Freitag, 24. Februar 2023

Viel zu wenig Schnee für die Jahreszeit - Altschneeproblem v.a. sehr steil, kammnah, schattseitig - kleines Triebschneeproblem am Wochenende

Kurz vorweg

Die Niederschlagsarmut dieses Winters zeigt sich eindrucksvoll in der Schneebedeckung. Für die Jahreszeit liegt weiterhin viel zu wenig Schnee, nicht nur bei uns, sondern in weiten Teilen der Alpen. Sh. auch Blogeintrag der Schweizer KollegInnen.

Die Lawinengefahr ist v.a. noch im Bereich des Alpenhauptkammes und etwas nördlich davon oberhalb etwa 2200m mäßig. Das hat mit vereinzelten Gefahrenstellen zu tun, wo WintersportlerInnen immer noch Lawinen auslösen können. Sh. dazu unseren letzten Blogeintrag.

Am Wochenende kommt etwas Neuschnee dazu. Die Lawinengefahr steigt regionsweise etwas an. Oberhalb etwa der Waldgrenze sollte auf frische Triebschneepakete geachtet werden.


(Viel zu) wenig Schnee

Für die kommenden Tage ist zwar etwas Schnee in Sicht, dennoch, an der Schneearmut ändert sich daran kaum etwas. Eindrucksvoll lässt sich die geringe Schneehöhe u.a. am Vergleich von Webcam-Bildern oder anhand langjähriger Aufzeichnungen von unseren Beobachtern zeigen:


Die Grafik zeigt die von unseren Beobachtern auf der Nordkette gemessenen Schneehöhen seit 1973. Oberer Bereich: bisherige Maxima - Unterer Bereich: bisherige Minima - Graue Linie: Mittelwert - Linie in magenta: Schneehöhe des Winters
Die Grafik zeigt die von unseren Beobachtern auf der Nordkette gemessenen Schneehöhen seit 1973. Oberer Bereich: bisherige Maxima - Unterer Bereich: bisherige Minima - Graue Linie: Mittelwert - Linie in magenta: Schneehöhe des Winters 


Schneehöhe auf der Seegrube oberhalb von Innsbruck mit Blick ins Wipptal (22.02.2023)
Schneehöhe auf der Seegrube oberhalb von Innsbruck mit Blick ins Wipptal (22.02.2023)


Vergleichsfoto vom 21.02.2019
Vergleichsfoto vom 21.02.2019


Ähnlich in weiten Teilen Tirols: An Sonnenhängen findet man bis in größere Höhen kaum mehr eine zusammenhängende Schneedecke (Foto: 21.02.2023; (c) Stefan Zangerl)
Ähnlich in weiten Teilen Tirols: An Sonnenhängen findet man bis in größere Höhen kaum mehr eine zusammenhängende Schneedecke (Foto: 21.02.2023; (c) Stefan Zangerl)


Die Schneearmut macht sich auch auf den Gletschern bemerkbar, wo für die Jahreszeit eine überdurchschnittlich hohe Spaltensturzgefahr besteht - Gurgler Gruppe. (Foto: 21.02.2023)
Die Schneearmut macht sich auch auf den Gletschern bemerkbar, wo für die Jahreszeit eine überdurchschnittlich hohe Spaltensturzgefahr besteht - Gurgler Gruppe. (Foto: 21.02.2023)


Vereinzelt Altschneeproblem v.a. kammnah, schattseitig, sehr steil

Inzwischen dominieren in Bezug auf die Lawinengefahr recht günstige Bedingungen. Allerdings findet man immer noch vereinzelte Gefahrenstellen, wo man Schneebrettlawinen auslösen kann. Diese Stellen sind vermehrt im schattigen, kammnahen, sehr steilen Gelände oberhalb etwa 2200m anzutreffen. Bevorzugt werden Lawinen dort ausgelöst, wo den Winter über wenig Wintersportler unterwegs waren. Bevorzugt sind es Übergangsbereiche von wenig zu viel Schnee. Weitere Infos dazu sh. vergangenen Blogeintrag.


Schneeprofil im Bereich einer kürzlich von Wintersportlern ausgelösten Schneebrettlawine in den Nördlichen Zillertaler Alpen (21.02.2023)
Schneeprofil im Bereich einer kürzlich von Wintersportlern ausgelösten Schneebrettlawine in den Nördlichen Zillertaler Alpen. Altschneeproblem. (21.02.2023)


Ausblick: Neuschnee führt zu kleinem Triebschneeproblem

Die Geosphere Austria Wetterdienststelle sagt für die kommenden Tage Neuschnee voraus. Meist sollen es in der Höhe um 20cm, gebietsweise bis zu 40cm sein. Begleitet wird der Neuschneefall von kräftigem Wind, hauptsächlich aus westlicher Richtung.


