Freitag, 10. Februar 2023

Analysen der tödlichen Lawinenunfälle - Lawinensituation aktuell etwas heimtückisch

Lawinenzeit

Den Begriff "Lawinenzeit" prägte der langjährige Ausbildungsleiter der Österreichischen Berg- und Skiführer Klaus Hoi. Er meinte damit, dass während bestimmter, kurzer Zeiträume eines Winters ein stark erhöhtes Lawinenrisiko besteht. Genau so eine Lawinenzeit hatten wir zwischen dem 03.02. und dem 06.02.2023. Innerhalb dieses kurzen Zeitraums starben 8 Personen unter Lawinen. (Eine vergleichbare Lawinenzeit gabs vergangenen Winter um dieselbe Zeit. Damals kamen zwischen dem 04.02. und dem 05.02. ebenso 8 Personen in Lawinen ums Leben.).


Altschneeproblem unfallkausal

Vorweg: Bei sämtlichen, kürzlich passierten tödlichen Lawinenunfällen war ein Altschneeproblem unfallkausal. Die Schneedeckenuntersuchungen vor Ort oder im Nahbereich der Lawinenunfälle zeigten alle dasselbe Bild: Eine langlebige Schwachschicht aus kantigen Kristallen (teilweise mit Schwimmschnee) befand sich unterhalb einer dünnen Schmelzkruste. Darüber war ein meist sehr gut ausgeprägtes Brett von den vorangegangenen Niederschlägen samt Verfrachtungen vorhanden.


Bei der Leitstelle Tirol gingen zwischen dem 03.02. und dem 05.02.2023 64 Lawinenmeldungen ein

Hier ein Überblick der von der Leitstelle Tirol zwischen dem 03.02. und dem 05.02.2023 gemeldeten Lawinenereignisse.


Lawinenmeldungen gabs über ganz Tirol verteilt. (Die Karte wurde um den tödlichen Unfall am 06.02. im Wannenkar im Nahbereich der Hohen Wasserfalle ergänzt) 7 Lawinen mit Todesfolge, 15 Lawinen mit Personenbeteiligung, 42 Negativlawinen (Karte: (c) Landeswarnzentrale Tirol)
Lawinenmeldungen gabs über ganz Tirol verteilt. (Die Karte wurde um den tödlichen Unfall am 06.02. im Wannenkar im Nahbereich der Hohen Wasserfalle ergänzt) 7 Lawinen mit Todesfolge, 15 Lawinen mit Personenbeteiligung, 42 Negativlawinen (Karte: (c) Landeswarnzentrale Tirol)


Lawinenunfallerhebungen großteils mit Unterstützung des Landeshubschraubers

Unsere Unfallanalysen finden gemeinsam mit der Alpinpolizei statt. Sehr hilfreich ist da immer der Landeshubschrauber, der uns während hektischer Zeiten zeitsparende Unfallanalysen ermöglicht. 


Der Landeshubschrauber bei der Unfallerhebung am Hohen Aifner (Foto: 05.02.2023)
Der Landeshubschrauber samt Flight Operator bei der Unfallerhebung am Hohen Aifner (Foto: 05.02.2023)


Lawinenunfall Königstal (Gurgler Gruppe) am 03.02.2023

Kurzer Sachverhalt

3 Personen fuhren vom Skigebiet Hochgurgl im Bereich des Wurmkogels in das freie Skigelände ein. Sie wollten anfangs über das Kleine Königstal in das Königstal und von dort ins Tal gelangen. Die später verunfalle Person wählte zuvor bereits dieselbe Abfahrtsroute. Bei einer leicht überwechteten Geländekante wollte diese Person über eine Geländekante springen. Sie ließ sich dabei von einem Kollegen filmen. Nach dem Sprung kam die Person allerdings zu Sturz, wobei sich anschließend eine Lawine löste und die Person mitriss. Die Person wurde recht tief verschüttet und überlebte den Lawinenabgang nicht.


Lawinenunfall Königstal vom 03.02.2023. Der Kreis symbolisiert die Verschüttungsstelle. Das Foto wurde zwei Tage nach dem Lawinenunfall aufgenommen. Gut zu erkennen, die aufgrund von Schneefall und Sturm bedingte hohe spontane Lawinenaktivität im Nahbereich der Unfalllawine. Die Lawine löste sich auf 2500m in einem extrem steilen SW-Hang. Die Lawine war ca. 100m breit und 200m lang. (Foto: 05.02.2023)
Lawinenunfall Königstal vom 03.02.2023. Der Kreis symbolisiert die Verschüttungsstelle. Das Foto wurde zwei Tage nach dem Lawinenunfall aufgenommen. Gut zu erkennen, die aufgrund von Schneefall und Sturm bedingte hohe spontane Lawinenaktivität im Nahbereich der Unfalllawine. Die Lawine löste sich auf 2500m in einem extrem steilen SW-Hang. Die Lawine war ca. 100m breit und 200m lang. (Foto: 05.02.2023)


Nahaufnahme des Anrissgebietes: Der Pfeil zeigt die Geländekante und die ungefähre Stelle, wo die verunfallte Person in den Hang gesprungen ist. (Foto: 03.02.2023)
Nahaufnahme des Anrissgebietes: Der Pfeil zeigt die Geländekante und die ungefähre Stelle, wo die verunfallte Person in den Hang gesprungen ist. (Foto: 03.02.2023)



