Der 06.02. war der bisher ereignisreichste Tag dieses Winters. Von der Früh weg schien die Sonne, welche nur von hohen Cirrenwolken etwas gedämpft war. Zusätzlich bot sich nach den Schneefällen der vorangegangenen Woche insbesondere in den inneralpinen Regionen Nordtirols erstmals ein winterliches Bild mit allerdings meist immer noch unterdurchschnittlichen Schneehöhen. Klar, dass dann auch entsprechend viele Wintersportler unterwegs waren, was die Wahrscheinlichkeit von Lawinenabgängen automatisch erhöhte.
Das Altschneeproblem war bekannt und wurde im Lawinenlagebericht vom 06.02. speziell für die Tuxer, Stubaier, Ötztaler und Zillertaler Alpen schattseitig oberhalb etwa 2300 und sonnseitig oberhalb etwa 2500m extra hervorgehoben. Dennoch überraschte uns die Anzahl an Fernauslösungen sowie die Dimensionen so mancher Lawinen. Der 06.02. zeigte uns somit leider auch, dass das Altschneeproblem vermehrt in den oben benannten Regionen oberhalb etwa 2300m weiterhin sehr ernst zu nehmen ist. In Folge zeigen wir eine Übersicht über einige dieser Lawinenereignisse samt einer detaillierteren Gesamtanalyse.
Lawinenereignisse seit dem 01.01.2016. Auffallend ist deren Anzahl am 06.02. © Hans Seiwald, LWD Tirol
Bekannt gewordene Lawinenereignisse mit Personenbeteiligung am 06.02.2016. Eingefärbt ist der Höhenbereich oberhalb 2300m. Die Lawinenabgänge konzentrierten sich auf die inneralpinen Regionen oberhalb dieses Höhenbereichs und hatten alle mit dem Altschneeproblem bzw. mit einem kombinierten Trieb- und Altschneeproblem zu tun. © Hans Seiwald, LWD Tirol
Ähnlich den vorangegangenen Lawinenereignissen konzentrierten sich jene vom 06.02. wiederum auf den Nordsektor. © Hans Seiwald, LWD Tirol
Auflistung der Lawinenereignisse vom 06.02. nach Seehöhe und Exposition
Schlussendlich war viel Glück im Spiel, dass an diesem 06.02. nicht mehr Todesopfer zu beklagen waren, wie an den folgenden Lawinenereignissen zu erkennen ist.
Lawinenabgang Dreiseenlift: Pfeil zeigt die Einfahrtsspur. Verschüttungsstelle konnte von Skifahrern exakt lokalisiert werden. Person wurde aus relativ großer Verschüttungstiefe mit den Händen ausgegraben. Blau einzeichnet ist jener Bereich, an dem bereits am 17.01. ein Schneebrett ausgelöst wurde. (Foto: 06.02.2016).
Lawinenabgang am Weg zum Eiskögele: Person konnte aus der Lawine ausfahren. Pfeil zeigt die Aufstiegsspur (Foto: 06.02.2016)
Lawinenabgang Festkogel: 4 norwegische Variantenskifahrer fuhren im Bereich der Lawinenverbauung ein und lösten dort ein Schneebrett aus. Eine der Personen wurde bis zur Hüfte verschüttet. Es passierte nichts. (Foto: 06-02.2016)
Lawinenabgang Glamers Grube: Lawinenauslösung bei der Abfahrt. Person konnte aus der Lawine ausfahren. (Foto: 06.02.2016)
Lawinenabgang Grubengrat ostseitig Richtung Taschachtal: Variantenfahrerin konnte nach 20 Minuten von einem Lawinenhund lebend und ansprechbar geborgen werden. (Foto: 06.02.2016)
Lawinenabgang Hippoldspitze: Mit hoher Wahrscheinlichkeit Fernauslösung der Lawine durch abfahrende Skifahrer im Bereich des Pfeils
Lawinenabgang Hobarjoch: Geführte Gruppe löste bei der Abfahrt ein Schneebrett aus. 1 Person wurde verschüttet und konnte rasch aufgefunden und geborgen werden. Personen, die sich noch oberhalb des Lawinenanrisses befanden, wurden mit dem Hubschrauber geborgen. (Foto: 06.02.2016)
Schneeprofil im Nahbereich des Lawinenabgangs vom Hobarjoch zeigt die bodennahe lockere Schicht aus kantigen Kristallen. Profil vom 08.02.2016
Lawinenabgang Kesselspitze: Fernauslösung durch abfahrende Skifahrer (Foto: 06.02.2016)
Lawinenabgang Metzen: Freerider wurde mitgerissen, Person blieb unverletzt. (Foto: 06.02.2016)
Lawinenabgang Metzen: Freerider fährt gerade in den Hang ein. Pfeil zeigt auf die gerade abgehende Schneebrettlawine (Foto: 06.02.2016)
Lawinenabgang Kröndlhorn: Fernauslösung vom Grat aus (Foto: 06.02.2016)
Lawinenabgang Stiergschwez: Fernauslösung von einer 4-köpfigen Tourengruppe im Nahbereich des Pfeiles. „1“ symbolisiert einen Hang, der 1 Woche vor diesem Lawinenabgang befahren wurde. (Foto: 06.02.2016)
Ein Blick in die Schneedecke 1 Tag nach der Lawinenauslösung (Foto: 07.02.2016)
Lawinenabgang Vordere Karlesspitze: Der Kreis zeigt 2 Personen unmittelbar nach der Auslösung (Foto: 06.02.2016)
Lawinenabgang vom 05.02. um die Mittagszeit im Bereich der Breiten Scharte in den Nördlichen Stubaier Alpen. Das Schneebrett dürfte primär kammnah aufgrund der Zusatzbelastung durch Triebschnee spontan abgegangen sein. (Foto: 06.02.2016)
Am 05.02. um die Mittagszeit weht noch stürmischer Wind in der Höhe. Verfrachtungen führen zu ausreichender Zusatzbelastung für die oben dargestellte Lawine.
Seither prägten Sturm und Schneefall das Wetter in Tirol. Triebschnee und Altschnee bilden weiterhin die entscheidenden Probleme, wobei frische Triebschneepakete leicht zu erkennen sind. Das diffus verteilte Altschneeproblem bleibt uns leider in vielen Regionen erhalten. Nähere Erläuterungen zur derzeitigen Situation folgen spätestens morgen.