Freitag, 29. März 2013

Frischer Triebschnee in größeren Höhen bildet die Hauptgefahr

Guten Pulverschnee gibt es derzeit v.a. noch oberhalb etwa 2300m in schattigen, windberuhigten Hängen. Dieser Pulver kann derzeit durch den mitunter kräftigen Höhenwind verfrachtet werden und somit störanfällige Triebschneepakete bilden. Mit zunehmender Seehöhe nehmen Anzahl und Auslösewahrscheinlichkeit dieser Triebschneepakete zu! Im Westen des Landes, also dort, wo es während der vergangenen Woche am meisten geschneit hat, können diese etwas ausgeprägter sein.
 
 
Eine windbeeinflusste Schneedecke im Arlberggebiet (Foto vom 27.03.2013)
 
Frischer Triebschnee, der in Form eines Rutsches von einem Wintersportler ausgelöst wurde. (Vorderer Grieskogel, Nördliche Stubaier Alpen, Foto vom 27.03.2013)
 
Da die Schneeoberfläche häufig bereits durch direkte oder diffuse Strahlung bzw. auch durch den Wind beeinflusst wurde, lässt sich frischer Triebschnee derzeit nur in größeren Höhen speziell im schattigen Gelände, hochalpin (also oberhalb von 3000m) vereinzelt auch in den übrigen Expositionen auslösen. Schneebrettlawinen brechen dabei an der Schichtgrenze zwischen dem bisher noch lockeren Neuschnee und dem frischen Triebschnee. Die vergangenen Lawinenereignisse bestätigen diese Beobachtung. Solche Gefahrenstellen sind durchwegs gut zu erkennen. Wenn man in die Altschneedecke schaut, so findet man unverändert kaum ausgeprägte Schwachschichten. Wenn man diese findet, dann zeigen Stabilitätstests fast immer, dass kaum Bruchfortpflanzungen möglich sind.
 
Stabilitätsuntersuchung schattseitig auf 2400m in der Silvretta: Ein Bruch konnte im Altschnee zwar provoziert werden, eine Bruchfortpflanzung war bei diesem Test allerdings nicht möglich.
 
 
Ansonsten heißt es vereinzelt noch auf Gleitschneelawinen auf steilen Wiesenhängen zu achten. Bereiche unterhalb von Rissen sollten prinzipiell gemieden werden.
 
Ein großer Gleitschneeriss weist auf eine Bewegung der Schneedecke hin. Der Abgangszeitpunkt ist nicht vorhersehbar. Einzig: Je wärmer und feuchter die Schneedecke, desto wahrscheinlicher ist ein Lawinenabgang. Zentralosttirol, Foto vom 28.03.2013
 
Noch schnell ein Blick auf eine unserer Wetterstationen:
 
Bedeutsam ist die graue Linie in der zweiten Grafik: Die Schneeoberflächentemperatur ist während der vergangenen, meist bewölkten Nacht im Vergleich zu den vorangegangenen Tag deutlich angestiegen. Der Schnee wird heute somit rascher feucht, allerdings nur dort, wo wenig Wind weht. Dieser kühlt die Schneedecke nämlich wieder aus und verlangsamt dadurch die Durchfeuchtung in besonnten Hängen.