Das Schneeprofil wurde 120m oberhalb des Lawinenanrisses aufgenommen. Die Schwachschicht aus kantigen Kristallen war zwischen zwei Krusten eingebettet - "Krustensandwich" (Profil vom 05.02.2023)
Das Schneeprofil wurde 120m oberhalb des Lawinenanrisses aufgenommen. Die Schwachschicht aus kantigen Kristallen war zwischen zwei Krusten eingebettet - "Krustensandwich" (Profil vom 05.02.2023) 


Lawinenunfall Gedrechter (Östliche Tuxer Alpen) am 04.02.2023

Kurzer Sachverhalt

Ein sehr guter Skifahrer fuhr im Nahbereich des Neuhüttenliftes nördlich des Gedrechters mit weiteren Personen Richtung Tal. Der Skifahrer entfernte sich dabei von der Gruppe und kam nördlich einer gesperrten Piste in den freien Skiraum. Dort löste sich ein Schneebrett, das ihn mitriss und ca. 2m tief verschüttete. Der Lawinenunfall ereignete sich bei schlechten Sichtverhältnissen, weshalb die Gruppe den Lawinenunfall erst verspätet mitbekommen hatte. Die verschüttete Person konnte mittels LVS-Gerät geortet und anschließend ausgegraben werden. Die Hilfe kam zu spät.



Die Lawine im Nahbereich des Gedrechter. Die Lawine löste sich kammnah in einer Höhe von 2050m in einem extrem steilen NO-Hang. Die Lawine war ca. 120m lang und 60m breit. Kreis: Verschüttungsstelle (Foto: 05.02.2023)
Die Lawine im Nahbereich des Gedrechter. Die Lawine löste sich kammnah in einer Höhe von 2050m in einem extrem steilen NO-Hang. Die Lawine war ca. 120m lang und 60m breit. Kreis: Verschüttungsstelle (Foto: 05.02.2023)



Der obere Bereich des Lawinenanrisses (Foto: 05.02.2023)
Der obere Bereich des Lawinenanrisses (Foto: 05.02.2023)



Interessant an diesem Profil ist die oberflächennahe Ausbildung einer dünnen Schmelzkruste samt kantigen Kristallen. Vermutlich durch gm.4 (kalt auf warm) entstanden. Dort ev. Primärbruch, darunter im Bereich des Krustensandwiches sekundärer Bruch. (Profil vom 05.02.2023)
Interessant an diesem Profil ist die oberflächennahe Ausbildung einer dünnen Schmelzkruste samt kantigen Kristallen. Vermutlich durch gm.4 (kalt auf warm) entstanden. Dort ev. Primärbruch, darunter im Bereich des Krustensandwiches sekundärer Bruch. (Profil vom 05.02.2023)


Lawinenunfall Hohe Aifnerspitze (Kaunergrat) am 04.02.2023

Kurzer Sachverhalt

Ein einzelner Tourengeher ging mit seinem Hund auf die Hohe Aifnerspitze. Es handelte sich dabei um ein vom Tourengeher häufig angepeiltes Tourenziel. Bei der Abfahrt im extrem steilen Gelände ging eine Schneebrettlawine ab, die den Tourengeher und den Hund mitriss. Dem Hund gelang es, nach ca. 800m der Lawine zu entrinnen. Der Tourengeher hingegen wurde total verschüttet. Der Hund lief daraufhin zu seinem Wohnort. Angehörige leiteten eine Suchaktion ein. Am 05.02. konnte der Tourengeher, der kein LVS-Gerät bei sich hatte, mittels eines Recco-Sensors vom Hubschrauber aus geortet werden. Bei der anschließenden Bergung konnte nur mehr der Tod des Skitourengehers festgestellt werden. 



Lawinenabgang Hoher Aifner. Die Person wurde beim Knick im Bereich der Waldgrenze aufgefunden. Die Lawine löste sich in einer Seehöhe von etwa 2700m in einem 40° steilen SO-Hang.
Lawinenabgang Hohe Aifnerspitze. Die Person wurde beim Knick im Bereich der Waldgrenze aufgefunden. Die Lawine löste sich in einer Seehöhe von etwa 2700m in einem 40° steilen SO-Hang.


Im Nahbereich des Anrissgebietes. Der Pfeil zeigt die Einfahrtsspur. (Foto: 05.02.2023)
Im Nahbereich des Anrissgebietes. Der Pfeil zeigt die Einfahrtsspur. (Foto: 05.02.2023)



Profilort orographisch links der Unfalllawine. Bei allen Unfällen ein sehr ähnliches Bild. (Profil vom 05.02.2023)
Profilort orographisch links der Unfalllawine. Bei allen Unfällen ein sehr ähnliches Bild. (Profil vom 05.02.2023)


Lawinenunfall Kapall - Törli (Westliche Lechtaler Alpen)

Kurzer Sachverhalt

3 Variantenfahrer fuhren vom Skigebiet St.Anton vom Kapall in Richtung Törli-Schöngraben. Noch bevor die geführte Gruppe die extrem steile Einfahrt in den darunter befindlichen Graben erreichte, löste sich ein kleines Schneebrett. Die Gruppe fuhr weiter in den extrem steilen Graben. Dort ging eine weitere Lawine ab. Diese Lawine riss zwei der Personen mit. Eine Person konnte ausfahren. Diese Person setzte den Notruf ab und wurde anschließend vom Hubschrauber in Sicherheit gebracht. Aufgrund der großen Lawinengefahr wurde die Suche nach den Verschütteten auf den Folgetag verschoben. Die vermissten Personen konnten dann mittels LVS-Gerät geortet und aus ca. 3 bzw. 4m Tiefe nur mehr tot ausgegraben werden.


