Schneedecke wird feuchter
Mit dem nächtlichen Wolkenaufzug vom 14.04. auf den 15.04. kühlt die Schneedecke während der Nacht nicht mehr ab. Insbesondere in Schattenhängen in einem Höhenband um etwa 2300m dringt die Feuchtigkeit nun vermehrt auch in tiefere, bisher noch trockene Schichten ein. Dadurch verliert die Schneedecke an Festigkeit. Die Wahrscheinlichkeit von feuchten bzw. nassen Rutschen, primär ausgelöst durch Wintersportler, vereinzelt auch spontan steigt dadurch an.
Die Kurve der Oberflächentemperatur verflacht zusehends. Der Taupunkt steigt erstmals sogar über 0°C an. Dies spricht für eine rasche Durchnässung der Schneedecke am Profilstandort. |
Selbst auf 3000m haben wir es am 14.04. spätabends mit einer oberflächig feuchten Schneedecke am Profilstandort (Gletscherskigebiet Sölden) zu tun. |
Vorsicht v.a. auch dort, wo diffuser Strahlungseinfluss lokal zu intensivem Energieeintrag und somit vermehrten Schmelzprozessen führt. Fest steht, dass die Schneequalität aktuell leidet.
Risse in der Schneedecke als Vorboten möglicher Gleitschneelawinen. Bei weiterem Nässeeintrag steigt die Wahrscheinlichkeit eines Abgangs. (Foto: 12.04.2022) |
Abnehmendes Altschneeproblem
Im letzten Blogeintrag wiesen wir auf die Entwicklung oberflächennaher Schwachschichten oberhalb etwa 2600m hin. Dieses Problem hat sich inzwischen weiter zurückgebildet. Betroffen ist aktuell wohl am ehesten noch der Sektor WNW über N bis ONO. Vorsicht v.a. in sehr steilen bis extrem steilen Hängen, wo sich während der vergangenen Woche mehr Triebschnee abgelagert hat. Es handelt sich um ein schwierig einzuschätzendes Problem. Hilfreich ist ein Blick in die Schneedecke bis in den Bereich der eingefärbten Saharastaubschicht von Mitte März.
Neuschneeprognose von Freitag, 08.04. bis Sonntag, 10.04.2022. Während dieser Niederschläge lagerte sich vielerorts eine zum Teil auch recht ausgeprägte Schicht aus Graupelkörnern ab. |
Kürzliche Lawinenabgänge ausschließlich auf oberflächennahen Schwachschichten
Hier noch ein paar Bilder von kürzlich gemeldeten Lawinenabgängen in Tirol. Allen gemein sind oberflächennahe Schwachschichten aufgrund gm.4 (kalt auf warm) oder gm.9 (Graupel).
Westliche Liebenerspitze, Ötztaler Alpen, 3200m, SW (Foto: 10.04.2022) |
Kammnahes Schneebrett Wildebene im Arlberggebiet; 2570m, NW (Foto: 11.04.2022) |
Schneebrettlawine vom 12.04. im Bereich der Knotenspitze in den Nördlichen Stubaier Alpen. 2800m Nord. |
Drei spontane Schneebrettlawinen vom 12.04. am Marzellkamm in den Ötztaler Alpen, 2930m-3050m, NO (Foto: 13.04.2022) |
Wie gehts weiter?
Abfahrtsgenuss im Gschnitztal (Foto: 12.04.2022) |