Mittwoch, 5. Januar 2022

Mit Neuschnee und Wind gebietsweise erhebliche Lawinengefahr

Kaltfront führt zu Gefahrenanstieg


Frischer Triebschnee als Hauptgefahr

Eine Kaltfront, die heute am 05.01.2022 rasch über Tirol gezogen ist, brachte überall Neuschnee. Meist schneite es zwischen 10 und 20cm, gebietsweise um 30cm. Zusammen mit dem in der Höhe recht kräftigen Wind bildeten sich insbesondere oberhalb der Waldgrenze frische Triebschneepakete. Diese stellen aktuell die Hauptgefahr für WintersportlerInnen dar. In den neuschneereichen Gebieten sind diese ausgedehnter und mächtiger und somit gefährlicher. Mit etwas Erfahrung in der Lawinenbeurteilung lassen sich frische Triebschneepakete bei ausreichenden Sichtverhältnissen gut erkennen. Entsprechend kann man diesen auch gut ausweichen. Vermehrt findet man solche Gefahrenbereiche naturgemäß hinter Geländekanten, im kammnahen Gelände, sowie in Rinnen und Mulden.


Bereits gestern am 04.01.2022 legte der Wind in der Höhe zu. Samnaungruppe
Bereits gestern am 04.01.2022 legte der Wind in der Höhe zu. Samnaungruppe


Schneedifferenz seit heute, 05.01. in der Früh
Schneedifferenz seit heute, 05.01. in der Früh


Hohe Variabilität der Schneedecke

Betrachtet man die Schneeverteilung bzw. die Beschaffenheit der Schneedecke, insbesondere der Schneeoberfläche vor Einzug der Kaltfront, so kann im ganzen Land in Summe von einer hohen Variabilität ausgegangen werden. Dies ist positiv zu werten und spricht für keine großflächigen Bruchfortpflanzungen, sondern eher für lokale Problembereiche aufgrund des frischen Triebschnees.


Schneeverteilung im Villgratental (Foto: 01.01.2022)


Ein ähnliches Bild in den Nördlichen Stubaier Alpen (Foto: 01.01.2022)
Ein ähnliches Bild in den Nördlichen Stubaier Alpen (Foto: 01.01.2022)


Eine von Regenrinnen geprägte Schneeoberfläche in den Allgäuer Alpen (Foto: 01.01.2022)
Eine von Regenrinnen geprägte Schneeoberfläche in den Allgäuer Alpen (Foto: 01.01.2022)



Eine von Wind und Sonne geprägte und dadurch ebenso unregelmäßige Schneeoberfläche in größeren Höhen. Karnischer Kamm (Foto: 04.01.2022)
Eine von Wind und Sonne geprägte und dadurch ebenso unregelmäßige Schneeoberfläche in größeren Höhen. Karnischer Kamm (Foto: 04.01.2022)


Ein Blick in die Schneedecke zeigt sehr häufig eine wenig störanfällige Altschneedecke. Ausgenommen sind kleine Schwimmschneenester an schneearmen Stellen, die man vermehrt in Kammlagen findet. Diese sind häufig von eher gering mächtigen, härteren und älteren Triebschneepaketen überlagert und können lokal v.a. im extrem steilen Gelände gestört werden.



Typisches Schneeprofil: Brüche in der Schneedecke können sich meist nicht fortpflanzen. Die Altschneedecke ist verbreitet stabil. N, 2600m, 34°, Deferegger Alpen
Typisches Schneeprofil: Brüche in der Schneedecke können sich meist nicht fortpflanzen. Die Altschneedecke ist verbreitet stabil. N, 2600m, 34°, Östliche Deferegger Alpen


Schwachschichten, auf denen die frischen Triebschneepakete als Lawine abgehen können, finden sich somit v.a. im Neuscheepaket selbst, ev. in Form von Graupeleinlagerungen oder aufgrund weicherer Neuschneeschichten, die von Triebschnee überlagert wurden. Aufgrund der meist überschaubaren Neuschneemengen und Gefahrenbereiche kommen wir in weiten Teilen des Landes in der Höhe mit mäßige Lawinengefahr durch. Somit ist die aktuell ausgegebene erhebliche Gefahr in den etwas neuschneereicheren Regionen eher im unteren Bereich dieser Gefahrenstufe angesiedelt.


Ein kurzer Blick zurück: Rekordtemperaturen zu Neujahr

Vergangene Woche war wettertechnisch außergewöhnlich, da viel zu warm. So wurden beispielsweise in Galtür oder St. Anton am Arlberg zu Neujahr noch nie so hohe Lufttemperaturen gemessen, wie heuer.

Nach Durchzug der Warmfront vom 29.12. auf den 30.12., die Regen häufig bis 2600m hinauf brachte, gefolgt von der sehr warmen Wetterphase bis 04.01. abends wurde die Schneedecke einerseits in tiefen und mittleren Lagen häufig nass, in höheren sonnenbeschienenen Hängen oberflächennah feucht. Andererseits führte dies in Summe zur Zerstörung von oberflächennahen Schwachschichten, aber auch schlussendlich zu einer Stabilisierung der Altschneedecke.


Ein noch nie dagewesenes Bild: Die rote Linie zeichnet Rekordtemperaturen in Galtür auf.
Ein noch nie dagewesenes Bild: Die rote Linie zeichnet Rekordtemperaturen in Galtür auf. 


Ausblick

Vorerst bleibt das Triebschneeproblem die Hauptgefahr.