Bei der langgezogenen Lawine in magenta handelt es sich um die Unfalllawine. Die darüber in magenta eingefärbte Lawine war jene, die sich zuvor schon während der Abfahrt der Personen löste. Die in violett eingefärbten Lawinen wurden als Sicherheitsmaßnahme für die Bergung der Opfer gesprengt. Die Lawine löste sich in einer Seehöhe von etwa 2010m in einem O-Hang. Die Breite betrug ca. 30m, die Länge 550m. (Foto: 04.02.2023)
Bei der langgezogenen Lawine in magenta handelt es sich um die Unfalllawine. Die darüber in magenta eingefärbte Lawine war jene, die sich zuvor schon während der Abfahrt der Personen löste. Die in violett eingefärbten Lawinen wurden als Sicherheitsmaßnahme für die Bergung der Opfer gesprengt. Die Lawine löste sich in einer Seehöhe von etwa 2010m in einem O-Hang. Die Breite betrug ca. 30m, die Länge 550m. (Foto: 04.02.2023)


Das Schneeprofil wurde abseits des Lawinenabgangs beim nahe gelegenen Almajurjochs aufgenommen. Das Profil im Anrissbereich wird sehr ähnlich ausgeschaut haben - eine langanhaltende Schwachschicht unterhalb einer dünnen Schmelzkruste (Profil vom 09.02.2023)
Das Schneeprofil wurde abseits des Lawinenabgangs beim nahe gelegenen Almajurjochs aufgenommen. Das Profil im Anrissbereich wird sehr ähnlich ausgeschaut haben - eine langanhaltende Schwachschicht unterhalb einer dünnen Schmelzkruste (Profil vom 09.02.2023)


Lawinenunfall Steinermandl (Schobergruppe) vom 04.02.2023

Kurzer Sachverhalt

Ein Traktorfahrer wollte eine Forststraße im Debanttal in der Schobergruppe vom Schnee räumen. Dazu fuhr er anfangs über das Debanttal taleinwärts, um dann über den sogenannten Stubenweg oberhalb versetzt Richtung Zettersfeld zu gelangen. Als sich die Person mit ihrem Traktor auf der Forststraße in einem bekannten Lawinenstrich, der "Jasdorfer Lana" befand, löste sich ca. 700 Hm oberhalb eine Schneebrettlawine. Diese erfasste den Traktor mit voller Wucht. Die Person wurde aus dem Traktor geschleudert. Sie konnte teilverschüttet während einer nächtlichen Suchaktion nur mehr tot aufgefunden werden. Der Traktor wurde ca. 200m mitgerissen und komplett zerstört.



Die rote Linie zeigt die Forststraße. Die Person kam mit ihrem Traktor von rechts her. Der Kreis zeigt den Liegepunkt des völlig zerstörten Traktors. Das Anrissgebiet der Lawine befindet sich auf ca. 2150m. Die Lawine ist im Anrissgebiet um 100m breit und ca. 1000m lang. Die Lawine löste sich in einem extrem steilen NO-Hang. (Foto 05.02.2023)
Die rote Linie zeigt die Forststraße. Die Person kam mit ihrem Traktor von rechts her. Der Kreis zeigt den Liegepunkt des völlig zerstörten Traktors. Das Anrissgebiet der Lawine befindet sich auf ca. 2150m. Die Lawine ist im Anrissgebiet um 100m breit und ca. 1000m lang. Die Lawine löste sich in einem extrem steilen NO-Hang. (Foto 05.02.2023)



Liegepunkt des Traktors. (Foto: 07.02.2023)
Liegepunkt des Traktors. (Foto: 07.02.2023)


Das Profil wurde im Nahbereich des Lawinenanrisses aufgenommen. Die Störanfälligkeit variierte in Abhängigkeit der Schneemächtigkeit. An schneereichen Stellen war die Schneedecke in der Regel weniger störanfällig als an schneearmen Stellen. (Profil vom 07.02.2023)
Das Profil wurde im Nahbereich des Lawinenanrisses aufgenommen. Die Störanfälligkeit variierte in Abhängigkeit der Schneemächtigkeit. An schneereichen Stellen war die Schneedecke in der Regel weniger störanfällig als an schneearmen Stellen. (Profil vom 07.02.2023)


Lawinenunfall Eisenkar (Geigenkamm) vom 05.02.2023

Kurzer Sachverhalt

3 Skitourengeher peilten das Eisenkar am Geigenkamm als ihr Tourenziel an. Während des Aufstiegs begegneten sie zwei abfahrende Skitourengeher, mit denen sie sich kurz über die angespannten Lawinenverhältnisse austauschten. Die Gruppe befand sich im Aufstieg in einem Steilhang, bemerkten ein Setzungsgeräusch und wollten daraufhin umdrehen. In Folge löste sich jedoch eine Schneebrettlawine, die alle drei Personen mitriss. Zwei der Personen hatten einen Airbag dabei und wurden nur teilweise verschüttet. Eine Person mit LVS-Gerät war hingegen total verschüttet. Durch Kameradenrettung gelang eine Bergung des Skitourengehers nach ca. 20 Minuten. Vor Ort durchgeführte Wiederbelebungsmaßnahmen blieben erfolglos.


