Sonntag, 5. Februar 2023

Zahlreiche Lawinenabgänge - auch mit Todesfolge! - sehr gute Sprengerfolge - Klumpenrisiko im freien Gelände!

Zahlreiche Lawinenabgänge mit Personenbeteiligung

Wir haben es mit einer für Wintersportler gefährlichen Lawinensituation bei großer Lawinengefahr oberhalb von etwa 1600m zu tun. Dies bestätigte sich während der vergangenen zwei Tage durch zahlreiche Lawinenabgänge, bei denen Personen beteiligt waren. Bei der Leitstelle Tirol gingen heute am 04.02. 29 Meldungen ein. Gestern am 03.02. waren es 10 Meldungen. Am 03.02. starb eine Person bei einem Lawinenunfall im Königstal in der Gurgler Gruppe. Heute am 04.02. wurde im Bereich des Neuhüttenliftes bei Kaltenbach ein Jugendlicher getötet. Bei zwei weiteren Lawinenunfällen (Törli - St. Anton; Hoher Aifner - Kaunerberg) sind noch 3 Personen vermisst.


Überblick über die von der Leitstelle Tirol am 04.02.2023 gemeldeten Lawinenabgänge in Tirol. Gestern am 03.02. waren es zusätzliche 10 Lawinenabgänge. (c) Landeswarnzentrale Tirol
Überblick über die von der Leitstelle Tirol am 04.02.2023 gemeldeten Lawinenabgänge in Tirol. Gestern am 03.02. waren es zusätzliche 10 Lawinenabgänge. (c) Landeswarnzentrale Tirol 


Zahlreiche spontane Lawinenabgänge

Die hohe Störanfälligkeit der Schneedecke zeigte sich auch durch zahlreiche spontane Lawinenabgänge. Dabei handelte es sich um mittlere, große und vereinzelt sogar sehr große Lawinen. Letztere lösten sich in großen Höhen vornehmlich in windabgewandten, kammnahen Bereichen. Ausschlaggebend dafür waren nicht nur die zunehmende Belastung aus Neuschnee und Triebschnee (in großen Mengen), sondern auch der heutige Strahlungseinfluss.


Im ganzen Land sehr gute Sprengerfolge

Zudem wurden wir über sehr gute Sprengerfolge, zumindest in den Hauptniederschlagsgebieten, informiert.


Klumpenrisiko im freien Gelände

Große Gefahr hat u.a. mit zahlreichen, innerhalb der Region vorhandenen Gefahrenstellen zu tun, wo Lawinen sehr leicht ausgelöst werden können. Erst durch die Anwesenheit von WintersportlerInnen im gefährdeten Bereich wird aus der Gefahr ein Risiko. Dieses Risiko ist aktuell hoch, da viele WintersportlerInnen im freien Gelände unterwegs sind. Dies hat u.a. auch damit zu tun, weil Wochenende ist, weil das - während des Tages - schöne Wetter lockt und weil in einigen Bundesländern die Semesterferien begonnen haben. Dieses Klumpenrisiko lässt sich nur verringern, wenn weniger Wintersportler im gefährdeten Gelände unterwegs sind (z.B. auf den gesicherten Pisten bleiben) oder aber im freien Gelände mit sehr viel Wissen und Erfahrung sehr zurückhaltend unterwegs sind.


Interessanter Vergleich

Genau vor einem Jahr hatten wir eine sehr ähnliche Lawinensituation, bei der innerhalb von zwei Tagen 8 Personen bei Lawinenabgängen ums Leben gekommen sind. Nähere Details dazu gibts hier:


Nochmaliger Appell


Die Verhältnisse im freien Gelände sind tückisch und oberhalb etwa 1600m weiterhin gefährlich. Unerfahrene Personen sollten unbedingt auf den gesicherten Pisten bleiben. Im freien Gelände ist sehr viel Erfahrung und große Zurückhaltung unumgänglich! Beachtet auch, dass Lawinen weiterhin mancherorts auch im flachen Gelände fernausgelöst werden können. 


Hier noch ein paar Infos und Impressionen zur aktuellen Situation


24h Niederschlagsverteilung vom 02.02. auf den 03.02. 08:00 Uhr
24h Niederschlagsverteilung vom 02.02. auf den 03.02. 08:00 Uhr 

 
24h Niederschlagsverteilung vom 03.02. auf den 04.02. 10:00 Uhr. Dabei regnete es meist zwischen etwa 1100m und 1400m hinauf.
24h Niederschlagsverteilung vom 03.02. auf den 04.02. 10:00 Uhr. Dabei regnete es meist zwischen etwa 1100m und 1400m hinauf.


48h-Differenz der Schneehöhe 02.02. und 03.02.2023
48h-Differenz der Schneehöhe 02.02. und 03.02.2023



Lawinen Reckmoos bei Fieberbrunn. Eine Person wurde verletzt (Foto: Markus Kogler, 03.02.2023)
Lawinen Reckmoos bei Fieberbrunn. Eine Person wurde verletzt (Foto: Markus Kogler, 03.02.2023) 



Häufig zu beobachten: Böschungsrutsche im Bereich der Waldgrenze und darunter (Foto: Tobias Holzknecht, 04.02.2023)
Häufig zu beobachten: Böschungsrutsche im Bereich der Waldgrenze und darunter (Foto: Tobias Holzknecht, 04.02.2023)



Durch Lawinensprengung wurde diese sehr große Lawine bei der Hohen Mut in der Gurgler Gruppe ausgelöst. (Foto: Hugo Reindl, 04.02.2023)
Durch Lawinensprengung wurde diese sehr große Lawine bei der Hohen Mut in der Gurgler Gruppe ausgelöst. (Foto: Hugo Reindl, 04.02.2023)



Lawinenabgang im Villgratental am Weg zum Gaishörndl (Foto: 03.02.2023)
Lawinenabgang im Villgratental am Weg zum Gaishörndl (Foto: Daniel Rogger, 03.02.2023)



Durch Regeneinfluss vermehrtes Gleiten auf steilen Wiesenhängen (Foto: Franz Josef 04.02.2023)
Durch Regeneinfluss vermehrtes Gleiten auf steilen Wiesenhängen (Foto: Franz Josef 04.02.2023)


Ausblick

Nach eine kurzen Störung die uns morgen ab den Nachmittagsstunden streift, soll sich das Wetter ab Anfang nächster Woche zunehmend bessern. Es stehen dann strahlend schöne Wintertage bevor. Die Lawinengefahr geht langsam zurück. Durch Strahlungseinfluss und nächtlicher Ausstrahlung wird sich die Situation in steilen Südhängen rascher bessern als in den anderen Expositionen.