Frische Triebschneepakete sind meist klein, jedoch recht störanfällig
Aktuell weht in der Höhe starker Wind aus westlicher Richtung. Dieser verfrachtet die wenigen Zentimeter Neuschnee, welche am 03.01.2023 sowie heute am 05.01.2023 gefallen sind. Der Neuschnee bildet in der Höhe in windgeschützten Lagen - bevorzugt im schattigen Gelände - eine mögliche Schwachschicht für darüber gelagerten, frischen Triebschnee. (Im Neuschnee findet man teilweise auch Graupel und kleine Oberflächenreifkristalle). Triebschneepakete sind aktuell eher überschaubar, Lawinen deshalb meist klein, teilweise - v.a. in Kammnähe - auch mittelgroß.
15cm Anriss misst dieser Rutsch auf der Nordseite des Zuckerhütl in den Stubaier Alpen. Es handelt sich um ein frisches Triebschneepaket. (Foto: 04.01.2022) |
Etwas Neuschnee auf den Bergen. Unterhalb etwa 2000m regnete es. |
Vielerorts weht in der Höhe recht kräftiger Wind |
Vergangene Woche war übrigens VIEL zu warm (Neue Rekordwerte seit Messbeginn!) Kaum Niederschlag. Aktuell kräftiger Wind. |
Altschneeproblem kleinräumig, vermehrt schattseitig
Während der vergangenen Woche sind bei uns keine Meldungen über Lawinenabgänge eingegangen, bei denen Personen beteiligt waren. Dies spricht zusammen mit den meisten Stabilitätsuntersuchungen für eine inzwischen eher spannungsarme Altschneedecke. (Im Gelände bricht man u.a. recht häufig bis zum Boden durch.) Dennoch, das Altschneeproblem bleibt tückisch. Wenige Gefahrenbereiche findet man wohl am ehesten noch im sehr steilen Gelände mit mächtigeren, älteren Triebschneepaketen. Vermehrt betroffen ist inzwischen schattiges und wohl auch kammnahes Gelände. Vorsicht u.a. an Übergängen von wenig zu viel Schnee.
Brüche im Altschnee können nicht ausgeschlossen werden, dürften inzwischen aber nur mehr selten möglich sein. Tuxer Alpen (Foto: 30.12.2022) |
Frühjahrsbedingungen im Hochwinter
Für die Jahreszeit ist es weiterhin viel zu warm. Dies führte zu einem weiteren Abschmelzen des wenigen Schnees, v.a. in besonnten Hängen. Dies führte dort aber auch zu einer vermehrten Lawinenaktivität aus extrem steilem Gelände. Nicht alltäglich waren wohl auch die gebietsweise recht guten Firnbedingungen. Vermehrte Rückmeldungen bekamen wir diesbezüglich aus dem südlichen Osttirol.
Nasse Lockerschnee- und Gleitschneelawinen aus besonntem Gelände. Südliches Osttirol (Foto: 01.01.2023) |
Der Wärmeeintrag aktiviert das Pflanzenwachstum. Süd. 1300m. Raum Lienz (Foto: 05.01.2023) |
Die vergleichsweise brauchbarsten Tourenverhältnisse gibt es aktuell im südlichen Osttirol. (Foto: 04.01.2023) |
Ein schneller Blick in die Schneedecke
Hier zwei Schneeprofile, die für die aktuelle Situation recht typisch sind.
Skibetrieb gebietsweise nur auf Kunstschnee möglich
Ohne Kunstschnee würde ein Skibetrieb in einigen Skigebieten nicht oder nur stark eingeschränkt möglich sein. Manche Skigebiete profitieren von den kalten Tagen um den 10.12...
Schneebänder ins Tal im Zillertal (Foto: 04.01.2023) |
Vorsorglich angelegte Schneedepots. Zillertal Arena (Foto: 04.01.2023) |
Ähnliches Bild im Außerfern. Hahnenkammgebiet. (Foto: 01.01.2023) |
Achtung: Zahlreiche schwere Skiunfälle im Pisten-Nahbereich
Seit den Weihnachtsferien häuften sich sehr schwere, auch tödliche Skiunfälle aufgrund harter Pisten bzw. fehlender Sturzräume außerhalb des Pistenrandes. Das Österreichische Kuratorium für Alpine Sicherheit hat diesbezüglich eine Presseaussendung verfasst. Details dazu findet man hier:
Wie gehts weiter?
Laut Wetterdienststelle (ehemalige ZAMG - neu: Geosphere Austria) sind keine größeren Schneemengen in Sicht. Das Wetter soll eher wechselhaft werden. Dies trifft für den Temperaturverlauf zu, aber auch für die Windtätigkeit. Vorerst bleibt es viel zu warm...Der morgige Dreikönigstag soll nach Auflösung von Nebelfeldern recht sonnig werden. Dann wird es zunehmend föhnig. Ab Montag dann Niederschlag und kühler.
Die Lawinengefahr ändert sich vorerst nicht wesentlich. Frische Triebschneepakete sollten im sehr steilen Gelände vorerst gemieden werden. Beachtet v.a. auch eine mögliche Mitreißgefahr im extrem steilen Gelände.
Schneeverfrachtungen in der Höhe dürften im Verlauf der nächsten Woche immer wieder ein Thema sein. (Foto: 05.01.2023) |