Magenta: Unfalllawine mit Verschüttungsstelle. Die Lawine war ca. 80m breit und 400m lang und löste sich auf ca. 2400m in einem extrem steilen SO-Hang. Violett: Kürzlich abgegangene spontane Lawinen (Foto: 05.02.2023)
Magenta: Unfalllawine mit Verschüttungsstelle. Die Lawine war ca. 80m breit und 400m lang und löste sich auf ca. 2540m in einem extrem steilen SO-Hang. Violett: Kürzlich abgegangene spontane Lawinen (Foto: 05.02.2023) 


Notarzthubschrauber im Einsatz. Ellipse: Verschüttungsstelle (Foto: 05.02.2023)
Notarzthubschrauber im Einsatz. Ellipse: Verschüttungsstelle (Foto: 05.02.2023)



Das Profil wurde etwas südlich versetzt an einem kleinen Hang aufgenommen. Es zeigt die bedeutsame Schwachschicht, die am Unfallhang wohl noch etwas ausgeprägter vorhanden gewesen sein dürfte. (Profil vom 05.02.2023)
Das Profil wurde etwas südlich versetzt an einem kleinen Hang aufgenommen. Es zeigt die bedeutsame Schwachschicht, die am Unfallhang wohl noch etwas ausgeprägter vorhanden gewesen sein dürfte. (Profil vom 05.02.2023)


Lawinenunfall Wannenkar (Kühtai - Geigenkamm) vom 06.02.2023

Kurzer Sachverhalt

Ein Skitourengeher ging alleine von Niederthai in Richtung Hohe Wasserfalle. Versetzt des Aufstiegs zur Hohen Wasserfalle wählte der Skitourengeher einen Aufstieg im Wannenkar bis zum nördlichen Ende eines Kessels. Dort machte sich der Skitourengeher zur Abfahrt bereit und fuhr vermutlich um die Mittagszeit ab. Gegen 16:00 Uhr wurden von den Angehörigen eine Vermisstenmeldung eingebracht. In den Abendstunden konnte unter Zuhilfenahme von Drohnen ein Lawinenkegel ausgemacht werden. Dieser wurde am folgenden Tag in den Morgenstunden von der Alpinpolizei und Bergrettung mittels LVS-Gerät abgesucht. Rasch konnte der Verschüttete durch ein Signal aufgefunden werden. Die Hilfe kam jedoch zu spät.


Lawine Wannenkar mit Einfahrtsspur und Verschüttungsstelle (verdeckt hinter der Geländekuppe). Die Lawine löste sich in einer Höhe von etwa 2600m in einem extrem steilen SO-Hang. Die Lawine war ca. 200m lang und 350m breit. (Foto: 07.02.2023)
Lawine Wannenkar mit Einfahrtsspur und Verschüttungsstelle (verdeckt hinter der Geländekuppe). Die Lawine löste sich in einer Höhe von etwa 2600m in einem extrem steilen SO-Hang. Die Lawine war ca. 200m lang und 350m breit. (Foto: 07.02.2023)


Einfahrtsspur Wannenkar. (Foto: 08.02.2023)
Einfahrtsspur Wannenkar. (Foto: 08.02.2023)



Schneeprofil mit einer Schwachschicht aus kantigen Kristallen und Schwimmschnee unterhalb einer dünnen Schmelzkruste (Profil vom 07.02.2023)
Schneeprofil mit einer Schwachschicht aus kantigen Kristallen und Schwimmschnee unterhalb einer dünnen Schmelzkruste (Profil vom 07.02.2023)


Impressionen der vergangenen Woche


Der Sturm auf den Bergen war am 04.02. außergewöhnlich. Durch die großräumigen Verfrachtungen und die dadurch bedingte Zusatzbelastung lösten sich einige Lawinen spontan. Bergerkogel im Villgratental (Foto: 04.02.2023)
Der Sturm auf den Bergen war am 04.02. außergewöhnlich. Durch die großräumigen Verfrachtungen und die dadurch bedingte Zusatzbelastung lösten sich einige, vereinzelt auch sehr große Schneebrettlawinen spontan. Bergerkogel im Villgratental (Foto: 04.02.2023)


Der Wind griff auch in den Waldbereich über. Frade (Foto: 04.02.2023)
Der Wind griff auch in den Waldbereich über. Frade (Foto: 04.02.2023)


Sehr gute Sprengerfolge in weiten Teilen Tirols, wie hier in der Schlick (Foto: 05.02.2023)
Sehr gute Sprengerfolge in weiten Teilen Tirols, wie hier in der Schlick (Foto: 05.02.2023)


Schneebrettlawine im Waldgrenzbereich. Außerfern (Foto: Adolf Kerber)
Schneebrettlawine im Waldgrenzbereich. Außerfern (Foto: Adolf Kerber)



Auf steilen Wiesenhängen: Potential von kleinen und mittelgroßen Gleitschneelawinen. Kelmen (Foto: Elisabeth Zangerl, am 07.02.2023)
Auf steilen Wiesenhängen: Potential von kleinen und mittelgroßen Gleitschneelawinen. Kelmen (Foto: Elisabeth Zangerl, am 07.02.2023)


