Montag, 12. Februar 2018

Sehr störanfällige Triebschneepakete durch eingeschneiten Oberflächenreif

Entscheidend für die Lawinensituation sind die Neuschneefälle seit gestern, dem 11.02. Bisher fiel meist um 10cm, lokal bis 20cm Schnee, der heute am 12.02. speziell in den nördlicheren Regionen laut ZAMG-Wetterdienststelle noch um etwa 10cm zunehmen soll. Es handelt sich dabei um relativ wenig Neuschnee. Dennoch erreichen wir die sogenannte kritische Neuschneemenge, welche zu einem Gefahrenanstieg führt.


Die kritische Neuschneemenge hängt einerseits von der Beschaffenheit der Altschneeoberfläche, andererseits vom Aufbau der Altschneedecke ab.

Derzeit ist die Altschneedecke allgemein gut aufgebaut und verbreitet stabil. Die Altschneeoberfläche hingegen bestand bis gestern, dem 11.02.2018 im Sektor W über N bis O ziemlich verbreitet aus Oberflächenreif, der sich zwischen dem 06.02 und 11.02. gebildet hat. Nicht selten überlagerte dieser wiederum Wildschnee – einen besonders lockeren Pulverschnee. Es handelt sich dabei um durchwegs sehr störanfällige Schwachschichten.
Über ganz Tirol verteilt wurde uns von Oberflächenreif berichtet. Hier am Weg zum Thialkopf, Region Silvretta-Samnaun (Foto: 09.02.2018)

Häufig lagerte sich Oberflächenreif auch schattseitig, kammnah ab. (Nigg-Effekt), Peilspitze, Nördliche Stubaier Alpen (Foto: 09.02.2018)

Begünstigt wurde die Oberflächenreifbildung durch (Hoch-)Nebel um den 08.02.2018 (Foto: 08.02.2018)

Aus hohen Wolken „fuselte“ es. Es lagerte sich Wildschnee ab. Silvretta (Foto: 08.02.2018)

Ein ähnliches Bild wie oben von der Region Nördliche Stubaier Alpen (Foto: 09.02.2018)

Lockerer Pulverschnee am Karnischen Kamm (Foto: 10.02.2018)

Ebenso wurden lockere, kantige und filzige Kristalle an der Schneeoberfläche beobachtet, die ebenso eine Schwachschicht bilden können.

Die Schwachschichten kommen dort zum Tragen, wo Windeinfluss zu Schneeverfrachtungen geführt hat. Der dadurch entstandene, frische Triebschnee kann derzeit sehr leicht gestört werden. Dies bestätigen auch Rückmeldungen von Wintersportlern.

Spürbarer Windeinfluss auf den Bergen samt etwas Neuschnee bei kalten Temperaturen.

Alles in allem haben wir eine Situation, bei der frischen Triebschneepaketen im Steilgelände konsequent ausgewichen werden sollte. Es handelt sich verbreitet um eher kleinräumige und häufig kleinflächige Gefahrenstellen.

Risse in der Schneedecke und das Brechen von Schollen deuten auf eine sehr hohe Störanfälligkeit hin. Unterwegs im Außerfern (Foto: 11.02.2018)

Schneebrett mit sehr geringer Anrissmächtigkeit in den Kitzbüheler Alpen. Groß genug, um Personen mitzureißen und sogar zu verschütten. (Foto: 11.02.2018)

Dort, wo kein Wind im Spiel war und der Neuschnee locker ist, besteht das Problem von Lockerschneelawinen aus extrem steilem Gelände. Zusätzlich bleibt die Gefahr von Gleitschneelawinen auf steilen Wiesenhängen aufrecht. Ansonsten sind in windberuhigten Bereichen weiterhin günstige Verhältnisse vorzufinden.

Bei der Tourenplanung zu beachten: Die Gefahr von Gleitschneelawinen. Links am Bild ein Riss in der Schneedecke, daneben eine überschneite Gleitschneelawine, rechts davon eine Tourengruppe. Zillertaler Alpen. (Foto: 11.02.2018)

Abgangsbereit, aber nicht vorhersehbar: Silvretta (Foto: 08.02.2018)

Sonst noch berichtenswert:

In ganz Tirol liegt überdurchschnittlich viel Schnee. Südliche Stubaier Alpen (Foto: 06.02.2018)

Gefahr von Wechtenbrüchen. Außerfern (Foto: 09.02.2018)