Das Wichtigste voran!
In den neuschneereichen Regionen sollte man im freien Skigelände über sehr gutes lawinenkundliches Wissen verfügen und zudem besonnen und zurückhaltend unterwegs sein. Gefahrenstellen sind verbreitet, mitunter schwer zu erkennen und Lawinenunfälle somit recht wahrscheinlich. Übrigens kratzen wir in den besonders neuschneereichen Gebieten nahe der Stufe 4 " - große Lawinengefahr!
Warmfront erhöht Störanfälligkeit der Schneedecke!
Heute am 22.01.2022 ist die von der ZAMG-Wetterdienststelle vorhergesagte Warmfront eingetroffen und bringt v.a. in den östlichen Regionen bis morgen, 23.01. in der Früh weitere 20-50cm Neuschnee. Somit wird es bis dann innerhalb der vergangenen 48 Stunden lokal um 100cm geschneit haben. Begleitet wird der Schneefall von meist starkem, in Böen stürmischem Wind aus nördlicher Richtung. Da die Störung Warmfrontcharakter hat, muss davon ausgegangen werden, dass anfangs kälterer Neuschnee von etwas wärmerem und häufig von Wind geprägtem Neuschnee überlagert wurde. Der kältere Neuschnee kann somit kurzfristig, allerdings recht verbreitet, eine störanfällige Schwachschicht für den darüber gelagerten gebundenen Neuschnee bilden. Zudem hat man vermehrtes Gefährdungspotential für Schneebrettlawinen auch noch durch die im vorangegangenen Blogeintrag erwähnte, aufbauend umgewandelte Schneeoberfläche in schattigen, bisher eher windberuhigten Steilhängen.
24-Stunden Neuschneeprognose 22.01. auf 23.01.2022. Lokal ist laut letzten Prognosen auch mehr Schnee zu erwarten. |
Windig ist es und war es auf den Bergen. Am Weg zum Grubenkopf - Zentrale Stubaier Alpen. (Foto: 21.01.2022) |
Spontane Lawinen
Zeitlich gestaffelt ist nun vermehrt mit spontanen Lawinenabgängen zu rechnen. Es handelt sich dabei sowohl um Schneebrett-, Gleitschnee- als auch Lockerschneelawinen.
Schneebrettlawinen
Insbesondere in den besonders neuschneereichen Regionen ist während der Abend- und Nachtstunden mit dem vermehrten Abgang spontaner Schneebrettlawinen zu rechnen. Diese werden meist mittelgroß, vereinzelt jedoch auch groß werden. Da sich die Wolken in den niederschlagsreichen Regionen morgen Sonntag, 23.01. erst im Laufe des Nachmittags verziehen werden, wird die Sonneneinstrahlung wohl kaum mehr den nötigen Impuls für weitere spontane Schneebrettlawinen liefern können.
Gleitschneelawinen
In tiefen und mittleren Lagen wurde der Neuschnee zumindest in Sonnenhängen häufig auf (wieder) aperem Boden abgelagert. Dort ist während der kommenden Tage - wiederum in den neuschneereichen Regionen - mit vermehrten Abgängen von Gleitschneerutschen und meist mittelgroßen Gleitschneelawinen zu rechnen. Das prognostizierte Schönwetter mit langsam ansteigenden Temperaturen wird deren Auslösewahrscheinlichkeit etwas erhöhen.
Lockerschneelawinen
Bereits morgen, Sonntag, 23.01., ist überall dort, wo es während der vergangenen Tage geschneit hat und zudem die Sonne bereits kräftiger scheint, mit spontanen Lockerschneelawinen zu rechnen. Ansonsten wird dies spätestens am Montag, 24.01. der Fall sein. Bevorzugt werden Lockerschneelawinen aus extrem steilem, meist felsdurchsetztem Gelände in Südhängen zu beobachten sein.
Bereits heute am 22.01. erste Lawinenabgänge mit Personenbeteiligung
Die Leitstelle Tirol meldete heute zwei "Negativlawinen", also Lawinenabgänge bei denen Personen zwar beteiligt waren, aber nicht zu Schaden gekommen sind. Dies war im Bereich des Sonntagsköpfls in den Östlichen Tuxer Alpen sowie im Bereich des Mitterkars in der Gemeinde Brandberg in den Nördlichen Zillertaler Alpen der Fall.
Unfallträchtige Tage - Bitte um Besonnenheit und Zurückhaltung!
Nach einer stürmischen Schneefallperiode bei sich zunehmend besserndem Wetter ist erfahrungsgemäß immer mit vermehrten Lawinenabgängen mit Personenbeteiligung zu rechnen. Mögen die bereits erwähnten Lawinenabgänge dafür bereits mahnende Beispiele sein!