Ausblick

Nach Tagen mit einer sehr hohen Lawinenaktivität nimmt die Zahl der Gefahrenstellen von Tag zu Tag ab. Entsprechend nimmt auch die Lawinengefahr tendenziell ab. Dennoch, die Situation bleibt heimtückisch, da Gefahrenbereiche weiterhin schwer erkennbar sind und in allen Hangrichtungen anzutreffen sind. Dies vermehrt oberhalb etwa 1800m. Im Außerfern gibt es Rückmeldungen von erhöhter Störanfälligkeit der Schneedecke auch im Waldgrenzbereich und etwas unterhalb. Aktuell raten wir v.a. noch vor der Befahrung großer, gleichmäßiger, bisher unverspurter, sehr steiler Hänge ab. Lawinen lassen sich aktuell v.a. an Übergangsbereichen von wenig zu viel Schnee auslösen. Nachdem Fernauslösungen bei einigen uns bekannt gewordenen Lawinenabgängen ein Thema waren (u.a. Lawinenunfall Hohe Warte vom 05.02.2023) sind während der vergangenen Tage keine diesbezüglichen Meldungen mehr eingegangen. Wir gehen auch deshalb davon aus, dass Fernauslösungen kaum mehr auftreten sollten.

Günstiger ist es in tiefen und mittleren Höhenlagen, in den besonders schneereichen Regionen und überall dort, wo das Gelände den gesamten Winter über verspurt war.

Sonntag, 5. Februar 2023

Zahlreiche Lawinenabgänge - auch mit Todesfolge! - sehr gute Sprengerfolge - Klumpenrisiko im freien Gelände!

Zahlreiche Lawinenabgänge mit Personenbeteiligung

Wir haben es mit einer für Wintersportler gefährlichen Lawinensituation bei großer Lawinengefahr oberhalb von etwa 1600m zu tun. Dies bestätigte sich während der vergangenen zwei Tage durch zahlreiche Lawinenabgänge, bei denen Personen beteiligt waren. Bei der Leitstelle Tirol gingen heute am 04.02. 29 Meldungen ein. Gestern am 03.02. waren es 10 Meldungen. Am 03.02. starb eine Person bei einem Lawinenunfall im Königstal in der Gurgler Gruppe. Heute am 04.02. wurde im Bereich des Neuhüttenliftes bei Kaltenbach ein Jugendlicher getötet. Bei zwei weiteren Lawinenunfällen (Törli - St. Anton; Hoher Aifner - Kaunerberg) sind noch 3 Personen vermisst.


Überblick über die von der Leitstelle Tirol am 04.02.2023 gemeldeten Lawinenabgänge in Tirol. Gestern am 03.02. waren es zusätzliche 10 Lawinenabgänge. (c) Landeswarnzentrale Tirol
Überblick über die von der Leitstelle Tirol am 04.02.2023 gemeldeten Lawinenabgänge in Tirol. Gestern am 03.02. waren es zusätzliche 10 Lawinenabgänge. (c) Landeswarnzentrale Tirol 


Zahlreiche spontane Lawinenabgänge

Die hohe Störanfälligkeit der Schneedecke zeigte sich auch durch zahlreiche spontane Lawinenabgänge. Dabei handelte es sich um mittlere, große und vereinzelt sogar sehr große Lawinen. Letztere lösten sich in großen Höhen vornehmlich in windabgewandten, kammnahen Bereichen. Ausschlaggebend dafür waren nicht nur die zunehmende Belastung aus Neuschnee und Triebschnee (in großen Mengen), sondern auch der heutige Strahlungseinfluss.


Im ganzen Land sehr gute Sprengerfolge

Zudem wurden wir über sehr gute Sprengerfolge, zumindest in den Hauptniederschlagsgebieten, informiert.


Klumpenrisiko im freien Gelände

Große Gefahr hat u.a. mit zahlreichen, innerhalb der Region vorhandenen Gefahrenstellen zu tun, wo Lawinen sehr leicht ausgelöst werden können. Erst durch die Anwesenheit von WintersportlerInnen im gefährdeten Bereich wird aus der Gefahr ein Risiko. Dieses Risiko ist aktuell hoch, da viele WintersportlerInnen im freien Gelände unterwegs sind. Dies hat u.a. auch damit zu tun, weil Wochenende ist, weil das - während des Tages - schöne Wetter lockt und weil in einigen Bundesländern die Semesterferien begonnen haben. Dieses Klumpenrisiko lässt sich nur verringern, wenn weniger Wintersportler im gefährdeten Gelände unterwegs sind (z.B. auf den gesicherten Pisten bleiben) oder aber im freien Gelände mit sehr viel Wissen und Erfahrung sehr zurückhaltend unterwegs sind.


Interessanter Vergleich

Genau vor einem Jahr hatten wir eine sehr ähnliche Lawinensituation, bei der innerhalb von zwei Tagen 8 Personen bei Lawinenabgängen ums Leben gekommen sind. Nähere Details dazu gibts hier:


Nochmaliger Appell


Die Verhältnisse im freien Gelände sind tückisch und oberhalb etwa 1600m weiterhin gefährlich. Unerfahrene Personen sollten unbedingt auf den gesicherten Pisten bleiben. Im freien Gelände ist sehr viel Erfahrung und große Zurückhaltung unumgänglich! Beachtet auch, dass Lawinen weiterhin mancherorts auch im flachen Gelände fernausgelöst werden können. 


