Der heutige Freitag, der 31.03. wird der bisher wärmste Tag des Jahres werden. Dies wirkt sich in Zusammenhang mit der für die Jahreszeit intensiven Strahlung und der ab nun wieder zunehmenden Luftfeuchtigkeit auf die Lawinengefahr aus!
Wir rechnen ab heute, dem 31.03. wieder mit erhöhter (spontaner) Lawinenaktivität.
Vorsicht ist dabei ganz speziell in besonnten Steilhängen in einem Höhenbereich zwischen etwa 2300m und 2900m angebracht. Der sich über Nacht gebildete Harschdeckel wird nun von Tag zu Tag dünner, während die darunter befindlichen Schneeschichten bereits durchgehend feucht bzw. zum Teil durchnässt sind. Der in Bodennähe vorhandene Schwimmschnee wird durch den Nässeeintrag massiv geschwächt und somit als Schwachschicht wieder aktiviert.
Zu beachten ist unbedingt, dass ein tragfähiger Harschdeckel aufgrund dessen geringerer Dicke (trotz Tragfähigkeit) nicht zwingend eine stabile Schneedecke bedeuten muss. Dies wurde u.a. gestern bei zwei uns bekannten Lawinenereignissen, die zum Glück gut ausgegangen sind, wieder augenscheinlich.
Lawinenauslösung in einem O-Hang auf ca. 2500m südlich des Gaislachkogels um 10:30 Uhr. Man erkennt am Bild die Skispuren auf einem noch tragfähigen Harschdeckel. Dennoch konnte die Lawine ausgelöst werden. (Foto: 30.03.2017)
Lawinenauslösung im Wildlahnertal (Zillertaler Alpen) in einem Westhang auf ca. 2700m um 13:20 Uhr. Beim Kreis erkennt man eine Skitourengruppe, die bei der Abfahrt die Lawine (durch Fernauslösung) auslöste. Ähnliche Situation wie am oberen Bild: Harschdeckel war noch tragfähig. (Foto: 30.03.2017)
Durch den Impuls eines kleinen Rutsches entwickelte sich im besonnten, sehr steilen Gelände auf ca. 2500m im Dorfertal (Osttiroler Tauern) ein stattliches Schneebrett. Während der kommenden Tage werden spontane Lawinen häufiger! (Foto: 30.03.2017)
Gleitschneelawinen sind im heurigen Winter auch aufgrund der geringen Schneemächtigkeit selten. Hier am Bild gleitet Schnee auf glattem Felsen ab. Venedigergruppe (Foto: 30.03.2017)
Neben den besonnten Hängen kann auch in Schattenhängen die bodennahe Schwachschicht vom Frühwinter durch Nässeeintrag wieder störanfälliger werden, dies trifft derzeit v.a. für Höhenlagen zwischen etwa 2200m und 2400m mit steigender Tendenz ab Sonntag, dem 02.04. zu.
Am Wochenende wird die Luft nun immer feuchter, die Schaueranfälligkeit zumindest am Sonntag, dem 02.04. relativ hoch. Erfahrung in der Lawinenbeurteilung, eine gute Zeiteinteilung und gute Tourenplanung erscheinen deshalb besonders wichtig! Je höher und früher man unterwegs ist, desto besser!
Hochgelegene Hütten bieten im Verhältnis die besten Voraussetzungen für Touren während der kommenden Tage. Dennoch: Hüttenzustiege können durch Lawinen gefährdet sein.
Weitere Impressionen zur aktuellen Situation:
Die Ausaperung schreitet weiter voran. (Foto: 30.03.2017)
Der überdurchschnittlich warme März hat auch den Skipisten arg zugesetzt. Kitzbüheler Alpen (Foto: 30.03.2017)
Frühling im Tal, für die Jahreszeit unterdurchschnittliche Schneehöhe am Berg. Wilder Kaiser (Foto: 30.03.2017)
Firngenuss bei rechtzeitiger Abfahrt. Venedigergruppe, Osttiroler Tauern (Foto: 30.03.2017)
Seracbruch führte zu Lawinenabgang am Gletscher, Venedigergruppe (Foto: 30.03.2017)
Auch immer daran denken: Mögliche Gefahr durch Wechten auf Graten, Silvretta