Sonntag, 22. Januar 2023

Sicher und gefährlich liegen oft eng beieinander - Frischer Triebschnee ist meist sehr störanfällig

Kalter, lockerer Pulverschnee bildet eine sehr reaktive Schwachschicht

Ergänzend zum letzten Blogeintrag möchten wir nochmals darauf hinweisen, dass der frische Triebschnee meist sehr störanfällig ist. Dies hat mit der Schwachschicht zu tun, die aus lockerem, kalten Pulverschnee besteht. Es handelt sich dabei (in windberuhigten Gebieten) um so genannten Wildschnee, also einen sehr fluffigen Schnee. Dieser verbindet sich sehr schlecht mit darüber gelagertem Triebschnee. Kurzfristig (aktuell handelt es sich da um einige Tage) ist der kalte, lockere Pulverschnee gleich bösartig oder gleich reaktiv wie eingeschneiter Oberflächenreif. Man beobachtet deshalb beim Betreten frischer Triebschneepakete häufig Rissbildungen oder aber hört Setzungsgeräusche. Vereinzelt sind auch Fernauslösungen möglich. Zudem wurden uns spontane Lawinenabgänge gemeldet. Meist handelt es sich dabei um kleine Schneebretter, in der Höhe in Kammnähe sind diese z.T. auch mittelgroß.


Hohe Variabilität - sicher und gefährlich liegen oft eng beieinander

Die Schneedecke ist im ganzen Land sehr variabel. Dies betrifft sowohl die Schneeoberfläche, den Aufbau und deren Verteilung. Dies hat mit dem sehr wechselhaften Wetter dieses Winters zu tun. Dies hat aktuell aber auch mit dem sehr unterschiedlichen Schneehöhenzuwachs und Windeinfluss im Land zu tun.


72h-Differenz der Schneehöhe
72h-Differenz der Schneehöhe



Windverteilung vom 22.01.2023 05:00 Uhr
Windverteilung vom 22.01.2023 05:00 Uhr



Eine der neuschneereichen Wetterstationsstandorte. Puitegg/Gehrenspitze in den Mieminger Bergen. Der Schneestandort Puitegg scheint windberuhigt gewesen zu sein. Am Windstandort Gehrenspitze wehte hingegen kräftiger Nordostwind.
Eine der neuschneereichen Wetterstationsstandorte. Puitegg/Gehrenspitze in den Mieminger Bergen. Der Schneestandort Puitegg scheint windberuhigt gewesen zu sein. Am Windstandort Gehrenspitze wehte hingegen kräftiger Nordostwind.



Teilweise griff der Wind auch bis in die Täler durch, wie hier in Virgen in Osttirol
Teilweise griff der Wind auch bis in die Täler durch, wie hier in Virgen in Osttirol



Auch interessant: Ca. 15mm Niederschlag während der vergangenen zwei Tage ergaben aufgrund der kalten Temperaturen knapp 50cm fluffigen Neuschnee. Station Wilde Krimml in der Region Westliche Kitzbüheler Alpen
Auch interessant: Ca. 15mm Niederschlag während der vergangenen zwei Tage ergaben aufgrund der kalten Temperaturen knapp 50cm fluffigen Neuschnee. Station Wilde Krimml in der Region Westliche Kitzbüheler Alpen


Frischen Triebschnee im Steilgelände konsequent ausweichen


Schärft aktuell die Sinne für die Erkennung frischer Triebschneepakete und weicht diesen im Steilgelände konsequent aus! Vermehrt findet man diese Gefahrenbereiche vom Waldgrenzbereich aufwärts. Allerdings, wie gerade hingewiesen -  hat der Wind teilweise bis in tiefe Lagen durchgegriffen. Gefahrenbereiche können also auch z.B. in tiefer gelegenen, steilen Waldlichtungen anzutreffen sein.



Windeinfluss im Waldgrenzbereich. Hahnenkamm bei Reutte (Foto: 21.01.2023)
Windeinfluss im Waldgrenzbereich. Hahnenkamm bei Reutte (Foto: 21.01.2023)



Hohe Störanfälligkeit der Schneedecke, dort wo kalter lockerer Pulverschnee von Triebschnee überlagert wurde. Bergeralm - Zentrale Stubaier Alpen (Foto: 21.01.2023)
Hohe Störanfälligkeit der Schneedecke, dort wo kalter lockerer Pulverschnee von Triebschnee überlagert wurde. Bergeralm - Zentrale Stubaier Alpen (Foto: 21.01.2023)



Windeinfluss auch in tiefen Lagen, wie hier im Gemeindegebiet von Matrei i.Osttirol (Foto: 21.01.2023)
Windeinfluss auch in tiefen Lagen, wie hier im Gemeindegebiet von Matrei i.Osttirol (Foto: 21.01.2023)


Altschneeproblem bleibt weiterhin aufrecht


Ergänzend zum vergangenen Blogeintrag.: Die durch den gebietsweise starken Windeinfluss entstandenen Triebschneepakete können mitunter ein Brett für jene Bereiche bilden, wo die Schneedecke bisher spannungsarm und locker aufgebaut war. Vermehrt betrifft dies schattiges Gelände von etwa 2000-2200m aufwärts. Auch im besonnten Gelände kann durch ein neues Brett die Störanfälligkeit kantiger Schwachschichten im Bereich von Krusten erhöht sein. Dies betrifft vermehrt Höhenbereiche von etwa 2300-2500m aufwärts. 


Auch genussreiche Pulverschneeabfahrten sind möglich


Sicher und gefährlich liegen eng beieinander. Hier hilft Erfahrung in der Beurteilung der Lawinengefahr, um diese Bereiche auseinanderzuhalten. Dann lassen sich natürlich auch genussreiche Pulverschneeabfahrten machen.



Unterwegs in den Westlichen Kitzbüheler Alpen (Foto: 21.01.2023)
Unterwegs in den Westlichen Kitzbüheler Alpen (Foto: 21.01.2023)