Wir haben wieder sehr intensive und interessante Tage hinter uns. Im Zuge der Wartung von Wetterstationen konnten wir uns am Dienstag, dem 02.02. einen Überblick über die Situation aus der Luft (und im Gelände) machen. Wir waren im schneereicheren Westen von den Südlichen Stubaier Alpen über die Silvretta bis zum Arlberg unterwegs. Dabei beobachteten wir zahlreiche spontane Lawinen. Die meisten davon dürften am Sonntag bzw. in der Nacht von Sonntag auf Montag abgegangen sein.
Spontane Lawinen im Malfontal (Foto: 02.02.2016)
Genau wissen wir es von einer Schneebrettlawine beim Wetterstationsstandort am Adamsberg oberhalb von Galtür. Ein abrupter Anstieg der Schneehöhe zeigt uns den exakten Abgangszeitpunkt einer Schneebrettlawine, die den Standort überspülte.
Kurz vor Mitternacht löste sich eine spontane Lawine oberhalb des Schneestandortes am Adamsberg. Gut zu erkennen sind zudem die Auftrocknung der Luft am 01.02. sowie der markante Temperaturrückgang seit dem 02.02.2016
Hier noch das zur Wetterstationsgrafik passende Bild.
Auf der Verflachung erkennt man den Standort der Wetterstation und die Lawinenablagerung (Foto: 02.02.2016)
Aus der Luft gut zu beobachten waren auch die guten Sprengerfolge vom Montag, dem 01.02.2016.
Sprengerfolge in der Silvretta-Skiarena (Foto: 02.02.2016)
Während die Schneedecke am Wochenende bis meist 2200m, vereinzelt bis 2500m hinauf von Regen beeinflusst wurde, war dies in großen Höhen durch den Wind der Fall.
Durchnässung der Schneedecke in tiefen und mittleren Höhenlagen. Verbreitet bildete sich an der Schneeoberfläche ein meist brüchiger Schmelzharschdeckel. (Foto: 02.02.2016)
Hochalpin hat man am 02.02. häufig eine stark vom Wind beeinflusste Schneeoberfläche vorgefunden.
Summa summarum hat sich das turbulente Wetter bis 01.02. in der Früh positiv auf die Gesamtsituation ausgewirkt. Viele Lawinenstriche haben sich von selbst entladen. In den regenbeeinflussten Gebieten stabilisierte sich die Altschneedecke durch den Temperaturrückgang. Ebenso besserte sich das bekannte Altschneeproblem zumindest bis etwa 2400m hinauf deutlich (In Zentralosttirol regnete es weniger. Hier kann es bei den zu erwartenden Schneefällen vermehrt noch zu Problemen kommen). Vermehrt aufpassen heißt es derzeit an schneearmen Stellen im Steilgelände.
Inzwischen hat sich das Triebschneeproblem wieder in den Vordergrund geschoben. Man kann auch sagen: Wir haben perfekte Zutaten für ein klassisches Triebschneeproblem: Es ist kalt, es schneit (bzw. beginnt vielerorts gerade zu schneien) und der Wind legt zu! Problembereiche findet man somit vermehrt innerhalb des kürzlich gefallenen Neuschneepakets.
Innerhalb dieses Neuschneepakets erkennt man glitzernde Schichten aus Neuschneekristallen, eingerahmt von dichteren, vom Wind beeinflussten Schichten. Lockerer Neuschnee kann mitunter als Schwachschicht dienen. (Foto: 02.02.2016)
Hinter Geländekanten kann man derzeit (am 04.02.) leicht frischen Triebschnee auslösen. Dieser lagert auf lockerem Neuschnee, der die Schwachschicht bildet. Südliche Stubaier Alpen
Am Stubaier Gletscher lösten gestern am 03.02. und heute am 04.02. Wintersportler solche Triebschneepakete aus. Einmal unterhalb des Hinteren Daunkogels wurde eine Person verletzt, einmal im Bereich des Rotadlliftes wurde niemand verschüttet. Die betroffene Person meldete sich zum Glück bald nach dem Abgang.
Wintersportler löste im Variantenbereich ein Schneebrett aus, wurde jedochnicht verschüttet. Stubaier Gletscher – Rotadlift (Hinter Geländekanten (Foto: 04.02.2016)
Für die kommenden Tage werden solche Vorfälle wohl nicht ganz zu verhindern sein. Umso mehr möchten wir an dieser Stelle an die Vernunft der Wintersportler appellieren, zurückhaltend zu sein. Triebschneepakete sind definitiv zum Teil sehr störanfällig. In Folge ist mitunter auch ein Durchbrechen in tiefere Schichten denkbar, was sich negativ auf die Lawinengröße auswirkt!
Bereits jetzt ist es windig auf den Bergen. Über Nacht soll es stürmisch werden…Tuxer Alpen (Foto: 04.02.2016)