Mittwoch, 14. März 2018

Das Frühjahr machte sich erstmals bemerkbar – mit den Temperaturen geht es ab dem Wochenende wieder abwärts


Mit beginnendem Südföhn-Einfluss ab dem 08.03. begannen die Temperaturen zu steigen. Zeitweise regnete es bis maximal 2300m hinauf. Ebenso legte der Wind in der Höhe deutlich zu.
 
Interessant zu verfolgen ist derzeit v.a. die Schneeoberflächentemperatur bei tiefer gelegenen Stationen, wie hier auf 1935m bei der Muttekopfhütte. Man erkennt die zunehmende Durchfeuchtung der Schneedecke, die während der vergangenen Tage in diesen Höhenlagen inzwischen häufig schon isotherm geworden ist.

Bei der Station Patscherkofel erkennt man gut den Föhneinfluss: zunehmender Wind, steigende Temperaturen.

Die Schneedecke wurde dadurch in tiefen und mittleren Höhenlagen erstmals während dieses Winters massiver durchfeuchtet bzw. gar durchnässt und entsprechend geschwächt. Lawinenabgänge waren die Folge. Es handelte sich dabei entweder um Lockerschnee- oder Gleitschneelawinen. Dies hatte auch damit zu tun, weil in diesen Höhen markante Schwachschichten innerhalb der Schneedecke fehlen.

Lockerschneelawinen lösten sich vermehrt im Bereich von extrem steilem, bewaldeten Gelände. Einige davon erreichten auch sehr exponierte Straßen. Die höchste Aktivität von Lockerschneelawinen wurde zwischen dem 11.03. nachmittags sowie dem 12.03. abends beobachtet.

Lawinenabgang bei der Seewand im Lienzer Becken (Foto: 12.03.2018)

 
Regen und warme Temperaturen förderten die Lawinenaktivität am 12.03.

  Lawinenablagerungen im hinteren Zillertal (Foto: 13.03.2018)

Lawinenauslösung im Waldbereich in Zentralosttirol (Foto: 13.03.2018)

Markant war auch die wieder auflebende Gleitschneelawinenaktivität.

Gleitschneelawine auf der Nordkette (Foto: 12.03.2018)

  Frische Gleitschneelawine in den Osttiroler Tauern (Foto: 13.03.2018)

Das Triebschneeproblem verlagerte sich von Tag zu Tag langsam in größere Höhen. Diffuse Sonneneinstrahlung und warme Temperaturen führten doch zu einer recht raschen Stabilisierung. Derzeit gehen wir davon aus, dass Triebschnee erst oberhalb etwa 2400m zu stören sein sollte.

Kammnah konnten kleine Schneebretter aufgrund von frischem Triebschnee beobachtet werden. Zentralosttirol (13.03.2018)

Spontanes Schneebrett in einem offensichtlich vom Wind beeinflussten Schattenhang (Foto: 12.03.2018)

Die Lawinengefahr ist inzwischen überwiegend mäßig mit möglichem, leichten tageszeitlichen Anstieg. Mit den zum Wochenende hin prognostizierten winterlichen Temperaturen wird sich die derzeit durchfeuchtete Schneedecke wieder stabilisieren. Gleitschneelawinen stellen jedoch weiterhin eine mögliche Gefahr dar. Triebschnee sollte v.a. in größeren Höhen beachtet werden. (Nachtrag vom 15.03.: 06:30 Uhr: Gefahrenstellen werden mit dem starken Föhneinfluss während des 15.03. verbreiteter. Vermehrt aufpassen heißt es in Schattenhängen, beginnend von etwa 2200m aufwärts sowie allgemein im kammnahen sehr steilen Gelände.) Zudem ist speziell in sehr steilen W- und O-exponierten Hängen oberhalb etwa 2800m auf ein mögliches, oberflächennahes Altschneeproblem zu achten: Unterhalb einer dünnen Schmelzkruste könnten dort kantige Kristalle als Schwachschicht für Schneebrettlawinen eine Rolle spielen.