Sonntag, 4. Februar 2018

Pulverschnee neben frischen, zum Teil sehr störanfälligen Triebschneepaketen

Der Wind als Baumeister der Lawinen bestimmt derzeit im Wesentlichen die Lawinengefahr. Am meisten gearbeitet hat der Wind in Osttirol sowie allgemein in größeren Höhen.

Wetterstation Eselrücken in den Osttiroler Tauern, eine jener Stationen, wo es während der vergangenen Tage am meisten geschneit hat. Zudem wehte dort vergleichsweise auch der Wind am kräftigsten

Zu verfrachten gibt es derzeit den kürzlich gefallenen, häufig sehr lockeren Pulverschnee. Da die Altschneedecke durchwegs gut aufgebaut ist, braucht man sich derzeit somit v.a. nur auf kürzlich gebildeten, meist jedoch recht störanfälligen Triebschnee konzentrieren. Wer Windzeichen richtig interpretieren kann sollte diese Gefahrenbereiche leicht erkennen und ihnen im Steilgelände entsprechend ausweichen können.

Windeinfluss in der Region Südliches Osttirol (Foto: 03.02.2018)

Wichtig erscheint auch, dass es in Summe während der vergangenen Tage in Tirol meist windschwach war, sodass vielerorts günstige Verhältnisse bei gutem Pulverschnee dominieren.


Unterwegs im Außerfern bei bestem Pulverschnee ohne Windeinfluss (Foto: 03.02.2018)

Noch ein kurzer Exkurs zur Auswahl der Gefahrenstufe:


Wichtige Parameter zur Auswahl einer Gefahrenstufe sind neben der Schneedeckenstabilität, der Auslösewahrscheinlichkeit von Lawinen, den zu erwartenden Lawinen (Art, Größe, Anzahl) immer auch die Verbreitung der Gefahrenstellen innerhalb einer Region:

Wir konzentrieren uns derzeit auf zwei Problembereiche: Frischer Triebschnee und Gleitschnee.

Frischer Triebschnee lässt sich derzeit in ganz Tirol leicht durch geringe Belastung stören. In Nordtirol sind diese Gefahrenbereiche innerhalb einer Region jedoch nicht allzu verbreitet, weshalb oberhalb etwa 2000m (häufig liegt dieser Höhenbereich lokal gesehen noch höher) Stufe 2 gewählt wurde. In Osttirol hingegen sind die Gefahrenbereiche wegen der größeren Neuschneemengen und des vergleichsweise stärkeren Windeinflusses verbreiteter, die zu erwartenden Anrissmächtigkeiten von Lawinen größer, sodass dort Stufe 3 gewählt wurde. Wesentlich ist also, unabhängig von der Gefahrenstufe, Ausschau nach frischen Triebschneepaketen zu halten und diesen im Steilgelände vorerst konsequent auszuweichen.

Gleitschnee: Letzte Woche beobachteten wir wegen der fortschreitenden Durchnässung der Schneedecke eine erhöhte Gleitschneeaktivität. Inzwischen geht die Bereitschaft des Abgleitens von Schnee auf steilen Wiesenhängen gefühlsmäßig etwas zurück. Dennoch: Das Gleitschneeproblem wird uns den Winter über erhalten bleiben. Wir empfehlen unverändert, Bereiche unterhalb von Gleitschneerissen möglichst zu meiden. Vorsicht auch in den schneereichen Regionen: Dort sind Gleitschneerisse mitunter – ähnlich wie Gletscherspalten – von Schneebrücken überdeckt, sodass die Gefahr besteht, in Gleitschneerisse zu stürzen.

Ausblick: An der Situation ändert sich vorerst kaum etwas. Laut Auskunft der ZAMG-Wetterdienststelle soll es bis auf Weiteres nur wenig schneien. Wir erwarten überwiegend günstige Verhältnisse.