Das Frühjahr ist langsam im Anmarsch. Somit wird nun auch der von allen so heiß geliebte Firn (korrekte Bezeichnung: Sulzschnee) ein Thema. Heute am 02.03. könnte dies erstmals für sehr steile Südhänge oberhalb der Nebelgrenze und unterhalb etwa 2000m zutreffen. Während der nächsten Tage steigt die Wahrscheinlichkeit von Firnverhältnissen am (späten) Vormittag in sehr steilen besonnten Hängen überall dort, wo die Nacht klar ist, an!
Oberhalb der Nebelgrenze herrscht prachtvolles Wetter in Tirol (Foto vom 27.02.2013)
Anhand unserer Wetterstationen erkennt man sehr gut, wie es von Tag zu Tag bei derzeit sehr trockener Luft wärmer wird. Die trockene Luft führt dazu, dass die Schneedecke nur langsam oberflächig durchfeuchtet wird und erklärt den nur leichten tageszeitlichen Anstieg der Lawinengefahr.
Zweite Grafik von oben: Lufttemperatur (rot), Schneeoberflächentemperatur (grau). Man erkennt die nächtliche Abstrahlung und Auskühlung der Schneedecke. Dort wo diese feucht wurde, bildet sich ein Harschdeckel. Es weht wenig Wind. Die Luft ist trocken. Der gleichmäßige Verlauf der hellgrünen Säulen (Globalstrahlung) weist auf ungetrübten Sonnenschein hin.
Am meisten muss man derzeit auf Gleitschneelawinen achten. Je wärmer es wird und je feuchter die Schneedecke wird, desto höher ist deren Abgangswahrscheinlichkeit.
Foto vom 01.03.2013
Es gehen nun täglich ab den Nachmittagsstunden auch feuchte bis nasse Lockerschneelawinen aus felsigem, besonnten Gelände v.a. unterhalb etwa 2400m ab.
Lockerschneelawinen in den Südlichen Ötztaler Alpen am 01.03.2013
Schneebrettlawinen sollten meist nur in Form von Rutschen oder kleinen Lawinen im kammnahen, schattigen Gelände auszulösen sein. Es gibt allerdings eine Ausnahme: Das südliche Osttirol, wo innerhalb der Altschneedecke unverändert eine kantige Schicht von Mitte Jänner zu Problemen führen kann. Besonders betroffen ist sehr steiles Gelände im Sektor WNW über N bis ONO oberhalb etwa 1900m.
Kammnaher Rutsch auf Oberflächenreif (Foto vom 01.03.2013)
Zahlreiche Schneedeckenuntersuchungen während der vergangenen Woche weisen auf eine meist sehr stabile bzw. spannungsarme Schneedecke hin. Ungünstiger bleibt es vorerst im südlichen Osttirol
Was die Schneedeckenqualität betrifft so haben Sonne und Wind ihre Spuren hinterlassen.
Bruchharsch ist inzwischen häufiger anzutreffen als Pulverschnee (Foto vom 01.03.2013)
Es gibt ihn aber noch, den Pulverschnee, Südliche Ötztaler Alpen, Foto vom 01.03.2013
Erstmals haben wir gestern einen Firnspiegel entdeckt. Es handelt sich da um ganz dünne Eiskrusten an der Schneeoberfläche, die durch die Kombination aus Schmelzen durch Temperatur und Strahlung sowie Abkühlung und Gefrieren durch Wind entsteht.
Firnspiegel (Foto vom 01.03.2013)
Neben den unlängst im Blog erwähnten zunehmenden Wechtenbrüchen sollte man im vergletscherten Gelände die Spaltensturzgefahr nicht außer Acht lassen, dies obwohl heuer die Spaltenüberdeckung durch überdurchschnittliche Schneehöhen auf den Gletschern im Verhältnis recht gut sein dürfte.
Gletscherspalten in den Südlichen Ötztaler Alpen (Foto vom 28.02.2013)