Mittwoch, 13. März 2013

Frühjahrssituation wird kurzfristig von Triebschneesituation abgelöst

Die Frühjahrssituation wurde nun durch eine Kaltfront mit gewitterartigen Niederschlägen in der Nacht vom 12.03. auf den 13.03. kurzfristig beendet. Es schneite teilweise bis ca. 10cm. Mancherorts blieb die Nacht auch trocken.
 
Ein grobes Abbild der über Tirol gezogenen Schauerzellen
 
Während der kommenden Tage sind weitere Neuschneefälle vorhergesagt. Der Wind wird etwas zulegen. Da die Temperatur deutlich kälter wird, ist mit Schneeverfrachtungen zumindest oberhalb der Waldgrenze zu rechnen.
 
 
Sämtliche Schneedeckenuntersuchungen der vergangenen Tage zeigen eine meist recht spannungsarme Schneedecke. Markant ist die bis zum Boden durchgegriffene Durchnässung in tiefen Lagen aller Expositionen, in mittleren Höhenlagen in besonnten Hängen. Darüber hat sich durch den Temperaturrückgang und die während der vergangenen Tage teilweise erfolgte nächtliche Abstrahlung ein Schmelzharschdeckel ausgebildet, der oberhalb etwa 1600m meist tragfähig ist.
 
Schneeprofil auf der Bielerhöhe (Silvretta) vom 11.03.2013. Die Schneedecke ist in besonnten Hängen zumindest bis 2000m hinauf bis zum Boden hin nass. An der Schneeoberfläche hat sich Schmelzharschdeckel ausgebildet.
 
Der am Wochenende gefallene Pulverschnee konnte sich v.a. oberhalb der Waldgrenze in den Expositionen WNW über N bis ONO, in hochalpinen Lagen in allen Expositionen halten. Interessant für uns ist die Beobachtung, dass sich der Pulverschnee, in dem man vereinzelt auch Graupel entdecken konnte, teilweise zu ausgeprägten kantigen Kristallen umgewandelt hat. Dies hat mit dem markanten Temperaturunterschied zwischen der bis zum 09.03. durchfeuchteten bzw. durchnässten Schneeoberfläche und dem kälteren Neuschnee (Gefahrenmuster: kalt auf warm, warm auf kalt), aber auch mit der nächtliche Abstrahlung der Schneedecke während des Wochenbeginns zu tun. Da sich unterhalb des Pulvers verbreitet entweder Schmelzharschkrusten oder aber Windkrusten befinden, muss von einer schlechten Verbindung von Triebschnee mit dieser aufgebauten Pulverschneeschicht ausgegangen werden.
 
Roter Pfeil: harte Kruste, rote Ellipse: lockerer, zum Teil aufbauend umgewandelter (kantiger) Schnee. In windbeeinflussten, neuschneereichen Gebieten können darauf demnächst Schneebrettlawinen ausgelöst werden.
 
Der Vorteil: Mit etwas Erfahrung in der Lawinenbeurteilung werden diese (meist eher kleinräumigeren) Gefahrenstellen bei entsprechenden Sichtverhältnissen sehr leicht zu erkennen sein. Besonders betroffen sind dann v.a. sehr steile Hänge im Sektor WNW über N bis ONO sowie allgemein kammnahes Gelände oberhalb der Waldgrenze. Am Wochenende rechnen wir mit dem angekündigten Temperaturanstieg mit meist kleinen spontanen Schneebrettlawinen sowie mit Lockerschneelawinen aus besonntem, extrem steilen Gelände. Unverändert bleiben Gleitschneelawinen auf steilen Wiesenhängen in ganz Tirol ein Thema, allerdings deutlich seltener als bis zum 10.03.