Hier noch ein paar Infos und Impressionen zur aktuellen Situation


24h Niederschlagsverteilung vom 02.02. auf den 03.02. 08:00 Uhr
24h Niederschlagsverteilung vom 02.02. auf den 03.02. 08:00 Uhr 

 
24h Niederschlagsverteilung vom 03.02. auf den 04.02. 10:00 Uhr. Dabei regnete es meist zwischen etwa 1100m und 1400m hinauf.
24h Niederschlagsverteilung vom 03.02. auf den 04.02. 10:00 Uhr. Dabei regnete es meist zwischen etwa 1100m und 1400m hinauf.


48h-Differenz der Schneehöhe 02.02. und 03.02.2023
48h-Differenz der Schneehöhe 02.02. und 03.02.2023



Lawinen Reckmoos bei Fieberbrunn. Eine Person wurde verletzt (Foto: Markus Kogler, 03.02.2023)
Lawinen Reckmoos bei Fieberbrunn. Eine Person wurde verletzt (Foto: Markus Kogler, 03.02.2023) 



Häufig zu beobachten: Böschungsrutsche im Bereich der Waldgrenze und darunter (Foto: Tobias Holzknecht, 04.02.2023)
Häufig zu beobachten: Böschungsrutsche im Bereich der Waldgrenze und darunter (Foto: Tobias Holzknecht, 04.02.2023)



Durch Lawinensprengung wurde diese sehr große Lawine bei der Hohen Mut in der Gurgler Gruppe ausgelöst. (Foto: Hugo Reindl, 04.02.2023)
Durch Lawinensprengung wurde diese sehr große Lawine bei der Hohen Mut in der Gurgler Gruppe ausgelöst. (Foto: Hugo Reindl, 04.02.2023)



Lawinenabgang im Villgratental am Weg zum Gaishörndl (Foto: 03.02.2023)
Lawinenabgang im Villgratental am Weg zum Gaishörndl (Foto: Daniel Rogger, 03.02.2023)



Durch Regeneinfluss vermehrtes Gleiten auf steilen Wiesenhängen (Foto: Franz Josef 04.02.2023)
Durch Regeneinfluss vermehrtes Gleiten auf steilen Wiesenhängen (Foto: Franz Josef 04.02.2023)


Ausblick

Nach eine kurzen Störung die uns morgen ab den Nachmittagsstunden streift, soll sich das Wetter ab Anfang nächster Woche zunehmend bessern. Es stehen dann strahlend schöne Wintertage bevor. Die Lawinengefahr geht langsam zurück. Durch Strahlungseinfluss und nächtlicher Ausstrahlung wird sich die Situation in steilen Südhängen rascher bessern als in den anderen Expositionen.

Donnerstag, 2. Februar 2023

Große Lawinengefahr - Unfallträchtige Lawinensituation! Bitte um große Zurückhaltung und defensives Verhalten!

Zunehmend gefährliche und unfallträchtige Lawinensituation, insbesondere für Wintersportler!


Vorab: Während der kommenden Tage stellt sich zumindest für WintersportlerInnen gebietsweise eine sehr ernst zu nehmende und gefährliche Lawinensituation ein. Ab morgen, Freitag, 02.02. herrscht im Osten Tirols oberhalb der Waldgrenze bereits große Lawinengefahr. Es ist mit spontanen Lawinen zu rechnen. Diese sind anfangs meist mittelgroß. Lawinen können am Freitag während der späten Abendstunden vermehrt auch groß (Lawinengröße 3) werden. Im freien Gelände ist - beginnend vom Waldgrenzbereich aufwärts - die Wahrscheinlichkeit hoch, dass WintersportlerInnen in Steilhängen Schneebrettlawinen auslösen können. Vorsicht auch in Lichtungen im Waldbereich. Selbst Fernauslösungen aus flachen Bereichen sind möglich. Während der kommenden Tage nimmt die Wahrscheinlichkeit von Fernauslösungen tendenziell zu.



Lawinengefahrenstufenkarte für Freitag, den 03.02.2023. Im Osten des Landes vielfach große Lawinengefahr
Lawinengefahrenstufenkarte für Freitag, den 03.02.2023. Im Osten des Landes vielfach große Lawinengefahr



Viel Neuschnee und stürmische Verhältnisse


Wir haben es mit einer spannenden Nordwest-Wetterlage zu tun. Drei Niederschlagsstaffeln bringen ab heute, Donnerstag, 02.02.2023 bis Montag, 06.02.2023 bei stürmischem Wind gebietsweise über 100cm Neuschnee auf den Bergen. Die Hauptniederschlagsgebiete konzentrieren sich auf den Norden und den Osten des Landes. Kleinräumig kann es mitunter recht große Unterschiede bei den Neuschneemengen geben.



72h-Neuschneeprognose 02.02.-05.02. 01:00 Uhr
72h-Neuschneeprognose 02.02.-05.02. 01:00 Uhr



Der Niederschlag fällt in drei Staffeln. Morgen, Freitag 03.02. bessert sich kurzfristig das Wetter, bevor gegen Abend die nächste Staffel reinzieht. Sonntag gegen Abend kommt dann die dritte Staffel rein. Durchwegs starker bis stürmischer Wind. Temperatur steigt am Freitag an und sinkt am Samstag wieder ab.
Der Niederschlag fällt in drei Staffeln. Morgen, Freitag 03.02. bessert sich kurzfristig das Wetter, bevor gegen Abend die nächste Staffel reinzieht. Sonntag gegen Abend kommt dann die dritte Staffel rein. Durchwegs starker bis stürmischer Wind. Die Lufttemperatur steigt am Freitag an und sinkt am Samstag wieder ab.



