Kalter, lockerer Pulverschnee bildet eine sehr reaktive Schwachschicht
Ergänzend zum letzten Blogeintrag möchten wir nochmals darauf hinweisen, dass der frische Triebschnee meist sehr störanfällig ist. Dies hat mit der Schwachschicht zu tun, die aus lockerem, kalten Pulverschnee besteht. Es handelt sich dabei (in windberuhigten Gebieten) um so genannten Wildschnee, also einen sehr fluffigen Schnee. Dieser verbindet sich sehr schlecht mit darüber gelagertem Triebschnee. Kurzfristig (aktuell handelt es sich da um einige Tage) ist der kalte, lockere Pulverschnee gleich bösartig oder gleich reaktiv wie eingeschneiter Oberflächenreif. Man beobachtet deshalb beim Betreten frischer Triebschneepakete häufig Rissbildungen oder aber hört Setzungsgeräusche. Vereinzelt sind auch Fernauslösungen möglich. Zudem wurden uns spontane Lawinenabgänge gemeldet. Meist handelt es sich dabei um kleine Schneebretter, in der Höhe in Kammnähe sind diese z.T. auch mittelgroß.
Hohe Variabilität - sicher und gefährlich liegen oft eng beieinander
Die Schneedecke ist im ganzen Land sehr variabel. Dies betrifft sowohl die Schneeoberfläche, den Aufbau und deren Verteilung. Dies hat mit dem sehr wechselhaften Wetter dieses Winters zu tun. Dies hat aktuell aber auch mit dem sehr unterschiedlichen Schneehöhenzuwachs und Windeinfluss im Land zu tun.
72h-Differenz der Schneehöhe |
Windverteilung vom 22.01.2023 05:00 Uhr |
Teilweise griff der Wind auch bis in die Täler durch, wie hier in Virgen in Osttirol |
Frischen Triebschnee im Steilgelände konsequent ausweichen
Schärft aktuell die Sinne für die Erkennung frischer Triebschneepakete und weicht diesen im Steilgelände konsequent aus! Vermehrt findet man diese Gefahrenbereiche vom Waldgrenzbereich aufwärts. Allerdings, wie gerade hingewiesen - hat der Wind teilweise bis in tiefe Lagen durchgegriffen. Gefahrenbereiche können also auch z.B. in tiefer gelegenen, steilen Waldlichtungen anzutreffen sein.
Windeinfluss im Waldgrenzbereich. Hahnenkamm bei Reutte (Foto: 21.01.2023) |
Hohe Störanfälligkeit der Schneedecke, dort wo kalter lockerer Pulverschnee von Triebschnee überlagert wurde. Bergeralm - Zentrale Stubaier Alpen (Foto: 21.01.2023) |
Windeinfluss auch in tiefen Lagen, wie hier im Gemeindegebiet von Matrei i.Osttirol (Foto: 21.01.2023) |
Altschneeproblem bleibt weiterhin aufrecht
Ergänzend zum vergangenen Blogeintrag.: Die durch den gebietsweise starken Windeinfluss entstandenen Triebschneepakete können mitunter ein Brett für jene Bereiche bilden, wo die Schneedecke bisher spannungsarm und locker aufgebaut war. Vermehrt betrifft dies schattiges Gelände von etwa 2000-2200m aufwärts. Auch im besonnten Gelände kann durch ein neues Brett die Störanfälligkeit kantiger Schwachschichten im Bereich von Krusten erhöht sein. Dies betrifft vermehrt Höhenbereiche von etwa 2300-2500m aufwärts.
Auch genussreiche Pulverschneeabfahrten sind möglich
Sicher und gefährlich liegen eng beieinander. Hier hilft Erfahrung in der Beurteilung der Lawinengefahr, um diese Bereiche auseinanderzuhalten. Dann lassen sich natürlich auch genussreiche Pulverschneeabfahrten machen.
Unterwegs in den Westlichen Kitzbüheler Alpen (Foto: 21.01.2023) |