Kurz vorweg:
Das schon über sehr lange Zeit anhaltende Altschneeproblem ist vereinzelt immer noch für Lawinenauslösungen bedeutsam. Das zeigten einige Lawinenabgänge der vergangenen Woche, bei denen Personen beteiligt waren.
- Mittwoch, 15.02.2023: Negativlawine Gstreinjöchl, Ridnaungruppe
- Donnerstag, 16.02.2023: Negativlawine Pfaffenbichl, Westliche Tuxer Alpen
- Samstag, 18.02.2023: Zwei Negativlawinen Hohe Warte (Schmirn), Nördliche Zillertaler Alpen
- Samstag, 18.02.2023: 1 Person verletzt, Hohe Warte (Schmirn), Nördliche Zillertaler Alpen
- Sonntag, 19.02.2023: Negativlawine Gammerspitze, Nördliche Zillertaler Alpen
- Sonntag, 19.02.2023: 1 Person verletzt, Geraer Hütte, Nördliche Zillertaler Alpen
- Dienstag, 21.02.2023: Negativlawine Hohe Warte (Schmirn), Nördliche Zillertaler Alpen
Auffallend ist die Häufung der über die Leitstelle gemeldeten Lawinenabgänge in der Region der Nördlichen Zillertaler Alpen - vier davon im Bereich der Hohen Warte. Die Lawinen lösten sich in einem Höhenband zwischen etwa 2200m und 2600m, vermehrt im Nordsektor. Gefährdet sind wohl teilweise auch noch der West- und Ostsektor. Die Lawinen wurden alle an Übergangsbereichen von wenig zu viel Schnee im sehr steilen bis extrem steilen Gelände ausgelöst.
Gefahrenstellen dort, wo es im Verhältnis am besten zum Skifahren geht
Heimtückisch an der aktuellen Situation ist u.a. auch die Tatsache, dass die Gefahrenstellen dort anzutreffen sind, wo es aktuell noch am besten zum Skifahren geht. In windberuhigten Bereichen findet man in diesem Höhenband und Hangausrichtung häufig "Noppenpulver", also einen gut zu fahrenden, aufbauend umgewandelten, lockeren Schnee. Darunter existiert an den betroffenen Stellen noch das "Brett" von den letzten Niederschlägen Anfang Februar. Man bricht also nicht, wie es häufig bereits der Fall ist, bis zum Boden durch.
Heimtückisch deshalb, weil wenige Gefahrenstellen und von außen nicht zu erkennen
In weiten Teilen Tirols werden aktuell ähnlich steile Hänge in den betroffenen Höhen- und Hangausrichtungen befahren, ohne dass Lawinen ausgelöst werden. Das spricht dafür, dass in Summe die Gefahrenstellen nicht mehr allzu häufig anzutreffen sind. Dennoch, und das erscheint uns wichtig, die in der Schneedecke verborgenen Schwachschichten können unter ungünstigen Voraussetzungen immer noch von Wintersportlern gestört werden. Dies ist umso eher der Fall, je steiler das Gelände und je weniger befahren es über den gesamten Winter war. Vorsicht auch: Gelände, welches erst nach den Schneefällen von Anfang Februar verspurt wurde, ist ebenso gefährdet. (Spuren sagen also nichts aus, dass es sicherer wäre. Wenns blöd läuft, findet man dennoch einen "hot spot".)
Lawinenabgänge Gampesspitze (links) und Gammerspitze (rechts) jeweils mit Personenbeteiligung, jeweils unverletzt, 2500m, Nord (Foto: 21.02.2023) |
Lawine unterhalb der Geraer Hütte: 2200m, West. (Anpassung 22.02.2023 15:45 Uhr: Die Lawine teilte sich in zwei Arme. Eine Person wurde links, die andere rechts mitgerissen.) (Foto: 21.02.2023) |
Bezeichnendes Profil für noch vorhandene Problembereiche: Oberflächennah ist das Brett gerade noch ausreichend ausgeprägt (90-70cm); darunter die noch störanfälligen Schwachschichten. Hohe Warte, 2460m, NO, 35° (Weitere Profile, wie immer unter www.lawis.at |