Am Freitag, 03.02. abends, dann wenn die nächste Niederschlagsstaffel reinzieht, wird der Wind voraussichtlich am kräftigsten sein (Sturm!).
Am Freitag, 03.02. abends, dann wenn die nächste Niederschlagsstaffel reinzieht, wird der Wind voraussichtlich am kräftigsten sein (Sturm!).



Schwache Schneedecke


Die Schneedecke besteht häufig aus vielen Schichten mit großen Härteunterschieden. Krusten innerhalb der Altschneedecke wurden während der vergangenen Wochen zunehmend "aufgefressen" bzw. wurden dünner, das Gesamtgefüge dadurch häufig lockerer. Schwachschichten wiederum bestehen hauptsächlich aus aufbauend umgewandelten Kristallen. Im Nahbereich der Schneeoberfläche findet man zudem in windgeschützten Bereichen zum Teil noch Oberflächenreif, vereinzelt Wildschnee und ganz aktuell: viel Graupel. Schauen wir uns exemplarisch ein paar Schneeprofile an:



Schneeprofil vom 02.02.2023 am Gaislachkogel in der Weißkugelgruppe: 2190m, 38°, Ost. An der Schneeoberfläche hat sich Graupel abgelagert. Darunter kürzlich gefallener und teilweise windbeeinflusster Schnee. Darunter eine Abfolge von Schmelzkrusten und aufbauend umgewandelten Kristallen. Aktuell fehlt hier noch das "Brett", welches zeitnah mit Schneefall und starkem Wind gebildet wird.
Schneeprofil vom 02.02.2023 am Gaislachkogel in der Weißkugelgruppe: 2190m, 38°, Ost. An der Schneeoberfläche hat sich Graupel abgelagert. Darunter kürzlich gefallener und teilweise windbeeinflusster Schnee. Darunter eine Abfolge von Schmelzkrusten und aufbauend umgewandelten Kristallen. Aktuell fehlt hier noch das "Brett", welches zeitnah mit Schneefall und starkem Wind gebildet wird. (c) Holzknecht, Wieser



Schneeprofil vom 27.01.2023 im Steinkar in den Östlichen Lechtaler Alpen: 2060m, 32°, West. Auch hier gibts einige mögliche Schwachschichten, angefangen von Oberflächenreif, zu kantigen Kristallen  (einerseits unterhalb der obersten, dünnen Kruste - andererseits im Mittelteil), möglich auch die Basis aus Schwimmschnee. (c) Zangerl
Schneeprofil vom 27.01.2023 im Steinkar in den Östlichen Lechtaler Alpen: 2060m, 32°, West. Auch hier gibts einige mögliche Schwachschichten, angefangen von Oberflächenreif, zu kantigen Kristallen  (einerseits unterhalb der obersten, dünnen Kruste - andererseits im Mittelteil), möglich auch die Basis aus Schwimmschnee. (c) Zangerl



Schneeprofil vom 28.01.2023 unterhalb des Kauschkahorns in der Lasörlinggruppe: 2690m, 35°, Ost. Bei diesem Profil pflanzten sich Brüche bei zwei Schwachschichten im unteren Drittel der Schneedecke gut fort - eine Voraussetzung für den Abgang von Schneebrettlawinen. (c) Niederwanger



Hier noch ein paar Impressionen zu den oberflächennahen Schwachschichten: Der während der vergangenen zwei Wochen vermehrt beobachtete Oberflächenreif ist zwar vielerorts bereits durch den starken Wind der vergangenen Tage zerstört worden. Dennoch, es gibt weiterhin Bereiche, wo dies nicht der Fall war - vermehrt wohl in schattigen Lichtungen innerhalb von Wäldern oder beispielsweise in geschützten, windabgewandten, schattigen Karen.



Oberflächenreif am Gleinser Berg am Serleskamm. Foto: 30.01.2023
Oberflächenreif am Gleinser Berg am Serleskamm. Foto: 30.01.2023



Die Kreise auf der Karte symbolisieren Rückmeldungen über Oberflächenreif während der vergangenen 2 Wochen
Die Kreise auf der Karte symbolisieren Rückmeldungen über Oberflächenreif während der vergangenen 2 Wochen



Die Bildung von Oberflächenreif wurde u.a. auch durch Nebel gefördert, der zwischen dem 26.01. und dem 29.01. vermehrt und großräumiger aufgetreten ist. Die Nebelgrenze lag häufig zwischen 1700m und 1900m, mancherorts (z.B. Samnaungruppe, Zillertaler Alpen) reichte der Nebel jedoch auch zeitweise bis 2700m hinauf.



Zäher Hochnebel über dem Inntal am 26.01.2023.
Zäher Hochnebel über dem Inntal am 26.01.2023.