72h Neuschneeprognose 24.02.-26.02.2023
72h Neuschneeprognose 24.02.-26.02.2023

Daraus ergibt sich oberhalb der Waldgrenze ein meist kleines Triebschneeproblem, welches in den Hauptniederschlagsgebieten etwas ausgeprägter sein wird. Vorsicht v.a. in windabgewandten, sehr steilen Hängen hinter Geländekanten.

Neu- und Triebschnee lagern auf einer recht unterschiedlich beschaffenen Schneeoberfläche: 
  • Mehr oder weniger tragfähige Schmelzkrusten in besonnten Steilhängen bzw. in Schattenhängen bis in mittlere Höhenlagen hinauf
  • Noppenpulver in windberuhigten, schattigen Lagen bzw. in großen Höhen in windberuhigtem, flachen Gelände
  • Von kürzlichen Nassschneerutschen beeinflusste Schneeoberfläche
  • Stark vom Wind geprägte Schneeoberfläche in höheren Lagen
Neu- und Triebschnee sollten sich meist recht gut mit der Altschneeoberfläche verbinden. Am vergleichsweise ungünstigsten ist die Verbindung dort, wo bis zum Schneefall noch lockerer Noppenpulver anzutreffen ist.


Tragfähige Schmelzkruste im besonnten Gelände in den Alpeiner Bergen (Foto: 16.02.2023)
Tragfähige Schmelzkruste im besonnten Gelände in den Alpeiner Bergen (Foto: 16.02.2023)


Noppenpulver in der Silvretta (Foto: 21.02.2023)
Noppenpulver in der Silvretta (Foto: 21.02.2023)



Eine von kleinen Nassschneerutschen beeinflusste Schneeoberfläche. Östliches Karwendel (Foto: 22.02.2023)
Eine von kleinen Nassschneerutschen beeinflusste Schneeoberfläche. Östliches Karwendel (Foto: 22.02.2023)


Wie vom Fotografen dieses Bildes treffend geschildert: Der Wind lag am vergangenen Wochenende "über Steinverfrachtungsstärke" Region Sellrain-Alpeiner Berge (Foto: 19.02.2023)
Wie vom Fotografen dieses Bildes treffend geschildert: Der Wind lag am vergangenen Wochenende "über Steinverfrachtungsstärke" Region Sellrain-Alpeiner Berge (Foto: 19.02.2023)


Station Nachtweide - Palinkopf in der Silvretta: Windig wars am vergangenen Wochenende. Freitag, 17.02. und Samstag, 18.02. noch vermehrte Durchfeuchtung und dadurch etwas erhöhte Nassschneeaktivität. In Summe etwas wechselhaft mit auch sehr sonnigen Phasen. Die Temperatur geht nun langsam zurück.
Station Nachtweide - Palinkopf in der Silvretta: Windig wars am vergangenen Wochenende. Freitag, 17.02. und Samstag, 18.02. noch vermehrte Durchfeuchtung und dadurch etwas erhöhte Nassschneeaktivität. In Summe etwas wechselhaft mit auch sehr sonnigen Phasen. Die Temperatur geht nun langsam zurück.


Niederschlags- und Windprognose samt Entwicklung der Schneefallgrenze für eine der prognostiziert niederschlagsstärksten Regionen, den Zentralen Kitzbüheler Alpen.
Niederschlags- und Windprognose samt Entwicklung der Schneefallgrenze für eine der prognostiziert niederschlagsstärksten Regionen, den Zentralen Kitzbüheler Alpen.


Temperaturprognose für die kommenden Tage. Es wird kälter, ab Wochenbeginn steigen die Temperaturen wieder.
Temperaturprognose für die kommenden Tage. Es wird kälter, ab Wochenbeginn steigen die Temperaturen wieder.


Kurzfristig Lockerschneelawinen nach den Schneefällen

Nach Ende der vorhergesagten Schneefälle und entsprechender Sonneneinstrahlung wird man aus extrem steilem Gelände rasch zahlreiche Lockerschneelawinen beobachten können. Ganz vereinzelt sind in den Hauptniederschlagsgebieten auch kleine spontane Schneebrettlawinen denkbar. Dies v.a. an sehr steilen Hängen mit frischem Triebschnee bei massiver Sonneneinstrahlung und Erwärmung. Beide Gefahrenmomente sollten ebenso rasch wieder abnehmen.