, in hohen Lagen auf glatten Felsplatten wie man sie typischerweise im Gletschervorfeld findet (Gletscherschliff).
Frische Gleitschneelawine sowie Gleitschneerisse auf Felsplatten durch Gletscherschliff. Foto: 12.05.2018