Wildschnee, ein besonders lockerer Neuschnee, hat sich seit Mitte Jänner öfters abgelagert. Kürzlich  fiel Wildschnee auch aus den Nebeldecken. Im Hintergrund erkennt man Schneefahnen aufgrund des zunehmenden Windeinflusses. Östliche Lechtaler Alpen (Foto: 30.01.2023)
Wildschnee, ein besonders lockerer Neuschnee, hat sich seit Mitte Jänner öfters abgelagert. Kürzlich  fiel Wildschnee auch aus den Nebeldecken. Im Hintergrund erkennt man Schneefahnen aufgrund des zunehmenden Windeinflusses. Östliche Lechtaler Alpen (Foto: 30.01.2023)



Aus dem ganzen Land gingen heute am 02.02. zahlreiche Meldungen über Graupel ein. Massivere Graupeleinlagerungen können ebenso Schwachschichten für Schneebrettlawinen bilden. Weißkugelgruppe
Aus dem ganzen Land gingen heute am 02.02. zahlreiche Meldungen über Graupel ein. Massivere Graupeleinlagerungen können ebenso Schwachschichten für Schneebrettlawinen bilden. Weißkugelgruppe



Triebschnee auf Wildschnee lässt sich kurzfristig sehr leicht stören. Glocknergruppe (Foto: 29.01.2023)
Triebschnee auf Wildschnee lässt sich kurzfristig sehr leicht stören. Glocknergruppe (Foto: 29.01.2023)



Rissbildungen beim Einfahren in frischen Triebschnee. Aufgrund der geringen Hangneigung ging das Schneebrett nicht ab. Weißkugelgruppe (Foto: 31.01.2023)
Rissbildungen beim Einfahren in frischen Triebschnee. Aufgrund der geringen Hangneigung ging das Schneebrett nicht ab. Weißkugelgruppe (Foto: 31.01.2023)



Kürzliche Lawinenabgänge


Während der vergangenen Tage mehrten sich aufgrund des zunehmenden Windeinflusses Meldungen über kleine bis mittelgroße Lawinenabgänge - bereits eine erste Bestätigung der zum Teil recht störanfälligen Schneedecke.



Das kammnahe Schneebrett beim Feldernjöchl im Mieminger Gebirge löste sich, als eine 3-er Gruppe im Aufstieg war (Pfeil). 2 Personen wurden verschüttet, eine total (Kreis). Verletzt wurde niemand. Die Anrissmächtigkeit betrug um 20cm. Der Lawinenabgang ereignete sich am 30.01.2023 (Foto: 31.01.2023)
Das kammnahe Schneebrett beim Feldernjöchl im Mieminger Gebirge löste sich, als eine 3-er Gruppe im Aufstieg war (Pfeil). 2 Personen wurden verschüttet, eine total (Kreis). Verletzt wurde niemand. Die Anrissmächtigkeit betrug um 20cm. Der Lawinenabgang ereignete sich am 30.01.2023 (Foto: 31.01.2023)



Kleines, kammnahes Schneebrett unterhalb des Mugkogels im Kühtai (Foto: 31.01.2023)
Kleines, kammnahes Schneebrett unterhalb des Mugkogels im Kühtai (Foto: 31.01.2023)



Lawinenauslösung durch eine Gämse (Die Pfeile zeigen die Spur in die Lawine und jene aus der Lawine) Sellrain (Foto: 01.02.2023)



Spontanes Schneebrett auf 2500m SSW in der Gurgler Gruppe. Frischer Triebschnee als Zusatzbelastung. (Foto: 01.02.2023)
Spontanes Schneebrett auf 2500m SSW in der Gurgler Gruppe. Frischer Triebschnee als Zusatzbelastung. (Foto: 01.02.2023)


Wie gehts weiter? Gefährlich für den Wintersportler - Sehr exponierte Straßen können gefährdet sein


Wie schon anfangs erwähnt, haben wir sämtliche Voraussetzungen für eine zumindest für den Wintersportler gefährlichen Lawinensituation während der kommenden Tage: Eine schwache Schneedecke, Schneefall samt starkem bis stürmischem Wind, zudem am morgigen Freitag, den 03.02.2023 kurzfristige Wetterbesserung mit Sonneneinstrahlung und einem moderaten Temperaturanstieg. Letztere Einflussfaktoren fördern die Brettbildung, was wiederum die Störanfälligkeit erhöht. ACHTUNG: Die morgige kurzfristige Schönwetterphase nach Neuschnee- und starkem Wind ist bereits sehr unfallträchtig!

Mit der weiteren Niederschlagsstaffel ab Freitag abends erwarten wir in den niederschlagsreichen Regionen während der späten Abendstunden vermehrt auch große spontane Lawinenabgänge. In tiefen und mittleren Lagen werden dann zunehmend auch Gleitschneelawinen auf steilen Wiesenhängen wahrscheinlicher. Gleitschneelawinen können in weiterer Folge wiederum einzelne Zufahrtswege zu Häusern gefährden. Vorsicht auch im Bereich besonders exponierter Einzugsgebiete aufgrund möglicher spontaner Schneebrettabgänge.

Wichtig anzumerken ist, dass aufgrund des bisher sehr schneearmen Winters, spontane Lawinen in ihrer Sturzbahn nur wenig Schnee mitreißen. Deshalb hält sich deren Ausmaß auch in Grenzen.



Schneefall und Sturm lassen die Lawinengefahr gebietsweise auf groß ansteigen. Station Sonntagsköpfl in den Östlichen Tuxer Alpen
Schneefall und Sturm lassen die Lawinengefahr gebietsweise auf groß ansteigen. Station Sonntagsköpfl in den Östlichen Tuxer Alpen